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Auszeit mit Fremden

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
380 Seiten
Deutsch
BoD - Books on Demanderschienen am14.08.20241. Auflage
Selbst, aber anderswo... Oder: Was zeigt sich von uns wenn sich die äußeren Umstände ändern? Die Menschen in meinen Erzählungen verschlägt es an Orte und in Situationen, die ihnen fremd sind. Da ist der schüchterne Familienvater, der sich die Bank mit einer Kröte teilen muss, oder der Bademodenhersteller, der in die Pampa entführt wird. Auf einer Klassenfahrt kochen allseits Sehnsüchte hoch, der Entwicklungshelfer erbt ein Firmenimperium, und die Beautyoptimiererin ist plötzlich angewiesen auf die Hilfe von Fettwanst, Putzfrau und Kaffeetante:: Was passiet mit ihnen? Was lassen sie geschehen, und was machen sie daraus?

Auch ich wurde geboren, und zwar 1954 in Helmstedt (Niedersachsen). Mein Leben als Erwachsener hat sich vorwiegend in Hessen abgespielt. Erzählungen schreiben zu können empfinde ich als beglückend, als großes Geschenk. Immer wieder bin ich verblüfft über das, was sich in meinem Kopf zu eigenen Welten zusammmenfügt; meist macht es mir einen Heidenspaß, manchmal muss es einfach'raus. Erhältlich sind von mir noch mehr Erzählungen: Sechs unter dem Titel 'Unvertraut' (Books on demand, 2021) und der Text 'Kummerkonzert' in der Anthologie 'Pandemie' (Hirnkost Verlag, Berlin 2020). Weitere Bände mit anderen Schwerpunkten sind in Vorbereitung.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextSelbst, aber anderswo... Oder: Was zeigt sich von uns wenn sich die äußeren Umstände ändern? Die Menschen in meinen Erzählungen verschlägt es an Orte und in Situationen, die ihnen fremd sind. Da ist der schüchterne Familienvater, der sich die Bank mit einer Kröte teilen muss, oder der Bademodenhersteller, der in die Pampa entführt wird. Auf einer Klassenfahrt kochen allseits Sehnsüchte hoch, der Entwicklungshelfer erbt ein Firmenimperium, und die Beautyoptimiererin ist plötzlich angewiesen auf die Hilfe von Fettwanst, Putzfrau und Kaffeetante:: Was passiet mit ihnen? Was lassen sie geschehen, und was machen sie daraus?

Auch ich wurde geboren, und zwar 1954 in Helmstedt (Niedersachsen). Mein Leben als Erwachsener hat sich vorwiegend in Hessen abgespielt. Erzählungen schreiben zu können empfinde ich als beglückend, als großes Geschenk. Immer wieder bin ich verblüfft über das, was sich in meinem Kopf zu eigenen Welten zusammmenfügt; meist macht es mir einen Heidenspaß, manchmal muss es einfach'raus. Erhältlich sind von mir noch mehr Erzählungen: Sechs unter dem Titel 'Unvertraut' (Books on demand, 2021) und der Text 'Kummerkonzert' in der Anthologie 'Pandemie' (Hirnkost Verlag, Berlin 2020). Weitere Bände mit anderen Schwerpunkten sind in Vorbereitung.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783759747082
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum14.08.2024
Auflage1. Auflage
Seiten380 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse460 Kbytes
Artikel-Nr.17312083
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kaltes Wasser

Als sie den Kies auf dem Parkplatz vor dem Gasthof knirschen hörte, setzte die Frau mit dem Lockenkopf ihren Putzeimer ab. Sie schob die gehäkelte Gardine beiseite, nur so weit, dass sie aus dem Fenster spähen konnte: Sehen wollte sie, wer da aussteigen würde aus dem goldbraunen Cabrio, einem Volvo. Aber nein: Niemand stieg aus, sondern jemand glitt heraus, eine blonde Frau. Biegsam wie eine Bodenturnerin floss sie aus dem Fahrzeug, richtete sich langsam auf und streckte die Arme gen Himmel, bevor sie sich einmal um die eigene Achse drehte. Indem sie schließlich sekundenlang kerzengerade stehen blieb, präsentierte sich Dr. Sigrid Anne Berking, vor wem auch immer.

Schon wieder eine von denen... , murmelte die Frau hinter der Gardine, ehe sie ihren Putzeimer nahm. ...wieder mal so eine , seufzte sie. Was genau sie damit meinte, hätte die Frau auf Nachfrage nicht zu beantworten gewusst. Es war ohnehin niemand da, der sie hätte fragen können; es sollte sich aber klären.

