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Schwarz wie das Herz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Folio Verlagerschienen am28.08.20241. Auflage
Ein abgehalfterter Anwalt zwischen Integrität und schönem Leben. Anwalt Valentino Bruio ist am Arsch. Die Anwaltskammer droht ihm mit Ausschluss, er ist pleite und hat gerade einen schwarzen Immigranten abgewiesen, der von seinem Kind in Not erzählte. Er hat Loser als Klientel einfach satt. Als er aber erfährt, dass der Mann getötet wurde, gerät Bruio in eine moralische Krise. Mit Freunden aus der schwarzen Community Roms beginnt er eine Untersuchung. Sie führt ihn in die Villa der mächtigen Familie Alga-Croce. Die Konfrontation mit dem rätselhaften Patriarchen Noè öffnet ihm den Blick auf Machtgier und grenzenlose Amoralität der Oberschicht. Seine Zuneigung zur Tochter des Hauses aber stellt Bruio vor ein Dilemma. Bereits in seinem Erstling erweist sich De Cataldo als hellsichtiger Analytiker einer korrumpierten Gesellschaft. Provokativ, politisch inkorrekt, packend - ein Noir der Spitzenklasse!

Giancarlo De Cataldo wollte Filmregisseur werden, studierte aus Rücksicht auf den Vater Jura und jobbte als Radio-DJ. Als Richter lernte er das Elend der Knäste kennen und das ganze Spektrum der Kriminellen, von der Terroristin über den Dealer bis zur berüchtigten Magliana-Bande. Diese inspirierte ihn zu seinem internationalen, mehrfach verfilmten Bestseller 'Romanzo Criminale'. In 'Suburra' beschreibt er die Verstrickungen von Halbwelt, Politik und Vatikan. 2016 war der leidenschaftliche Cineast Juror der Internationalen Filmfestspiele von Venedig.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextEin abgehalfterter Anwalt zwischen Integrität und schönem Leben. Anwalt Valentino Bruio ist am Arsch. Die Anwaltskammer droht ihm mit Ausschluss, er ist pleite und hat gerade einen schwarzen Immigranten abgewiesen, der von seinem Kind in Not erzählte. Er hat Loser als Klientel einfach satt. Als er aber erfährt, dass der Mann getötet wurde, gerät Bruio in eine moralische Krise. Mit Freunden aus der schwarzen Community Roms beginnt er eine Untersuchung. Sie führt ihn in die Villa der mächtigen Familie Alga-Croce. Die Konfrontation mit dem rätselhaften Patriarchen Noè öffnet ihm den Blick auf Machtgier und grenzenlose Amoralität der Oberschicht. Seine Zuneigung zur Tochter des Hauses aber stellt Bruio vor ein Dilemma. Bereits in seinem Erstling erweist sich De Cataldo als hellsichtiger Analytiker einer korrumpierten Gesellschaft. Provokativ, politisch inkorrekt, packend - ein Noir der Spitzenklasse!

Giancarlo De Cataldo wollte Filmregisseur werden, studierte aus Rücksicht auf den Vater Jura und jobbte als Radio-DJ. Als Richter lernte er das Elend der Knäste kennen und das ganze Spektrum der Kriminellen, von der Terroristin über den Dealer bis zur berüchtigten Magliana-Bande. Diese inspirierte ihn zu seinem internationalen, mehrfach verfilmten Bestseller 'Romanzo Criminale'. In 'Suburra' beschreibt er die Verstrickungen von Halbwelt, Politik und Vatikan. 2016 war der leidenschaftliche Cineast Juror der Internationalen Filmfestspiele von Venedig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783990371589
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum28.08.2024
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse5785 Kbytes
Artikel-Nr.17371791
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

3.

Schreckliche Bluttat im Nordosten: Eine Frau und ihr zwölfjähriger Sohn erstochen. Die überlebende Tochter, einzige Zeugin, beschuldigt zwei Personen, die mit slawischem Akzent sprachen. Ein Rechtspolitiker: Slawen genetisch kriminell. Der Bürgermeister ruft zu einer Demonstration gegen illegale Einwanderer auf. Der Bischof warnt vor der Gefahr des Islam. Die Regierung kündigt ein noch härteres Durchgreifen gegen die illegale Immigration an.

- Der schwarze Mann macht Angst, seufzte ich und gab Rod die Zeitung zurück. - Ganz was Neues!

- Nicht die Schlagzeilen, du musst das Blattinnere lesen.

Alarm Nullwachstum. Nach dem Babyboom wird Italien zunehmend ein Land von Alten. Die Mieten in den historischen Zentren der Metropolen steigen stetig an. Nasdaq und Dow Jones: Chronik einer angekündigten Krise. Margherita Dalla Piazza, aufstrebende Managerin im Dienstleistungssektor, erzählt ihre Geschichte: Ich, Unternehmerin, aber vor allem Mutter. Armani eröffnet ein neues Geschäft auf der Fifth Avenue in New York. Prada triumphiert auf der Modemesse in Vancouver. Kleine Tipps einer Ausnahme-Lehrerin: Michelle Hunziker verrät, wie Sie Ihre perfekte Figur und tolle Brüste bewahren.

