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Die Gaben des Wassers

E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
Deutsch
Verlag Anton Pusteterschienen am22.03.2024
Ein Lob der lebendigen und stillen Wasser Ob Mairegen oder Morgentau, schlammige Pfütze oder lichter Weiher, wilder Fluss oder das dunkle Auge des Moores, unerschöpflich fördert das Wasser den Reichtum des Lebens. Es ermöglicht Erneuerung, wo immer es eingeladen wird, seine Wirkung zu entfalten. Durch das Wasser sind wir mit allem verbunden, sind ein Teil seines Kreislaufs. Das Wasser ist unsere Lebensgrundlage, wir sollten es behüten. Seine Erscheinungsformen in der Landschaft bilden den blauen Faden der Naturbeobachtungen von Karin Hochegger. Ihr neuer Band 'Die Gaben des Wassers' verbindet die genaue Wahrnehmung und Betrachtung von unterschiedlichen Süßgewässern mit einer Fülle an ökologischem und kulturgeschichtlichem Wissen - von der Quelle über Tümpel, Teich und Weiher bis zum Fluss. - Eine poetisch-kraftvolle Beschreibung im Stil des 'Nature Writing' - Was es in Bächen, Flüssen, Mooren, Lacken, Tümpeln und Seen zu entdecken gibt - Ökologische Fakten rund um die Bedeutung des Wassers - Für Leser*innen von Naturkunde-Büchern und alle, die das Wasser lieben - erscheint am 22. März 2024 zum 'Tag des Wassers'

Karin Hochegger war jahrelang als Sachverständige für Naturschutz tätig. Derzeit leitet sie die Bezirksstelle Liezen des Naturschutzbundes und arbeitet an Renaturierungsprojekten von Mooren und Feuchtgebieten im Ausseerland und im Ennstal in Österreich.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR30,00
E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
EUR20,00

Produkt

KlappentextEin Lob der lebendigen und stillen Wasser Ob Mairegen oder Morgentau, schlammige Pfütze oder lichter Weiher, wilder Fluss oder das dunkle Auge des Moores, unerschöpflich fördert das Wasser den Reichtum des Lebens. Es ermöglicht Erneuerung, wo immer es eingeladen wird, seine Wirkung zu entfalten. Durch das Wasser sind wir mit allem verbunden, sind ein Teil seines Kreislaufs. Das Wasser ist unsere Lebensgrundlage, wir sollten es behüten. Seine Erscheinungsformen in der Landschaft bilden den blauen Faden der Naturbeobachtungen von Karin Hochegger. Ihr neuer Band 'Die Gaben des Wassers' verbindet die genaue Wahrnehmung und Betrachtung von unterschiedlichen Süßgewässern mit einer Fülle an ökologischem und kulturgeschichtlichem Wissen - von der Quelle über Tümpel, Teich und Weiher bis zum Fluss. - Eine poetisch-kraftvolle Beschreibung im Stil des 'Nature Writing' - Was es in Bächen, Flüssen, Mooren, Lacken, Tümpeln und Seen zu entdecken gibt - Ökologische Fakten rund um die Bedeutung des Wassers - Für Leser*innen von Naturkunde-Büchern und alle, die das Wasser lieben - erscheint am 22. März 2024 zum 'Tag des Wassers'

Karin Hochegger war jahrelang als Sachverständige für Naturschutz tätig. Derzeit leitet sie die Bezirksstelle Liezen des Naturschutzbundes und arbeitet an Renaturierungsprojekten von Mooren und Feuchtgebieten im Ausseerland und im Ennstal in Österreich.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783702581138
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum22.03.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse51365 Kbytes
Illustrationendurchgehend farbig bebildert
Artikel-Nr.17372310
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2
Quelle und Ursprung

Im Wald, etliche Gehminuten von unserem Haus entfernt, liegt die Quelle, die uns versorgt. Es ist ein feuchter, schattiger Ort. Den Überlauf der Quellfassung bildet ein Rinnsal, dort sitzen dicke Moospolster auf den Steinen, in sattem Grün und prall künden sie vom Schlaraffenland der Moose - Wasser zu jeder Jahreszeit. Einer der Polster hat die Form eines Herzens, ein Geschenk der Quelle, das mich daran erinnert: Ihr Wasser gehört nicht nur uns.

Ich frage mich oft: Wer hat diese Quelle gefunden, wie sah ihre ursprüngliche Fassung aus, wie lange schon stillt sie den Durst der Menschen, die hier wohnen, und wer dankt es ihr? Wir ahnen heute nicht mehr, wie wesentlich das Vorkommen von Wasser für die Besiedelung der Alpentäler war. Nur wenn Wasser in unmittelbarer Umgebung zu finden war, konnten der Hof versorgt und die Tiere getränkt werden. Hölzerne Brunnen erinnern bei vielen alten Höfen an die ursprüngliche Wasserversorgung. Die Kenntnisse für das Auffinden und die Fassung der Quellen übernahmen Rutengeher oder besonders wasserfühlige Menschen. Traditionelle Techniken und altes Wissen, die uns heute nicht mehr begleiten.

