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Mörder in der Mumienfarm

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Shadodex-Verlag der Schattenerschienen am02.09.2024
Stell dir vor, du könntest ewig leben ... Der Milliardär und Dreaminc-Inhaber Erolus Ex bietet seinen Kunden genau diesen Service: Unsterblichkeit. In einer virtuellen Welt - genannt Dreamland - kann das Bewusstsein mithilfe eines Avatars weiterleben, während der Körper in der sogenannten Mumienfarm konserviert wird. Der mysteriöse Tod einer der Mumien erschüttert jedoch das Firmenimperium. Privatdetektiv Horatio Abakorn erhält den Auftrag, den Fall aufzuklären. Dabei kommt er einer Verschwörung auf die Spur und er muss plötzlich um sein Leben bangen, denn von den Bewohnern Dreamlands geht eine Gefahr aus, die unbedingt aufgehalten werden muss.mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,49

Produkt

KlappentextStell dir vor, du könntest ewig leben ... Der Milliardär und Dreaminc-Inhaber Erolus Ex bietet seinen Kunden genau diesen Service: Unsterblichkeit. In einer virtuellen Welt - genannt Dreamland - kann das Bewusstsein mithilfe eines Avatars weiterleben, während der Körper in der sogenannten Mumienfarm konserviert wird. Der mysteriöse Tod einer der Mumien erschüttert jedoch das Firmenimperium. Privatdetektiv Horatio Abakorn erhält den Auftrag, den Fall aufzuklären. Dabei kommt er einer Verschwörung auf die Spur und er muss plötzlich um sein Leben bangen, denn von den Bewohnern Dreamlands geht eine Gefahr aus, die unbedingt aufgehalten werden muss.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783985280391
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum02.09.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse2018 Kbytes
Artikel-Nr.17301319
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

Teil I: Die Farm

 

 
Dienstagmorgen

 

 

Dresden, die Perle an der Elbe. Ausnahmsweise glänzt sie heute nicht. Das wolkengefilterte Sonnenlicht taucht die Stadt in kontrastlose Grauschattierungen, die sich in den Pfützen der Pflasterfußwege spiegeln. Wenigstens hat es aufgehört zu regnen.

Als ich von der Louisenstraße nach links in die Kamenzer einbiege, vibriert mein Smartphone. Ein lang gezogenes Dauerbrummen. Automatisch ziehe ich das zappelnde Ding aus der Manteltasche. Die anderen Passanten tun das Gleiche. Kein Wunder, denn bei dem Signal handelt es sich um eine allgemeine Warnung. In der Nähe befindet sich offenbar eine Person, deren Likes-Index unter der Schwelle von fünfzig liegt.

Es wird keine unmittelbare Gefahr angezeigt, also setze ich meinen Weg fort.

Inzwischen erscheint das Foto des vermeintlichen Missetäters - Entschuldigung, der Missetäterin - auf dem Display: eine uralte Frau mit Hut und Brille, die verängstigt von unten in die Kamera schaut.

Beinahe hätte ich losgeprustet, aber mein täglicher Arbeitsweg hat sein Ziel soeben erreicht und ich muss mich zusammenreißen.

»Horatio Abakorn, Privatdetektiv«, steht in schwarzen, abgerundeten Buchstaben auf dem Firmenschild. Ja, so heiße ich, Horatio Abakorn, und die »Firma« ist meine Agentur.

Was den Handyalarm betrifft, so kann es sich nur um ein Missverständnis handeln. Von der Seniorin geht definitiv keine Gefahr aus. Wahrscheinlich hat sie sich in den sozialen Medien vertippt und ist dadurch in Missgunst geraten. Das passiert immer wieder. Vor ein paar Wochen verlor ein Prediger alle seine Likes, weil er die Mitglieder seiner eigenen Kirche, »Die wahren Täufer«, in einem Kommentar als »Die wahren Säufer« bezeichnete. Zwar entschuldigte er sich und bekundete eindringlich, sich lediglich vertippt zu haben, doch das nützte ihm nichts. Seine geistliche Karriere fand ein jähes Ende.

