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Weihnachtsanektötchen - Spannende Geschichten aus Dresden

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
96 Seiten
Deutsch
Niemeyer C.W. Buchverlageerschienen am10.09.2024
Zahlreiche Verbrechen geschehen im Schatten von Dresdens Striezelmarkt: Gerade dort, wo die Altstadt vor lauter Adventslichtern funkelt, tummelt sich das Böse im Dunkel der Gassen. Gut, dass die Beamten vom Revier Mitte besonders wachsam sind, wenn ein übereifriger Polizeistudent einen Raubzug vereitelt oder ein Teil der gestohlenen Schlossjuwelen wieder auftaucht. Und während August der Starke durch die Liebe gerettet wird, planen andere die Erpressung der geheimen Gewürzmischung des Dresdner Christstollens.

Joachim Anlauf, geboren 1967 in Bielefeld, ist Diplom-Volkswirt und Medienmanager (VWA). Nach der Jugendzeit in Minden führten ihn Studium und berufliche Aufgaben von Osnabrück über München, Herford, Dresden, Hannover und Leipzig schließlich zurück nach Dresden. In der Kunst- und Kulturstadt beschäftigt sich der ehemalige Pressesprecher (u.a. für die Polizei Sachsen und die CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag) beruflich mit der Stadt- und Regionalentwicklung. Im Jahr 2012 wurde er mit dem Publikumspreis des Leipziger Krimipreises ausgezeichnet. Joachim Anlauf ist Mitglied des Syndikats, dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, und gehörte 2018/19 dem Vorstand an. Weitere Informationen auf www.joachim-anlauf.de
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextZahlreiche Verbrechen geschehen im Schatten von Dresdens Striezelmarkt: Gerade dort, wo die Altstadt vor lauter Adventslichtern funkelt, tummelt sich das Böse im Dunkel der Gassen. Gut, dass die Beamten vom Revier Mitte besonders wachsam sind, wenn ein übereifriger Polizeistudent einen Raubzug vereitelt oder ein Teil der gestohlenen Schlossjuwelen wieder auftaucht. Und während August der Starke durch die Liebe gerettet wird, planen andere die Erpressung der geheimen Gewürzmischung des Dresdner Christstollens.

Joachim Anlauf, geboren 1967 in Bielefeld, ist Diplom-Volkswirt und Medienmanager (VWA). Nach der Jugendzeit in Minden führten ihn Studium und berufliche Aufgaben von Osnabrück über München, Herford, Dresden, Hannover und Leipzig schließlich zurück nach Dresden. In der Kunst- und Kulturstadt beschäftigt sich der ehemalige Pressesprecher (u.a. für die Polizei Sachsen und die CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag) beruflich mit der Stadt- und Regionalentwicklung. Im Jahr 2012 wurde er mit dem Publikumspreis des Leipziger Krimipreises ausgezeichnet. Joachim Anlauf ist Mitglied des Syndikats, dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, und gehörte 2018/19 dem Vorstand an. Weitere Informationen auf www.joachim-anlauf.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783827187338
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum10.09.2024
Seiten96 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1231 Kbytes
Artikel-Nr.17519301
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



In vino veritas

Im Wein liegt bekanntermaßen nach Alkaios die Wahrheit. Das ist unstrittig. Allerdings wusste Aesop zu berichten, dass jede Wahrheit zwei Seiten hat. Deshalb sollte unbedingt der Rat von Werner Mitsch beherzigt werden: Wer die Wahrheit im Wein finden will, darf die Suche nicht gleich beim ersten Glas aufgeben.

Chris Steiner fluchte. Die Striezelgasse vor ihm war verstopft. Ein zügiges Durchkommen mit seiner klapprigen Sackkarre, deren Ladung bis zu 100 Kilo wiegen konnte, war ausgeschlossen. Also, zurück auf Start und einmal um den Striezelmarkt herum. Damit kam aber der Zeitplan durcheinander, denn es handelte sich um ein ausgeklügeltes System. Der junge Polizeistudent stellte sich auf die Zehenspitzen, um vielleicht doch noch eine Lücke vor ihm zu entdecken. Aber die Gasse war einfach dicht. Die Menschen bewegten sich zu unterschiedlich. Da gab es die beiden Grundrichtungen hoch und runter, die von den Fußgängern in unterschiedlichem Tempo absolviert wurden. Weiterhin hatte Chris vier Verhaltensgruppen ausgemacht. Gruppe 1 blieb wie aus heiterem Himmel und unberechenbar stehen. Gruppe 2 formierte regelmäßig eine Traube und löste diese dann wieder auf. Gruppe 3 hatte selbst eine Karre dabei und ähnelte dann einer beweglichen Schikane. Und Gruppe 4 war die schlimmste von allen: Menschen, die im Zickzack alle Stände der Striezelgasse abliefen und somit immer wieder als Geisterfahrer fungierten. Als er der Vernunft gehorchend seine Sackkarre wendete, wäre er beinahe mit jemandem zusammengestoßen. Er wollte sich schon entschuldigen, als er sah, dass es sich um seine Kommilitonin Jana Ruhland handelte - im Kostüm eines Weihnachtsengels. Die hatte ihm noch gefehlt.

