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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Diogenes Verlag AGerschienen am26.10.20221. Auflage
Tamara Hayles Spürhundfähigkeiten werden auf eine harte Probe gestellt, als der Klient, der ihr gerade einen Auftrag erteilt hat, nur wenige Stunden später stirbt: der schwarze Investmentbanker Lincoln Storey, legendär nicht nur für seine Karriere, sondern auch für seine Skrupellosigkeit, hatte sie damit beauftragt, den Freund seiner Stieftochter Alexa zu beschatten ­ ausgerechnet ein Exlover Tamaras ...

Valerie Wilson Wesley, geboren 1947, lebt in New Jersey. Sie wuchs auf US-Militärstützpunkten in Spanien und Deutschland auf. Sie studierte Philosophie und Journalistik und war Chefredakteurin bei der Zeitschrift ?Essence?. Ihre Bestsellerserie um Privatdetektivin Tamara Hayle ist in mehreren Ländern erschienen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextTamara Hayles Spürhundfähigkeiten werden auf eine harte Probe gestellt, als der Klient, der ihr gerade einen Auftrag erteilt hat, nur wenige Stunden später stirbt: der schwarze Investmentbanker Lincoln Storey, legendär nicht nur für seine Karriere, sondern auch für seine Skrupellosigkeit, hatte sie damit beauftragt, den Freund seiner Stieftochter Alexa zu beschatten ­ ausgerechnet ein Exlover Tamaras ...

Valerie Wilson Wesley, geboren 1947, lebt in New Jersey. Sie wuchs auf US-Militärstützpunkten in Spanien und Deutschland auf. Sie studierte Philosophie und Journalistik und war Chefredakteurin bei der Zeitschrift ?Essence?. Ihre Bestsellerserie um Privatdetektivin Tamara Hayle ist in mehreren Ländern erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257612295
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum26.10.2022
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse874 Kbytes
Artikel-Nr.9333808
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


»Sie sind also Tamara Hayle«, sagte der große, hagere Mann, der, ohne anzuklopfen, in mein Büro spaziert kam. »DeLorca sagt, einen besseren Privatdetektiv gibt es in ganz Essex County nicht. Ich arbeite immer nur mit den Besten.« Er hatte eine makellos dunkle Haut, dichtes silbergraues Haar und war mit seinem marineblauen Nadelstreifenanzug und den schwarzen Halbschuhen wie ein Banker gekleidet. Seine Augen aber waren leblos wie bei einem Straßengangster. Killeraugen, dachte ich bei mir, obwohl ich wusste, dass das nicht stimmte.

Lincoln E. Storey war in Newark eine lebende Legende, und ich fragte mich, warum die Fotos, die ständig im Black Enterprise und auf den Wirtschaftsseiten von The Star-Ledger erschienen, nie das räuberische Glitzern in seinen Augen zeigten. Außerdem fragte ich mich, warum DeLorca, Polizeichef von Belvington Heights und mein mürrischer Exboss, mich so überschwänglich empfohlen hatte.

»Ja, ich bin Tamara Hayle. Bitte, nehmen Sie doch Platz«, sagte ich und streckte ihm die Hand entgegen. Er bedachte mein Angebot mit einem schnellen Blick, nahm es jedoch nicht an. Ich griff nach seinem Mantel, einem taubengrauen Kaschmirmodell, das sich nerzweich in die Hand schmiegte, und hängte ihn an den wackeligen Kleiderständer in einem dunklen Winkel meines Büros.

»Sie wissen sicher, wer ich bin.« Er reckte arrogant das Kinn vor.

»Weiß das nicht jeder hier im Staate New Jersey?« Ich fand meinen kriecherischen Ton entsetzlich, konnte ihn aber nicht mehr zurücknehmen. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Storey?« Ich bemühte mich redlich, nicht allzu beflissen zu erscheinen.

»Dazu komme ich noch«, raunzte er und gab mir so zu verstehen, dass er gewohnt war, die Gangart selbst zu bestimmen und seinen Willen durchzusetzen. Sein Ton verblüffâte mich, doch ich schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln und beschloss auf der Stelle, mich lieber dem Ruf meines Geldbeutels als meinem Stolz zu beugen.

Auch wenn es angeblich keinen besseren Privatdetektiv in ganz Essex County gab, war ich total pleite. Wer einen Jetta Diesel Baujahr 1982 sein Eigen nennt, der ein neues Getriebe braucht, und ein Großmaul von einem halbwüchsigen Sohn durchfüttern muss, der wäre schön dumm, wenn er nicht nett zu dem größten Klienten wäre, der dieses schäbige kleine Büro je beehrt hat.