Bevor ich die Klinke nach unten drücke, werfe ich noch einen Blick in den Frühlingshimmel. Nicht um göttlichen Segen zu empfangen. - Nein, Sir! Auf mich trifft der verunglückte Spruch des geschassten Predigers unbedingt zu. - Vielmehr erregt ein Sonnenstrahl aus einem schmalen, leuchtenden Wolkenriss meine Aufmerksamkeit. Ich blicke hindurch und mein Befinden bessert sich - ein wenig. Der Mai liegt nicht mehr fern, was nichts daran ändert, dass sich die regnerischen Apriltage in meinem Leben häufen, was wiederum zu mehr zynischen Gedanken und noch mehr geleerten Whiskiygläsern führt.

Ich trete ein. Es muss Dienstag sein, denn ein keimfreier Schwall desinfizierter Luft weht mir entgegen. Die Reinigungsfirma hat ihre wöchentliche Aufgabe - wie immer - akribisch erfüllt und dabei nicht an Chemikalien gespart. Nun ja, so sind die Vorschriften. Zwar bezahle ich die Miete für die drei kleinen Räume, aber die gesetzlichen Sicherheitsbestimmungen legen fest, wie ich sie zu pflegen habe.

Im Flur ziehe ich meinen Mantel aus und hänge ihn an die Garderobe. Die Schlaufe im Nacken ist abgerissen, weshalb ich den Kragen über den Haken stülpe. Marta, meine Sekretärin, regt sich jedes Mal darüber auf, wenn sie daran vorbeigeht und es bemerkt. »Jaki baÅagan!«, pflegt sie dann in ihrer polnischen Muttersprache zu schimpfen, was wohl so viel heißt wie: »Näh das Ding endlich an!«

Ich gehe ins Vorzimmer. Marta sitzt am Tisch und blickt mich über ihre Lesebrille hinweg an. Sie lächelt nicht, was kein gutes Zeichen ist.

»Guten Dag, Cherr Choratio!«, knirscht sie. »Sie sind ziemlich spät.«

Ich gebe die Begrüßung freundlichst zurück und erkundige mich, was das denn für eine Rolle spiele.

»Sie chaben cheute den Termin mit Fräulein Ebert-Well. Chaben Sie das etwa vergessen?« Sie nimmt ihre Sicherette vom Rand des Aschenbechers und zieht daran. Der garantiert schadstofffreie Dunst steigt vorwurfsvoll in meine Nase.

»Das ist heute?«, rufe ich entsetzt und schlage mir in Gedanken gegen die Stirn. Dabei hat die Dame erst gestern angerufen. Sie war der erste Mensch seit Langem, der um ein Treffen bat. Darüber hinaus vermittelte sie ernsthaft den Eindruck, sich in eine zahlende Klientin verwandeln zu wollen. Im Schnitt ist das nur bei dreißig Prozent der Anrufer der Fall. Lediglich bei Eifersuchtsgeschichten liegt die Quote höher.

Marta legt die Sicherette zurück auf den Aschenbecherrand und lässt die Spitze auf das eingravierte Wappen ihrer Heimatstadt zeigen: eine bedeutsam dreinblickende Meerjungfrau, die ein gewaltiges Schwert über dem Kopf schwingt. »Ihr Besuch wird jeden Moment chier sein.« Sie nickt resolut in Richtung meines Büros.

Ich bedanke mich für die Erinnerung, durchquere mit drei Schritten das Vorzimmer und drücke die Bürotür hinter mir zu. Allerdings verschafft mir das kaum Privatsphäre. In das Türblatt ist ein Fenster eingelassen, das beinahe die gesamte Fläche ausfüllt. Dadurch hat mich Marta immer im Blick.

Und heute ist er besonders scharf, denke ich.

Die Einrichtung meines Büros ist alles andere als ausgefallen: Aktenregale, zwei Topfpflanzen auf den Fensterbrettern, eine achtzig Zentimeter hohe Sherlock-Holmes-Figur neben der Tür. An der Decke rotieren Ventilatorflügel und fächeln Luft unter die Papiere auf meinem abgewetzten Schreibtisch. Ich gehe um ihn herum und öffne die oberste Schublade. Ha! Ich wusste es: Zwischen einer halb gefüllten Zahnpastatube und einem schwarz verpackten Kondom, dessen Haltbarkeit schon seit einigen Jahren abgelaufen ist, liegt eine jungfräuliche Schachtel »Pall Mall - Secure Edition«. Ich greife danach, ich meine nach der Schachtel, reiße sie auf und stupse eine Sicherette heraus.

Klick, zisch, schnapp!

