Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Liebe ist stärker als Raum und Zeit - 2018

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
576 Seiten
Deutsch
Fontiserschienen am28.02.20181. Auflage
Das Jahr 2018: Lisa ist in einer Zeit gelandet, die für sie immer noch ferne Zukunft ist. Was es da an technischen Möglichkeiten gibt! Doch so sehr Lisa auch fasziniert ist: Immer mehr stellt sie fest, dass es gar nicht so einfach ist, dem Lebensstil der zukünftigen Generationen zu folgen. Wäre da nicht der hübsche Kyle, der sich ihrer annimmt und sich nicht durch ihre Unbeholfenheit in Sachen 'Soziale Medien' irritieren lässt, würde sie sich wohl ziemlich verloren vorkommen. Denn sie hat sich noch mit einer Menge anderer Fragen herumzuschlagen: Wie kommt sie wieder ins Jahr 1989 zurück? Und ist ihr der böse Professor Ash tatsächlich in die Zukunft gefolgt?mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,00

Produkt

KlappentextDas Jahr 2018: Lisa ist in einer Zeit gelandet, die für sie immer noch ferne Zukunft ist. Was es da an technischen Möglichkeiten gibt! Doch so sehr Lisa auch fasziniert ist: Immer mehr stellt sie fest, dass es gar nicht so einfach ist, dem Lebensstil der zukünftigen Generationen zu folgen. Wäre da nicht der hübsche Kyle, der sich ihrer annimmt und sich nicht durch ihre Unbeholfenheit in Sachen 'Soziale Medien' irritieren lässt, würde sie sich wohl ziemlich verloren vorkommen. Denn sie hat sich noch mit einer Menge anderer Fragen herumzuschlagen: Wie kommt sie wieder ins Jahr 1989 zurück? Und ist ihr der böse Professor Ash tatsächlich in die Zukunft gefolgt?
Details
Weitere ISBN/GTIN9783038484882
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum28.02.2018
Auflage1. Auflage
Seiten576 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1744 Kbytes
Artikel-Nr.8788496
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Momo

14. Februar 1990

Die CD kam mit einem leisen Klicken zum Stehen. Er nahm sie heraus, drückte die Stop-Taste des aufnehmenden Kassettenrekorders, zog die nächste CD-Single aus dem Jewelcase und legte sie anstelle der anderen in den Player seiner Stereoanlage.

Der Song war «Miss You Like Crazy» von Natalie Cole und vor knapp einem Jahr in den Charts gewesen. Er drückte gleichzeitig die Record- und die Play-Tasten des Kassettenrekorders und ließ dann die Stereoanlage den Rest der Arbeit tun.

Leise summte er den Song mit, während er wieder ans Fenster trat, um hinauszuschauen:

I miss you like crazy, I miss you like crazy
Ever since you went away, every hour of every day ...

Noch drei Songs konnte er ungefähr aufnehmen, dann würde die Kassette voll sein.

Drei Songs - und nur noch zwanzig Minuten bis Mitternacht!

Seine Nervosität stieg von Minute zu Minute. Jetzt musste aber wirklich langsam etwas passieren! Zumindest ein Telefonanruf von diesem Doc Silverman sollte drin sein, oder? Einfach irgendwas. Er brauchte irgendein Zeichen dafür, dass alles gut werden würde. Dass Lisa wieder zurück war.

Wenn bis Mitternacht nichts geschah, war er so ziemlich erledigt.

Es war der 14. Februar 1990. Der Kalender irrte sich nicht, er hatte das Datum sogar extra dick mit Filzstift umrahmt.

Und auch sein Radiowecker irrte sich nicht.

Der Tag war da: der Tag, der zwischen Leben und Tod entschied. Der ihm die Antwort darauf bringen würde, ob er fünf Monate zuvor, am 15. September 1989, tatsächlich Zeuge einer Zeitreise gewesen war oder ob er bloß die Schizophrenie seiner Mutter geerbt hatte.

Was gar nicht so abwegig war. Die Erinnerungen an diesen verheerenden Abend vor fünf Monaten flitzten nämlich wie Irrlichter durch seinen Kopf, total wirr und ungeordnet.

Wie Blitze.

Und er schaffte es nie, sie zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzusetzen.

