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Bruno, Chef de cuisine

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am27.09.2023
Bruno nimmt uns mit auf einen Streifzug durch Saint-Denis, schlichtet kleine Nachbarschaftszwists und großes Gezeter am Markt und kümmert sich um allerlei missliche Angelegenheiten. Nur einmal gerät er ins Schwitzen: Als sein Freund, der Chef des beliebtesten Restaurants der Stadt, kurz vor einer großen Jubiläumsfeier ins Krankenhaus muss, bittet er Bruno, für ihn einzuspringen. Bruno zögert, atmet tief durch, krempelt die Ärmel hoch - und zaubert ein Festmahl und ganz nebenbei ein großartiges Lesevergnügen.

Martin Walker, geboren 1947 in Schottland, ist Schriftsteller, Historiker und politischer Journalist. Er lebt in Washington und im Périgord und war 25 Jahre lang bei der britischen Tageszeitung ?The Guardian?. Heute ist er im Vorstand eines Think-Tanks für Topmanager in Washington. Seine ?Bruno?-Romane erscheinen in 18 Sprachen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR26,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR22,99

Produkt

KlappentextBruno nimmt uns mit auf einen Streifzug durch Saint-Denis, schlichtet kleine Nachbarschaftszwists und großes Gezeter am Markt und kümmert sich um allerlei missliche Angelegenheiten. Nur einmal gerät er ins Schwitzen: Als sein Freund, der Chef des beliebtesten Restaurants der Stadt, kurz vor einer großen Jubiläumsfeier ins Krankenhaus muss, bittet er Bruno, für ihn einzuspringen. Bruno zögert, atmet tief durch, krempelt die Ärmel hoch - und zaubert ein Festmahl und ganz nebenbei ein großartiges Lesevergnügen.

Martin Walker, geboren 1947 in Schottland, ist Schriftsteller, Historiker und politischer Journalist. Er lebt in Washington und im Périgord und war 25 Jahre lang bei der britischen Tageszeitung ?The Guardian?. Heute ist er im Vorstand eines Think-Tanks für Topmanager in Washington. Seine ?Bruno?-Romane erscheinen in 18 Sprachen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257614084
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum27.09.2023
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse999 Kbytes
Artikel-Nr.11849643
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Bruno kaufâte selten Champagner, obwohl er das Getränk mochte. Guter Champagner war zu teuer für sein Salär als Polizist und billiger schmeckte ihm nicht. Er zog die preisgünstigen regionalen Schaumweine vor, insbesondere Crémants aus dem Burgund und dem Elsass. Vor allem aber schätzte er die Blanquette de Limoux, jenen Schaumwein aus dem Languedoc, dessen Herstellungsverfahren der Mönch Dom Pérignon im 17. Jahrhundert studiert hatte, bevor er nach Norden in die Region um Reims mit ihren Kalkböden zog, in die Champagne, nach der die dort produzierten Schaumweine benannt wurden.

Bruno musterte begeistert die zahllosen Blasen, die in seinem Glas aufstiegen, ehe er es erhob, um mit seinen Freunden und Vorstandskollegen der Winzergenossenschaft von Saint-Denis anzustoßen. Die Idee, einen eigenen Crémant für das Tal der Vézère herzustellen, ging auf ihn zurück, und er war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Im Unterschied zu den aus dunklen Pinot-noir-Trauben hergestellten Champagnersorten, bei denen die Trauben vorsichtig und schnell gepresst wurden, damit die rote Haut den Wein nicht färbte, wurde der Crémant de Vézère aus den auf den städtischen Weinbergen angebauten Weißweintrauben Sémillon, Chardonnay und Muscadelle gekeltert. Das Verfahren war traditionell: In die mit Wein gefüllten Flaschen gab man ein wenig Hefe und Zucker und versiegelte sie, worauf der zweite Gärprozess in den folgenden achtzehn Monaten seinen Zauber bewirken konnte. Wie beim Champagner entwickelte die Kohlensäure einen Druck auf die Flasche, der doppelt so hoch war wie der Reifendruck eines Pkws.

