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Da schau her

Polt 2 - Taschenbuch.
TaschenbuchKartoniert, Paperback
352 Seiten
Deutsch
Kein & Abererschienen am12.04.20221. Auflage, neue Ausgabe
Hinter Gerhard Polts unvergleichlicher Bühnenpräsenz, in der er seine Figuren scheinbar nur so dahinreden lässt, verbergen sich fein ziselierte und facettenreiche Blicke auf die Menschen und unsere Welt. Es sind seine genauen Beobachtungen, sein Durchdringen unterschiedlichster Charaktere, die elliptischen Satzkonstruktionen, die exakte Wortwahl und sein wohlwollendes Interesse am Menschen, die Gerhard Polts große Kunst ausmachen.Die aktualisierte Werkausgabe in vier chronologischen Bänden versammelt sein bis zum heutigen Tag geschaffenes Werk. Die Stücke, Dialoge und Monologe sind in Zusammenarbeit mit Hanns Christian Müller entstanden.mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextHinter Gerhard Polts unvergleichlicher Bühnenpräsenz, in der er seine Figuren scheinbar nur so dahinreden lässt, verbergen sich fein ziselierte und facettenreiche Blicke auf die Menschen und unsere Welt. Es sind seine genauen Beobachtungen, sein Durchdringen unterschiedlichster Charaktere, die elliptischen Satzkonstruktionen, die exakte Wortwahl und sein wohlwollendes Interesse am Menschen, die Gerhard Polts große Kunst ausmachen.Die aktualisierte Werkausgabe in vier chronologischen Bänden versammelt sein bis zum heutigen Tag geschaffenes Werk. Die Stücke, Dialoge und Monologe sind in Zusammenarbeit mit Hanns Christian Müller entstanden.
Details
ISBN/GTIN978-3-0369-6137-8
ProduktartTaschenbuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum12.04.2022
Auflage1. Auflage, neue Ausgabe
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht308 g
Artikel-Nr.50331785
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Inhalt



EINLEITUNG
9 Öha - Aha 11



IM ANGESICHT DER GESCHICHTE 13
Pförtnerloge 15 - Vom Kriege 19 - Die Bunkerführung 20 - Katastrophenalarm 22 - Das Gespenst des Pazifismus 24 - Im Staatsdienst 26 - Der zuständige Mann 28 - Unser Mann in Bonn 31



WELT DER WIRTSCHAFT 33
Das Interview 35 - Moslem-Man-Power 37 - Achmed muss nach Hause 40 - Warten auf Dillinger 42 - Das Kalkül 44 - Dieser Rüsslinger 45 - Im Kaufhauslift 46 - Kindermodenschau 49



BERUFE UND KARRIEREN 55
Vaters Doppelleben 57 - Vertretertraining 60 - Beim Titelhändler 65 - Ein Amateur 70 - Die Ordnungskraft 71 - Der neue Schnitt 73 - Frau Brezner 75 - Im Wirtshaus 77 - Berufsbayern 80 - Der Freitagabendzug 84 - Wann i nimmer meng dad 89



BAUEN, WOHNEN UND UMWELT 91 Die Okkupanten 93 - Ein Sanierer 97 - Großbrand 99 - Der neue Mieter 102 - Die Hobby-Hausbauer 105 - Ein Umweltschützer 108 - Ausgehvorbereitungen 111 - Der Grünwald- Spaziergang 113 - Herbstgespräche 115 - Das Beton-Lied 119



EHE, FAMILIE UND BEZIEHUNG 121
Der Schubidu 123 - Mai Ling 124 - Punk in der Bank 126 - Zukunftsaussichten 129 - Mensch-ärgere-dich-nicht 131 - Kinderdressur 133 - Liebe Trudl 137 - Fredis Geburtstag 141 - Das Abitur 144



KÖSTLICHKEITEN AUS KÜCHE UND KELLER 145
Mahlzeit 147 - Ein Lebenskünstler 149 - Der internationale Feinschmecker 150 - Der Softbiss 152 - Pommes frites 154 - Der Kaiserschmarren 155 - Die Fleischfliege 156



GESELLSCHAFT UND GESELLIGKEIT 157
Wiedersehn 159 - Eine Entdeckung 160 - Net vui 161 - Der Willi 162 - Servus, Erwin 163 - Der angebrochene Abend 164 - Der Witz 174 - Leberkäs Hawaii I 175 - Das Ereignis 179 - Aktion Misereor 181 - Der Stammgast 183 - Leberkäs Hawaii II 186 - Ja, aber 189 - Eine Invitation 191 - Der Empfang 193 - Ein Airportgespräch 197 - Das Mitbringsel 199 - Beim Sauerbraten 202 - Herr Tschabobo 205 - Der Groschen 210 - Der Heimweg 212



