Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Kein Frieden im Nahen Osten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
StudienVerlagerschienen am10.09.20241. Auflage
Wer diese 'Geschichte Israels' gelesen hat, weiß, warum es im Nahen Osten keinen Frieden gibt. Rolf Steiningers 'Geschichte Israels' unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von anderen Arbeiten zum Thema. Er geht zwar wie üblich chronologisch vor - Vorgeschichte, Gründung, Kriege -, lässt dann aber immer wieder die damaligen politischen Beobachter selbst 'sprechen'. Bis 1939 sind das die deutschen Generalkonsuln in Jerusalem, bis 1990 die Botschafter Österreichs in Israel. Ihre einst vertraulichen Berichte liefern ganz neue Einblicke in die Geschehnisse jener Zeit. In Palästina geht es um Araber, die erst gegen Juden und dann mit 'Heil Hitler'-Rufen gegen Juden und Briten kämpfen, in Israel u. a. um Österreichs ersten Diplomaten, der dort zum Antisemiten wird, um ein jüdisch-arabisches Freundschaftstreffen, Ägyptens Verhandlungsphilosophie gegenüber Israel, die Räumung der letzten jüdischen Siedlung auf dem Sinai, den Rücktritt von Ministerpräsident Begin, den Lavi-Jet, eine Erkundungsfahrt durch die Westbank während der Intifada, den Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzung, um die Annexion des Golan, um eine lesenswerte Analyse über Israel im Jahr 1990. Dann um die US-Präsidenten, Israel als global player und um das Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023. 41 Fotos und drei Faksimiles runden den Band ab.

Rolf Steininger, Dr. phil., em. ordentlicher Universitätsprofessor, geb. in Plettenberg/Westfalen, Studium Geschichte und Englisch in Marburg, Göttingen, München, Lancaster und Cardiff; 1971 Promotion, 1976 Habilitation, bis 1983 Professor an der Universität Hannover, anschließend bis zur Emeritierung 2010 Leiter des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, Gastprofessor in Tel Aviv, Queensland (Australien) und New Orleans, Gastwissenschaftler in Ho-Chi-Minh-Stadt, Hanoi, Kapstadt und Arcata (Humboldt State University), Senior Fellow des Eisenhower Center for American Studies der University of New Orleans und Jean-Monnet-Professor; 1994 Ruf an die Universität Düsseldorf, 2007 an die Universität Bozen; zahlreiche Veröffentlichungen und (mit Heribert Schwan) international ausgezeichnete Film- und Fernsehproduktionen; 2012 Tiroler Wissenschaftspreis.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextWer diese 'Geschichte Israels' gelesen hat, weiß, warum es im Nahen Osten keinen Frieden gibt. Rolf Steiningers 'Geschichte Israels' unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von anderen Arbeiten zum Thema. Er geht zwar wie üblich chronologisch vor - Vorgeschichte, Gründung, Kriege -, lässt dann aber immer wieder die damaligen politischen Beobachter selbst 'sprechen'. Bis 1939 sind das die deutschen Generalkonsuln in Jerusalem, bis 1990 die Botschafter Österreichs in Israel. Ihre einst vertraulichen Berichte liefern ganz neue Einblicke in die Geschehnisse jener Zeit. In Palästina geht es um Araber, die erst gegen Juden und dann mit 'Heil Hitler'-Rufen gegen Juden und Briten kämpfen, in Israel u. a. um Österreichs ersten Diplomaten, der dort zum Antisemiten wird, um ein jüdisch-arabisches Freundschaftstreffen, Ägyptens Verhandlungsphilosophie gegenüber Israel, die Räumung der letzten jüdischen Siedlung auf dem Sinai, den Rücktritt von Ministerpräsident Begin, den Lavi-Jet, eine Erkundungsfahrt durch die Westbank während der Intifada, den Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzung, um die Annexion des Golan, um eine lesenswerte Analyse über Israel im Jahr 1990. Dann um die US-Präsidenten, Israel als global player und um das Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023. 41 Fotos und drei Faksimiles runden den Band ab.