Von allen Erscheinungsformen des Wassers in der Landschaft sind Quellen die geheimnisvollsten. Der erste Ort, an dem das Wasser zutage tritt, nachdem es als Niederschlag gefallen und durch Gestein oder Boden gesickert ist, wird als Quelle bezeichnet. Kompakter, massiver Fels oder dichte Auflagen von Lehm bilden wasserundurchlässige Schichten und führen die Wasserströme aus dem Untergrund an die Oberfläche. Die Quelle entspringt und tritt beständig strömend oder nur zeitweise sprudelnd ans Licht. Mit Rutengehern eine Landschaft zu erkunden, lässt uns diese unterirdischen Ströme erahnen. Ich konnte mit einem Quellbaumeister den bewaldeten Hang über unserer Quelle durchstreifen. Dort erspürte er die Wege des Wassers, vor meinen Augen entfaltete sich ein Geflecht aus Adern, ein Speisungsgebiet. Mir wurde bewusst: Unter unseren Füßen strömt es beständig.

Wenn sie frei fließen dürfen, unterscheiden sich Quellen stark voneinander: Einige sind schwer zu erkennen, weil sie einen See oder Tümpel speisen, manche ergießen sich in einen Bach, andere sickern in ein Feuchtgebiet. Wieder andere sprudeln aus Felsen, auf denen sich hellgrüne Moosteppiche ausbreiten.

Die spektakulärsten Quellen bilden einen Wasserfall oder einen tosenden Bachlauf. Quellen können unstet sein, ihre Wassermenge verändert sich dann im Jahreslauf. Manche Quellen versiegen nach der Schneeschmelze oder während besonders trockener Phasen. Versiegen - ein Wort, dass altmodisch klingt, aber zeitgemäß ist, wo Dürre und Trockenheit vorherrschen.

An jedem Quellwasser lässt sich die Art seiner Reise ablesen. Eine Reise, die je nach Untergrund nur einige Stunden bis zu mehreren Jahrzehnten dauern kann. Die Begegnung mit dem gereinigten Grundwasser aus den Tiefen der Gesteinsschichten ist nicht umsonst in vielen Kulturen von sakralem Charakter. Orte, wo das Wasser nach langer Reise aus dem Untergrund ans Licht tritt, sind oft von Mythen und Legenden umwoben. Manche Quellen sind Orte der Heilung und alle bieten das Wasser in seiner reinsten Form dar - ein Lebenselixier.

Jeder Quelle ist ein Speisungsgebiet zugeordnet und es wichtig, dieses zu kennen, denn alles, was dort passiert, schlägt sich in der Wasserqualität nieder. Ein Grund für weitreichende Schutzmaßnahmen und die Ausweisung von Wasserschutz- und Schongebieten. Auch Bautätigkeit in der Nähe einer Quelle kann zu Problemen und sogar zu ihrem Versiegen führen, wenn durch die Bauarbeiten Risse im dichten Untergrund entstehen. Da das Wasser der Quellen vom Grundwasser geprägt ist, besitzt es eine andere Qualität (Mineralstoffe, Bakterien) als das Oberflächenwasser. Quellwasser wurde auf seinem Weg gereinigt und mit Stoffen angereichert, die es vom Boden und Gestein aufgenommen hat. Oberflächenwasser hingegen sickert nicht in den Boden, sondern fließt oberflächlich ab. Quellen existieren an der Schnittstelle zwischen Tiefe und Oberfläche. Im Quellgebiet weist das Wasser daher die beste Qualität und größte Reinheit auf, schon einige Meter unterhalb vermischen sich Oberflächenwasser und Quellwasser.

Ein Erlebnis in einem Quellgebiet hat mir die Sensibilität dieser Systeme anschaulich vor Augen geführt. Baggerarbeiten öffneten den Boden oberhalb der Quelle. Bei der nächsten routinemäßig durchgeführten Überprüfung der Wasserqualität wurden Kolibakterien festgestellt. Die Quelle, die über Jahrzehnte reines Wasser der besten Qualität geliefert hatte, war verunreinigt. Seither muss das Wasser mit einer UV-Anlage bestrahlt werden, um alle Keime abzutöten. In diesem Fall führte die Öffnung des Bodens oberhalb der Quelle dazu, dass Oberflächenwasser in den Zustrom zur Quelle gelangte. Karstgebiete, wo das Wasser manchmal schon wenige Stunden nach einem Niederschlag in der Talquelle ankommt, sind ebenfalls besonders sensibel gegenüber Verschmutzung. Schadstoffe können auf diese Weise ohne Filterung in den Wasserkreislauf gelangen.