URLAUB, REISEN UND VERKEHR 217
Der Stau 219 - Der PS-Rock 224 - Die Kulturreise 225 - Vom Boden essen 226 - Campingfreuden 230 - Im Urlaub 231 - Ein Ostblockplayboy 236 - Ein Energiesparer 237 - Der 750-Kubik-Ledertyp 238 - As Abblendlicht 240 - Die Einkehr 241 - Die Auskunft 245 - Touristikinformation 247 - Die Zukunft der Bahn liegt in der Luft 249



MENSCH UND TIER 251
Der Hundebesitzer 253 - Hindemith 255 - Das Terrarium 256



KUNST, KULTUR UND FERNSEHEN 261
Kulturelles 263 - Schauspielunterricht 267 - Der Auftritt 274 - Folterkammerführung 276 - Der Individualist 277 - In der Buchhandlung 279 - Zeitschriftenvertreter 281 - Gebrauchslyriker 283 - Nachtstudio 287 - Grüß Gott, Herr Polt! 293



IM KREISLAUF DES JAHRES 295
Die Büttenrede 297 - Im Schatten des närrischen Zepters 301 - Nikolausi 305 - Abfent 307 - Die Weihnachtsgratifikation 310 - Silvesterfeuerwerk 311 - Tonis Tristesse 312



VON DEN LETZTEN DINGEN 313
Katastrophen 315 - Eine Bekehrung 317 - Die letzte Ölung 319 - Beileidsmänner 322 - Erdbestattung 325 - Seebestattung 329 - I hab koa Freud 335



BESINNLICHER AUSKLANG 337
I sag nix 339



WISSENSCHAFTLICHER ANHANG 343
Kleine Heimatkunde 345 - Kleines Dialektbrevier 346
mehr
Leseprobe

EINLEITUNG


Öha - Aha


Aha, so ist es also, haha, jaja, oder, besser gesagt: Öha. Nicht wahr, weil wenn ich, weil, es is ja doch, im Grunde is es ja gar nicht so erstaunlich. Zum Beispiel, ich gehe auf der Straße und dann überrumple ich ein Kind, also, ich stolpere über ein Kind, das Kind fällt hin, und dann sag ich ja auch nicht »Aha«, sondern dann sag ich: »Öha!« Weil es is ja ganz logisch. Weil das Kind, sozusagen, ah, das was passiert is, darüber wundere ich mich, im »Öha« liegt also doch mehr das Erstaunen, die Verwunderung darüber, was jetzt passiert ist, während, wenn ich sage: »Aha, ah, so ist das«, dann meine ich ja doch wahrscheinlich mehr sozusagen eine Art von »Heureka«, eine tiefe Erkenntnis, die hereinblitzt. Nicht, das »Öha« ist mehr ein körperliches Erstaunen, also ein schwerfällig ... Ich sage: »Öha«, und dann ist es schon passiert, nicht, wobei der Weg, bis ich´s erkannt habe, also der Weg, die Distanz vom »Öha« zum »Aha« kann beträchtlich sein, verstehen Sie? Es kann also doch seine Zeit andauern, bis man wirklich von einem tiefen, bedauerlichen oder von einem bedauernswerten »Öha« zu »Aha« kommt. »Öha« - »Ahaa«, ja, das sind natürlich schon zwei Paar Stiefel, ich meine, es gibt sicherlich Leute, die sagen dann und wann: »Aha, ah, so ist das!« Ja, aber wenn sie sagen: »Ahaa, so ist das!«, hätten sie besser doch gesagt: »Öha. Da schau her«, oder vielmehr: »Da schau einer an, öhaha«. Verstehen Sie, wenn einer sagt: »Aha«, dann heißt das, jetzt weiß er das auch, während jemand, der sagt: »Öha«, nicht wahr, der gibt damit kund, dass er vorher überhaupt keine Ahnung gehabt hat, und das entspricht wahrscheinlich viel mehr der Wahrhaftigkeit.


IM ANGESICHT DER GESCHICHTE, FRIEDENSPOLITIK UND ÖFFENTLICHER DIENST


Pförtnerloge


Heinz Heubl sitzt in seiner Pförtnerloge. Ein Auto passiert, Heubl grüßt, macht eine wärmende Handbewegung, schaut nach dem Wetter.

