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Germanische Heldensagen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Reclam Verlagerschienen am06.09.2024
Germanische Superhelden Der Leipziger Autor Reiner Tetzner hat die germanischen Heldensagen Mittel- und Nordeuropas aus den Quellen neu erzählt: Die berühmte Nibelungensage mit Siegfrieds Kampf gegen den Drachen liest sich ebenso fesselnd wie die spektakulären Abenteuer der mittelalterlichen Sagenfiguren Wieland der Schmied und Dietrich von Bern.

Reiner Tetzner, geb. 1936, ist ein deutscher Publizist. Er veröffentlichte zahlreiche Werke über griechische und germanische Götter- und Heldensagen und ist Gründungsmitglied des Arbeitskreises für Vergleichende Mythologie und des Sächsischen Literaturrats.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextGermanische Superhelden Der Leipziger Autor Reiner Tetzner hat die germanischen Heldensagen Mittel- und Nordeuropas aus den Quellen neu erzählt: Die berühmte Nibelungensage mit Siegfrieds Kampf gegen den Drachen liest sich ebenso fesselnd wie die spektakulären Abenteuer der mittelalterlichen Sagenfiguren Wieland der Schmied und Dietrich von Bern.

Reiner Tetzner, geb. 1936, ist ein deutscher Publizist. Er veröffentlichte zahlreiche Werke über griechische und germanische Götter- und Heldensagen und ist Gründungsmitglied des Arbeitskreises für Vergleichende Mythologie und des Sächsischen Literaturrats.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783159623481
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum06.09.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse1892 Kbytes
Artikel-Nr.17280590
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Siegfried kommt nach Worms

Nach diesen alten Berichten unterlag Siegfrieds Vater auf dem Schlachtfeld vor der Geburt des Sohnes. Aus jüngerer Zeit wird von Siegmund als König in Xanten erzählt, mit Siegfried an seiner Seite. Aber in allen Überlieferungen zeichnet sich Siegfried durch außergewöhnliche Kraft aus, und die trieb ihn wohl auch nach Worms.

Bis Siegfried von Kriemhild Kunde erhielt, lebte er unbeschwert. Die Königstochter sei über alle Maßen schön und reizvoll, so anziehend und begehrt, hieß es, wie keine vor ihr. Und er hörte, wie Werber aus allen Ländern an den Burgundenhof schwärmten. Dass Kriemhild auch die mächtigsten und kühnsten abwies, forderte Siegfried umso mehr heraus.

Als König Siegmund davon hörte, versuchte er seinem Sohn diese Werbung auszureden.

»Mein Herz ist so voll Liebe zu Kriemhild, ich kann von ihr nicht lassen«, beteuerte Siegfried, »darf ich sie nicht freien, werde ich nimmer eine Frau wählen.«

»Ist es nicht zu wenden, so will ich dir beistehen«, kam der Vater ihm entgegen, »aber schon von einem allein an Gunters Hof droht dir Gefahr. Hagen von Tronje ist hochmütig und heimtückisch, er duldet keinen Mächtigen an seiner Seite.«

»Wenn ich mit Freundlichkeit nichts erreiche«, entgegnete Siegfried, »erzwing ich mir Land und Leute mit meinem Schwert.«

»Erführen die Burgunden davon, dürftest du niemals nach Worms«, warnte Siegmund, »ich kenne die Könige Gunter und Gernot. Mit Gewalt gewinnst du nie Kriemhilds Herz. Aber willst du doch mit einem Heer ausziehen, werde ich alle meine Freunde aufbieten.«

»Mit starker Mannschaft nach Worms zu reiten, danach ist mir nicht. Allein will ich Kriemhild gewinnen. Gib mir zwölf Gefährten, Vater, rüste sie aus, dann werde ich losziehen.«

Als Königin Sieglind von Siegfrieds Absicht erfuhr, weinte sie und sah ihren Sohn schon von Gunters Mannen bedroht.

»Keine Tränen, Mutter«, bat Siegfried, »verhelft mir und meinem Gefolge zu solchem Gewand, dass es uns zur Ehre gereicht.«

»Kannst du von der Schönen nicht lassen«, beteuerte die Mutter, »sollst du die beste Kleidung haben, die je ein Held trug.«

Schöne Frauen wirkten und nähten Tag und Nacht. Siegmund ließ glänzende Brünnen und feste Helme zurichten und neue Schilde fertigen. Die waren breit und schön. Das Zaumzeug glänzte rot von Gold, das Riemenzeug seiden. Die Gewänder prangten goldfarben. Die Schwertspitzen der Recken reichten bis an die Sporen. Siegfrieds Speer war zwei Spannen breit.