- Es reicht, Rod, du weißt, gewisse Dinge ertrage ich nicht!

Doch Rodney Vincent Wilson war an diesem Abend nicht in Stimmung. Sogar die Atmosphäre im Sun City erschien mir düster, plötzlich fremd. Ich betrachtete die schmutzigen Tische, die mehr schlecht als recht von erlöschenden Kerzen in rauchgeschwärzten Glaslaternen beleuchtet wurden. Und die wackelige Bühne, auf der sich lustlos ungelenke Tänzer und besoffene Musiker abwechselten. Und den Tresen, auf dem ein Haufen Rum- und Schnapsflaschen standen, hinter denen man vage die kleine Küche und das Hinterzimmer sehen konnte, das Reich käuflicher Liebesaffären von mehr oder weniger illegalen Einwanderern, heimatlosen Revolutionären, die es satthatten, Komplotte gegen kannibalistische Generäle und imperialistische Herrscher zu schmieden, Gymnasiasten mit Kufija, die nach einem Abstecher ins schwarze Rom fassungslos ins nächstgelegene Sozialzentrum weiterzogen, wo sie sich mithilfe von ein paar Joints in die Gedankenwelt von Subcomandante Marcos zu versetzen versuchten.

- Wenn nicht einmal du sie siehst, Valentino, sind die Jungs so gut wie unsichtbar, flüsterte Rod.

Ich folgte der imaginären Linie, die er mit seinem langen schwarzen Finger auf der Zeitung zog.

- Eröffnungsparty der Tripla Folla, des neuen Lokals in Trastevere ... Im zahlreich erschienenen Publikum befanden sich auch die Dragqueen Platinette und der Abgeordnete Vittorio Sgarbi, die miteinander Tango tanzten ...

- Weiter unten, Bruder, weiter unten, zischte er ungeduldig.

Endlich sah ich es. Einen nichtssagenden weißen Fleck inmitten eines undeutlichen, großkörnigen schwarzen Flecks. Mit makabrem Sinn für schwarzen Humor wurde in Form von zwanzig Zeilen über den ungeklärten Tod des zweiunddreißigjährigen südafrikanischen Bürgers Ray Anawaspoto berichtet, dessen Leiche kurz vor Morgengrauen in der Via Goito, in der Nähe der Stazione Termini gefunden worden war, einem Viertel, das trotz der lobenswerten Bemühungen der Stadtverwaltung nach wie vor ein Freihafen der illegalen Einwanderung ist . Todesursache: eine Schusswunde. Ich überflog die knappen Nachrichten: Die Ermittler sprachen von einer Abrechnung innerhalb der afrikanischen Community, die, wie allseits bekannt, vom Drogenhandel lebte. Auf einer Seite weiter im Blattinneren gab ein Journalist einen giftigen Kommentar ab, der sich in zwei grundlegenden Sätzen zusammenfassen ließ: Nigger, es reicht. Bringt euch zu Hause um! Dabei war diese Zeitung früher einmal das halboffizielle Organ des aufgeklärten Bürgertums gewesen. Entweder hatte das Bürgertum sich verändert oder jemand hatte das Licht der Aufklärung ausgeknipst.

- Tut mir leid, Rod ...

- Das ist nicht der Erste und er wird auch nicht der Letzte sein, Valentino.

- Kanntest du ihn?

- Mann, jeder Schwarze in dieser großen Kloake landet früher oder später im Sun City. Wahrscheinlich hast auch du ihn des Öfteren gesehen.

- Ich erinnere mich nicht, Bruder.

- Weil es hier dunkel ist.

- Erzähl mir von ihm.

- Sie nannten ihn Al ... ein x-beliebiger Name ... Er war an einem Ort zur Welt gekommen, wo es schwierig ist, ein Mensch zu bleiben. Er kam, um hier sein Glück zu versuchen, wie alle ...

- Dealte er?

- Ich glaube nicht, keine Ahnung. Er hatte seinen Job verloren, hatte jedoch noch immer Geld. Er trank. Er war traurig ... Er trank und heulte. Eines Abends musste ich ihn rausschmeißen, so besoffen war er. Armer Al. Er hat immer wieder einen Namen gerufen, er war wie besessen davon ...

- Was für einen Namen?

- Barney, sagte Rod mit einer vagen Geste. - Ein Kind. Barney. Ich nehme an, sein Sohn. Einmal hat er mir ein Foto gezeigt. Ein Baby mit krausen Haaren und großen lachenden Augen ... wirklich ein wunderhübsches schwarzes Baby, Val. Du hättest das Foto sehen sollen. Es stammte aus der Zeit, als sie in Ladispoli wohnten ... einem Ort voller Palmen und Wind. Wie Nairobi ...