Habe ich also doch richtig gesehen! Chris Steiner alias Tom Cruise! Glaube mir, du kannst dich noch so gut verkleiden, ich werde dich immer erkennen!

Glückwunsch, Sherlock! Darf ich bitte vorbei?

Hast du es eilig? Jetzt wäre doch ein guter Zeitpunkt, unsere gewonnenen Erkenntnisse auszutauschen. Professor Mankowitz wäre stolz auf uns. Da schwang jede Menge Selbstironie mit. Chris erinnerte sich an die entscheidende schwache Sekunde, die ihm das hier alles eingebrockt hatte. Und er fluchte noch mal.

Anfangs hatte alles sehr verlockend geklungen. Professor Mankowitz hatte bei Jana und ihm um eine freiwillige Teilnahme an einem Forschungsprojekt gebeten. Der Dozent für Kriminalistik an der Hochschule der Sächsischen Polizei galt in Deutschland als einer der führenden Forscher in der Richtung Predictive Policing , was auf Deutsch so viel wie Vorhersagende Polizeiarbeit hieß. Er sammelte und analysierte alle möglichen Falldaten, um damit sein Modell für Verbrechensvorhersage zu füttern. Jana und Chris hatten hin und wieder für das Modell Datenpflege betrieben. Als Ergebnisse sollten sich Kriminalitäts-Hotspots oder soziale Brennpunkte herauskristallisieren, die dann von der Polizei vorzugsweise zu beachten wären. Zur Vorstellung des Projekts kam sogar extra der Revierleiter von Dresden-Mitte nach Rothenburg. Professor Mankowitz begrüßte Polizeidirektor Dieter Hübzsch überschwänglich und bat ihn, das Forschungsvorhaben zu präsentieren.

In wenigen Tagen eröffnet der Striezelmarkt. Ein Großereignis, das bundesweit seinesgleichen sucht. Für die Polizei sind das in doppeltem Sinne Festtage. Denn wir müssen unser Bestes geben, dabei freundlich und wachsam sein. Und die Herausforderungen nehmen von Jahr zu Jahr zu. Mit Professor Mankowitz war ich mir einig, dass das Sicherheitskonzept des Striezelmarktes und dessen Umsetzung für eine wissenschaftliche Untersuchung sehr geeignet ist.

Ja, das stimmt , brachte sich der Professor ein, obwohl die Bedingungen nicht optimal sind - so eine Untersuchung bedarf einer monatelangen Vorbereitung und Abstimmung unter allen Beteiligten -, haben wir uns gesagt, dass wir trotzdem starten und erste Erfahrungen noch in diesem Jahr sammeln wollen. Und zwar in Form einer diskreten Kontrollgruppe, wie wir es nennen. Aber, lieber Herr Hübzsch, fahren Sie fort.

Wir betreten mit unserem Forschungsprojekt Neuland. Um nicht die gewohnten Abläufe zu beeinträchtigen, haben wir uns entschlossen, das Projekt nicht in die Sicherheitskonzeption einzubinden, sondern es unabhängig und geheim parallel zu etablieren.

Was bedeutet geheim ? , wollte Jana wissen.

Nun, Frau Ruhland. Nur fünf Personen haben Kenntnis von dem Vorhaben. Die Hochschule erteilt Ihnen eine Vorlesungsbefreiung und wird diese Zeit als Praktikum anerkennen. Sie werden als Privatpersonen und nicht als Polizeibeamte auf dem Striezelmarkt agieren und im ersten Teil des Projekts Daten sammeln, die dann für den zweiten Teil aufbereitet werden. Im Idealfall können wir Hotspots identifizieren, die Sie dann näher beobachten werden. Am Ende steht die Auswertung, die möglicherweise ein interessantes Thema für Ihre Bachelorarbeit sein kann.

Wer ist die fünfte Person? , hakte Chris nach.

Entschuldigung, das habe ich vergessen. Ich habe den Marktamtsleiter gebeten, Ihnen auf dem Striezelmarkt Jobs zu vermitteln, bei denen Sie besonders gut Daten sammeln können. Herr Thomas Schlesinger ist der Fünfte im Bunde.

Was für Daten sollen denn gesammelt werden? , fragte Jana.

Es ist jetzt nicht nötig, zu sehr ins Detail zu gehen , übernahm Professor Mankowitz die Antwort, kurz vor Beginn des Projekts werde ich Sie instruieren. Was Sie jetzt wissen müssen, ist, dass Sie eine Art Kontrollgruppe zum Sicherheitskonzept sein werden. Und was meinen Sie? Sind Sie dabei?