Rolf Steininger, Dr. phil., em. ordentlicher Universitätsprofessor, geb. in Plettenberg/Westfalen, Studium Geschichte und Englisch in Marburg, Göttingen, München, Lancaster und Cardiff; 1971 Promotion, 1976 Habilitation, bis 1983 Professor an der Universität Hannover, anschließend bis zur Emeritierung 2010 Leiter des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, Gastprofessor in Tel Aviv, Queensland (Australien) und New Orleans, Gastwissenschaftler in Ho-Chi-Minh-Stadt, Hanoi, Kapstadt und Arcata (Humboldt State University), Senior Fellow des Eisenhower Center for American Studies der University of New Orleans und Jean-Monnet-Professor; 1994 Ruf an die Universität Düsseldorf, 2007 an die Universität Bozen; zahlreiche Veröffentlichungen und (mit Heribert Schwan) international ausgezeichnete Film- und Fernsehproduktionen; 2012 Tiroler Wissenschaftspreis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783706564366
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum10.09.2024
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse19050 Kbytes
Artikel-Nr.17504645
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Einleitung

Am frühen Morgen des 5. Juni 1967, ein Montag, griffen israelische Mirage-Kampfjets Ägypten an: Der Sechstagekrieg hatte begonnen. Ich studierte damals an der University of Lancaster in England und wurde Zeuge eines Ereignisses, an das ich mich noch gut erinnern kann: Kurz nach Bekanntwerden des israelischen Angriffs gab es auf dem Campus einen Aufruf, alle jüdischen Studierenden sollten sich melden. Die Universität war relativ neu, und da noch Studentenwohnheime fehlten, wurden Ausländer , sobald die Saison im Badeort Morecambe zu Ende war, in dortigen Hotels untergebracht. Ich wohnte im Erindale , zusammen mit David aus San Diego, der mein Freund wurde. Davids Großvater war irgendwo in Florida Rabbi. David hatte mich in der Vergangenheit immer wieder nach dem Holocaust gefragt. Als er jetzt zu mir sagte: Ich fahre auch , wurde mir klar, wohin er fahren wollte. Bevor es losging, war der Krieg allerdings schon vorbei, die Vorbereitungen für den Graduation Ball an der Uni wurden fortgesetzt.

Bei meiner späteren Beschäftigung mit der Geschichte Israels und des Nahostkonflikts habe ich manchmal an dieses Ereignis gedacht, wenn es um die Verbundenheit der Juden - und Jüdinnen - im Ausland mit dem Staat Israel ging.

Im Mai 1994 führte ich gemeinsam mit meinem Kollegen Dr. Thomas Albrich und 20 Seminarteilnehmer/innen eine zwölftägige Exkursion nach Israel durch. Es wurde eine Exkursion der besonderen Art. Unvergessen bleiben das Beduinenmuseum, die Fahrt auf den Golan, der Holocaust-Erinnerungsort Yad Vashem, die Flugschau der israelischen Luftwaffe vor Tel Aviv, die einstige Festung Massada, Übernachtung in Ost-Jerusalem, und dann - mit der vom langjährigen Chefredakteur der Jerusalem Post , Ari Rath, organisierten Sondergenehmigung - die Teilnahme an den abendlichen Vorbereitungen für die Gründungsfeierlichkeit des Staates auf dem Herzlberg.