»Unser großartiger Winzer Julien hat zehntausend Flaschen produziert«, erklärte Hubert, der Eigentümer der legendären Weinhandlung des Ortes und Vorstandsvorsitzende der Winzergenossenschaft. »Ich schlage vor, wir halten probehalber ein paar Hundert Flaschen für weitere fünf Jahre auf Lager zurück. So wird der Vintage-Champagner hergestellt, und ich bin gespannt, wie unser Crémant altert.«

»Wir haben über zwölfâtausend Euro in Flaschen und Korken investiert und noch keine einzige verkauft«, gab Jacques Touvier, der neue Manager der örtlichen Filiale von Crédit Agricole und ehrenamtliche Direktor des Weinbergs, zu bedenken. Sein Vorgänger stammte aus Saint-Denis und kannte alle seine Kunden. Er war ein engagierter Förderer des Weinbergs gewesen und hatte eigenes Geld investiert sowie einen staatlichen Kredit zur Finanzierung der Bewirtschaftung eingesetzt. Touvier gehörte zu einer anderen Generation, elegant gekleidet, mit einer Vorliebe für betriebswirtschaftliche Floskeln und ehrerbietig gegenüber Personen in Spitzenämtern. Und er kam aus dem fernen Norden, einem Ort in der Nähe der belgischen Grenze, wo man Bier trank, keinen Wein.

»Ich hätte da eine Idee, wie wir Werbung machen könnten«, sagte Bürgermeister Mangin. »Ich habe mich neulich mit einem Freund unterhalten, der die Maison des Vins an der Uferstraße von Bergerac leitet. Das Haus ist von Grund auf modernisiert worden, hat jetzt eine hervorragende kleine Weinbar, die auch Snacks anbietet, einen Verkostungsraum und so weiter. Erinnert ihr euch, dass Bruno in der Jury saß, die über den jahresbesten Monbazillac zu entscheiden hatte? Vielleicht wäre das Gremium einverstanden, auch einmal zu einer Blindverkostung von Schaumweinen einzuladen.«

»Julien und ich sind jedenfalls sehr stolz auf unseren Crémant«, erklärte Hubert und warf einen Blick auf Mangin, den Bruno so deutete, dass die beiden diesen Dialog womöglich einstudiert hatten. »Ich glaube, wir schneiden recht gut ab. Wir finden, dass er anderen Schaumweinen, aus dem Elsass etwa, dem Burgund, aus dem Loiretal oder aus Bergerac in nichts nachsteht. Ja, wir könnten einen richtigen Wettbewerb daraus machen.«

»Wenn wir gut abschneiden - es muss ja nicht der erste Platz sein -, würde uns das eine Menge Publicity bringen«, meinte Bruno. »Unsere Flaschen wären im Handumdrehen verkauft.«

»Und wenn wir Schaumweinproduzenten aus anderen europäischen Ländern am Wettbewerb teilnehmen lassen, wird uns vielleicht die EU helfen, die Veranstaltung zu finanzieren«, sagte der Bürgermeister.

»Aber wer säße in der Jury?«, warf Touvier mit kritischer Miene ein. »Das ist die Frage - und ein großes Risiko, es sei denn, wir entscheiden selbst über die Zusammensetzung der Jury.« Als er sah, dass die anderen von seinem Vorschlag befremdet zu sein schienen und die Köpfe schüttelten, blickte er noch mürrischer drein.

Sechs Wochen später war von der Maison des Vins das Jurorenteam benannt. Es bestand aus dem Weinkritiker der regionalen Tageszeitung Sud Ouest, dem Herausgeber eines deutschen Weinmagazins, der gerade auf einer Verkostungstour war und in Bergerac Station machte, dem Sommelier eines Drei-Sterne-Restaurants aus Paris, einem amerikanischen Weinberater, dem Einkäufer eines großen Weinimporteurs aus Hongkong und einer ausgewanderten Engländerin, die Gastrokolumnen für englischsprachige Magazine in Frankreich schrieb. Bruno kannte sie flüchtig als alte Bekannte seiner guten Freundin und Gelegenheitsgeliebten Pamela.

Die Jury versammelte sich im großen Salon der Maison des Vins, einem mit Parkett ausgelegten Raum im Obergeschoss eines Gebäudes, in dem auch das Fremdenverkehrsamt von Bergerac untergebracht war. An den Wänden reihten sich Vitrinen, in denen Dutzende regionaler Weine ausgestellt waren. Eine Glastür öffnete sich auf eine Terrasse mit prächtigem Blick auf die Dordogne. Hinter dem langen Bartresen führte ein Durchgang in die Küche und zu den Büros und Labors im Stockwerk darüber. Durch eine weitere Tür gelangte man in einen spätmittelalterlichen Kreuzgang und auf steinernen Stufen hinunter in einen tiefen Gewölbekeller.

