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Marceline Desbordes-Valmore

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Andhoferschienen am29.08.2024
Marceline Desbordes-Valmore: Das Lebensbild einer Dichterin von Stefan Zweig ist ein faszinierendes Werk, das die Leser in die Welt einer der bemerkenswertesten Dichterinnen des 19. Jahrhunderts entführt. Zweig, bekannt für seine einfühlsamen und tiefgründigen Biografien, zeichnet in diesem Buch das bewegte Leben und die leidenschaftliche Seele von Marceline Desbordes-Valmore nach. Marceline Desbordes-Valmore, eine Frau, die in einer Zeit lebte, in der die Stimme der Frauen oft unterdrückt wurde, fand in der Poesie einen Weg, ihre tiefsten Gefühle und Gedanken auszudrücken. Ihre Gedichte sind geprägt von einer intensiven Emotionalität und einer tiefen Menschlichkeit, die bis heute berühren. Zweig gelingt es meisterhaft, diese Emotionen in seiner Biografie einzufangen und dem Leser näherzubringen. Das Buch beginnt mit einer detaillierten Schilderung von Marcelines Kindheit und Jugend, die von Armut und Verlust geprägt waren. Zweig beschreibt, wie diese frühen Erfahrungen ihre Dichtung beeinflussten und sie zu der sensiblen und einfühlsamen Künstlerin formten, die sie später wurde. Er beleuchtet ihre Beziehungen, ihre Kämpfe und ihre Triumphe, und zeigt, wie sie trotz aller Widrigkeiten ihren eigenen Weg ging. Besonders beeindruckend ist Zweigs Fähigkeit, die Poesie Marcelines in den Kontext ihres Lebens zu stellen. Er zeigt, wie ihre Werke nicht nur persönliche Ausdrucksformen waren, sondern auch Reaktionen auf die gesellschaftlichen und politischen Umstände ihrer Zeit. Marceline Desbordes-Valmore war nicht nur eine Dichterin, sondern auch eine Chronistin ihrer Epoche, und Zweig bringt diese Dimension ihrer Arbeit eindrucksvoll zur Geltung. Ein weiteres Highlight des Buches ist Zweigs einfühlsame Darstellung von Marcelines Beziehungen zu anderen bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit. Er beschreibt ihre Freundschaften und Liebesbeziehungen mit einer solchen Tiefe und Sensibilität, dass der Leser das Gefühl hat, selbst Teil dieser intimen Kreise zu sein. Diese persönlichen Einblicke machen das Buch nicht nur zu einer Biografie, sondern zu einem lebendigen Porträt einer faszinierenden Frau und Künstlerin. Stefan Zweigs Marceline Desbordes-Valmore: Das Lebensbild einer Dichterin ist mehr als nur eine Biografie. Es ist eine Hommage an eine außergewöhnliche Frau, deren Leben und Werk bis heute inspirieren. Zweigs meisterhafte Erzählkunst und sein tiefes Verständnis für die menschliche Seele machen dieses Buch zu einem unvergesslichen Leseerlebnis. Jeder, der sich für Literatur, Geschichte und die Kraft der Poesie interessiert, wird in diesem Werk eine wahre Schatzkammer finden.