Wenn das Wasser durch unterschiedliche Speisungsgebiete strömt oder sickert, erreicht es irgendwann einen wasserundurchlässigen Horizont, wo sich das Grundwasser sammelt. Dort sind alle Poren und Zwischenräume mit Wasser gefüllt und es stellt sich ein einheitlicher Spiegel ein. Ein unsichtbarer Wasserkörper, der das Wachstum der Pflanzen ermöglicht, der Brunnen und Quellen speist, der unserem Land und unserem Leben zugrunde liegt, ohne dass wir es ahnen. Die Fotografin Regina Hügli beschreibt das Wasser als einen großen Körper, der durch die Atmosphäre, die Erde und durch alle Lebensformen zirkuliert und dabei organische Materie mit anorganischer verbindet - ein wesentlicher Gedanke und ein schönes Bild. Wir trinken Wasser, gespeist aus den Wolken, gefiltert durch die Erde, angereichert durch das Gestein und verströmt in der Landschaft.
Im Land der Quellen

Bei meinen Streifzügen wird mir bewusst, dass ich im Land der Quellen lebe. In unmittelbarer Umgebung kann ich zahlreiche Quellgebiete besuchen: die Quelle, die unser Haus versorgt, einen mystischen Quelltümpel im Wald oder eine Quellflur, umrahmt von Grauerlen und Weidengebüschen. Die Nähe zu den ausgedehnten Karstplateaus lässt das Wasser im Tal in verschiedener Form zutage treten. Ein Reichtum und ein Segen, der das gesamte Land belebt. In den Quellgebieten zieht soeben der Frühling mit aller Macht ein. Sattes Grün bedeckt den Boden, Moose bilden dichte Matten, Frühlingsknotenblumen wachsen in Büscheln, darüber beugen sich knorrige Grauerlenstämme, deren Rinde hell leuchtet. Die Wasserläufe befreien sich ohne jede Anstrengung vom Schnee, er fügt sich in ihren Lauf ein, löst sich auf und schmilzt. Unentwegt plätschert und ungeordnet fließt es. Ein perlendes Glucksen begleitet die schmalen Wasserströme. Nur wenn ich vorsichtig nähertrete, erkenne ich die Quelltöpfe, an deren Grund das Wasser austritt, besser, heraussprudelt. In dem Fließen der Quelle ist keine Anstrengung zu entdecken, kein beschwerlicher Prozess, mühelos und beständig quillt das Wasser aus der Erde. Wir leben von diesem Überfluss .

Die Quellflur ist im Frühling ein idyllischer Ort, wie er in der Antike als locus amoenus bezeichnet wurde. Diese Orte sind mehr als nur eine hübsche Gegend, sie stehen für Intaktheit, für Rückzug in und Versorgung durch die Natur. Hier können wir uns erholen, unsere Sinne werden nicht aufgewühlt, sondern sanft berührt. Alles deutet auf eine Harmonie hin, die uns miteinbezieht und beherbergt. Wie anders präsentiert sich hingegen ein Quellgebiet, wo das Wasser gerade neu gefasst wurde - und der Bagger mehrfach versunken ist. Um im Vokabular antiker Naturbeschreibung zu bleiben, kann dieser Ort nur als locus terribilis bezeichnet werden. Ein Ort, der Trostlosigkeit verbreitet und Ödnis. Im Umkreis der Quelle wurden die Bäume gefällt und eine betonierte Fassung ragt aus der entblößten Erde hervor. Den schwarzen Boden durchziehen kleine Rinnsale und verwandeln ihn in Schlamm. Ein Absperrband weht traurig im Wind und winkt mit seiner grellen Farbe. Wie schnell gelingt es, einen Ort zum Kippen zu bringen, seine Ausstrahlung, sein Wesen zu zerstören und nur noch seine Funktion, in diesem Fall die Schüttung der Quelle, zu fördern? Und ich frage mich, was wir dabei alles verlieren.

Natürliche Quellgebiete sind nicht nur für die Wasserversorgung von großer Bedeutung, sie beherbergen auch eine Reihe von hochspezialisierten Tier- und Pflanzenarten. Quellschnecken, Insektenlarven, Kieselalgen oder Quellmoose benötigen - genauso wie wir - die spezielle Qualität des reinen Wassers.

Mit der Fassung einer Quelle verringert sich ihr Lebensraum, mit der Rodung und Bodenbearbeitung durch Baumaschinen gehen die...
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