Eine Menge Blitze hatte es gegeben, ja. Aber er verstand nichts von Physik. Und schon gar nichts von Zeitreisen und Wurmlöchern. Er hatte Physik immer gehasst. Und seinen schrecklichen Physiklehrer, Professor Ash, erst recht.

Deshalb hatte er sich einzig und allein die Information gemerkt, dass seine Freundin Lisa Leonor Lambridge in das Jahr 2018 gereist war und am heutigen Datum, dem 14. Februar 1990, wieder in die Gegenwart zurückkehren sollte.

Den Rest musste er außen vor lassen, wenn er nicht den Verstand verlieren wollte.

Er drehte sich um, um einen Blick in den Spiegel an seinem ansonsten mit Starpostern zugepflasterten Kleiderschrank zu werfen. Außer dass er wie so oft ziemlich blass um die Nase war, sah man ihm seinen inneren Kampf zum Glück nicht an. Die jahrelange Selbstbeherrschung trug Früchte. Mittlerweile hatte er allen schon so lange vorgemacht, dass in seinem Leben alles in Ordnung war und er locker damit fertigwurde, dass seine Mum sich aus dem Staub gemacht und ihn und Stevie im Stich gelassen hatte, dass er diese Lüge manchmal fast selbst glaubte.

Sie war einfach gegangen. Eben wegen dieser Schizophrenie, die plötzlich nach Jahren wieder ausgebrochen war. Böse Traumbilder hatten sie verfolgt. Doch nur er, Morgan, hatte von ihren Wahnvorstellungen gewusst. Wenn sein Vater auf Geschäftsreisen war, hatte seine Mutter ihn manchmal nachts aus dem Bett geholt, damit er bei ihr bleiben und sie beschützen konnte, da sie wieder schlecht geträumt hatte.

Und ihr «Momo», wie sie ihn liebevoll genannt hatte, hatte sich zu ihr ins Bett gelegt, war bei ihr geblieben und hatte sie im Arm gehalten, bis sie endlich eingeschlafen war. Danach war er leise wieder zurück in sein eigenes Bett geschlichen. Damals war er etwa neun Jahre alt.

Stevie und Dad hatte er das alles aber nie erzählt.

Es ging nicht. Er konnte sich nicht öffnen. Niemandem.

Der Schmerz, von Mum verlassen zu werden, hatte ihn wie betäubt zurückgelassen.

Alle Gefühle verbarg er seitdem hinter einem gleichgültig-herablassenden Gesichtsausdruck und schützte sich so vor weiteren Angriffen auf sein Herz.

Heute war Mum in der geschlossenen Abteilung einer Nervenheilanstalt, und er versuchte, nicht mehr an sie zu denken. Sie würde sowieso nicht zurückkommen.

Der Song von Natalie Cole war zu Ende. Er ging wieder rüber zur Stereoanlage, um den nächsten Song aufzunehmen. Der war schon so alt, dass er davon nicht mal eine CD besaß. Er zog die Schallplatte aus der Hülle und legte sie auf. Die Uhr zeigte fünfzehn Minuten vor Mitternacht.

Und noch immer war nichts passiert.

You fill up my senses
Like a night in a forest
Like the mountains in springtime
Like a walk in the rain
Like a storm in the desert
Like a sleepy blue ocean
You fill up my senses
Come fill me again

Das war «Annie´s Song». Von John Denver.

Aus den Siebzigerjahren, der Zeit, in der Lisa und er zusammen als Kinder gespielt hatten.

Er hätte den Song ebenso gut «Lee-Lee´s Song» nennen können. Lee-Lee, so hatte er immer zu Lisa gesagt. Weil er diesen blöden Sprachfehler hatte und ihren Namen nicht richtig aussprechen konnte.

Wenn er «Lisa» sagen wollte, klang es immer wie «Lischa».

Deswegen war Lee-Lee daraus geworden.

Es war nun mal seine Aufgabe, sich eine Strategie zurechtzulegen, wie er mit seinem Handicap durch den Alltag kam, ohne dass jemand etwas von seinem Sprachfehler bemerkte. Sie hieß ganz einfach: sparsam mit Worten umgehen und diejenigen Silben vermeiden, die zu schwierig waren zum Aussprechen.

Er ließ sich beim Reden nur gehen, wenn er sich ganz, ganz sicher fühlte; etwas, das ziemlich selten vorkam. Oder wenn er betrunken war. Das hingegen kam etwas weniger selten vor, dank Stevies ausschweifenden Partys.

