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In Einem Blauen Mond

von
Mausis, DieKomposition
TonträgerCompact Disc
Unbekannt / Sonstige
Broken Silence / Hamburgerschienen am16.08.2024
Wenn man den Dünkel mal weglässt und aufs Wesentliche schaut, kann man überraschend viele Zustände des Lebens mit einem schlichten Käsevergleich erklären. Zum Beispiel »In einem blauen Mond«, das Debütalbum von Die Mausis, der personell kleinsten und – gemessen an der künstlerischen Kühnheit – gleichzeitig größten Supergroup dieses Landes, bestehend aus Stella Sommer und Drangsal.

Wer bei ihrem längst mythisch verklärten ersten und bislang einzigen Auftritt beim Popkultur-Festival 2018 dabei war, hat dieses Duo und seine Gesangsharmonien nie vergessen, wie es nur mit Liedern passiert, die man im Herzen tragen muss, weil sie anderweitig nicht verfügbar sind: Lediglich eine nach der Band benannte EP mit grau getünchten Liedern aus dem erweiterten Themenbereich »Maus« wurde 2017 veröffentlicht, eine Weihnachtssingle folgte im Jahr darauf.

Nun legen Die Mausis ein Album vor, das all jene tölpelhaft erscheinen lässt, die diese Band als kurzlebige Schrulle mit putzigen Ohren abgetan haben. »In einem blauen Mond«, produziert von Max Rieger, beweist leichthändig, dass dieses Duo so viel mehr ist als eine Novelty-Spielerei. Und alles andere als ein Gimmick-Projekt. Hier schwingen sich zwei Songwriter zur Höchstform auf und zeigen, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Souverän zitieren sie sich durch Pop, Folk und Country, Johnny Cash-Kontrabass inklusive. Nur eine Milcherzeugnis-Metapher muss hier als Referenz an den Bandnamen sein: »In einem blauen Mond« ist eine perfekt komponierte, höchst abwechslungsreiche Käseplatte, mit Stücken von fügsamem Schmelz neben salziger Rinde und, Überraschung, kompromissloser Karamelligkeit, wie man sie vom norwegischen Gudbrandsdalsost kennt. Wie das klingt? Exakt so, wie man sich eine sanfte Kollision des Drangsal- und des Stella-Sommer-Universums vorstellen kann. »Wir bringen es in Ordnung« singen Die Mausis im Auftaktversprechen, und die dann folgende Hilfestellung ist zum Glück mehr mitfühlende Schadensbeschau als drängelige Aktionismus predigt. Die Mausis legen die Finger in die Knackse und Bruchstellen in uns und sagen: Die Welt ist furchtbar, klar – aber so ist es eben. Ohne Illusionen, doch soweit stabil klopft sich dieses Duo die letzten Krümel von Hoffnung und Ambition aus dem Pelz »Wo das Glück im Sterben liegt, da bin ich«, heißt es in ‹Ausgerechnet ich». ‹ABC der Ängste‹ katalogisiert und heftet gleichberechtigt banalen Bammel und existenzielle Erschütterungen ab.

Die besondere Stärke dieses überwältigend eigensinnigen Albums ist seine Stil- und Stimmungsvielfalt, eine sympathische Launigkeit, mit der Die Mausis mit jedem neuen Song ihren emotionalen Blickwinkel wechseln. ›In einem blauen Mond‹ ist kein Sammelalbum der Befindlichkeiten und keine Nabelpulerei in den eigenen Unzulänglichkeiten. Es geht hier um nicht weniger als das große Ganze, den ganzen Laib. Einfaches reiht sich so zu einer komplexen Gefühlsparade. ‹Das, was ich bin, wird hier nicht mehr gebraucht‹, singt das Duo gerade noch im sanft wiegenden Trostlied ›In einer stürmischen Nacht‹, um sich im nächsten Lied direkt in leidenschaftliche Albernheit fallen zu lassen: Wenn schon Homer im 10. Gesang seiner Odyssee von geriebenem Käse sang, ist es nur recht und billig, dass Die Mausis für ihr Finanzmanifest ›Ich leg mein Geld in Käse an‹ mit Dirk von Lowtzow zusammenarbeiteten. Von höchsten Stimmungshöhen folgen wir den Mausis anschließend in tiefaufrichtige Selbstanalyse und wieder zurück, von mausig grau bis strahlend silbern. Für das idiosynkratische Großwerk ‹Der Supergouda‹ mit seinem wortspielerischen Refrain-Jokus der Extraklasse, muss erst noch ein passendes Genre erfunden werden. Einigen wir uns übergangsweise auf Käsecore.

Am Schluss des Albums legen Die Mausis noch ein Lied nach, mit dem man in dieser Form nach ›Der Supergouda‹ nun wirklich gar nicht rechnet: Das beschwörerisch-betörende ‹Am Ufer der Zeit‹, das man seinen Lieben direkt als Finalsong auf den Verfügungszettel für die eigene Beerdigungsplanung schreibt. ›Jedes Jahr ist gleich schlimm‹ schließlich ist endlich das muntere Silvesterlied für alle, die längst zu abgemaust für Illusionen sind. Legen wir uns also einfach wieder hin. Die Mausis wachen über uns.
Anja Rützel
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KlappentextWenn man den Dünkel mal weglässt und aufs Wesentliche schaut, kann man überraschend viele Zustände des Lebens mit einem schlichten Käsevergleich erklären. Zum Beispiel »In einem blauen Mond«, das Debütalbum von Die Mausis, der personell kleinsten und – gemessen an der künstlerischen Kühnheit – gleichzeitig größten Supergroup dieses Landes, bestehend aus Stella Sommer und Drangsal.