Was die Exkursion ganz besonders machte, waren noch ein paar andere Dinge. So konnten wir aus nächster Nähe beobachten, wie israelische Soldaten vor Jericho Sperranlagen abbauten und Messungen durchführten: Jericho würde Teil des ein Jahr zuvor vereinbarten Autonomiegebietes werden. Der Vorgang war irgendwie historisch. Dann gab es ein ungewöhnliches Ereignis im Außenministerium. Dort wurden wir Zeuge einer unglaublich aggressiven Auseinandersetzung zwischen einem Beamten des Ministeriums und unserer Reiseleiterin Rachel. Es ging um den wenige Monate zuvor von Premierminister Yitzhak Rabin eingeleiteten Friedensprozess (s. Kap. 20). Rachel hatte sich gleich zu Beginn der Exkursion als ehemalige Stewardess der Swiss Air vorgestellt und voller Stolz darauf hingewiesen, dass sie im befreiten Gebiet wohne. Sie hatte die Westbank gemeint, jenes Palästinensergebiet, das Israel im Sechstagekrieg erobert hatte und besetzt hielt. Für Zionisten war dieses Gebiet Judäa und Samaria und war befreit worden; seither siedelten sie dort. Thomas und ich hatten klargemacht, dass wir das anders sahen, und zwar so deutlich, dass Rachel bis zum Schluss der Exkursion die Westbank nicht mehr als befreites Gebiet bezeichnete - außer im Ministerium. (Ansonsten ging es nur noch um Autos mit den blauen Kennzeichen ; das waren die aus der Westbank.)

Die im Außenministerium geführte Auseinandersetzung hatte uns allerdings gezeigt, dass die Politik Rabins nicht unumstritten war. Die israelische Rechte lehnte sie bekanntlich genauso ab wie die Terrororganisation Hamas. Rabin wurde ein Jahr später von einem fanatischen Juden ermordet. Das war dann auch das Ende des Friedensprozesses.

Im Laufe unserer Exkursion gab es in Jerusalem zwei Terrorangriffe auf israelische Busse mit etlichen Toten. Unser letzter Tag verlief dann in einer extrem angespannten Atmosphäre - mit besonderen Vorsichtsmaßnahmen. An diesem Tag endete nämlich die von den Arabern angekündigte Friedensphase betreffend das Attentat vom 25. Februar. Da hatte der radikal-religiöse jüdische Siedler Baruch Goldstein in der Ibrahim-Moschee in Hebron 29 Araber erschossen. Zum Glück gab es kein Attentat in der Nähe unseres Quartiers. Am nächsten Tag landeten wir über den Umweg Münster/Osnabrück wohlbehalten in München.

Meine Geschichte Israels unterscheidet sich in wichtigen Punkten von anderen Geschichten des Landes bzw. des Nahostkonflikts: Die Erzählung ist zwar wie üblich chronologisch angelegt - Vorgeschichte, Gründung und die nachfolgenden Kriege -, ich lasse dann aber immer wieder die damaligen politischen Beobachter selbst sprechen . Bis 1939 sind das die deutschen Generalkonsuln in Jerusalem, bis 1990 die Botschafter Österreichs in Israel. Ihre einst vertraulichen Berichte liefern ganz neue Einblicke in die Geschehnisse jener Zeit.

Es gibt wohl kaum eine bessere Beschreibung der Ereignisse in Palästina als jene der deutschen Generalkonsuln. Etwa, wenn es um die Probleme der frühen Zionisten in den 1920er-Jahren geht - unvergessen der Spruch Wir sitzen hier am Mittelmeer und haben keine Mittel mehr , oder Afuleh, die erste moderne Ruinenstadt Palästinas -, um die blutigen Auseinandersetzungen erst zwischen Arabern und Juden und im arabischen Aufstand 1936 dann Araber gegen Juden und Briten, den britischen Teilungsplan im Jahr 1937, die begeisterten Heil Hitler -Rufe Säbel schwingender Araber, die nicht realisierten, dass es gerade Hitlers Politik war, die die deutschen Juden nach Palästina trieb und sie dort mit Kulturgütern beglückt wurden, die sie im Grunde ihres Herzens verachteten.

