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Die Eisbahn

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am13.10.20211. Auflage
Roberto Bolaños frühes Meisterwerk endlich auf Deutsch Nuria ist Eiskunstläuferin. An ihrer leuchtender Schönheit perlen alle Adjektive ab. Jedenfalls denken das drei Männer, die alles für sie geben. Als sie aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen wird, veruntreut einer von ihnen Geld. In einer baufälligen Villa legt er davon eine Eislaufbahn an, nur für sie. Der zweite beobachtet das argwöhnisch, der dritte verzehrt sich vor Eifersucht. Am Ende liegt eine Leiche auf dem Eis. Wer von dreien weiß alles? »Die Eisbahn« ist der erste veröffentlichte Roman von Roberto Bolaño, die Ankündigung seines Meisterwerks »Die wilden Detektive«. Geschrieben hat ihn Bolaño heimlich als Nachtwächter auf einem Campingplatz an der Costa Brava. Wie eine Figur im Roman war er ein Dichter aus Mexiko, der auf die düsteren Erzählungen in seinem Innern lauschte. »Jedes Mal, wenn ich Bolaño lese, fühle ich mich inspiriert ... ein Meister der Sprache.« Patti Smith »Zur einen Hälfte unheilvoller Kriminalroman, zur anderen ein weiterer Klassiker vom neuen Schutzheiligen der Literatur.« Sam Anderson, New York Magazine

Roberto Bolaño ist eine der großen Entdeckungen der Weltliteratur; seine Romane verweben »schlechterdings alles Essentielle der vergangenen Jahrtausende« (Die Zeit). Roberto Bolaño wurde 1953 in Santiago de Chile geboren, lebte in seiner Jugend lange in Mexiko-Stadt und siedelte später mit seiner Familie nach Spanien um. Dort starb er 2003, im vergeblichen Warten auf eine Lebertransplantation, als er gerade an seinem Meisterwerk »2666?«arbeitete. In der Werkausgabe von Roberto Bolaño sind im Fischer Taschenbuch bisher folgende Titel erschienen: »Stern in der Ferne«, »Die Naziliteratur in Amerika«, »2666«, »Amuleto«, »Das dritte Reich«, »Lumpenroman«, »Der unerträgliche Gaucho«, »Die wilden Detektive«, »Telefongespräche«, »Chilenisches Nachtstück« sowie »Mörderische Huren«. Im S. Fischer Verlag erschienen erstmals auf Deutsch die Romane »Der Geist der Science-Fiction« (2018), »Monsieur Pain« (2019) und »Die Eisbahn« (2021).
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextRoberto Bolaños frühes Meisterwerk endlich auf Deutsch Nuria ist Eiskunstläuferin. An ihrer leuchtender Schönheit perlen alle Adjektive ab. Jedenfalls denken das drei Männer, die alles für sie geben. Als sie aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen wird, veruntreut einer von ihnen Geld. In einer baufälligen Villa legt er davon eine Eislaufbahn an, nur für sie. Der zweite beobachtet das argwöhnisch, der dritte verzehrt sich vor Eifersucht. Am Ende liegt eine Leiche auf dem Eis. Wer von dreien weiß alles? »Die Eisbahn« ist der erste veröffentlichte Roman von Roberto Bolaño, die Ankündigung seines Meisterwerks »Die wilden Detektive«. Geschrieben hat ihn Bolaño heimlich als Nachtwächter auf einem Campingplatz an der Costa Brava. Wie eine Figur im Roman war er ein Dichter aus Mexiko, der auf die düsteren Erzählungen in seinem Innern lauschte. »Jedes Mal, wenn ich Bolaño lese, fühle ich mich inspiriert ... ein Meister der Sprache.« Patti Smith »Zur einen Hälfte unheilvoller Kriminalroman, zur anderen ein weiterer Klassiker vom neuen Schutzheiligen der Literatur.« Sam Anderson, New York Magazine