Jana und Chris hatten in dieser schwachen Sekunde zugestimmt. Jetzt fragte sich Chris, wie er bei der ganzen Plackerei ein offenes Auge für kriminelle Aktivitäten haben oder Muster erkennen sollte? Auch blieb keine Zeit für irgendeine Form von Analyse. Und die erste Hälfte des Striezelmarktes war bald vorbei. Unverständlich war für ihn auch, dass der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen des Polizeireviers Dresden-Mitte untersagt war, die mit der Mobilen Polizeiwache Striezelmarkt und mit regelmäßigen Streifendiensten präsent waren. Da hätte man mal einen guten Einblick in die Praxis bekommen. Anstatt also neue Erkenntnisse im Dienste der Wissenschaft zu sammeln, sammelte Chris Steiner in der Realität in Kisten verpackte Striezelmarkttassen, um diese auf einer klapprigen Sackkarre zwischen einer Glühweinbude und der Hochleistungswaschanlage an der Kreuzkirche hin- und herzubefördern. Und auch Jana Ruhland hatte nicht das große Los gezogen. Immerhin brauchte sie als rechte oder linke Hand des Weihnachtsmannes keine übermäßig anstrengende körperliche Arbeit zu verrichten und konnte sich auf dem ganzen Striezelmarkt verlustieren. Allerdings schweißten diese ungünstigen Rahmenbedingungen die beiden Polizeistudenten nicht zusammen. Anstatt sich gegenseitig zu unterstützen, stichelten sie gegeneinander. Kein Wunder, dass Chris genervt war:

Keine Zeit! Im Gegensatz zu dir muss ich arbeiten.

Aber wie soll das gehen? Arbeit kennst du ja als Wessi gar nicht.

Bin kein Wessi.

Bist du doch!

Ich bin genauso wie du in Dresden geboren.

Jana sah ihn mitleidig an.

Ach, Chris. Das haben wir doch schon oft diskutiert. Deine Eltern stammen aus dem Westen. Damit gehörst du der schwierigen zweiten Generation an, deren Integration in die Gesellschaft sich in der Regel problematisch gestaltet. Du bist weder Fisch noch Fleisch. In der alten Heimat halten sie dich zwar für einen Ossi, aber hier schwimmst du wie ein Ölfleck auf der Elbe. Am besten kommst du in zwei Generationen noch mal wieder.

Weißt du, Jana, ein bisschen Völkerwanderung könnte dir auch nicht schaden. Und jetzt mach endlich den Weg frei!

Chris schnappte sich die Sackkarre und verschwand im Gewühl.

Seine Stimmung verbesserte sich einige Tage später, als er wegen eines Personalausfalls an einem Glühweinstand auf dem Striezelmarkt als Mundschenk eingeteilt wurde. Das war die Chance. In seiner neuen Tätigkeit hatte er direkten Kontakt mit den Besuchern und stand etwas erhöht, sodass er einen guten Rundblick haben würde. Er konnte Informationen aufnehmen, die bei der Verbrechensvorhersehung nützlich sein konnten. Er wollte beweisen, was in ihm steckte. Und vielleicht konnte er seinem Vorbild Tom Cruise nacheifern, der im Film Minority Report gezeigt hatte, wie moderne Polizeiarbeit funktioniert. Zu Beginn seiner Schicht am späten Nachmittag hatte Chris vom Winzer eine kleine Einweisung erhalten. Er konnte jetzt die verschiedenen Weine und Traubensäfte erklären und wusste um die Mixmöglichkeiten mit Säften und Spirituosen. Ebenso vertraut war ihm die Bedienung der Wärmebehälter sowie die Pfandeinnahme und -herausgabe. Mit diesem Wissen ausgestattet, fühlte sich Chris für sein Forschungsprojekt bestens gewappnet. Die Bilanz nach einer Stunde war jedoch ernüchternd. Er war die ganze Zeit beschäftigt und konnte auch keine Pause einlegen. Die Schlangen vor dem Glühweinstand rissen nicht ab. Interessant wurde es, als sich zwei Herren in den Vierzigern seitlich vom Stand an den Tresen setzten und offensichtlich beabsichtigten, länger zu bleiben, denn der eine, ein blonder Hüne mit schulterlangem, strähnigem Haar, das von einer Sonnenbrille gebändigt wurde, legte einen 50-Euro-Schein auf den Tresen.

Meister, du schenkst uns jetzt so lange nach, bis der Schein aufgebraucht ist. Sag uns rechtzeitig Bescheid, damit wir nachlegen können.

Was soll´s denn sein?

Wir fangen mal gemütlich mit eurem Roten...

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Joachim Anlauf, geboren 1967 in Bielefeld, ist Diplom-Volkswirt und Medienmanager (VWA). Nach der Jugendzeit in Minden führten ihn Studium und berufliche Aufgaben von Osnabrück über München, Herford, Dresden, Hannover und Leipzig schließlich zurück nach Dresden.In der Kunst- und Kulturstadt beschäftigt sich der ehemalige Pressesprecher (u.a. für die Polizei Sachsen und die CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag) beruflich mit der Stadt- und Regionalentwicklung. Im Jahr 2012 wurde er mit dem Publikumspreis des Leipziger Krimipreises ausgezeichnet.Joachim Anlauf ist Mitglied des Syndikats, dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, und gehörte 2018/19 dem Vorstand an.Weitere Informationen auf www.joachim-anlauf.de