Die Fahrerin des Cabriolets schien sich wohlzufühlen, so wohl, dass sie sich tief atmend von neuem dehnte und streckte, immer das Meer unterhalb des Gasthofs im Blick. Katzenhafte Bewegungen von Rumpf und Armen waren es, nach links und rechts, nach oben und unten. Zum Abschluss rollte sie den Kopf, bei geschlossenen Augen. An die Wirksamkeit dieser Übungen glaubte sie, mehr noch: Von deren Notwendigkeit gerade nach einer langen Autofahrt war Sigrid fest überzeugt, und sie hätte nichts dagegen gehabt, dabei beobachtet zu werden, zumal sie sicher war, dabei natürlich gut auszusehen, heißt: Sehr gut auszusehen, und zugleich ganz natürlich. Eine Frau, sichtlich noch vor der Lebensmitte, in bester Verfassung und bester Stimmung.

Auf den letzten Kilometern hatte die Straße dicht am Ufer der weiten Bucht entlanggeführt. Sigrid hatte sehen können, dass inmitten der See eine Insel lag... oder waren es mehrere kleine? Sicher war sie nicht, da sie die Wasserfläche noch nicht hatte überschauen können. Der Gasthof jedoch lag am Hang. Sein Parkplatz bot einen guten Blick aufs Meer, das hier weit ins hügelige Waldland griff. Von dieser Höhe aus erkannte Sigrid inmitten der Bucht deutlich die Handvoll Inselchen, putzige Eilande - manche wohl nicht größer als der Parkplatz eines Einkaufszentrums. Unregelmäßige Fleckchen Land waren es, von denen einige bloß einen Steinwurf voneinander entfernt zu sein schienen. Schroffe, rötliche Felsen ohne Strand zeichneten sich an den Ufern ab. Im Inneren der Eilande leuchtete vereinzelt das frische Grün von Rasenflächen, es gab auch Bäume und wenige weiß strahlende Punkte: Sommerhäuschen. Auf der am nächsten liegenden Insel konnte Sigrid einen Bootssteg erkennen, der sich hinaus in die See schob. Deren Wasser zeigte sich kühl seidenblau. Seide!! Blau!! Sigrid genoss die Worte mehr noch als den Anblick selbst, denn seidig war eines ihrer liebsten, und Seidenblau ihre Lieblingsfarbe. Seidig, das gab Sigrid ihren Patientinnen gern als Maßstab für Schönheit, als Motto. Bevorzugt illustrierte sie es durch ihre eigene Haut, ihre eigenen Haare: Schauen Sie, meine Dame, das ist möglich, wenn man sich dermatologisch beraten lässt; wenn Sie im Anschluss die richtigen Produkte verwenden, wenn Sie sich therapeutischen Fachkräften anvertrauen und, natürlich, selbst etwas Mühe aufwenden.

Seidig auch Sigrids Kleidung, schimmernd, ohne aufdringlich zu glänzen.

Der allerletzte Kilometer bis hier heraus zum Gasthof hatte sich als Schotterpiste erwiesen, ärgerlicherweise, obwohl die Straße sogar noch weiter führte, bis zur Kurklinik... und die galt doch als einigermaßen mondän. Verstimmt schüttelte Sigrid den Kopf. Sie ging um ihr schimmerndes Cabriolet herum, erst links, dann rechts zurück; es hätten sich frische Kratzer im Lack finden können, aber zum Glück: Entwarnung. Als Dr. Berking am Ende ihrer Runden aufblickte, lag wieder die Bucht vor ihr. Im Dunst des Vormittags waren die entferntesten Eilande nur unscharf zu ahnen, man sah aber, dass sich hinter ihnen die Bucht zum offenen Meer hin öffnete, wo sich sonnenbeglänzt ein haushohes Fährschiff nach Süden schob. Leichter Wind ließ das Wasser glitzernd aufblitzen und verstreute unzählige Kristalle. Sigrid fühlte sich erinnert, aber an was? Diamantsplitter, fand sie und war stolz auf sich, Diamantsplitter auf einer Nagelfeile. Diamantsplitter. Traumhaft!

Das reicht jetzt, entschied sie. Sigrid wurde streng mit sich: Nicht zum Vergnügen bin ich hier, sondern um zu arbeiten. Ich bin ziemlich genial, bescheinigte sie sich, mein Konzept ist fantastisch, es wird ein Premium-Wochenende.

Sie hatte das Cabrio abgeschlossen, als sie stutzte: Außer ihrem Wagen stand nur ein Auto auf der weiten Schotterfläche, ein verbeulter Kleintransporter mit örtlichem Kennzeichen. Der gehört zum Haus, vermutete Dr. Berking. Nur kurz war sie war irritiert, dass von denen, die sie als ihr Team bezeichnete, noch niemand eingetroffen war; dann hatte sie die Erklärung: Ich bin halt die Nummer Eins. Sie war zufrieden.