Stefan Zweig war ein österreichischer Schriftsteller, der zu den bedeutendsten und populärsten Autoren des 20. Jahrhunderts zählt. Geboren am 28. November 1881 in Wien, wuchs er in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf und zeigte schon früh eine Leidenschaft für Literatur und Kunst. Sein Leben und Werk sind geprägt von einer tiefen Humanität, einem unermüdlichen Streben nach Frieden und einer außergewöhnlichen Fähigkeit, die menschliche Psyche zu erforschen und darzustellen. Zweig begann seine literarische Karriere mit Gedichten und Novellen, die schnell Anerkennung fanden. Sein erster Gedichtband, 'Silberne Saiten', erschien 1901, gefolgt von der Novelle 'Die Liebe der Erika Ewald' im Jahr 1904. Schon früh zeigte sich seine Fähigkeit, komplexe emotionale und psychologische Zustände in einer klaren und ansprechenden Sprache zu schildern. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete Zweig im Kriegsarchiv, was seine pazifistische Haltung weiter verstärkte. Diese Erfahrungen flossen in viele seiner Werke ein, die oft von einem tiefen Wunsch nach Frieden und Verständigung geprägt sind. Seine historischen Miniaturen, wie die 'Sternstunden der Menschheit', und seine Biografien, darunter die von Marie Antoinette und Joseph Fouché, sind Meisterwerke der literarischen Geschichtsschreibung. Zweig war ein Kosmopolit, der viel reiste und in verschiedenen Ländern lebte. Seine Reisen nach Indien, Amerika und in die Sowjetunion erweiterten seinen Horizont und beeinflussten seine Werke. Besonders prägend war seine Zeit in Salzburg, wo er von 1919 bis 1934 lebte und einige seiner bedeutendsten Werke schrieb. Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich sah sich Zweig gezwungen, ins Exil zu gehen. Er lebte zunächst in Großbritannien, später in den USA und schließlich in Brasilien. Diese Jahre im Exil waren von großer Traurigkeit und Verzweiflung geprägt, da er die Zerstörung der europäischen Kultur und die Verfolgung seiner jüdischen Mitbürger miterleben musste. Trotz dieser schwierigen Umstände schuf er weiterhin bedeutende Werke, darunter die berühmte 'Schachnovelle', die die psychischen Abgründe eines Gefangenen der Gestapo eindrucksvoll darstellt. Zweigs Leben endete tragisch. Am 23. Februar 1942 nahm er sich zusammen mit seiner zweiten Frau Lotte in Petrópolis, Brasilien, das Leben. Sein Abschiedsbrief zeugt von einer tiefen Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit angesichts der politischen und sozialen Zustände in Europa. Stefan Zweigs Werk ist von einer außergewöhnlichen stilistischen Eleganz und einer tiefen Menschlichkeit geprägt. Seine Fähigkeit, historische und psychologische Themen auf eine zugängliche und berührende Weise darzustellen, macht ihn zu einem der bedeutendsten Autoren seiner Zeit. Seine Biografien, Novellen und historischen Erzählungen sind bis heute von großer Relevanz und bieten einen einzigartigen Einblick in die menschliche Seele und die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Zweigs Leben und Werk sind ein beeindruckendes Zeugnis für die Kraft der Literatur und die Bedeutung des Humanismus. Seine Bücher sind nicht nur literarische Meisterwerke, sondern auch wichtige Dokumente einer bewegten Zeit, die bis heute nachwirken. Jeder, der sich für Literatur, Geschichte und die Erforschung der menschlichen Psyche interessiert, wird in Stefan Zweigs Werk eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration und Erkenntnis finden.
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Produkt