Roberto Bolaño ist eine der großen Entdeckungen der Weltliteratur; seine Romane verweben »schlechterdings alles Essentielle der vergangenen Jahrtausende« (Die Zeit). Roberto Bolaño wurde 1953 in Santiago de Chile geboren, lebte in seiner Jugend lange in Mexiko-Stadt und siedelte später mit seiner Familie nach Spanien um. Dort starb er 2003, im vergeblichen Warten auf eine Lebertransplantation, als er gerade an seinem Meisterwerk »2666?«arbeitete. In der Werkausgabe von Roberto Bolaño sind im Fischer Taschenbuch bisher folgende Titel erschienen: »Stern in der Ferne«, »Die Naziliteratur in Amerika«, »2666«, »Amuleto«, »Das dritte Reich«, »Lumpenroman«, »Der unerträgliche Gaucho«, »Die wilden Detektive«, »Telefongespräche«, »Chilenisches Nachtstück« sowie »Mörderische Huren«. Im S. Fischer Verlag erschienen erstmals auf Deutsch die Romane »Der Geist der Science-Fiction« (2018), »Monsieur Pain« (2019) und »Die Eisbahn« (2021).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104909929
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum13.10.2021
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1231 Kbytes
Artikel-Nr.5712729
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Enric Rosquelles
Ich weiß, egal, was ich sage, ich reite mich nur tiefer rein


Ich weiß, egal, was ich sage, ich reite mich nur tiefer rein, aber lasst mich trotzdem reden. Ich bin kein Monster, auch nicht der Zyniker oder der skrupellose Mensch, als den ihr mich in so grellen Farben gemalt habt. Meine physische Erscheinung bringt euch womöglich zum Lachen. Unwichtig. Es gab eine Zeit, da haben die Leute vor mir gezittert. Ich bin dick, nicht größer als eins dreiundsechzig, und ich bin Katalane. Außerdem bin ich Sozialist und glaube an die Zukunft. Oder habe daran geglaubt. Entschuldigt. Ich mache gerade eine nicht so schöne Zeit durch. Ich habe an die Arbeit geglaubt ... und an die Gerechtigkeit ... und an den Fortschritt. Ich weiß, dass Pilar vor den sozialistischen Bürgermeistern der Provinz damit prahlte, einen Mann wie mich in ihrem Team zu haben. Es spricht viel dafür, dass sie es getan hat, dennoch habe ich mich in der Einsamkeit dieser Tage gefragt, warum trotzdem kein hohes Tier je versucht hat, mich in sein Boot zu holen, weit weg von Z und Pilar und ein Stück näher an Barcelona. Vielleicht hat Pilar nicht laut genug geprahlt. Vielleicht hatten schon alle ihren Mann und brauchten keinen anderen. Meine Macht wuchs und beschränkte sich auf Z. Das ist maßgebend. In Z vollbrachte ich meine guten Werke und das, wofür ich werde bezahlen müssen. Die Stadtverwaltung von Z, die mich jetzt öffentlich brandmarkt, strotzt vor Projekten und Plänen, die unter meiner Ägide entstanden. Ich war, wie gesagt, Leiter des Sozialamts, aber ich kontrollierte auch das Ressort für Stadtentwicklung, und selbst der Chef des Sportressorts, ein Kinderschänder, der sich jetzt traut, mich zu beleidigen, kam jeden Tag in mein Büro, um mich um Rat zu fragen. Bei Festen und öffentlichen Auftritten war ich es, der an Pilars Seite stand. Nicht dass ihr Falsches denkt: Dem Ehemann unserer Bürgermeisterin waren Versammlungen mit mehr als sechs Personen aus unerfindlichen Gründen ein Greuel. Mein Namensvetter Enric Gibert ist, was man einen Intellektuellen nennt. Gott allein weiß, ob ich nicht besser daran getan hätte, seinem Beispiel zu folgen und mein Büro nicht zu verlassen, denn so kam es, dass ich bei einer öffentlichen Veranstaltung im Sportzentrum von Z Nuria kennenlernte ... Nuria Martí ... Wenn ich an diesen Nachmittag zurückdenke, bekomme ich feuchte Augen ... Wir prämierten relativ wahllos die Erfolge einiger herausragender Sportler aus Z. Zu den Geehrten gehörte die Basketballmannschaft der Junioren, die eine ausgezeichnete Saison hinter sich hatte; ein junger Fußballer, der in einer Mannschaft der Segunda División A spielte; der Trainer der in der Regionalliga auflaufenden Fußballmannschaft von Z, der in diesem Jahr in Rente ging; die Wasserpolomannschaft der Junioren, die in ihrer Liga