Beim Abschied von Xanten trauerten die Helden bei Hofe, und zahlreiche Frauen weinten. Sie ahnten Leid und Tod. Siegfried gelang es nicht, sie zu trösten.

Am siebenten Morgen ritten die Helden an den Ufersand zu Worms. Rüstung und Gewänder leuchteten golden. Als ob sie aus einer anderen Welt oder gar von den Göttern kämen, so schien es dem Volk, das sich sammelte und Siegfrieds Zug in die Hofburg folgte. Nie wurden hier herrlicher Gerüstete gesehen. Siegfrieds Schild war mit rotem Gold überzogen und mit einem Drachen bemalt. Der Held trug eine Goldbrünne, und alle seine Waffen waren goldgeschmückt, heißt es in alten Erzählungen. Siegfrieds Haar war braun und fiel in langen Locken herab, sein Bart stand dicht und kurz. Er hatte ein knochiges Gesicht, seine Augen waren so scharf, dass nur wenige wagten, ihn anzublicken. Seine Schultern waren so breit wie die von zwei Männern. Er redete sehr gewandt. Freunden zu helfen galt ihm als eine Lust. Für sie nahm er gern Feinden ihr Gut ab.

Recken und Knechte des Königs eilten ihnen entgegen, nahmen ihnen, der Sitte gemäß, Schilde und Zaumzeug ab. Aber als ihre Pferde in den Stall geführt werden sollten, wehrte Siegfried ab:

»Lasst sie stehen, bald reiten wir weiter. Aber wo finde ich König Gunter?«

Einer, der es wusste, geleitete sie.

Inzwischen war dem König die Ankunft der Fremden gemeldet worden. Gunter blickte aus dem Fenster und sah sie im Hofe mit ihren glänzenden Gewändern und silberfarbenen Brünnen. Dass ihm keiner sagen konnte, woher sie kamen, ärgerte den König. Ortwin von Metz war bei ihm und meinte, man solle seinen Onkel Hagen von Tronje rufen, der habe Kenntnis von fremden Reichen und deren Herrschern.

Also trat Hagen mit seinem Gefolge vor den König. Nach dessen Frage blickte der Tronjer lange aus dem Fenster auf die Fremden und sagte:

»Ihre Rüstungen glänzen, und wie stolz die Helden gehen, es müssen Fürsten oder deren Boten sein. Zwar habe ich Siegfried nie gesehen, aber jener dort, der steht so königlich und blickt so unerschrocken, das ist der berühmte Held.«

»Was weißt du über ihn?«, fragte Gunter.

»Er besitzt den Nibelungenhort, einen unermesslichen Schatz. Siegfried ist der reichste Held in allen Landen. Er gewann ihn, indem er die kühnen Nibelungen erschlug, Schilbung und Nibelung, zwei Söhne eines mächtigen Königs.«

»Wie kam es dazu?«, forschte Gunter weiter.

»Siegfried ritt allein an einem Berg vorbei, wurde mir erzählt, wo der ganze Schatz aus einer Höhle herausgetragen und ausgebreitet worden war. Schilbung und Nibelung gedachten dieses Erbe zu teilen. Als die Recken den Fremden vorbeireiten sahen, begrüßten sie ihn:

Seht, da kommt der starke Siegfried, der Held von Niederland.

Da Schilbung und Nibelung den Schatz nicht gerecht zu teilen vermochten, baten sie Siegfried darum. Er wehrte sich, gab aber schließlich ihrem Drängen nach. Siegfried sah so viele Edelsteine ausgebreitet, erzählt man sich, und dazu rotes Gold in solcher Fülle, dass hundert schwere Wagen es nicht hätten tragen können.