KlappentextMarceline Desbordes-Valmore: Das Lebensbild einer Dichterin von Stefan Zweig ist ein faszinierendes Werk, das die Leser in die Welt einer der bemerkenswertesten Dichterinnen des 19. Jahrhunderts entführt. Zweig, bekannt für seine einfühlsamen und tiefgründigen Biografien, zeichnet in diesem Buch das bewegte Leben und die leidenschaftliche Seele von Marceline Desbordes-Valmore nach. Marceline Desbordes-Valmore, eine Frau, die in einer Zeit lebte, in der die Stimme der Frauen oft unterdrückt wurde, fand in der Poesie einen Weg, ihre tiefsten Gefühle und Gedanken auszudrücken. Ihre Gedichte sind geprägt von einer intensiven Emotionalität und einer tiefen Menschlichkeit, die bis heute berühren. Zweig gelingt es meisterhaft, diese Emotionen in seiner Biografie einzufangen und dem Leser näherzubringen. Das Buch beginnt mit einer detaillierten Schilderung von Marcelines Kindheit und Jugend, die von Armut und Verlust geprägt waren. Zweig beschreibt, wie diese frühen Erfahrungen ihre Dichtung beeinflussten und sie zu der sensiblen und einfühlsamen Künstlerin formten, die sie später wurde. Er beleuchtet ihre Beziehungen, ihre Kämpfe und ihre Triumphe, und zeigt, wie sie trotz aller Widrigkeiten ihren eigenen Weg ging. Besonders beeindruckend ist Zweigs Fähigkeit, die Poesie Marcelines in den Kontext ihres Lebens zu stellen. Er zeigt, wie ihre Werke nicht nur persönliche Ausdrucksformen waren, sondern auch Reaktionen auf die gesellschaftlichen und politischen Umstände ihrer Zeit. Marceline Desbordes-Valmore war nicht nur eine Dichterin, sondern auch eine Chronistin ihrer Epoche, und Zweig bringt diese Dimension ihrer Arbeit eindrucksvoll zur Geltung. Ein weiteres Highlight des Buches ist Zweigs einfühlsame Darstellung von Marcelines Beziehungen zu anderen bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit. Er beschreibt ihre Freundschaften und Liebesbeziehungen mit einer solchen Tiefe und Sensibilität, dass der Leser das Gefühl hat, selbst Teil dieser intimen Kreise zu sein. Diese persönlichen Einblicke machen das Buch nicht nur zu einer Biografie, sondern zu einem lebendigen Porträt einer faszinierenden Frau und Künstlerin. Stefan Zweigs Marceline Desbordes-Valmore: Das Lebensbild einer Dichterin ist mehr als nur eine Biografie. Es ist eine Hommage an eine außergewöhnliche Frau, deren Leben und Werk bis heute inspirieren. Zweigs meisterhafte Erzählkunst und sein tiefes Verständnis für die menschliche Seele machen dieses Buch zu einem unvergesslichen Leseerlebnis. Jeder, der sich für Literatur, Geschichte und die Kraft der Poesie interessiert, wird in diesem Werk eine wahre Schatzkammer finden.

Stefan Zweig war ein österreichischer Schriftsteller, der zu den bedeutendsten und populärsten Autoren des 20. Jahrhunderts zählt. Geboren am 28. November 1881 in Wien, wuchs er in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf und zeigte schon früh eine Leidenschaft für Literatur und Kunst. Sein Leben und Werk sind geprägt von einer tiefen Humanität, einem unermüdlichen Streben nach Frieden und einer außergewöhnlichen Fähigkeit, die menschliche Psyche zu erforschen und darzustellen. Zweig begann seine literarische Karriere mit Gedichten und Novellen, die schnell Anerkennung fanden. Sein erster Gedichtband, 'Silberne Saiten', erschien 1901, gefolgt von der Novelle 'Die Liebe der Erika Ewald' im Jahr 1904. Schon früh zeigte sich seine Fähigkeit, komplexe emotionale und psychologische Zustände in einer klaren und ansprechenden Sprache zu schildern. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete Zweig im Kriegsarchiv, was seine pazifistische Haltung weiter verstärkte. Diese Erfahrungen flossen in viele seiner Werke ein, die oft von einem tiefen Wunsch nach Frieden und Verständigung geprägt sind. Seine historischen Miniaturen, wie die 'Sternstunden der Menschheit', und seine Biografien, darunter die von Marie Antoinette und Joseph Fouché, sind Meisterwerke der literarischen Geschichtsschreibung. Zweig war ein Kosmopolit, der viel reiste und in verschiedenen Ländern lebte. Seine Reisen nach Indien, Amerika und in die Sowjetunion erweiterten seinen Horizont und beeinflussten seine Werke. Besonders prägend war seine Zeit in Salzburg, wo er von 1919 bis 1934 lebte und einige seiner bedeutendsten Werke schrieb. Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich sah sich Zweig gezwungen, ins Exil zu gehen. Er lebte zunächst in Großbritannien, später in den USA und schließlich in Brasilien. Diese Jahre im Exil waren von großer Traurigkeit und Verzweiflung geprägt, da er die Zerstörung der europäischen Kultur und die Verfolgung seiner jüdischen Mitbürger miterleben musste. Trotz dieser schwierigen Umstände schuf er weiterhin bedeutende Werke, darunter die berühmte 'Schachnovelle', die die psychischen Abgründe eines Gefangenen der Gestapo eindrucksvoll darstellt. Zweigs Leben endete tragisch. Am 23. Februar 1942 nahm er sich zusammen mit seiner zweiten Frau Lotte in Petrópolis, Brasilien, das Leben. Sein Abschiedsbrief zeugt von einer tiefen Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit angesichts der politischen und sozialen Zustände in Europa. Stefan Zweigs Werk ist von einer außergewöhnlichen stilistischen Eleganz und einer tiefen Menschlichkeit geprägt. Seine Fähigkeit, historische und psychologische Themen auf eine zugängliche und berührende Weise darzustellen, macht ihn zu einem der bedeutendsten Autoren seiner Zeit. Seine Biografien, Novellen und historischen Erzählungen sind bis heute von großer Relevanz und bieten einen einzigartigen Einblick in die menschliche Seele und die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Zweigs Leben und Werk sind ein beeindruckendes Zeugnis für die Kraft der Literatur und die Bedeutung des Humanismus. Seine Bücher sind nicht nur literarische Meisterwerke, sondern auch wichtige Dokumente einer bewegten Zeit, die bis heute nachwirken. Jeder, der sich für Literatur, Geschichte und die Erforschung der menschlichen Psyche interessiert, wird in Stefan Zweigs Werk eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration und Erkenntnis finden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783736428720
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum29.08.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse1680 Kbytes
Artikel-Nr.17353673
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

