Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

I Am Not A Dog On A Chain

von
MorrisseyKomposition
TonträgerCompact Disc
Englisch
Das ist wahre Autorschaft: dass jemand, der zwar virtuos Texte schreibt und ergötzlich singt, aber niemals Musik geschrieben hat, seit drei Jahrzehnten die Songs verschiedener, nun: Komponisten darbietet, die alle nach ihm klingen, also morrisseyesk. Schon zu Beginn seiner Solokarriere neigten die Lieder abwechselnd ins bedenklich Fade, Preziöse und Grobianische, aber es war immer Morrissey. Dem Makelloses nicht mehr gelang, weil Johnny Marr nicht mehr für ihn musizierte. Nach mageren Jahren und verstörenden Einlassungen ist der nun allgemein als unzurechnungsfähig anerkannte Troubadour in die Spätwerksphase, in die absolute Narrenfreiheit mithin, eingetreten, die wundersame Blüten treibt. Im vergangenen Jahr bezauberte „California Son“, ein Album mit Lieblingsliedern, die Morrissey natürlich ebenso idiosynkratisch ausgewählt wie interpretiert hat: Stücke von Joni Mitchell, Bob Dylan, Roy Orbison, Jobriath. „I Am Not A Dog On A Chain“ nun hat lauter unverkennbare Morrissey-Melodien (irgendwie grandios, irgendwie elegisch, irgendwie klagend). Aber auch die altertümlichen Beats von Pet-Shop-Boys-Hits, Bläsersätze, kleine Klavier-Zwischenspiele, ein apart melodramatisches Duett mit Thelma „Don’t Leave Me This Way“ Houston, eine Fiedel in „Once I Saw The River Clean“, die trotzige Replik auf die Anfeindungen in „I Am Not A Dog On A Chain“ („I use my own brain, I raise my voice“), das zart-feierliche Kunstlied „The Truth About Ruth“ samt Opernsopran aus dem Schnürboden, das ominös ausufernde, geräuschige, verschleppte, gespreizt gesungene „The Secret Of Music“ („Bomm-bomm-bomm, the drum“), schließlich der kitschige Schwanengesang mit Kinderchor, „My Hurling Days Are Done“: „Time, no friend of mine/ There’s nowhere to run.“ Auf dem Cover ist der Morrissey-Schriftzug endlich wieder schön kunstlos und klotzig gesetzt. Das berühmte Kinn ist gereckt. Und Morrisseys Gesicht strahlt genussvoll. (Arne Willander ; rollingstone.de)mehr