Indem der Parkplatz klein und uneben war, ohne Einfriedung und nicht asphaltiert, passte er zum Hotel, einem zweistöckigen Gebäude mit fast flachem Dach. Es blieb verborgen, woraus dieser Bau errichtet war, denn waagerecht angebrachte Bohlen bedeckten die Fassade, überlappend wie die Planken eines Wikingerschiffs. An geschützten Stellen zeigte das Holz Reste grünen Anstrichs, weithin war diese Farbe allerdings schuppig aufgeplatzt oder fehlte ganz. Dort schimmerten die Bretter silbrig, jedenfalls dann, wenn ein Sonnenstrahl darauf fiel. Das Dutzend kleiner, quadratischer Fenster wirkte wie nachträglich in die Wände hineingeschlagen. HAUS ZUM FERNBLICK stand in verblassten roten Buchstaben auf einer Planke über der niedrigen Eingangstür, inmitten der Front. Flankiert wurde diese Tür von zwei Blumenkübeln: Alte Plastikbottiche waren dies, wie man sie zum Mischen von Mörtel benutzt, und irgendwann hatte jemand mit breitem Pinsel Blumensträuße darauf gemalt - verblichen zwar, aber lebendiger als das mickrige Pflanzengrün, das sich dort nun aus der Erde wagte.

Sigrid schüttelte den Kopf. In dieser Bude, dachte sie, da werden wir uns ja kaum aufhalten müssen; arbeiten werden wir doch in der Kurklinik. Gottseidank!

Auf den Stufen zum Eingang schlug ihr türkisfarbener Rollenkoffer hart auf. Klack - klack - klackklack. Sigrids Schritte dagegen waren nicht zu hören, nicht einmal, nachdem sie die Innentür geöffnet hatte und durch die Halle zum Empfangstresen ging. Auf schmalen Füßen in flachen Schuhen glitt Sigrid vorwärts, schwebte fast und stand schließlich still. Wartend blickte sie sich in der kleinen Halle um: Die Wände mit Federbrettern verkleidet, altersbraunes Kiefernholz. Seitlich jeweils niedrige Türen, durch deren Milchglas ein blasser Schein dämmerte; aber vielleicht war es nur der Schimmer des Glases selbst. Sein Licht bekam der Raum jedenfalls von einer Neonröhre unter der Decke, denn vor den Fensterchen zum Parkplatz hingen dichte Gardinen. Links von der Rezeption, deren Pult aus breiten Brettern grob gezimmert war, erhoben sich bis hohe, zerschrammte Holzfächer, alle leer bis auf zwei, in die Rucksäcke gezwängt lagen. Rechts bedeckten Landkarten die Wand, Wanderkarten vielleicht, und, auf eine Korkplatte gepinnt, irgendwelche kleinen Informationsblätter,. In den Ecken der Halle drängten sich Holzstühle um fleckige Tischchen, über denen kleine Hängelampen hingen, ausgeschaltet. Hier möchte ich nicht in die Schmutzecken schauen, dachte Sigrid, aber ein Wochenende werd ich überleben.

Sie war erwartet worden, aber gezeigt werden sollte ihr das nicht: Ruhig wrang die braunlockige Frau, die in der Nische neben der Eingangstür den Boden geputzt hatte, das Wischwasser in den Eimer. Den stellte sie beiseite und stopfte ihre gelben Gummihandschuhe in die Tasche der Kittelschürze, bevor sie auf Sigrid zukam. Guten Tag , sagte die Frau, guten Tag.

Doktor Sigrid Anne Berking. Eigentlich, fand Sigrid, sollte das genügen. Die Putzfrau, fast einen Kopf kleiner als der Gast, nickte langsam, stirnrunzelnd. Sigrid betrachtete die Frau: Unfrisierte Locken um ein jung wirkendes Gesicht, gelbes Haarband. Unter ihrem fleckigen Kittel trug die Person einen grob gestrickten dunkelgrünen Pullover, die Ärmel hatte sie hochgeschoben bis über ihre Ellbogen; dazu einen verwaschenen Jeansrock mit Fransen, darunter lila Strumpfhosen, in denen kräftige Waden sich abzeichneten. Mit Sicherheit haben die Strümpfe Löcher, war Sigrids Überzeugung, und nur wegen der schmutzig weißen Gummischuhe der Putzfrau konnte sie es sich nicht durch Augenschein bestätigen; Leider nicht.

Doktor Sigrid Berking. Dermatologin. Pause. Hautärztin. Pause. Ich bin wegen der Fortbildung...
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Autor

Auch ich wurde geboren, und zwar 1954 in Helmstedt (Niedersachsen). Mein Leben als Erwachsener hat sich vorwiegend in Hessen abgespielt.
Erzählungen schreiben zu können empfinde ich als beglückend, als großes Geschenk. Immer wieder bin ich verblüfft über das, was sich in meinem Kopf zu eigenen Welten zusammmenfügt; meist macht es mir einen Heidenspaß, manchmal muss es einfach'raus.

Erhältlich sind von mir noch mehr Erzählungen: Sechs unter dem Titel 'Unvertraut' (Books on demand, 2021) und der Text 'Kummerkonzert' in der Anthologie 'Pandemie' (Hirnkost Verlag, Berlin 2020).
Weitere Bände mit anderen Schwerpunkten sind in Vorbereitung.
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Kootz, Michael