DER VERFÜHRER

 

Mon secret c´est un nom.

 

Musik hat ihrem Schmerz die Lippen entsiegelt. Jedes flüchtigste Beben ihres Herzens ist Strophe geworden, jeden Überschwang und jedes Verzagen ihres Gefühls hat sie ein Leben lang und immer noch in der feurigen Minute des Erleidens und Wiedererleidens lyrisch bekannt. Nackt und hüllenlos hat sie dem Winde der Welt jeden Schauer ihrer Sinne, jede Schmach ihrer Seele hingegeben, aber ihre Lippen blieben bis über die Todesstunde hinaus abwehrend verschlossen, wenn es den Namen galt, den Namen jenes einen Menschen, der diesen Sturm in ihr erweckte. Alles von sich hat sie verraten. Nur ihn nicht, der sie verriet.

Fünfzig Jahre jappt nun schon vergebens die französische Literaturgeschichte hinter diesem einen Geheimnis Marcelines her, Sainte-Beuve, ihr Freund und Vertrauter, allen voran. Mit Dissertationen und Kommentaren spüren sie auf allen ihren Wegen, ihren Biographien nach, um den Namen dieses Olivier irgendwo aufzudecken, durch Licht und Schatten, durchs tausendfältig blühende Gestrüpp ihrer Verse folgt die ganze Meute jeder Spur, die sie arglos am Wege sinken ließ. Jedem Seufzer schnuppern sie nach, jede versickerte Träne graben sie auf: aber wunderbar und fast unbegreiflicherweise ist ihr schlichter Wille, die tiefe Scham ihres Verschweigens und die Pietät der nächsten Anverwandten bis heute noch immer stärker geblieben als ihre eitle Mühe. Mit keinem andern Namen ist er heute noch zu nennen als Olivier , dem Namen, den sie in ihren Versen ihm gibt und mit dem jener einzige erhaltene Liebesbrief zu ihm spricht. Siebzig Jahre, ein biblisches Menschenalter, nach ihrem Tode ist das Geheimnis noch so stark und unentweiht wie in jeder Stunde ihres Lebens.

Das wenige, das von ihm aufzuspüren gelang, weiß man nur durch sie, durch den Verrat ihrer Leidenschaft im Gedicht. Die eine Zeile bezeugt, daß er ein Dichter war und früh schon in engerem Kreise berühmt; jene andere Stelle stellt sein Alter fest, daß er um drei Jahre jünger war als sie selbst; viele Strophen rühmen die wunderbare, zärtliche, eindringliche Stimme, die sie immer und immer berauschte; und Briefe wiederum erzählen, daß er nach Italien ging und dort erkrankte. Der merkwürdigste Hinweis aber, der für die Feststellung immer entscheidend sein muß, geht von einem Gedichte aus. Dort sagt sie, daß in ihren Taufnamen ein gemeinsamer wiederkehrt. Sie sagt:

 

Ton nom...