- Beschreib ihn mir.

- Unauffällig. Groß, dünn, in letzter Zeit trug er immer ein dreckiges gelbes T-Shirt. Aber er war kein schlechter Junge.

Der Name. Nenn mich Al, hatte er gesagt ... Er war es. Meine Güte, er war es wirklich! Wenn ich nicht so faul, so fertig gewesen wäre ... Er war ausgerechnet zu mir gekommen, man hatte ihm im Sun City von mir erzählt. Gestammelte Sätze, er war betrunken, konnte kaum Italienisch ... Für mich war er bloß einer der vielen unsichtbaren Schwarzen gewesen ... einer, den man umbringen wollte.

- Eine hässliche Geschichte, begann Rod von Neuem. - Heute hatten wir eine Durchsuchung ... Dein Freund Castello war dabei ...

- Was haben sie gesucht?

Er lächelte bitter.

- Alles und nichts. Ein toter Schwarzer ist bloß ein weiteres Ärgernis.

Ich senkte den Blick. War meine Gleichgültigkeit gegenüber Al so viel besser gewesen?

- Was seid ihr doch für seltsame Leute, Bruder! Es kommen jede Menge armer Italiener hierher und dennoch führt ihr noch Sklaven ein.

Das Foto in der Zeitung tat mir weh. Ein weißer Fleck inmitten eines größeren schwarzen Flecks war alles, was von einem schwierigen Leben am anderen Ende der Welt übrig blieb.

- Tut mir leid, Rod. Du weißt, wie ich denke.

Rod zündete sich einen Joint an.

- Denken? Denken reicht nicht, Mann, man muss was tun! Wir können nicht zulassen, dass sie uns wie Hunde abknallen.

Er war erregt, zornig. Der süßliche Geruch des Grases verursachte mir Niesreiz.

- Nachdem dein Freund Castello gegangen war, gab es hier ein Treffen. Die Jungs sind verzweifelt. Sie wollen bewaffnete Patrouillen bilden. Nachts herumlaufen. Sich verteidigen ...

- Hört sich wie Schwachsinn an.

Rod entspannte sich. Seine Augen leuchteten zufrieden. - Ja, sicher, Schwachsinn. Doch die Brüder sind nervös. Die Brüder fragen sich: Wenn ein Weißer umgebracht wird, setzen die Bullen Himmel und Hölle in Bewegung, doch warum wird der Fall in zwei Tagen zu den Akten gelegt, wenn einer von uns umgebracht wird?

- Das stimmt so nicht, Rod, ich ...

- Spiel mir gegenüber nicht den weißen Anwalt, Valentino. Wie auch immer, es ist mir gelungen, die Wogen zu glätten. Unter einer Bedingung ...

- Und zwar?

- Du.

- Ich?

- Du. Du wirst den Mordfall untersuchen. Abrechnung. Drogen. Für Rauschgift sind Nigerianer und Nordafrikaner zuständig. Unsere Community ist sauber. Al war sauber. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer, Bruder. Al war der harmloseste Schwarze auf der Welt. Mit einer gültigen Aufenthaltsgenehmigung. Geh zur Polizei. Tritt ihnen in den Arsch. Du bist ein Weißer. Du bist einer von ihnen. Finde Als Mörder. Du bist ein Weißer, doch du bist auch einer von uns!

Ich legte eine Hand auf seinen muskulösen schwarzen Arm.

- Rod, flüsterte ich, unfähig, ihm ins Gesicht zu sehen. - Er ist zu mir gekommen und ich habe ihn weggeschickt ...

- Du?

- Ja, ich. Ich bin ein müder Weißer, Rodney. Ich stehe kurz davor, meine Zulassung zu verlieren. Ich bin pleite, ich bin ein totaler Versager. Nicht mehr und nicht weniger.

Rod rüttelte mich wütend.

- Blödsinn! Das ist bloß ein Grund mehr zuzusagen. Denk an Al ... Er hat dir vertraut ... Alle glauben an dich. Die Brüder haben Geld gesammelt. Dreitausend Euro für die ersten Spesen. Du bekommst alles, was du brauchst: Männer, Hilfe ... Du wirst nicht allein sein, du musst dich um nichts kümmern.

- Ich kann es nicht machen, Rod.

- Aber warum nicht, in Gottes Namen?

Warum nicht? Eine ergreifende Kora-Melodie hing in der Luft, mein Herz war schwer wie Stein. Ich erinnerte mich an die vielen Abende, die ich an den schmutzigen kleinen Tischen in dem Kellerlokal auf der Piazza Vittorio verbracht hatte. Mitten unter ihnen, unter Menschen wie Al, die ich nicht verstand, die ich nie ganz würde verstehen können. Inmitten ihrer heiseren, warmen Stimmen, dem Zighini und dem Mangosaft, einem nach Kreuzkümmel schmeckenden Afrika, meiner Kanzlei, in der sich Glanz und Elend...
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