Es soll no kälter werdn. I hab ja koa Heizung herin, obwohl ich´s scho lang beantragt hab. Aber es dauert noch, hat´s gheißn. Frühestens nächsten Sommer soll´s so weit sein. Wissen Sie, der Mensch is ja klimaabhängig. Des hams seinerzeit 1943 auch gemerkt. Winter 42 / 43, Russland. Die deutschen Truppen waren ja scho kurz vor Moskau, wie dieser Kälteeinbruch kam. Demonstriert mit Streichholzschachtel und Zündhölzern die strategische Lage. Der Aufmarschplan war ja perfekt. Da die deutsche Linie, Moskau in etwa hier, aber der Russe war ja viel wärmer gekleidet, und in puncto Winter macht ihm natürlich keiner was vor. Jetz schaun S´ her: Die deutsche Flanke etwa hier. Der Russe versucht eine Zangenbewegung, und um dieser Zange zu entgehen, san die Deutschen natürlich wieder zurück, gell, obwohl´s saukalt war. Scho no kälter wie da herin. Während der berühmte Korse, schaun Sie, ich darf verdeutlichen: Des is also Moskau. Da is der Franzose nei, und dann war´s genauso kalt. Der Franzose is ja kleidungsmäßig auch sehr leichtsinnig. Dann hams des Moskau anzündt, aber so a Stadt brennt aa net ewig, und wie dann des Feuer ausgangen ist, hams sich natürlich wieder zurückgezogen, weil, in Frankreich is´s ja bedeutend wärmer.
In Griechenland ham sie natürlich sehr viele Schlachten geschlagen. Weil´s ja bei dene gar keine Winter in unserem Sinne jetz gibt. Selbst wenn s´ im Winter an Krieg gführt ham, war des natürlich viel einfacher, weil´s net so kalt war. Schaun Sie, dieses Marathon. Beginnt Streichholzschachtelformation aufzubauen. De Perser san aufmarschiert, etwa so, es warn natürlich viel mehrer. Und de Griechen, de san auf ´n Berg nauf, und dann sans in dieser neuen Formation, des hat Phalanx gheißn, sans neibrochn, de Perser san ausanandgspritzt, na hams es seitlich aufgrollt. - Sie, des hat fei schlecht ausgschaut für de Perser. Obwohl, der Läufer von de Griechen, der wo den Sieg verkündet hat, der is ja dann aa gstorbn, an am Herzinfarkt. Wahrscheinlich, weil´s so heiß war. In Griechenland kann´s manchmal bluatig heiß sein. Grad im Sommer.
Wissen Sie, der Dreißigjährige Krieg, da wurde dreißig Jahre lang durchgekämpft, Sommer wie Winter. Des liegt meiner Meinung nach nur daran, dass keiner nachgebn hat. Und es hat ja auch keiner nachgeben können, weil hätte er nachgegeben, hätte er den Krieg verloren. Aber, wissen Sie, dieser ganze Dreißigjährige Krieg war militärstrategisch betrachtet eine einzige Schlamperei. Da hat sich oft koa Mensch mehr auskennt, wer grad gwonnen hat oder verlorn. Auch finanziell war´s miserabel organisiert. Da sind ständig Gelder ausgeblieben. Sie müssen wissen, Soldat, des kimmt von Sold, net, also Geld. Am Schluss ham dann viele Truppenteile nur noch gegen Vorauskasse gekämpft, also bar, weil an Scheck hat eahna damals koana angenommen.
Ein Mann geht vorbei. Ah, grüß Sie Gott, Herr Süß. - Sie, des war fei der Kammersänger Reiner Süß. Der war im Krieg bei der Panzerabwehr. A Wunder, dass er´s überlebt hat, zur Zeit singt er grad an Wotan. Ich hab mir vorigen Herbst a Autogramm von ihm gebn lassn, des hab i jetzt grad die Tag für vierzig Mark verkauft. Jetz schaug i, dass ich wieder oans kriag, oder vielleicht krieg i sogar zwoa. Des wärn dann achtzig Mark.
Streicht ein Mettwurstbrot. Schaun Sie, was im Laufe der Geschichte Fehler gemacht wurden. Diese Ardennenoffensive war jetzt zum Beispiel scho wieder im Herbst. Jetz schaun S´ her, stelln S´ Eahna vor, des wäre Westeuropa - legt das Wurstbrot zurecht - und das da die Gegend von Malmedy - zeichnet M auf dem Streichwurstbelag . Der Alliierte möchte ja reinkommen. Jetz san de ganzen Panzerverbände im Nordwesten massiert wordn, also hier - zeichnet - ungefähr. Warn ja nur noch taktische Restbestände. Schaun Sie, da war der Frontverlauf - zeichnet -, etwa zwei Tage is in nordwestlicher Richtung ein gewisser Druck verbreitet worden - zeichnet -, aber dann is der Ami bös worn und hat mit seiner Luftwaffe alles beharkt. Zerstochert das Wurstbrot. Erst gab´s eine einfache Frontbegradigung - streicht alten Frontverlauf glatt, zieht neue Linie -, aber dann