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Nigeria - ich komme!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
250 Seiten
Deutsch
Neptun Verlagerschienen am06.09.20241. Auflage
Am 15. Juni 1964 schifft sich die Ich-Erzählerin in Marseille ein und reist mit der französischen «Foch» immer tiefer nach Westafrika, bis nach Lagos. Dort wird sie als Sekretärin auf der Schweizer Botschaft arbeiten. Sie ist erst 21 Jahre alt, aber ihr Fernweh groß, und alles kommt ihr vor wie ein unendliches Abenteuer. Wer hat denn so früh im Leben die Chance, einen vor wenigen Jahren unabhängig gewordenen Staat auf dem Schwarzen Erdteil zu erleben! Angst hat sie nicht, weder vor Malaria noch vor Gewalt oder Korruption in einer fremden Stadt, die als gefährlich gilt. Mutig tritt sie die Stelle in Nigeria an, sie will das unbekannte Land mit seiner Kultur, seinen zahlreichen Ethnien, Sprachen und ungeheuren Gegensätzen entdecken und das überhebliche Denken der Weißen überwinden. Vom ersten Tag an ist alles anders und aufregend, durchpulst von einem eigenen Rhythmus. Lagos wächst enorm schnell und vibriert von Lärm und Highlife-Musik. Es herrscht ein chaotisches Treiben auf den Märkten und in den Slums, wo sie sich mit wenigen Sätzen Yoruba frei bewegen kann. Sie führt ein privilegiertes Leben, nimmt an Cocktails und Dinners des diplomatischen Corps teil und begegnet eines Tages dem berühmten nigerianischen Bildhauer und Maler Ben Enwonwu. Als sie im gemischten Chor von Lagos mitsingt, fällt ihre helle Hautfarbe wie überall auf, aber sie stellt fest, dass es keinen «umgekehrten» Rassismus gibt und wir in Europa von Afrika viel lernen könnten. Sechzig Jahre später hat die Autorin ihre Tagebücher, Briefe und Reisenotizen zu einem farbigen Mosaik Nigerias zusammengesetzt, wie es vor dem Biafrakrieg und den darauffolgenden Militärdiktaturen war. Ein spannender autofiktionaler Bericht einer couragierten jungen Frau, die ein damals exotisches Land an der Westküste Afrikas mit allen Sinnen wahrnimmt - und zu schreiben beginnt.

Barbara Traber, geboren 1943 in Thun/Schweiz. Handelsdiplom. Auslandsaufenthalte in London, Lagos, Paris. Lebt heute in Worb. Verwitwet, eine erwachsene Tochter. Freie Publizistin, Autorin, Lektorin, Übersetzerin. Zahlreiche Veröffentlichungen: Lyrik, Romane, Krimis, Erzählungen (auch in Berndeutsch), Biografien, Sachbücher. Bei Neptun lieferbar: 'Muttermomente', Gedichte, mit Fotos von Fernand Rausser; 'Land der glücklichen Hühner', Dorfgeschichten aus der Bresse (2022); 'D Zyt aahalte / Arrêter le temps', lyrische Prosa (zweisprachig), aus dem Berndeutschen ins Französische übersetzt von Corinne Verdan-Moser (2024).
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR27,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,90

Produkt

KlappentextAm 15. Juni 1964 schifft sich die Ich-Erzählerin in Marseille ein und reist mit der französischen «Foch» immer tiefer nach Westafrika, bis nach Lagos. Dort wird sie als Sekretärin auf der Schweizer Botschaft arbeiten. Sie ist erst 21 Jahre alt, aber ihr Fernweh groß, und alles kommt ihr vor wie ein unendliches Abenteuer. Wer hat denn so früh im Leben die Chance, einen vor wenigen Jahren unabhängig gewordenen Staat auf dem Schwarzen Erdteil zu erleben! Angst hat sie nicht, weder vor Malaria noch vor Gewalt oder Korruption in einer fremden Stadt, die als gefährlich gilt. Mutig tritt sie die Stelle in Nigeria an, sie will das unbekannte Land mit seiner Kultur, seinen zahlreichen Ethnien, Sprachen und ungeheuren Gegensätzen entdecken und das überhebliche Denken der Weißen überwinden. Vom ersten Tag an ist alles anders und aufregend, durchpulst von einem eigenen Rhythmus. Lagos wächst enorm schnell und vibriert von Lärm und Highlife-Musik. Es herrscht ein chaotisches Treiben auf den Märkten und in den Slums, wo sie sich mit wenigen Sätzen Yoruba frei bewegen kann. Sie führt ein privilegiertes Leben, nimmt an Cocktails und Dinners des diplomatischen Corps teil und begegnet eines Tages dem berühmten nigerianischen Bildhauer und Maler Ben Enwonwu. Als sie im gemischten Chor von Lagos mitsingt, fällt ihre helle Hautfarbe wie überall auf, aber sie stellt fest, dass es keinen «umgekehrten» Rassismus gibt und wir in Europa von Afrika viel lernen könnten. Sechzig Jahre später hat die Autorin ihre Tagebücher, Briefe und Reisenotizen zu einem farbigen Mosaik Nigerias zusammengesetzt, wie es vor dem Biafrakrieg und den darauffolgenden Militärdiktaturen war. Ein spannender autofiktionaler Bericht einer couragierten jungen Frau, die ein damals exotisches Land an der Westküste Afrikas mit allen Sinnen wahrnimmt - und zu schreiben beginnt.