In Israel geht es zunächst um Österreichs ersten Diplomaten, der dort zum Antisemiten wird, dann um ein jüdisch-arabisches Freundschaftstreffen, Ägyptens Verhandlungsphilosophie gegenüber Israel, die Räumung der letzten jüdischen Siedlung auf dem Sinai, den Rücktritt von Ministerpräsident Begin, den Lavi-Jet, eine Erkundungsfahrt durch die Westbank während der Intifada, dem Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzung, um die Annexion des Golan, um eine lesenswerte Analyse über Israel im Jahr 1990. Dann um die US-Präsidenten, Israel als global player und um das Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023.

Bei all diesen Ereignissen wird immer deutlicher, warum es im Nahen Osten nach wie vor keinen Frieden gibt. Gab es Chancen? Und wenn ja, wurden sie vertan? Wurden - und werden - die Palästinenser von den Arabern verraten ? Gab es zu oft ein Nein von Seiten der arabischen Staaten? Sagten deren Führer auf Englisch Frieden und auf Arabisch Vernichtung ? Und wie steht es mit Israel? Mit der Besiedlung der Westbank? Siedeln auf jedem im Alten Testament erwähnten Hügel? Als Philosophie Israels? Und welche Rolle haben die amerikanischen Präsidenten gespielt? Nur zugeschaut und Israel um jeden Preis unterstützt? Quo vadis, Israel? fragte 1990 Österreichs Botschafter in Israel. Sein Bericht ist besonders lesenswert, auch mit Blick auf Israels Weg in den dann folgenden 35 Jahren.

Der Band 13 der Berichte (Botschafter Dr. Ingo Mussi, 1976-1981) und der Band 14 (Botschafter Dr. Otto Pleinert, 1981-1990) sind 2016 bzw. 2021 in der innsbruck university press erschienen. Deren Leiterin Dr. Birgit Holzner danke ich sehr herzlich dafür, dass ich daraus einzelne Passagen übernehmen konnte.

Die Gründungsgeschichte des Staates von 1896 bis zum Unabhängigkeitskrieg 1948/49 wird in der vorliegenden Arbeit relativ kurz behandelt. Eine längere Fassung von mir hat die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen 2023 herausgegeben; sie ist dort erhältlich und inzwischen auch online (Die Gründung des Staates Israel - 14. Mai 1948 (mit zwei Karten)). Für die US-Präsidenten verweise ich auf meine Arbeit Die USA, Israel und der Nahe Osten. Von 1945 bis zur Gegenwart , Reinbek 2022 (mit einer Karte) und das entsprechende Kapitel in Das amerikanische Jahrhundert ; Erfurt 2021; für den Gesamtkomplex Nahostkonflikt auf das gleichnamige Fischer-Taschenbuch, erstmals 2005 erschienen, aktuelle Auflage November 2023.

Als Hochschullehrer war mir Öffentlichkeitsarbeit immer sehr wichtig. So gibt es zum Thema Israel/Nahost etwa drei Dutzend Beiträge von mir in Printmedien (u. a. Dolomiten, Wiener Zeitung, ZEIT, Schalom), die inzwischen auch gesammelt vorliegen. Und etliche Sendungen auf Rai Südtirol und Ö1 (einige auch auf meiner Website zum Nachhören ).

Ein Wort zum Schluss: Wer im Jahr 2024 eine Geschichte Israels schreibt und feststellt, dass es im Nahen Osten keinen Frieden gibt, kann am Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 nicht vorbeigehen. Bereits Ende 2023 hat die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen eine entsprechende Broschüre von mir (51 Seiten) herausgegeben. In Kapitel 24 gehe ich noch einmal auf das Thema ein.

Beim Thema Israel scheiden sich bekanntlich die Geister. Es gibt viele unterschiedliche Meinungen und viele Vorurteile. Möglicherweise hilft dieses Buch, einige davon abzubauen. Wünschenswert wäre es allemal.

Innsbruck, im Mai...
mehr