Tu sais, que dans mon nom le ciel daigna l´écrire ,

 

und späterhin nochmals:

 

On ne peut pas m´appeler, sans te jeter vers moi,

Car depuis mon baptême il m´enlace avec toi.

 

Man mag denken, wie gierig die ganze Meute nachspürend in der Richtung dieses Fingerzeigs gestürmt ist. Marceline, Felicité, Josephe sind ihre drei Vornamen, und in der Scharade jenes andern Namens mußte also einer von ihnen wiederkehren. Dies und manch anderer flüchtiger Beweis hat die meisten verführt, Henri de Latouche als ihren Erlesenen zu vermuten. In Hyacinthe Joseph Alexandre Thabaud de Latouche ist Joseph die Bindung zu Marceline, auch der Beruf nähert sich dem Beweis, daß er ein Dichter und schon damals von einem gewissen Range war, und selbst die dritte Tatsache ist unbestreitbar, daß er als junger Mann zwei Jahre in Italien verbrachte und daß George Sand seine sanfte und eindringliche Stimme rühmt. Sainte-Beuve als Schnüffler und Indiskreter in Liebesdingen, der er war (durch seinen Vertrauensbruch wurden die Briefe Mussets an George Sand vorzeitig ausgeliefert), wollte auch hier den billigen Ruhm, schon zu Lebzeiten Marcelinens als Erster das Geheimnis aufgespürt zu haben. Er wollte Gewißheit und versuchte eine List, die nicht gerade edel genannt werden kann: eine Mitteilung eines Freundes ihrer besten Freundinnen mißbrauchend, der in manchen Andeutungen auf Latouche als den vermutlichen Liebhaber Marcelines hinwies, nahm er den Tod Latouches eilig zum Anlaß, einen jesuitisch geschickten Brief an Marceline zu richten, in dem er sie (als hätte er ihn nicht selbst vertraut gekannt) um Mitteilungen über seinen Charakter befragte. Seine geheime Hoffnung war, sie würde bei diesem schüchternen Klopfen alle Türen ihres Herzens öffnen und werde, sie, die aufrichtige, heroische und in ihrer Leidenschaft unbedachte Frau, in irgendeine Zeile ein gültiges Bekenntnis ihrer einstmaligen Neigung einfließen lassen.

Und Marceline Desbordes-Valmore, die Wunderbare, ließ sich leicht verleiten, ein Requiem für den Menschen zu sagen, der ihren Versen reger Anwalt gewesen und ihr den ersten Verleger verschaffte. Ein Brief, ein Dokument menschlichen Gefühls und hinreißender Güte, ist heute noch erhalten und hier zu lesen. Er gilt den Psychologen unter den Forschern als entscheidendes und letztes Argument; denn Marceline, schöner und mühsam zurückgehaltener Erregung voll, spricht hier von Latouche zwar mit Härte und Erbitterung, aber immer wieder tadelt sie gewissermaßen ihr eigenes Gefühl und hebt die Hände flehend und beschwörend zu Sainte-Beuve empor, um ihn von einem strengen Urteil zurückzuhalten. Sie schildert alles Gefährliche Latouches, dieses zynischen und in seinem eigenen Schaffen durch ein Übermaß von Geist und Ironie gehemmten Menschen; aber ihre Nachricht findet im Negativen noch ein Verdienst, da sie von ihm rühmt, daß er weitaus nicht alles Unheil verschuldet habe, das in seiner Macht gelegen sei, und daß in seinem innern Büßen schon reichliche Vergeltung wäre für die vielen Tränen, die er verursacht. Dieses Wort von den Tränen, die er verursacht, ist den Gelehrten der Bücher und Dilettanten des Herzens schon Beweis genug. Wie die Folterknechte vermerkten sie jubelnd den erpreßten Schrei, und seit diesem Tage zischelts und tuschelts durch ein Dutzend Bücher: Latouche, Latouche.