Barbara Traber, geboren 1943 in Thun/Schweiz. Handelsdiplom. Auslandsaufenthalte in London, Lagos, Paris. Lebt heute in Worb. Verwitwet, eine erwachsene Tochter. Freie Publizistin, Autorin, Lektorin, Übersetzerin. Zahlreiche Veröffentlichungen: Lyrik, Romane, Krimis, Erzählungen (auch in Berndeutsch), Biografien, Sachbücher. Bei Neptun lieferbar: 'Muttermomente', Gedichte, mit Fotos von Fernand Rausser; 'Land der glücklichen Hühner', Dorfgeschichten aus der Bresse (2022); 'D Zyt aahalte / Arrêter le temps', lyrische Prosa (zweisprachig), aus dem Berndeutschen ins Französische übersetzt von Corinne Verdan-Moser (2024).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783858203656
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum06.09.2024
Auflage1. Auflage
Seiten250 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3566 Kbytes
Artikel-Nr.17539202
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vorwort

In jungen Jahren habe ich das unglaubliche Glück gehabt, Nigeria in seinen wenigen hoffnungsvollen Jahren auf dem Weg zu einer Demokratie erleben zu dürfen. Dafür bin ich bis heute dankbar. Aber ich hatte nie die nötige Ruhe, das Erlebte, schriftlich festgehalten in Tagebucheinträgen, Notizen und Briefkopien, zu einem längeren Bericht zu verknüpfen. Jetzt, im Alter, sind die Erinnerungen wieder hochgekommen, und ich habe versucht, sie wie Puzzleteile zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Die Frage, ob dieses Buch Belletristik, Erlebnisbericht oder was auch immer sei, bleibt den Leserinnen und Lesern überlassen. Dafür sind die beschriebenen Ereignisse und Eindrücke der 21-Jährigen aus erster Hand, authentisch, ein Dokument aus einer Zeit, in der eine Reise oder ein längerer Aufenthalt in Westafrika etwas Außerordentliches, ja geradezu ein Abenteuer waren.

Nigeria hat leider seit den wenigen ersten Jahren nach der Unabhängigkeit 1960, die als die besten, «demokratischsten» gelten, eine traurige Berühmtheit erlangt. Nach dem Biafra-Krieg 1967 bis 1970 folgten: Militärdiktaturen, Korruption, Missachtung der Menschenrechte, unmenschliche Gefängnisbedingungen, Ausbeutung durch internationale Multis und Zerstörung der Umwelt, Arbeitslosigkeit, Armut und Analphabetismus. Die brutale Ermordung des nigerianischen Schriftstellers und Menschenrechtlers Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreitenden am 10. November 1995 in Port Harcourt ist uns immer noch gegenwärtig.