Doch meist hüllte er sich in einen Schutzmantel aus Schweigen.

Schweigen war cool.

Daheim brauchte er auch nicht viel zu reden. Sein Vater war eh dauernd auf Geschäftsreisen. Und Stevie hatte immer tausend Sachen am Laufen, weil er so populär war.

Eigentlich war selten jemand daheim. Höchstens die Putzfrau, die ab und zu kam. Oder der Gärtner. Aber denen ging er aus dem Weg.

Come let me love you
Let me give my life to you
Let me drown in your laughter
Let me die in your arms
Let me lay down beside you
Let me always be with you
Come let me love you
Come love me again

Wenn Lee-Lee nicht mehr zurückkam, dann wusste er nicht, ob er noch länger an diese Zeitreisegeschichte glauben sollte. Dann hatte er keine Ahnung, wo sie war. Dann konnte sie ebenso gut auch tot sein.

Er durfte sich das gar nicht ausmalen.

Die Zukunft.

Das Jahr 2018.

In dem Jahr würde er 45 werden. Wenn überhaupt.

Denn da gab es noch ein anderes Datum, das sich fest in seine Gehirnzellen eingebrannt hatte und das nun wie ein Damoklesschwert über seinem Leben hing:

Der 7. Juni 2018.

Sein zukünftiger Todestag ... Wenn er diesem merkwürdigen Mini-Taschenrechner glauben sollte, den Lisa ihm gezeigt und den sie angeblich aus der Zukunft erhalten hatte. Wie ein winziger Fernseher hatte das Ding ausgesehen!

Auf dem Gerät war ein Foto gewesen.

Er hatte es noch immer glasklar vor Augen.

Das Foto mit seinem zukünftigen Grabstein. Und seinem Todesdatum, demzufolge er nicht einmal 45 Jahre alt werden würde.

Ihm graute es jetzt noch, wenn er an dieses Bild dachte.

Er hatte an diesem Abend keinen Alkohol getrunken, so viel wusste er mit Gewissheit. Das Foto war real gewesen. So real wie die nächste Schallplatte, die er mittlerweile in den Händen hielt. «Jealous Guy», ursprünglich von John Lennon, doch er hatte sich für die Version von «Roxy Music» entschieden, weil er sicher war, dass Lee-Lee sie lieber mochte. Er legte sie auf und warf einen weiteren Blick zur Uhr.

Zehn Minuten vor Mitternacht. - Verflixt noch mal!

Er trat erneut ans Fenster, um hinaus in die Dunkelheit zu starren.

Gerne hätte er jetzt mit diesem Doc Silverman geredet. Er hatte noch so viele Fragen. Doch der Doc hatte ein Ermittlungsverfahren am Hals wegen dieses unerlaubten Experiments, bei dem nicht nur Lisa verschwunden, sondern auch Professor Ash vermutlich ums Leben gekommen war.

Eigentlich wusste er nicht, wie er den Doc überhaupt erreichen konnte. Doc und Zac Silverman hatten sich irgendwohin verzogen, ganz von der Umwelt abgeschottet.

Und auch diese geheimnisvolle Mrs. Whitfield war verschwunden.

Blieb nur noch Britt, Lisas beste Freundin. Sie schien auch eine Menge über dieses Zeitreiseexperiment zu wissen.

Aber die wollte nicht mit ihm reden. Immer wenn er den Kontakt gesucht hatte, hatte sie behauptet, ihn aus der ganzen Sache raushalten zu wollen.

Doch im Grunde wusste er, dass sie ihn nicht leiden konnte.

Und seit Dezember hatte er sie dann ganz aus den Augen verloren, weil er gar nicht mehr in den Unterricht ging. Stevie hatte ihn von der Schule genommen, nachdem er im Unterricht wieder einmal zusammengeklappt war. Sein Kreislauf hatte schlapp gemacht, aber das war ja nichts Neues. Seit seine Mutter weggegangen war, lief immer irgendetwas schief in seinem Körper.

Stevie meinte, er solle sich jetzt erst einmal erholen, bevor er dann ein, zwei Jahre nach Amerika gehen würde, um dort den High-school-Abschluss zu machen.

Auch gut. Dann konnte er in seinem sicheren Bunker, dem Bett, bleiben und musste mit niemandem reden. Und brauchte sich auch nicht zu...
mehr