schwappte das überlegene alliierte Potential durch. Streicht das Mettwurstbrot wieder glatt. Aus, Sense. Der Russe auf der anderen Seite, und das war dann praktisch die Teilung Deutschlands. Schneidet das Brot in der Mitte durch. Schaun Sie, ein anderes Kapitel: Rom. Da wurden ständig Schlachten geschlagen. Der einzige, der wo keine Auseinandersetzung angestrebt hat, des war dieser Kaiser Augustus. Weil, der hat ganz genau gewusst, feldherrnmäßig is er eine Niete. Weil sonst hams ja große Kriegsherrn hervorgebracht. Noch ein Sonderfall war natürlich die berühmte Schlappe von Cannae, des hat dieser Paullus versiebt. Also net der General von Stalingrad, den schreibt ma mit einem l, sondern der Konsul. So a Römer halt. Bis gschaut ham, warens überflügelt. Dann hams alle in´n Sumpf neimüssn, weil da der Elefant net neikimmt. Der Elefant, des war praktisch der Panzer der Antike. Aber der Hannibal hat dann de Vorteile von seim Sieg net genutzt, weil er is dann ins Winterlager gangen. Sie müssen wissen, diese Neger, de mögen den Winter net, obwohl er in Italien sehr mild is. Drum hams gwartet bis zum nächsten Frühjahr, und des war dann praktisch zu spät. Am Caesar waar des net passiert, weil, der gilt ja als der Erfinder des Blitzkrieges. Was sagn jetz Sie nachert zum Wunder von Kunersdorf? Auch »Le miracle de Brandenbourg« genannt. Hier zwanzigfache Übermacht, Preußen am Boden, die Infantrie total erledigt, Kavallerie: a paar müde Häupter, sonst nur noch Kadaver, Artillerie keine Spur mehr. - Da der Russe, da der Österreicher, man hat den Preußen praktisch fest im Griff, und keiner greift zu. Nebel war aa koana. Jetz frag ich Sie, warum? Des Kunersdorf, wenn nausgangen waar, wia´s hätt nausgehen müssen, wer weiß, wie´s dann heut ausschaun dad in der Bundesrepublik.
Es gibt natürlich eine Menge Schlachten, wo´s geländemäßig und von der militärischen Potenz her scho von vornherein abzusehn war, wie´s nausgeht. De hätten gar net erst kämpfen brauchen. Ich bin ja eh gegen an Krieg, mich interessiern nur die Schlachten. Scharmützel interessiern mich höchstens am Rande, und auch so Massaker san vom militärischen Standpunkt her uninteressant. Aber leider gibt´s grad von vielen berühmten Schlachten keine exakten Aufmarschpläne, zum Beispiel de katalaunischen Felder, hochinteressant, aber da weiß ma praktisch nur, wie´s nausgangen is. Also zuungunsten der Hunnen.
Wer nicht wagt, gewinnt nicht. I woaß net, wer des amal gsagt hat, aber des gilt fei oft bei so Schlachten. Schaun Sie, eine Handvoll Spanier hat praktisch ganz Südamerika aufgrollt. Die Schlacht bei Cuzco oder so. Leert Streichholzschachtel. Da hat´s gewimmelt voller Inkatruppen, und dieser Fernandez Cortez, a schneidiger Mensch, der is da nei mit a paar Musketen, wie durch an Butterberg. Also, nach europäischem Strategieverständnis ham diese Inkas total versagt. Wahrscheinlich hams halt zu wenig Erfahrung ghabt beim Kriegführn. Einfach neihaun ohne ein Konzept, des hilft doch nix. Die Quittung hams dann auch prompt bekommen.
Schaun S´ her, ich hab mir die Mühe gemacht und hab diese ganzen Schlachten amal zusammengstellt, alphabetisch und nach Jahreszeiten, und da lässt sich eindeutig beweisen, dass die meisten Winterschlachten verloren worden sind, während im Sommer hams fast immer gwonnen. Jetz schaun S´ her - zieht Schlachtpläne aus seiner Aktentasche -, die Schlacht von Ampfing, global gesehen eher unbedeutend, aber hochinteressant, Schlacht von Aktium, so a Seeschlacht, Akroinon, da ham de Byzantiner gwonnen, auch Sommer, Bautzen, Bosporus, da ham mir glei vier Schlachten, Cannae, Cotrone, da ham jetz de Araber gwonnen, Dünkirchen, E - Erster Weltkrieg, des is natürlich a Haufn Zeug, dann F - Fehrbellin, Friedberg, Teutoburger Wald - öha, wie kimmt denn der ins F nei, der ghört doch untert T. Sortiert Teutoburger Wald in T ein. A Ordnung muss sein, weil sonst kennt ma sich nimmer aus. Aber wissen S´, eine Schlacht im klassischen Sinne, des gibt´s ja heutzutag gar nimmer, heut gibt´s ja nur noch mehr so Massaker in der ganzen Welt, und de sammel ich net. Schließt die Mappe.