Reisen in das westafrikanische Land seien auch heute gefährlich und sollten nur in Begleitung einer ortskundigen Vertrauensperson und mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen unternommen werden, warnt das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten. Als unrühmliches Beispiel wird ausgerechnet Lagos genannt, die Stadt sei häufig «Schauplatz von bewaffneten Überfällen und zahllosen Diebstählen, besonders für die Stadtteile Victoria Island, Ikoyi ...» Und genau dort arbeitete und wohnte ich seinerzeit, ohne je Angst zu haben. Zugegeben, Diebstähle gehörten bereits 1964 in Lagos zum Alltag, und auch mir wurde eines Tages meine Uhr, ein Konfirmationsgeschenk, auf der Straße entrissen. Einmal wurde innert einer Woche zwei Mal mein Auto aufgebrochen, aber die Diebe fanden nichts außer einer Einkaufstasche mit Bananen; ich musste aber das Schloss ersetzen lassen. Es kam ab und zu vor, dass ganze Villen in Ikoyi samt den Möbeln im Parterre nachts ausgeraubt wurden, während die Bewohner im oberen Stock, eingelullt vom Surren der Klimaanlage, friedlich schliefen. Bei der herrschenden Armut konnte ich Nigerianer sogar ein wenig begreifen, die auch wie die reichen Leute kostbare Dinge, Uhren, Schmuck, Radios und Fernseher, besitzen wollten. Hatten sie denn nicht, endlich «befreit» von der Kolonialmacht England, ein Anrecht auf ein normales Leben und eine bessere Zukunft?

Ein einziges Mal, ungefähr im Jahr 2000, spielte ich mit dem Gedanken, Lagos nach einem halben Jahrhundert noch einmal zu sehen und erkundigte mich, was es für die Einreise nach Nigeria brauche. Ein Visum und Impfungen, nahm ich an. Doch selbst ein einfaches Tourismusvisum hätte ich nur erhalten, wenn ich auf der nigerianischen Botschaft in Bern vorgesprochen hätte, um meine Gründe für eine Reise dorthin in einem persönlichen Interview plausibel zu erklären. Das schien mir eine übertriebene, allzu komplizierte Maßnahme zu sein, und deshalb verzichtete ich und werde das Land wohl nie mehr sehen.

Im «engeren» Großraum von Lagos, der zweitgrößten Stadt Afrikas, leben inzwischen mehr als 14 Millionen Einwohner, gut 14-mal mehr als in den 1960er-Jahren, in der ganzen Region sogar zwischen 21 bis 24 Millionen! Unmöglich, «mein» übersichtliches Lagos wiederzuerkennen. Ich wäre geschockt, würde mir in der Megacity vermutlich vollkommen fremd vorkommen. Wenn ich mir Youtube-Videos der Model Mega-City anschaue, einer Stadt, that never sleeps, kann ich kaum glauben, dass dies dasselbe Lagos sein soll, das ich gekannt und geliebt hatte: futuristisch, wie in einer anderen Welt entstanden. Prestigebauten, neue Brücken und Autobahnen, Galerien, teure Restaurants und Bars, exklusive Geschäfte und Boutiquen, Shopping Malls, drei Strände, an denen eine Party nach der andern steigt, eine Stadt der Musik, der Kunst, auch der Mode für junge Menschen und für Investoren kühner architektonischer Projekte. Eine ultramoderne, klimatisierte Welt entsteht dort, eine aus Glas und Stahl für Leute mit sehr viel Geld: Eko Atlantic City, offiziell Nigeria International Commerce City.

Eko Atlantic City umfasst ein riesiges Gebiet südlich von Victoria Island, dem früheren Geschäftszentrum von Lagos: Neues Land auf einer Fläche von 10 Millionen Quadratmeter, aufgeschüttet mit Sand aus dem Atlantischen Ozean, ist übersät mit unzähligen Wolkenkratzern, die Wohnungen für 300000 Menschen und Büros für 150000 neue Arbeitsplätze bereitstellen. Dort soll das neueste, modernste Finanzzentrum Afrikas entstehen, eine Art Manhattan in Nigeria, mit einer 8,5 Kilometer langen sea wall, und dem Eko Boulevard, einer zwei Kilometer langen und 60 Meter breiten Hauptstraße wie der Champs-Elysées in Paris oder der Fifth Avenue in New York. Bis 2027 soll diese City fertigerstellt sein, die Kosten sind horrend. Apartments mit Sicht auf den Strand werden seit 2018 online bereits zum Kauf angeboten: der Gipfel an Eleganz und Luxus. Wer sehr viel Geld investieren will und kann, ist willkommen. Größenwahnsinn.

Aber über 60% der Nigerianer in Lagos sind immer noch arm und leben in über 100 Slums. Wasser, sanitäre Anlagen, alles fehlt dort. Ungeheure Gegensätze auch heute noch, die unser Vorstellungsvermögen übersteigen.