Wirklich: die Scheingründe lasten schwer in der Wagschale des Urteils. Aber in die andere Schale senkt sich unendliches Gewicht und hebt den trüben Ballast der Vermutungen und Wahrscheinlichkeiten wieder empor. Dieses Gewicht ist Marceline Desbordes-Valmores Persönlichkeit, deren menschliche Eigenschaften ganz gebunden und beseelt sind durch eine beispiellose und fast gefährlich übersteigerte Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit. Es ist kaum ausdenkbar, ihr den jämmerlichen Betrug zuzumuten, daß sie jenen Menschen als einen Fremden in das Haus Valmores, ihres Gatten, eingeführt hätte, der ihre Vergangenheit kannte aus Wort, Brief und Gedicht und der das Grab ihres vorehelichen Kindes in Brüssel gesehen. Und es ist mühevoll, ihr zuzumuten, daß sie, die Unkundigste aller Verstellung, in ihren Briefen an Latouche sich plötzlich zu so demütiger und respektvoller Förmlichkeit erniedrigt hätte, sie, die an Olivier die brennendsten und aufgelöstesten Verse und Worte der französischen Lyrik geschrieben. Das Geheimnis ihres klaren Herzens überzeugt da ebenso als alle Beweisgründe der Vernunft.

Sollte aber tatsächlich, wie immer eindringlicher die Forscher auf eine bloß mündliche Nachrede hin behaupten, Latouche jener Olivier gewesen sein, dann bereitet jene erste Tragödie des verführten Mädchens nur noch eine viel grausamere, eine Tragödie der Mutter vor, wie kein Roman sie kühner und grausamer zu entsinnen gewagt hätte. Denn dieser Latouche, der einundzwanzigjährig mit Marceline bekannt war und ihre ersten Verse auf orthographische Fehler korrigierte, er ist ja - verwirrender Gedanke! - derselbe, der unter der Maske des biedern hilfreichen Familienfreundes mehr als fünfundzwanzig Jahre später Ondine, die Tochter Marcelinens, zu verführen sucht und die sie nur mit Mühe (ihre Briefe zittern vor Schrecken) vor ihm schützt. Derselbe Latouche, dem sie heimlich jenen Knaben geboren hatte, der unter geborgtem Vatersnamen auf dem Friedhof begraben liegt, derselbe sollte dann fünfundzwanzig Jahre, ein Vierteljahrhundert später als Verführer ihre Tochter begehren - eine Vorstellung für mich, die das Gefühl kaum zu umfassen vermag. Zwar gellen tatsächlich jene Briefe an ihren Mann, der Latouche damals freundschaftlich besucht, von schrillen Warnungsschreien: kein Gedanke wäre ja wirklich einer Mutter fürchterlicher als jener, ihr eigenes Elend von ebendemselben noch einmal an ihrem Kinde verschuldet zu sehen, und wirklich zwingt sie ihren Gatten, damals von Latouche ein Jugendbildnis zurückzufordern. Aber warum dieser Zorn bei ihr, der Verzeihenden, erst nach zwanzig Jahren, warum so späte Vorsicht bei der immer so Unbedachten? Trotz aller vorgebrachten Wahrscheinlichkeit wehrt sich deshalb mein Gefühl unwillkürlich gegen diesen Latouche und gerade gegen ihn, bis nicht ein Zufall statt Andeutungen endgültigen Beweis erbringt.

Mögen sie weiter spüren: ich weiß nichts Schöneres, als daß dieser Name noch immer nicht gefunden ist, das große Geheimnis ihres Herzens nicht unwidersprechlich entsiegelt. Denn wie wenig wäre dies, das Gewonnene: ein Name, ein Hauch von Worten in der Luft, ein flüchtiges Silbenpaar gegen das tiefsinnige Symbol der Anonymität, gegen dies, daß er nichts blieb für uns als für sie: das Namenlose in ihrem Leben, das Erlebnis. Er war nur der Ruf, die Macht, die ihr entgegentrat, die Form, in die ihre harrende aufgespeicherte Liebe einströmte, der Lehm, der zerbrochen wird, sobald der heiße Guß an ihm sich gegestaltet. Er hat keine selbsttätige Bedeutung für ihr späteres Leben und hat keine Schuld. Denn wenn er mit ihrem Herzen tändelt und unbewußt jenen ungeheuren Brand verschuldet, so ist er ebensowenig verantwortlich wie ein Kind, das mit dem Zündholz spielt und eine Feuersbrunst entfacht. Die ganze Tat dieses Olivier war, daß er nahte, daß er die Stunde war. Er...
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Autor