Vom Kriege


Gaststube. Wirt Buzifal erzählt seinem Gast.

Buzifal:  Ja, wie is jetz des, kriagn wir jetzt noch ein Bier? Zur Theke Ein Bier! Net, das lässt sich doch nicht bestreiten, dass im Krieg Fehler gemacht wurden, net. Das kann mir keiner sagen, dass da keine Fehler gemacht wurden. Beim Nachschub is es scho losgangen, da waren ja diese ganzen Nachschub ... äh ... verstopfungen, net. Waren Sie West- oder Ostfront?

Gast:  Ich war an der Westfront.

Buzifal:  Haha, an der Westfront, ja, mein Gott, na, haha, ja da haben Sie überhaupt nichts erlebt, da können Sie eigentlich ja gar nicht mitreden, net. Jetzt passen Sie mal auf, jetzt schauen Sie her. Ich war hier, jetzt passen Sie auf, der Dnjepr da, ich hier, und der Russe in etwa da, net. Jetzt hat man sich natürlich gefragt, wie hinüber, net. Kriegen Sie ein Schweinsbraten?

Gast:  Ja, geben Sie mir bitte einen Schweinsbraten!

Buzifal: zur Theke Ein Schwein! Zum Gast Der Russe drängt und drängt, net wahr, also die Stalinorgeln haben ja nur so gepfiffen, net wahr. Da ist gestorben worden rings um einen herum. Kriegen Sie noch einen Kartoffelsalat?

Gast:  Ja, geben Sie mir noch einen Kartoffelsalat.

Buzifal: zur Theke Ein Kartoffel extra für den Herrn. Zum Gast Nein, es war ja grauenhaft, man macht sich ja gar keine Vorstellungen, wie da die Menschen praktisch in den Gräben gelegen und eingegangen sind. Kriegen Sie ein Nachspeiserl?

Gast:  Ja, wo ist denn bitte die Herrentoilette?

Buzifal:  Ja, äh, Eisparfait hätten wir da oder ein Topfenstrudel, grad die Türe links. Ein Kamerad von mir, net, wir liegen im Schützengraben, wir schafkopfen, wir karteln quasi, auf einmal, huit!, ein Pfeifer, hat es ihm einmal den Kopf runtergerissen. Der sitzt ohne Kopf da, net. Ja, schade um den Mann, er hat ein ausgezeichnetes Blatt ghabt, er hätt das Spiel glatt gewonnen.
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Autor

Polt, GerhardGerhard Polt, geboren 1942 in München, aufgewachsen im Wallfahrtsort Altötting, studierte in Göteborg und München Skandinavistik. Seit 1975 brilliert Polt als Kabarettist, Schauspieler, Poet und Philosoph auf deutschen und internationalen Bühnen. 2001 wurde er mit dem Bayerischen Staatspreis für Literatur (Jean-Paul-Preis) ausgezeichnet. Polt lebt und schreibt in Schliersee, München und Terracina. Bei Kein & Aber sind zahlreiche Bücher, CDs und DVDs von und mit ihm erschienen, zuletzt die Werkausgaben Bibliothek Gerhard Polt (10 Bände und ein Begleitbuch), das Opus Magnum (9 CDs im Schuber) sowie das Interviewbuch mit Herlinde Koelbl Gerhard Polt und auch sonst und der Bestseller Der große Polt. Ein Konversationslexikon.