Meister geworden war; und schließlich der Star, Nuria Martí, gerade zurück aus Kopenhagen, wo sie bei einem Eiskunstlaufturnier die spanischen Farben verteidigt hatte ... Es waren eine Menge Grundschulkinder anwesend (mitgebracht von ihren Lehrern), und als Nuria ihren Auftritt hatte, verwandelte sich die Halle in einen Hexenkessel. Alle schrien und klatschten Beifall! Zehnjährige Rotznasen, die pfiffen und für Nuria Hurra brüllten! So etwas hatte ich noch nie erlebt. Der Grund war offensichtlich nicht die plötzliche und allgemeine Begeisterung fürs Eiskunstlaufen, bekanntlich eher eine Randsportart. Einige Kinder, vor allem einige Mädchen, hatten die Übertragung des Turniers im Fernsehen verfolgt, und natürlich hatten sie Nuria laufen sehen. Für ein paar von ihnen war sie ein Idol. Die meisten jedoch klatschten, weil sie wie gebannt waren von ihrem Ruhm und ihrer Schönheit. Denn dort vor mir stand die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Die schönste, die ich jemals sehen werde! Kindermund tut Wahrheit kund, heißt es. Als Psychologe und Beamter habe ich das nie geglaubt. Hier traf es zu. Alle Superlative der Welt waren ihrer strahlenden Gestalt angemessen. Wie hatte ich so viele Jahre in Z arbeiten können, ohne sie zu kennen? Die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist, dass ich nicht in Z wohnte und Nuria sich bis dahin über längere Zeit mit einem Stipendium des Nationalen Olympischen Komitees im Ausland aufgehalten hatte. In den Tagen, die auf diese - wenn ihr mir erlaubt - erhabene Erscheinung folgten, bemühte ich mich, ohne es zu merken, einen Vorwand zu finden, der es mir erlaubte, wenn nicht ihre Freundschaft, so wenigstens die Möglichkeit zu erlangen, sie anzusprechen, vielleicht ein wenig mit ihr zu plaudern, wenn wir uns auf der Straße trafen. Zu diesem Zweck erfand ich im Ressort Messen und Märkte die Funktion einer Festkönigin für die jährliche Leistungsschau von Milch- und Agrarerzeugnissen, eine Idee, die im Komitee der dort ausstellenden Landwirte anfangs für verdutzte Gesichter sorgte, nach einigen Erklärungen meinerseits aber begeistert aufgenommen wurde. Genauso redete ich ihnen auch ein, dass es niemanden gebe, der die Rolle der Festkönigin besser ausfüllen könne als Nuria, unsere international gefeierte Eiskunstläuferin. Eine protokollarische und dekorative Rolle. Ein paar Worte zur Eröffnung, und Punkt. Alle waren entzückt, und sofort machte ich mich an den schwierigsten Teil des Unterfangens: zu erreichen, dass sie von diesem Moment an bereit war, mich wahrzunehmen, mich zu beachten ... Überflüssig zu sagen, dass mich das Wohl und Wehe der Ausstellung nicht im mindesten interessierte; zum ersten Mal im Leben obsiegte mein Herz über meinem Verstand, und gehorsam und enthusiastisch überließ ich mich seiner Führung. Das geschah im Frühling, glaube ich, und in keinem Moment verließ mich das Vorgefühl, dass ich mich auf den Abgrund und meinen Ruin zubewegte, was mir aber egal war. Ich erwähne das nur, um kein falsches Bild von meinem klaren Verstand zu geben. Auch jetzt ist es mir egal. Der Ressortleiter für Gewerbeförderung und Volksfeste wurde beauftragt, ihr die Krone anzutragen, und wie ich vorausgesehen hatte, lehnte Nuria ab. Unter anderem teilte mir der Leiter mit, dass ihre Rückkehr ins spanische Eiskunstlaufteam kurz bevorstünde. Es gab also keine Zeit zu verlieren. Ich hatte nun einen triftigen Grund, mich um sie zu bemühen, und noch am selben Tag rief ich sie an, und ohne weiteren Verzug vereinbarten wir ein Treffen in einem Lokal in der Altstadt von Z. Natürlich gelang es mir nicht, sie umzustimmen, es war auch nicht meine Absicht, dass sie Königin wurde, aber ich schaffte es