Je mehr ich online recherchiere, desto surrealer kommt mir das Lagos des 21. Jahrhunderts vor, eine Mischung aus afrikanischer Tradition, überrissenem futuristischem Fortschrittsglauben und Korruption. Trotzdem erkenne ich selbst in den Werbevideos, die Investoren anlocken sollen, das Chaotische, den Lärm und den Rhythmus, die Farbigkeit von Lagos und den typischen nigerianischen Akzent im Englischen, wie ihn selbst die im Ausland ausgebildeten Akademiker sich nicht abgewöhnen können. Mit der Aussprache im Englischen haben alle Nigerianer und Nigerianerinnen Mühe oder eher eine ganz eigene Art des Sprechens. Es ist, als wären ihre Stimmbänder für die Sprache der ehemaligen Unterdrücker nicht geschaffen. In den früheren französischen Kolonien Afrikas hingegen sprechen die Einheimischen Französisch fast ohne Akzent. Wahrscheinlich entspricht das Nasale der Franzosen eher den afrikanischen Sprachen.

Spuren von Lagos, wie ich die Stadt seinerzeit erlebt habe, finde ich in der modernen Literatur, vor allem in den Werken von Teju Cole, geb. 1975, nur nicht in Youtube-Filmchen oder verlockenden online-Reiseberichten. Und so lese ich noch einmal Every Day is for the Thief1 dieses Autors, eines Nigerianers, dessen Mutter aus Norwegen stammt: die Geschichte seines Aufenthalts in der alten Heimat nach einem guten Dutzend in New York als Student verbrachten Jahre. Er beschreibt seine Eindrücke der Megastadt Lagos, wo er aufgewachsen ist. Das Buch mit wenigen schwarzweißen, absichtlich etwas verschwommenen Fotos ist 2007 erstmals in Nigeria erschienen. Der Titel ist dem Yoruba-Sprichwort «Jeder Tag gehört dem Dieb, aber einer dem Besitzer» entnommen und spricht bereits an, was den jungen Besucher stört: die unglaubliche Korruption und Gewalt, die das Leben in Lagos täglich schwierig macht. Er erzählt aber auch von sympathischen, einfachen Menschen, die sich durch den aufreibenden wahnwitzigen Alltag kämpfen, von Lärm und Hektik, dem endlosen Verkehr, in dem man ständig steckenbleibt. Er geht über Märkte, entdeckt Neues, ein Konservatorium für Musik etwa, das ihn hoffnungsvoll für die Zukunft stimmt - doch überall muss er Bestechungsgelder bezahlen, er kommt sonst nicht durch. Und immer wieder gibt es plötzliche Stromunterbrüche mit schlaflosen Nächten wegen der Hitze, weil die Klimaanlage ausfällt. Er ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zur Stadt und zum Land Nigeria und Abscheu, sodass er nicht weiß, ob er bleiben oder fliehen soll. Da seine Mutter Europäerin ist, fällt er auf mit seiner helleren Haut, und die Leute rufen ihm oyinbo nach, das Yoruba-Wort für weißer Mann, das ich, oft gehört, nach wie vor im Ohr habe.

Die Atmosphäre von Lagos ist mir in Teju Coles Buch nach einem halben Jahrhundert immer noch vertraut, dieses Gefühl, diese Nähe zu einer ständig wachsenden, nie ruhigen Stadt schafft wahrscheinlich nur Literatur.

Bei einem Besuch in der bekanntesten Buchhandlung CSS (Bookshop House) im alten Zentrum von Lagos an der Broad Street - wo sich 1964 die Swiss Embassy befand! - stellt Cole fest, dass es kaum ernsthafte Literatur zu kaufen gibt, und wenn, dann ein einziges Exemplar, viel zu teuer. «Aber wo sind die Werke der in Nigeria ansässigen nigerianischen Schriftsteller?», fragt er sich. Eine Auswahl international anerkannter Belletristik ist ebenfalls nicht vorhanden, und Gedichtbände fehlen ganz. Bereits um 1850 eröffneten Missionare an diesem Ort einen kleinen Laden, in dem vor allem Bibeln und religiöse Traktate angeboten wurden. Im Jahr 1927 entstand daraus die CSS (Church and School) Buchhandlung. Ich bin mir sicher, dass ich genau dort an der Broad Street öfters Bücher gekauft habe.

Als Lichtblick empfinde ich die jungen, im deutschen Sprachraum oft noch unbekannten nigerianischen Dichterinnen und Poeten, die trotz allem Gedichte schreiben. Die Kraft und der Glaube an das Wort sind ungebrochen. Unter dem bezeichnenden Titel ... und auf den Straßen eine Pest2 hat der 1963 in...
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