Stefan Zweig war ein österreichischer Schriftsteller, der zu den bedeutendsten und populärsten Autoren des 20. Jahrhunderts zählt. Geboren am 28. November 1881 in Wien, wuchs er in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf und zeigte schon früh eine Leidenschaft für Literatur und Kunst. Sein Leben und Werk sind geprägt von einer tiefen Humanität, einem unermüdlichen Streben nach Frieden und einer außergewöhnlichen Fähigkeit, die menschliche Psyche zu erforschen und darzustellen.

Zweig begann seine literarische Karriere mit Gedichten und Novellen, die schnell Anerkennung fanden. Sein erster Gedichtband, "Silberne Saiten", erschien 1901, gefolgt von der Novelle "Die Liebe der Erika Ewald" im Jahr 1904. Schon früh zeigte sich seine Fähigkeit, komplexe emotionale und psychologische Zustände in einer klaren und ansprechenden Sprache zu schildern.

Während des Ersten Weltkriegs arbeitete Zweig im Kriegsarchiv, was seine pazifistische Haltung weiter verstärkte. Diese Erfahrungen flossen in viele seiner Werke ein, die oft von einem tiefen Wunsch nach Frieden und Verständigung geprägt sind. Seine historischen Miniaturen, wie die "Sternstunden der Menschheit", und seine Biografien, darunter die von Marie Antoinette und Joseph Fouché, sind Meisterwerke der literarischen Geschichtsschreibung.

Zweig war ein Kosmopolit, der viel reiste und in verschiedenen Ländern lebte. Seine Reisen nach Indien, Amerika und in die Sowjetunion erweiterten seinen Horizont und beeinflussten seine Werke. Besonders prägend war seine Zeit in Salzburg, wo er von 1919 bis 1934 lebte und einige seiner bedeutendsten Werke schrieb.

Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich sah sich Zweig gezwungen, ins Exil zu gehen. Er lebte zunächst in Großbritannien, später in den USA und schließlich in Brasilien. Diese Jahre im Exil waren von großer Traurigkeit und Verzweiflung geprägt, da er die Zerstörung der europäischen Kultur und die Verfolgung seiner jüdischen Mitbürger miterleben musste. Trotz dieser schwierigen Umstände schuf er weiterhin bedeutende Werke, darunter die berühmte "Schachnovelle", die die psychischen Abgründe eines Gefangenen der Gestapo eindrucksvoll darstellt.

Zweigs Leben endete tragisch. Am 23. Februar 1942 nahm er sich zusammen mit seiner zweiten Frau Lotte in Petrópolis, Brasilien, das Leben. Sein Abschiedsbrief zeugt von einer tiefen Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit angesichts der politischen und sozialen Zustände in Europa.

Stefan Zweigs Werk ist von einer außergewöhnlichen stilistischen Eleganz und einer tiefen Menschlichkeit geprägt. Seine Fähigkeit, historische und psychologische Themen auf eine zugängliche und berührende Weise darzustellen, macht ihn zu einem der bedeutendsten Autoren seiner Zeit. Seine Biografien, Novellen und historischen Erzählungen sind bis heute von großer Relevanz und bieten einen einzigartigen Einblick in die menschliche Seele und die Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Zweigs Leben und Werk sind ein beeindruckendes Zeugnis für die Kraft der Literatur und die Bedeutung des Humanismus. Seine Bücher sind nicht nur literarische Meisterwerke, sondern auch wichtige Dokumente einer bewegten Zeit, die bis heute nachwirken. Jeder, der sich für Literatur, Geschichte und die Erforschung der menschlichen Psyche interessiert, wird in Stefan Zweigs Werk eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration und Erkenntnis finden.