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Romane und Dramen

Werke Bd. 4
BuchGebunden
Deutsch
Nagel & Kimcheerschienen am15.03.20041. Auflage
In der Schweizer Tradition der zunächst verkannten und erst spät zu Ehren gekommenen großen Autoren wie Robert Walser, Friedrich Glauser und Albin Zollinger gilt es einen weiteren hochkarätigen Schriftsteller zu entdecken: den Sprachkünstler und Erinnerungsmagier Kuno Raeber. Der eigenwillige und sprachbesessene Autor verarbeitete literarisch die großen Themen der Weltgeschichte: von Rom und Konstantinopel bis zu den Totenritualen der alten Ägypter und dem Maya-Kult der Azteken.mehr
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EUR29,90
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Produkt

KlappentextIn der Schweizer Tradition der zunächst verkannten und erst spät zu Ehren gekommenen großen Autoren wie Robert Walser, Friedrich Glauser und Albin Zollinger gilt es einen weiteren hochkarätigen Schriftsteller zu entdecken: den Sprachkünstler und Erinnerungsmagier Kuno Raeber. Der eigenwillige und sprachbesessene Autor verarbeitete literarisch die großen Themen der Weltgeschichte: von Rom und Konstantinopel bis zu den Totenritualen der alten Ägypter und dem Maya-Kult der Azteken.
Zusatztext"Mit dem Mittel einer hochartistischen Sprache schlingt Raeber Geschichte und Gegenwart, Mythos und Realität, Himmel und trivialen Alltag ineinander." Beat Mazenauer, St.Galler Tagblatt, 03.05.2004
Details
ISBN/GTIN978-3-312-00301-3
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
FormatMit bedrucktem Schutzumschlag
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsjahr2004
Erscheinungsdatum15.03.2004
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Gewicht730 g
Artikel-Nr.16078203
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Unbenanntes DokumentDas Wasser, kaum daß du den Pfropfen herausziehst, fließt aus der Wanne, langsam zuerst und dann schneller und schneller, den Abfluß hinunter, nur den Seifenschaum fortzuspülen, bedarf es der gebündelten Wasserstrahlen der Dusche, der Schaum bäumt sich auf, sammelt sich, türmt sich zu einem schmutzigen Schneegebirge, träge und zögernd beginnt es, um das schwarze Loch zu kreisen, erst am Ende, vom Sog des Wirbels gezwungen, stürzt es hinein und verschwindet, nicht auf einmal jedoch, das Schaumgebirge läßt sich vielmehr in Stücke reißen und bildet Widerstandsnester, die sich am Wannenrand oder an sonstwo abgelegenen Stellen der Strömung zu entziehen versuchen, so daß du, falls du voreilig aufgibst, nicht lange genug hinschaust, glauben könntest, es gebe da eine Chance des Entkommens, der Rettung, doch das ist keineswegs so, der ungleichmäßige Verlauf des Prozesses ändert nichts an seinem Ausgang, die Spiele des Schaums, seine Kapriolen am Abfluß, einmal dicht, einmal dünner, die Tempowechsel im Zurückweichen und in der Annäherung, immer dramatisch, Adagio, Crescendo, Presto, Molto Presto, Diminuendo und Presto wieder von vorn, das ist spannend zu sehen, kann lange dauern, einen ganzen Äon, bis zu drei Minuten kann das Drama dauern, der Kampf, die Agonie des Schaums dem Abfluß entgegen, ins Loch hinab, du vergißt das Ende, das vorbestimmte, vorhergewußte, konzentrierst dich ganz auf den Moment, wie sich eins aus dem andern ergibt, Streit und Versöhnung, Trennung, Umarmung, Widerstand und Ergebung, der Sacco di Roma, der Brand im Borgo wirbeln hinab, du weißt nicht, warum auf einmal



II


noch eben war alles ganz langsam gegangen, der Wirbel kaum noch zu erkennen, noch eben war eine Stauung, der Schaum stieg und sammelte sich, verhielt vor dem Abfluß, und träge wälzte sich die Prozession zwischen Hütten und Ruinen hindurch, an Kirchen vorbei, die zusammengestückelt waren aus Quadern und Säulen von Bauten, für die es keine Verwendung mehr gab, von Bibliotheken, Theatern, