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Vier Frauen und ein Sommer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am27.04.20171. Auflage
Vier Frauen - ein Geburtstag Fast 40 - aber kein Grund zu feiern. Verkäuferin Melli will unbedingt heiraten, erwischt jedoch ihren Verlobten mit einer Kollegin. Ärztin Yüzil stellt mit Schrecken fest, dass sie immer noch keine Ahnung hat, wie sich verliebt sein wirklich anfühlt. Jenny, Hausfrau und Mutter, sehnt sich nach Romantik und Sex und nach einem Job, der ihr einen Grund gibt, morgens aufzustehen. Und Fernsehmoderatorin Britta bekommt ein Kind von einem Mann, der nur halb so alt ist wie sie. Kurz bevor sie 40 werden stehen sie alle vier an einem entscheidenden Wendepunkt und sind gezwungen, einen großen Schritt zu wagen. Werden sie sich trauen? Gefühlvoll, klug und berührend ehrlich erzählt Lo Malinke von vier Frauen, die endlich verstehen, dass es nie zu spät ist, nach dem Glück zu greifen - auch wenn man dafür verdammt viel Mut braucht.

Lo Malinke hat fast zwanzig Jahre lang Kabarett- und Chansontexte geschrieben und war mit MALEDIVA in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tour. Jetzt ist er in Berlin sesshaft geworden, wo er sich nicht nur Drehbuchstoffe ausdenkt und Filme produziert sondern auch sehr erfolgreiche Romane schreibt. Nach seinem Bestseller ALLE UNTER EINE TANNE ist von ihm der Roman ALLE MÜSSEN MIT erschienen, der auch für die ARD verfilmt wurde.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextVier Frauen - ein Geburtstag Fast 40 - aber kein Grund zu feiern. Verkäuferin Melli will unbedingt heiraten, erwischt jedoch ihren Verlobten mit einer Kollegin. Ärztin Yüzil stellt mit Schrecken fest, dass sie immer noch keine Ahnung hat, wie sich verliebt sein wirklich anfühlt. Jenny, Hausfrau und Mutter, sehnt sich nach Romantik und Sex und nach einem Job, der ihr einen Grund gibt, morgens aufzustehen. Und Fernsehmoderatorin Britta bekommt ein Kind von einem Mann, der nur halb so alt ist wie sie. Kurz bevor sie 40 werden stehen sie alle vier an einem entscheidenden Wendepunkt und sind gezwungen, einen großen Schritt zu wagen. Werden sie sich trauen? Gefühlvoll, klug und berührend ehrlich erzählt Lo Malinke von vier Frauen, die endlich verstehen, dass es nie zu spät ist, nach dem Glück zu greifen - auch wenn man dafür verdammt viel Mut braucht.

Lo Malinke hat fast zwanzig Jahre lang Kabarett- und Chansontexte geschrieben und war mit MALEDIVA in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tour. Jetzt ist er in Berlin sesshaft geworden, wo er sich nicht nur Drehbuchstoffe ausdenkt und Filme produziert sondern auch sehr erfolgreiche Romane schreibt. Nach seinem Bestseller ALLE UNTER EINE TANNE ist von ihm der Roman ALLE MÜSSEN MIT erschienen, der auch für die ARD verfilmt wurde.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104903125
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum27.04.2017
Auflage1. Auflage
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1423 Kbytes
Artikel-Nr.2111697
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Jenny

Es war seltsam, Sex zu haben, während die eigene Mutter sich auf der anderen Seite der Wand die Zähne putzte, dachte Jenny. Steffen umfasste ihre Brüste und bewegte sich schneller. Jenny versuchte, nicht daran zu denken, dass sie gleich in die Küche hinuntergehen musste, um das Frühstück für die Kinder vorzubereiten. Ihre Mutter gurgelte und spuckte aus. Die Wand zwischen Schlafzimmer und Gästebad war dünn wie Pappe. Noch etwas, das gemacht werden musste, sobald sie das Geld dafür zusammenhatten. Jenny starrte auf das schielende Katzengesicht mit der goldenen Vierzig, das über der Kommode schwebte. Der Luftballon war zur Decke gestiegen, als Jenny die Schnur losgelassen hatte, aber offensichtlich ging ihm bereits die Luft aus.

Jennys Mutter lebte seit zehn Jahren mit ihrem neuen Partner in Westdeutschland und kam selten zu Besuch. Werner war ein schwerer Mann mit schwitzigen Händen, der viel über Heizungsanlagen sprach und über das Jahr, in dem er für seine Firma den Bau eines Spaßbads in den Arabischen Emiraten beaufsichtigt hatte. Jennys Mutter hatte allen Ernstes vorgeschlagen, dass Jenny zu Werner Papa sagen sollte, aber obwohl sie Werners Großzügigkeit ihren Kindern gegenüber schätzte, hatte Jenny das Wort einfach nicht über die Lippen gebracht. Vielleicht, weil sie es in ihrem Leben noch nie zu irgendjemandem hatte sagen können. Jennys Art, sich bei Werner dafür zu entschuldigen, war, dafür zu sorgen, dass er immer eine seiner geliebten Dosen Schwip Schwap in ihrem Kühlschrank fand, wenn er mit Lilo zu Besuch war.

Steffen brummte und rieb seine Nase an Jennys Nacken. Lilo hatte gehofft, bei den Vorbereitungen zu Jennys Geburtstagsparty helfen zu können, und saß, seitdem klar war, dass ihre Tochter sich eine solche Party verbat, beleidigt in Jennys Küche und beschwerte sich über den Kaffee, den Jenny zu stark machte, und die Kinder, denen Jenny zu viel Freiraum ließ. Das zumindest war ein Problem, das Jennys Mutter nie gehabt hatte. Lilo hatte immer in der Angst gelebt, dass die Existenz einer Tochter ihre Chancen bei ihren häufig wechselnden Bekannten beeinträchtigen könnte, und hatte Jennys Freiheit deshalb stets enge Grenzen gesetzt. Sie hatte ihr beigebracht, sich zu Hause leise zu verhalten, niemanden mit Fragen oder vorlauten Antworten zu belästigen und ihre perfekte Ordnung durch nichts zu stören. Dass Jenny noch am Tag ihres achtzehnten Geburtstags sechshundertvierzig Kilometer zwischen sich und ihre Mutter gebracht und sich geschworen hatte, dass es niemals, niemals weniger sein würden, war kein Zufall gewesen. Jenny ertappte sich noch heute dabei, wie sie geräuschlos durch ihr eigenes Haus ging, als könnte ihre Mutter auch hier jederzeit ihr erschöpftes Ich kann dich hören! rufen. Jenny hatte die Kinder und Steffen mehr als einmal zu Tode erschreckt, als sie, ohne dass sie sie hatten kommen hören, plötzlich neben ihnen aufgetaucht war. Jenny bewunderte das kreative Chaos, in dem Steffen und die Kinder sich wohl fühlten, aber sie ertrug es nur, wenn es sich auf Steffens Werkstatt in der alten Remise und auf die Kinderzimmer beschränkte. Damit Jenny zur Ruhe fand, musste das Haus aufgeräumt sein. Damit Jenny sich auch mit Gästen wohl fühlte, musste es perfekt sein.

Steffen schob Jennys linkes Bein etwas höher. Sie spürte seinen Bauch warm und vertraut an ihrem Rücken. Der Luftballon hatte weiter an Höhe verloren und war bis zur zweiten Kommodenschublade herabgesunken. Die Katze zog einen säuerlichen Flunsch.

Vierzig. Jenny hatte schon vor Monaten Falten an ihren Ohren bemerkt, die dort vorher nicht gewesen waren. Als wäre ihre Kopfhaut ins Rutschen geraten und würde nur noch von ihren Ohren daran gehindert, sich um ihre Fußknöchel zu sammeln. Das war wohl, was Altwerden wirklich bedeutete: Von nun an würde es nicht mehr besser werden. Toast konnte nie wieder Brot sein.

Am Abend vor ihrem Geburtstag hatte Jenny so getan, als würde sie das unterdrückte Kichern der Kinder nicht hören, die unter der Anleitung ihrer Mutter einen Kuchen für sie backten, und hatte sich mit einem Buch ins Bett gelegt. Sie hatte damit gerechnet, sich stundenlang schlaflos im Bett wälzen zu müssen, war aber gleich erschöpft eingeschlafen, als Steffen sich neben sie gelegt hatte. Jenny hatte längst ihren Frieden mit der Tatsache gemacht, dass ihre Mutter als Mutter eine ziemliche Niete gewesen war, aber dennoch ließ sie es immer wieder zu, dass Lilo sie durch ihre bloße Anwesenheit an den Rand der totalen Selbstaufgabe brachte. Dieses demonstrative Staunen ihrer Mutter über jede Entscheidung, die Jenny traf (und sei sie noch so nichtig), das besorgte Stirnrunzeln vom Beifahrersitz aus, wenn Jenny vor dem Supermarkt rückwärts einparken musste, das kleine, überraschte Lachen, das sie ausstieß, wenn Jenny in Steffens Gegenwart eine Meinung äußerte, die von seiner abwich. Jenny konnte während der Besuche ihrer Mutter die Augen oft schon beim Frühstück kaum noch offen halten. Immerhin liebte Lilo ihre Enkelkinder, und sie mochte Steffen. Sie hatte großen Männern immer schon anerkennend hinterhergesehen und dabei Seufzer ausgestoßen, als würde ihr Zwergpinscher ihr gerade die Füße lecken. Dass ihre Mutter auch Steffen mit einem solchen Seufzer bedachte, machte Jenny jedes Mal Gänsehaut.

Jenny war überrascht gewesen, als Steffen ihre nackte Schulter an diesem Morgen mit Küssen bedeckt und sie dann zu sich herumgedreht hatte. Er hatte ihr T-Shirt nach oben gestreift und ihre Brüste geküsst. Jenny war nicht wirklich in Stimmung gewesen, aber sie hatte ihn machen lassen. Sie wollte ihn nicht entmutigen. Seit Wochen hatten sie es nicht mehr miteinander getan. Der Stress, das Wetter, Steffens Schichtarbeit. Dieser Morgensex war Steffens Geburtstagsgeschenk für sie, und Jenny erinnerte die Mühe, die er sich dabei gab, an die Höflichkeit, mit der er alten Damen beim Einsteigen in die Straßenbahn behilflich war.

Jenny hätte es an diesem Morgen genügt, nach einem flüchtigen Kuss und einem routinierten Ich hab dich lieb aufzustehen und einfach den Tag zu beginnen. Er würde auch so schlimm genug werden.

Steffen leckte ihr linkes Ohr. Jenny nahm an, dass er das in irgendeinem Film gesehen hatte, und widerstand dem Verlangen, ihr Ohr trockenzureiben. Die Idee, nach fast sechzehn Ehejahren noch spontan Lust füreinander zu empfinden, glich dem Versuch, eine todkranke, alte Frau am Leben zu halten, indem man sie fortwährend rüttelte.

Nach zwei Geburten sah Jennys Körper an keiner einzigen Stelle mehr so aus, wie sie es für angemessen hielt (die Dehnungsstreifen auf ihrem Bauch erinnerten sie an ein in der Sonne gebleichtes Zebrafell), und Sex war auf ihrer Liste der Dinge, die zum Überleben notwendig waren, weit nach hinten gerückt.