In Newark war alles in Frühlingsstimmung, nur ich nicht. Im Weequahic Park und Branch Brook Park blühten die Kirschbäume, alle Leute hatten den eisigen Wind und den strengsten Winter seit fünfzehn Jahren gründlich satt und gingen raus in die Sonne. Meine beste Freundin Annie hatte sich verliebt - und zwar wieder mal in den Mann, mit dem sie seit zehn Jahren verheiratet war. Mein Sohn Jamal hatte nach dem schlimmsten Jahr seines jungen Lebens den Kummer erstickt und sich mit aller Macht in die Entdeckung des anderen Geschlechts gestürzt. Und Wyvetta Green, die Besitzerin des Schönheitssalons Jan´s Beauty Biscuit im Erdgeschoss, die mich mit ihrem sanften Wesen und ihrer scharfen Zunge nie im Stich ließ, hatte sich die Haare lüstern-blond gefärbt und plante einen einwöchigen Urlaub auf Jamaika mit Earl, ihrem Freund mit den Goldzähnen. Ich aber hatte Frühlingsgefühle und Ebbe in der Kasse, und etwas Schlimmeres konnte ich mir für diese Jahreszeit gar nicht vorstellen, die bislang stets meine beste Saison gewesen war. Das Jahr ließ sich nicht gut an. Ich hatte am Schreibtisch gesessen und mein trauriges Los beklagt, als Lincoln E. Storey zur Tür hereinspaziert kam. Da wollte ich ihn nicht so einfach wieder ziehen lassen.

»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Mr. Storey?« fragte ich. »Eine Tasse Tee?«

»Ich trinke keinen Tee.«

»Wie wärs mit Kaffee?«

»Frisch gebrüht?«

»Tut mir leid, ich habe keine Kanne. Geht auch Pulverkaffee?« Ich mag keinen Pulverkaffee, habe aber aus Höfâlichkeit welchen im Büro.

»Diese Brühe trink ich nicht.«

Das mit der »Brühe« brachte mich aus dem Konzept, doch ich unterdrückte das Verlangen, ihm zu sagen, er könne mich mal sonst wo lecken. Stattdessen sah ich zu, wie er die langen Beine übereinanderschlug und zu meinem Leidwesen den gebrauchten Computer zwischen uns in Augenschein nahm, die das Sonnenlicht trübende Schmutzschicht auf der Fensterscheibe und den braunen Soßenfleck, der sich auf meine Bluse geschlichen hatte, als ich mit Wyvetta Foo-Yong-Eier zu Mittag aß. Dabei fiel mir ein, wann und wo ich ihm zum ersten Mal begegnet war.

Damals war ich zwölf, eins von vielleicht dreihundert gelangweilten Kindern, die am Black Heroes Day zu seinen Ehren in der Aula unserer Junior High School versammelt waren. Lincoln E. Storey, ein Sohn dieser Stadt, der es zu etwas gebracht hatte. Auf den schäbigen Straßen der übelsten Gegend von Newark aufgewachsen, machte er jetzt als einer der ersten schwarzen Investmentbanker an der Wall Street Geld wie Heu. Er war, wie der Direktor uns in einer blumigen Einführung berichtete, ein junger Mann, der fleißig gelernt, stets seine Pflâicht getan und seine Träume wahr gemacht hatte.

Das war Ende der Sechzigerjahre, einer Zeit der Träume wie der Albträume. Die Flammen des Aufstands von 1967 hatten ihr Brandmal auf der Seele der Stadt hinterlassen. Alles wartete auf einen Helden, und da kam Storey wie gerufen. Er war damals Mitte zwanzig; für die Schüler von der Junior High School war das alt. Groß und streng hatte er dagestanden in seinem anthrazit grauen Anzug und uns vom Markt erzählt und wie er ihn beherrschen gelernt hatte, und wenn wir schön fleißig wären, könnten wir das auch schaffen. Das mit dem Markt verstanden wir nicht, aber wir verstanden durchaus, was es heißt, reich zu sein, und was das ehrerbietige Gebaren unseres Direktors und der Lehrer zu bedeuten hatte, die sich um ihn scharten wie die Hennen um einen jungen Hahn.

Doch als ich abends meinem Vater von Storey erzählte, hatten sich seine Augen verdüstert.