schließlich, dass sie meine Einladung zu einem Abendessen in derselben Woche annahm. So fing alles an. Ich erfuhr nie, ob es in diesem Frühjahr eine Königin gab. An das erste Essen schlossen sich in immer schnellerem Rhythmus weitere an. Ich begann, mit den Leuten ihres Umfelds zu verkehren, und nach und nach änderten sich meine sozialen Gewohnheiten. Unsere zufälligen Begegnungen wurden immer häufiger. Immer beglückender. Ich muss gestehen, dass ich für den Rest meines Lebens so hätte weitermachen können, aber nichts ist von Dauer. Je enger unsere Freundschaft wurde, desto deutlicher begann ich Nurias Probleme wahrzunehmen; Probleme, die aus einer bestimmten Perspektive so gewaltig nicht waren, die ihr künstlerisches Temperament aber sofort maßlos übertrieb. Ich will hier nicht von den zahllosen kleinen Schlaglöchern reden, mit denen das Leben damals ihren Weg beschwerlich zu machen begann. Ich werde nur zwei erwähnen, die ich für die wichtigsten halte. Das erste enthüllte sich mir eines Abends nach einem netten Essen in Gesellschaft guter Freunde, von denen einige sich heute einen Spaß daraus machen, mir ins Gesicht zu spucken. Als wir aufbrachen, wies mich Nuria an, den Umweg über die Buchten zu nehmen, anstatt direkt zu ihr nach Hause zu fahren. In der am weitesten entfernten, der Cala de San Belisario, begann sie, stockend und sprunghaft von einer Liebesgeschichte zwischen ihr und irgendeinem Idioten zu erzählen, den ich nicht kannte. Ich folgerte, dass sie ein Paar gewesen waren. Ich folgerte, dass sie es nicht mehr waren. Ich konnte ihren Schmerz und ihr Befremden spüren. Zum Glück war es im Auto dunkel, sonst hätte sie in meinem entgeisterten Gesicht tiefe Ungläubigkeit und sogar Groll gelesen, dass es jemanden geben sollte, der imstande wäre, sie zu verlassen. Jedenfalls kann ich sagen, dass mir die vertrauliche Mitteilung von etwas, das sie quälte, den Ritterschlag als ihr Intimfreund erteilte. Welche Worte fand ich, sie zu trösten? Das Übliche. Ich beschwor sie ein ums andere Mal, sie solle ihn vergessen und sich mit Leib und Seele auf das Ihrige konzentrieren, auf den Eiskunstlauf. Das zweite Problem hing genau damit zusammen, mit dem Eiskunstlauf. Es passierte rund zehn Tage, nachdem Nuria Z verlassen hatte. Das spanische Eiskunstlaufteam war in Jaca zusammengekommen, in einem zur Hälfte fertiggestellten Leistungszentrum, von wo aus mich nachts um zwölf der Anruf einer in Tränen aufgelösten Nuria erreichte. Sie hatten ihr das Stipendium entzogen! In Jaca hatten sich alle Schurken versammelt, um die Vergabe, Verlängerung und Aberkennung von Stipendien durchzusetzen! Es stimmt, Nuria war nicht das einzige Opfer dieser hinterhältigen Aktion. Innerhalb weniger Stunden wurden neben etlichen spanischen auch zwei skandinavische und ein ungarischer Trainer arbeitslos, ebenso fast alle Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer, die älter als neunzehn waren. Bei den Ausnahmen war ihr zufolge erheblicher Zweifel angebracht. Der einspaltige Bericht erschien am nächsten Tag in den Sportzeitungen unter ferner liefen und blieb unterhalb des Radars der überregionalen Tageszeitungen. Für Nuria aber war es ein herber Schlag. Die Devise des spanischen...
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Roberto Bolaño ist eine der großen Entdeckungen der Weltliteratur; seine Romane verweben »schlechterdings alles Essentielle der vergangenen Jahrtausende« (Die Zeit). Roberto Bolaño wurde 1953 in Santiago de Chile geboren, lebte in seiner Jugend lange in Mexiko-Stadt und siedelte später mit seiner Familie nach Spanien um. Dort starb er 2003, im vergeblichen Warten auf eine Lebertransplantation, als er gerade an seinem Meisterwerk »2666