Steffen schien sich vorgenommen zu haben, Jennys Geburtstagsmorgen mit seinem gesammelten erotischen Können zu vergolden: Er schob seine Hände unter Jennys Pobacken und ließ sie rhythmisch auf und ab wippen. Die seltsamen, hohen Laute, die er dabei von sich gab, erinnerten Jenny an das Gezwitscher der Sittiche, die sich vor einigen Wochen in der Pappel am Ende der Straße niedergelassen hatten. Hüüp! Hüüp! Hüüp! Alle gaben vor, die exotischen Neuankömmlinge zu lieben, in Wahrheit aber wünschte die gesamte Nachbarschaft ihnen einen grausamen Tod, wenn sie unter hysterischem Kreischen wieder einmal sämtliche Motorhauben mit ätzenden weißen Haufen überzogen hatten.

Jennys Mutter föhnte sich jetzt die Haare, die sie am Abend zuvor auf Lockenwickler aus rosa Schaumstoff gedreht hatte. Steffens Bewegungen wurden schneller.

»Vierzig«, hatte ihre Mutter geseufzt und sich eine Zigarette gedreht. »Die Titten sind nicht mehr so straff, aber die Schwänze sind auch nicht mehr so hart.«

Jenny und ihre Mutter hatten auf der Kiesfläche hinterm Haus gesessen, auf der eines Tages das Holzdeck entstehen sollte, das für Jenny der eigentliche Grund gewesen war, das baufällige Siedlungshäuschen zu kaufen. Jenny wusste, dass ihre Mutter gerne mit ihr sprach, als wären sie nicht Mutter und Tochter, sondern beste Freundinnen. Aber abgesehen davon, dass sie das nie sein würden, hätte Jenny am liebsten jedes Mal laut aufgeschrien, wenn ihre Mutter sexuelle Erfahrungen mit ihr austauschen wollte.

Steffen stöhnte erlöst auf und rollte sich auf den Rücken. Jenny wartete, bis sie das sanfte Flopp hörte, mit dem er das Kondom abzog, und drehte sich zu ihm um.

»Und?« Steffen sah Jenny erwartungsvoll an.

»Was und?«

»Bist du gekommen?«

»Fast«, sagte Jenny und sah an Steffens enttäuschtem Gesicht, dass er sie in diesem Moment für eines von diesen undankbaren Geburtstagskindern hielt, die ihre Geschenke achtlos entgegennahmen und weglegten, ohne sie auszupacken.

»Du hast gesagt, wir sollen was Neues ausprobieren«, brummte Steffen verstimmt.

»Es ist komisch, wenn ich dein Gesicht dabei nicht sehe.«

»Es war deine Idee«, beharrte Steffen.

»Es war toll, okay?«

Steffen schüttelte zwei Tic Tac aus der Dose. Seitdem er den Kindern zuliebe auf das Rauchen verzichtete, waren sie sein Ersatz für die Zigarette danach.

»Mein erster Sex mit einer Frau über vierzig.«

»Ich bin nicht über vierzig!« Jenny setzte sich auf.

»Ulf sagt, Frauen über vierzig sind nicht mehr so orgasmusfähig, weil sie nicht mehr reproduzieren müssen. Das ist genetisch.«

»Wenn man seiner Freundin glauben darf, weiß Ulf nicht gerade besonders gut Bescheid über weibliche Orgasmen.« Jenny verfluchte sich innerlich dafür, diese Information preisgegeben zu haben, die ihr Ulfs Freundin nach dem dritten Gin Tonic anvertraut hatte. Sie würde...
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Lo Malinke hat fast zwanzig Jahre lang Kabarett- und Chansontexte geschrieben und war mit MALEDIVA in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tour. Jetzt ist er in Berlin sesshaft geworden, wo er sich nicht nur Drehbuchstoffe ausdenkt und Filme produziert sondern auch sehr erfolgreiche Romane schreibt. Nach seinem Bestseller ALLE UNTER EINE TANNE ist von ihm der Roman ALLE MÜSSEN MIT erschienen, der auch für die ARD verfilmt wurde.