Wer bei ihrem längst mythisch verklärten ersten und bislang einzigen Auftritt beim Popkultur-Festival 2018 dabei war, hat dieses Duo und seine Gesangsharmonien nie vergessen, wie es nur mit Liedern passiert, die man im Herzen tragen muss, weil sie anderweitig nicht verfügbar sind: Lediglich eine nach der Band benannte EP mit grau getünchten Liedern aus dem erweiterten Themenbereich »Maus« wurde 2017 veröffentlicht, eine Weihnachtssingle folgte im Jahr darauf.

Nun legen Die Mausis ein Album vor, das all jene tölpelhaft erscheinen lässt, die diese Band als kurzlebige Schrulle mit putzigen Ohren abgetan haben. »In einem blauen Mond«, produziert von Max Rieger, beweist leichthändig, dass dieses Duo so viel mehr ist als eine Novelty-Spielerei. Und alles andere als ein Gimmick-Projekt. Hier schwingen sich zwei Songwriter zur Höchstform auf und zeigen, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Souverän zitieren sie sich durch Pop, Folk und Country, Johnny Cash-Kontrabass inklusive. Nur eine Milcherzeugnis-Metapher muss hier als Referenz an den Bandnamen sein: »In einem blauen Mond« ist eine perfekt komponierte, höchst abwechslungsreiche Käseplatte, mit Stücken von fügsamem Schmelz neben salziger Rinde und, Überraschung, kompromissloser Karamelligkeit, wie man sie vom norwegischen Gudbrandsdalsost kennt. Wie das klingt? Exakt so, wie man sich eine sanfte Kollision des Drangsal- und des Stella-Sommer-Universums vorstellen kann. »Wir bringen es in Ordnung« singen Die Mausis im Auftaktversprechen, und die dann folgende Hilfestellung ist zum Glück mehr mitfühlende Schadensbeschau als drängelige Aktionismus predigt. Die Mausis legen die Finger in die Knackse und Bruchstellen in uns und sagen: Die Welt ist furchtbar, klar – aber so ist es eben. Ohne Illusionen, doch soweit stabil klopft sich dieses Duo die letzten Krümel von Hoffnung und Ambition aus dem Pelz »Wo das Glück im Sterben liegt, da bin ich«, heißt es in ‹Ausgerechnet ich». ‹ABC der Ängste‹ katalogisiert und heftet gleichberechtigt banalen Bammel und existenzielle Erschütterungen ab.

Die besondere Stärke dieses überwältigend eigensinnigen Albums ist seine Stil- und Stimmungsvielfalt, eine sympathische Launigkeit, mit der Die Mausis mit jedem neuen Song ihren emotionalen Blickwinkel wechseln. ›In einem blauen Mond‹ ist kein Sammelalbum der Befindlichkeiten und keine Nabelpulerei in den eigenen Unzulänglichkeiten. Es geht hier um nicht weniger als das große Ganze, den ganzen Laib. Einfaches reiht sich so zu einer komplexen Gefühlsparade. ‹Das, was ich bin, wird hier nicht mehr gebraucht‹, singt das Duo gerade noch im sanft wiegenden Trostlied ›In einer stürmischen Nacht‹, um sich im nächsten Lied direkt in leidenschaftliche Albernheit fallen zu lassen: Wenn schon Homer im 10. Gesang seiner Odyssee von geriebenem Käse sang, ist es nur recht und billig, dass Die Mausis für ihr Finanzmanifest ›Ich leg mein Geld in Käse an‹ mit Dirk von Lowtzow zusammenarbeiteten. Von höchsten Stimmungshöhen folgen wir den Mausis anschließend in tiefaufrichtige Selbstanalyse und wieder zurück, von mausig grau bis strahlend silbern. Für das idiosynkratische Großwerk ‹Der Supergouda‹ mit seinem wortspielerischen Refrain-Jokus der Extraklasse, muss erst noch ein passendes Genre erfunden werden. Einigen wir uns übergangsweise auf Käsecore.

Am Schluss des Albums legen Die Mausis noch ein Lied nach, mit dem man in dieser Form nach ›Der Supergouda‹ nun wirklich gar nicht rechnet: Das beschwörerisch-betörende ‹Am Ufer der Zeit‹, das man seinen Lieben direkt als Finalsong auf den Verfügungszettel für die eigene Beerdigungsplanung schreibt. ›Jedes Jahr ist gleich schlimm‹ schließlich ist endlich das muntere Silvesterlied für alle, die längst zu abgemaust für Illusionen sind. Legen wir uns also einfach wieder hin. Die Mausis wachen über uns.
Anja Rützel
Details
ISBN/GTIN4251896103993
ProduktartTonträger
EinbandartCompact Disc
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum16.08.2024
SpracheUnbekannt / Sonstige
Artikel-Nr.15156351
Rubriken

Autor

Mausis, DieKomposition
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Mausis, Die
Komposition