Mein silbernes Feuerzeug ist wohl der wertvollste Besitz, den ich noch habe. Ja, ich bin so gut wie pleite. Wenn Marta auf die Idee kommen sollte, ihr ausstehendes Gehalt zu verlangen, wäre das Ende der Fahnenstange erreicht.

Ein ungewohntes Geräusch dringt durch die Fensterscheiben. Hinter den altmodischen Gardinen kann ich ein Automobil erkennen, das umständlich neben dem Fußweg parkt. Es ist keines der selbstfahrenden Allerweltsteile aus Plastik und Presspappe, sondern eine echte Limousine, ein Tesla der neuesten Generation. Die machen ziemlich was her. Sogar der Wachroboter ist aufgesprungen und fokussiert seine Kameraaugen auf den silberfarbenen Schlitten.

Die Fahrertür bewegt sich. Ein älterer Mann in Chauffeuruniform wälzt sich aus dem tiefen Sitz, geht um die Kühlerhaube herum und öffnet die Beifahrertür. Er lüftet seine graue Schirmmütze und hilft einer Dame mit breitem Hut und hellgrauem Trenchcoat beim Aussteigen. Ich erhasche nur einen kurzen, undeutlichen Blick, denn sie geht zügig auf die Eingangstür der Agentur zu. Rasch nehme ich die halb aufgerauchte Sicherette aus dem Mund und lege sie vorsichtig in den Aschenbecher neben dem Laptop. Ich muss sie nicht ausdrücken, denn Sicheretten löschen sich von selbst, wenn niemand daran zieht. Später werde ich sie zu Ende rauchen. Selbst wenn ich ein Milliardär wäre, würde ich sie nicht verkommen lassen. Der Krieg hat mich vor den kleinen, alltäglichen Freuden demütig gemacht.

Ich kippe das Fenster an und wedele mit der Hand: ein verzweifelter Versuch, den Sicherettengeruch aus dem Zimmer zu vertreiben.

Es klingelt. Eingedenk meiner durchsichtigen Bürotür setze ich mich an den Schreibtisch und versuche, beschäftigt auszusehen. Marta betätigt den Türöffner. Er summt. Meine Besucherin tritt ein und übergibt ihr Hut und Mantel. Es folgen ein paar schnelle, hochfrequente, und daher für einen Mann unverständliche, Begrüßungsworte. Kurze Zeit später hämmert der Gelenkknochen von Martas Zeigefinger gegen das Türglas.

»Herein!«

Martas korpulenter Körper verdeckt die Besucherin zunächst. Erst nachdem sich beide Frauen im Zimmer befinden, tritt sie zur Seite und gibt den Blick frei.

»Fräulein Ebert-Well!«, verkündet sie und macht auf dem Absatz kehrt.

Ich erhebe mich nur so schnell, wie es die Höflichkeit gebietet. Das gnädige Fräulein soll keinesfalls den Eindruck gewinnen, dass ich ihren Auftrag nötig hätte.

Mit einem abgeklärten Lächeln strecke ich ihr meine rechte Hand entgegen. »Guten Morgen! Nennen Sie mich bitte Horatio!«

Sie nähert sich mit den anmutigen Schritten eines professionellen Mannequins: klack, lack, ack. Ihre Hand schiebt sich in meine und ich drücke sie vorsichtig. Sie erwidert den Druck, allerdings mit weit weniger Kraft, als ihre Muskeln hervorbringen könnten.

Ich schätze sie auf Mitte zwanzig. Ihre Haare sind schwarz wie die Nacht, links gescheitelt, schulterlang und heute Morgen steckten wahrscheinlich mehr Lockenwickler darin als Sicheretten in meiner Schachtel. Sie trägt ein Kleid, nicht zu kurz, nicht zu lang. Es ist hell mit aufgedruckten Blumen, die farblich zu ihrem Trenchcoat passen. Und es ist eng, Halleluja. Nicht einmal ein Bleistiftstrich hätte zwischen den Stoff und ihre Haut gepasst. Der schmal geschnittene Kragen hält ihr atemberaubendes Dekolleté nur mühsam im Zaum. Um ihren Hals windet sich das Fell eines silbernen Fuchses, dessen Kopf sich sanft an ihren Busen schmiegt. Wahrscheinlich hat sich das Tier dafür freiwillig töten lassen. Die entrückt blickenden Glasaugen und das auf seiner langen Schnauze erstarrte...
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