Produkt

KlappentextDas ist wahre Autorschaft: dass jemand, der zwar virtuos Texte schreibt und ergötzlich singt, aber niemals Musik geschrieben hat, seit drei Jahrzehnten die Songs verschiedener, nun: Komponisten darbietet, die alle nach ihm klingen, also morrisseyesk. Schon zu Beginn seiner Solokarriere neigten die Lieder abwechselnd ins bedenklich Fade, Preziöse und Grobianische, aber es war immer Morrissey. Dem Makelloses nicht mehr gelang, weil Johnny Marr nicht mehr für ihn musizierte. Nach mageren Jahren und verstörenden Einlassungen ist der nun allgemein als unzurechnungsfähig anerkannte Troubadour in die Spätwerksphase, in die absolute Narrenfreiheit mithin, eingetreten, die wundersame Blüten treibt. Im vergangenen Jahr bezauberte „California Son“, ein Album mit Lieblingsliedern, die Morrissey natürlich ebenso idiosynkratisch ausgewählt wie interpretiert hat: Stücke von Joni Mitchell, Bob Dylan, Roy Orbison, Jobriath. „I Am Not A Dog On A Chain“ nun hat lauter unverkennbare Morrissey-Melodien (irgendwie grandios, irgendwie elegisch, irgendwie klagend). Aber auch die altertümlichen Beats von Pet-Shop-Boys-Hits, Bläsersätze, kleine Klavier-Zwischenspiele, ein apart melodramatisches Duett mit Thelma „Don’t Leave Me This Way“ Houston, eine Fiedel in „Once I Saw The River Clean“, die trotzige Replik auf die Anfeindungen in „I Am Not A Dog On A Chain“ („I use my own brain, I raise my voice“), das zart-feierliche Kunstlied „The Truth About Ruth“ samt Opernsopran aus dem Schnürboden, das ominös ausufernde, geräuschige, verschleppte, gespreizt gesungene „The Secret Of Music“ („Bomm-bomm-bomm, the drum“), schließlich der kitschige Schwanengesang mit Kinderchor, „My Hurling Days Are Done“: „Time, no friend of mine/ There’s nowhere to run.“ Auf dem Cover ist der Morrissey-Schriftzug endlich wieder schön kunstlos und klotzig gesetzt. Das berühmte Kinn ist gereckt. Und Morrisseys Gesicht strahlt genussvoll. (Arne Willander ; rollingstone.de)
ZusatztextMorrissey (Gesang) ; Roger Manning (Synthesizer, Mellotron, Gesang, Harmonium, Orgel, Klavier) ; Gustavo Manzur (Klavier, Synthesizer, Schlagzeug-Programmierung, Gesang, Klassische Gitarre, Akkordeon, Mellotron) ; Boz Boorer (Saxophon, E-Gitarre, Mandoline, Akustikgitarre, Zither, Klarinette) ; Jesse Tobias (E-Gitarre, Sitar, Akustikgitarre, Rezitation, Zigarrenkistengitarre) ; Matt Walker (Schlagzeug, Perkussion) ; Mando Lopez (E-Bass) ; Joe Chiccarelli (Schlagzeug-Programmierung, Synthesizer) ; Dave Ralicke (Saxophon) ; Danny Levin (Trompete) ; Mike Daly (Synthesizer, Schlagzeug-Programmierung) ; Bridget Regan (Fiedel) ; Kaia Manzur (Gesang) ; Thelma Houston (Gesang)
Details
ISBN/GTIN4050538589399
ProduktartTonträger
EinbandartCompact Disc
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum20.03.2020
SpracheEnglisch
MasseBreite 124 mm, Höhe 139 mm, Dicke 7 mm
Gewicht40 g
Artikel-Nr.1508402
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
  1. Jim Jim Falls
  2. Love Is On Its Way Out
  3. Bobby, Don't You Think They Know?
  4. I Am Not A Dog On A Chain
  5. What Kind Of People Live In These Houses?
  6. Knockabout World
  7. Darling, I Hug A Pillow
  8. Once I Saw The River Clean
  9. The Truth About Ruth
  10. The Secret Of Music
  11. My Hurling Days Are Gone
mehr
Leserbeschreibung
Man muss Morrissey einmal sehr geliebt haben, um ihn jetzt dermaßen hassen zu können. Der Popmusiker aus Manchester, einst Sänger der stilprägenden Band The Smiths hat im Laufe der letzten Dekade seine Fanbasis so gut wie komplett eingebüßt. Seine Platten bleiben liegen, seine immer seltener werdenden Gastspiele in immer kleineren Hallen sind längst nicht mehr ausverkauft. „Viva Hate“ hieß 1988 sein Solodebüt. Es lebe der Hass. Mit seinem großbritannischen Nationalismus und seinen offen zur Schau gestellten Sympathien für die rechtsradikale Partei For Britain hat sich der militante Vegetarier Stephen Patrick Morrissey auf die Nachtseite der Popkommune expediert. Nun macht er aber weiterhin Musik und wenn man seinem künstlerischen Schaffen in früheren Zeiten nicht untertänig gefolgt war, sondern eher mit wohlwollendem Interesse, fällt es einem heute umso leichter, seinen Hervorbringungen trotz allem etwas abzugewinnen. Auch Morrissey ist mittlerweile ein Fall für die Sparte „Künstler und Werk“ geworden. Kann man das trennen, soll man es trennen? Am Ende muss das jeder für sich selbst entscheiden. Das war jetzt eine lange Vorrede, um schließlich festzustellen, dass sein Album „I Am Not A Dog On A Chain“ ziemlich toll ist. Es geht schon mal gut los. „Jim Jim Falls“ ist eine dieser Morrissey-Nummern in seinem Achtziger-Jahre-Signaturesound mit pluckernden Synthiebeats und einem Melodiebogen, der sich beim Hören mühelos von einem Ohr ins andere wurmt. Dazu gibt es ein paar Zweizeiler in bester misanthropischer Tradition. „If you’re gonna live, then live. Don’t go on about it.“ Wenn du leben willst, dann lebe und rede nicht drüber. „If your’e gonna kill yourself, then, for god’s sake – just kill yourself.“ Wenn du dich umbringen willst, dann, Herrgott, bring dich eben um. So eine Ermunterung aus berufenem Munde kann man jetzt gebrauchen. „Love is on its Way“ bewegt sich im Flow, wieder ein großer Refrain mit ausgebreiteten Armen. Auf diese Art von pathetischem Pop hält er das Patent. Auch wenn es hier textlich dünner wird. „Siehst du die traurigen Reichen, wie sie Elefanten und Löwen schießen?“ Das ist natürlich korrekt, aber, ach, der alte Menschenhasser. Und wie man sich nun gerade für die restliche Platte auf die Morrissey-Masche einstellt, kommt er mit einer Überraschung. Jedenfalls für alle, die die Vorabsingle nicht kennen. Bei „Bobby don’t you think they know“ lädt Morrissey die Motown-Sängerin Thelma Houston („Don’t Leave Me This Way“) zum Duett und erschafft mit ihr einen Soulpophit von einer Grandezza, wie man es nach seinen kleinformatigen Meckerjahren nicht mehr für möglich gehalten hätte. Der Text ist einigermaßen irre, „Scag, shack, Mexican Mud, Little-joe-in-the snow“ und gerade deshalb so viel treffender als seine larmoyante Selbstbefeierung im Titelsong. Es gibt gute Gründe, Morrissey zu hassen. Aber nicht für dieses Album. (Frank Junghänel ; fr.de)mehr