»An Lincoln, den Sohn von Seafus Storey, kann ich mich gut erinnern«, sagte er. »In dem heruntergekommenen alten Mietshaus da drüben am Irvine Turner Boulevard hat er gewohnt, nicht weit von der Avon Avenue - da hieß der Turner Boulevard noch Belmont, das war damals, bevor die schwarze Schickeria ins Rathaus einzog. Wenn sein Daddy seinen Koller hatte, dann hat er den Kleinen die ganze Avenue rauf und runter geprügelt. Ich hab mich immer gefragt, was wohl aus ihm geworden ist.«

Der Ausdruck in den Augen meines Vaters fiel mir ein, als ich Storey jetzt beobachtete und überlegte, wie alt er wohl gewesen war, als sich der grausame Zug so tief wie Falten um seinen Mund kerbte.

»Wie lange sind Sie schon im Geschäft?« Storeys Frage riss mich aus meinen Erinnerungen.

»Fünf Jahre, bald sechs.«

»Sie haben eine Zulassung für den Staat New Jersey?«

»Natürlich.«

»Was für Fälle bearbeiten Sie?«

»Alles, was so anfällt. Verschwundene und vermisste Personen. Ab und zu nimmt die Pflâichtverteidigung meine Hilfe bei Mord und Diebstahl in Anspruch. Versicherungsbetrug.«

»Und Ihr Honorar?«

»Kommt auf den Fall an, dazu sämtliche Spesen.«

»Und Sie sind Ihr Geld wert?«

»So sagt man.«

»Finden Sie diese Tätigkeit schwierig für eine Frau, eine schwarze Frau?«

»Nicht schwieriger als bei der Polizei.«

»Soviel ich weiß, haben Sie früher bei DeLorca gearbeitet.«

»Bis vor sechs Jahren.«

»Warum haben Sie dort aufgehört?«

»Ich hatte die Nase voll«, sagte ich und überlegte, was DeLorca ihm alles über mich erzählt haben mochte.

»Die Nase voll von ...«

»Davon, mich von meinen eigenen Brüdern in Uniform im Dienst tagtäglich als Nigger beschimpfen zu lassen.« Die alte Wut wallte wieder in mir auf und verlieh meinen Worten eine gewisse Schärfe. Storey gab ein kehliges Lachen von sich, und als unsere Blicke sich trafen, wusste ich, dass er nicht vergessen hatte, wo er herkam. »Wie ich höre, wohnen Sie in Belvington Heights?« Ich kannte die Antwort bereits und hatte nur keine Lust, noch mehr Fragen gestellt zu bekommen.

»Sie sind hier in der Gegend aufgewachsen?« Mit dieser Gegenfrage wechselte er das Thema. Seine schlanke Hand wies mit einer eleganten Bewegung zum Fenster hin und bedeutete mir, dass »hier in der Gegend« East Orange, Newark und Umgebung hieß.

»East Orange. Newark. Im selben Viertel wie Sie.«

In seinen Augen blitzte etwas auf, das ich nicht interpretieren konnte, und war gleich darauf wieder verschwunden.

»Diskretion ist für mich Gold wert«, sagte er unvermittelt.

»Ich kann sehr wohl den Mund halten.«

»Übernehmen Sie auch Beschattungen?«

»Ich habe Erfahrung damit.«

»Tun Sie das gern?«

»Kommt darauf an.«

»Worauf?«

»Auf die zu beschattende Person und wohin sie mich führt.«

Er lächelte hintergründig, ein Lächeln, das mir nichts verriet. »Ich brauche ... Informationen über jemanden.« Er hielt inne. »Ich muss jeden Scheißdreck wissen, der sich über diesen gottverdammten Hurenbock in Erfahrung bringen lässt. Verstehen Sie mich?«

Die Wortwahl machte mir nichts aus. Ich habe schon oft Männer fluchen hören; mein verstorbener Bruder Johnny war das schlimmste Lästermaul, das mir je begegnet ist. Doch wie Storeys Gesicht sich beim Sprechen verzerrte, wie er jede Selbstbeherrschung verlor, wie seine Unterlippe zitterte und seine Augen schmal wurden, das war geradezu schauerlich. Wer dieser »gottverdammte...
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Valerie Wilson Wesley, geboren 1947, lebt in New Jersey. Sie wuchs auf US-Militärstützpunkten in Spanien und Deutschland auf. Sie studierte Philosophie und Journalistik und war Chefredakteurin bei der Zeitschrift >Essence