Die Aufgabe der Jury bestand darin, zwanzig Schaumweine blind zu verkosten, jeweils zwei von unterschiedlichen Winzereien aus ausgewählten Regionen. Keiner dieser Weine kostete mehr als zwölf Euro die Flasche, was Champagner ausschloss. Die zum Vergleich anstehenden Weine waren ein Prosecco aus Italien, ein deutscher Sekt, ein Cava aus Spanien, eine Blanquette de Limoux aus dem Languedoc sowie Crémants aus dem Elsass, von der Loire, aus Bordeaux und dem Burgund. Schließlich standen noch zwei weitere Weine aus dem Bergerac zur Wahl, einer von Saussignac, der andere von der städtischen Winzergenossenschaft aus Saint-Denis.

Der große Raum bot genügend Platz für alle Anwesenden, aus Saint-Denis waren gekommen: Bruno und Pamela, Hubert, Julien, Bürgermeister Mangin und Touvier. Dazu noch die Besuchergruppen aus den anderen teilnehmenden Regionen. Freiwillige Helfer - zwei junge Männer und zwei junge Frauen in weißen Hemden und schwarzen Hosen - stellten zwanzig von schwarzen, nummerierten Hülsen ummantelte Flaschen auf den Tresen. Von der Jury wurde erwartet, dass sie das Aussehen und die Perlage der Weine im Glas, das Mundgefühl und den Abgang begutachteten. Insbesondere sollte auch die gaieté benotet werden, da es bei solchen Weinen vor allem darauf ankam, dass sie die Stimmung aufhellten.

Die Verkoster hatten es mit einem breiten Spektrum von Texturen und Nuancen zu tun. Die Weine aus Deutschland und dem Elsass waren meist aus Rieslingtrauben gewonnen, während das Burgund und das Loiretal Chardonnaytrauben bevorzugten. Die kaum bekannte Rebsorte Mauzac fand Verwendung in der Blanquette de Limoux, der Prosecco wurde aus der Sorte Glera und der spanische Cava aus Macabeo, Parellada und Xarel.lo gekeltert. Die Bordeaux- und Bergerac-Weine bevorzugten die Sorten Sémillon, Sauvignac Blanc und Muscadelle. Einem Champagner sagte man nach, dass sich in einem Glas fünfzig Millionen Bläschen bildeten. Dem versuchten andere französische Schaumweine nachzueifern, während der Sekt und der Prosecco weniger heftig sprudelten, da deren zweite Gärung für gewöhnlich in Fässern stattfand.

Franzosen hielten sich an die Tradition, dem auf Flaschen gezogenen Wein Zucker und Hefe beizumengen und sie erst dann zu verkorken. So war schon der erste Schaumwein im Jahr 1531 in der Abtei Saint-Hilaire bei Limoux hergestellt worden, eine Methode, die sich Dom Pérignon selbst zu eigen gemacht hatte, um später sein Wissen in der Champagne rund um Reims und Epernay anzuwenden. Die dortigen Weine waren damals eher dünn und flach gewesen und hatten kaum ein Bläschen entwickelt, geschweige denn fünfzig Millionen.

Den nun konkurrierenden Schaumweinen wurde zwar gaieté abverlangt, doch fand die Verkostung in großer Ruhe und Strenge statt. Allenfalls hörte man hin und wieder die Juroren leise untereinander murmeln, wenn sie sich Notizen machten, Punkte vergaben und sich austauschten. Die Bedienung kam, schenkte ein und ging wieder, ohne einen Laut von sich zu geben. Dabei zeigten sie den Verkostern die Zahl der jeweiligen Flasche. Die Juroren nahmen sich, wie Bruno bemerkte, viel Zeit für jede Flasche.

»Die Anspannung macht mich durstig«, flüsterte Pamela und drückte Bruno die Hand.

Die Juroren hielten von Mal zu Mal ein gefülltes Glas ans Licht und senkten andächtig die Nase darüber, um dann einen kleinen Schluck zu nehmen, ihn über Zunge und Gaumen zu wälzen und schließlich in ein eigens dafür vorgesehenes Gefäß zu spucken. Zwischen den einzelnen Proben aßen sie ein kleines Stück Brot oder einen trockenen Keks und nippten an Wassergläsern, ehe sie der Bedienung signalisierten, dass sie für den nächsten Durchgang bereit waren. Bruno warf einen Blick auf seine Uhr. Vier Minuten hatte es gedauert, den ersten Wein zu probieren, mit dem...
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Martin Walker, geboren 1947 in Schottland, ist Schriftsteller, Historiker und politischer Journalist. Er lebt in Washington und im Périgord und war 25 Jahre lang bei der britischen Tageszeitung >The GuardianBruno