Die Brüder belohnten Siegfried für seine Arbeit im voraus mit dem Nibelungenschwert. Aber dem Helden aus Xanten war es nicht gelungen, den unermesslichen Schatz gerecht zu teilen. Da wurden die Brüder sehr zornig und griffen Siegfried an. Der erschlug zwölf Riesen, die zu dem Gefolge der beiden Königssöhne gehörten, und siebenhundert Nibelungen. Ohne dieses zauberische Schwert Balmung hätte er das nicht vermocht. Auch Schilbung und Nibelung fielen durch ihr voreiliges Geschenk. Der starke Zwerg Alberich wollte seine Herren rächen und lief wie ein wilder Löwe gegen Siegfried an. Der geriet durch die Kraft des Zwerges in große Not, aber schließlich gelang es ihm, Alberich den Tarnmantel zu entreißen und an sich zu bringen. Damit war die Macht des Zwerges gebrochen, er musste sich Siegfried unterwerfen. Darin folgten ihm auch die übrigen Nibelungen. Die sich gegen ihn gewehrt hatten, lagen alle erschlagen. Siegfried ließ den Schatz wieder in den Berg hineintragen. So fiel ihm mit den Ländern und Burgen auch der Nibelungenhort zu. Alberich musste Eide schwören, Siegfried wie ein Knecht zu dienen, und wurde dafür zum Hüter des Hortes bestimmt. Das sind einige Taten Siegfrieds, von denen ich weiß«, berichtete Hagen.

König Gunter und seinen Brüdern klangen noch Hagens Worte im Ohr, als der riet:

»Empfangen wir den Helden mit Ehren, sonst ziehen wir uns seinen Hass zu; er blickt sehr streitbar.«

Der König stimmte zu. Sie gingen hinunter in den Hof und begrüßten die Gäste höflich.

Der Held aus Xanten verneigte sich dankend vor dem König und seinen Begleitern.

»Woher kommt Ihr?«, fragte König Gunter. »Und warum habt Ihr den Weg nach Worms gewählt?«

»Das will ich unverhohlen sagen«, erwiderte Siegfried. »Mir wurde in Xanten berichtet, Ihr habt die tapfersten Helden, die je ein König um sich scharte. Und Ihr rühmt Euch selber, kühner als jeder andere König zu sein. Auch ich sollte eine Krone tragen. Aber damit das die Leute mit Recht von mir sagen können, will ich mein Haupt dafür aufs Spiel setzen. König Gunter, ich fordere Euch heraus, im Kampf will ich Euch abzwingen Euer Land und Eure Burgen.«

Gunters Männer betrachteten Siegfried hasserfüllt. Und verwundert entgegnete der König:

»Womit hätte ich das verdient? Was mein Vater in Ehren erworben und bewahrt, durch die Kraft nur eines Mannes zu verlieren? Wie könnten wir das dulden?«

»Ich lasse nicht davon ab«, beharrte Siegfried, »auch ich setze mein Land und meine Burgen, meine Leute, mein Erbe aufs Spiel. Wer von uns beiden siegt, der sei Herr über Land und Leute hier wie dort.« Vielleicht kam der Held von Xanten in dem Gefühl, der mächtigste Mann auf Erden zu sein.

»Uns widerstrebt«, warf Gernot ein, »ein Land zu gewinnen, indem wir einen Helden erschlagen. Wir sind lange hier ansässig und reich genug.«

Auch Ortwin von Metz geriet in Wut und rief: »Siegfried hat kein Recht, den König herauszufordern. Damit er seinen Hochmut verliert, trete ich ihm allein entgegen.«

»Deine Hand kann nicht an gegen mich!«, erwiderte Siegfried zornig, »ich bin ein großer König, du eines Königs Gefolgsmann. Nicht zwölf von deinesgleichen kämen an gegen mich.«

Da rief Ortwin von Metz nach seinem Schwert. Hagen von Tronje stand noch schweigend dabei, was König Gunter leid war. Gernot versuchte entschlossen zu vermitteln:

»Dämpft Euren Zorn, noch hat Siegfried sein Schwert nicht gezogen. Folgt meinem Rat, beenden wir den Streit, lasst uns Siegfried zum Freund gewinnen.«

»Warum eigentlich«, mischte endlich Hagen sich ein, »ritt der Held von Niederland in Waffen gegen uns? Das hätte er besser gelassen, meine Herren haben ihm nichts getan.«

»Wenn Euch meine Rede kränkt, Herr Hagen«, entgegnete Siegfried...
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Autor

Reiner Tetzner, geb. 1936, ist ein deutscher Publizist. Er veröffentlichte zahlreiche Werke über griechische und germanische Götter- und Heldensagen und ist Gründungsmitglied des Arbeitskreises für Vergleichende Mythologie und des Sächsischen Literaturrats.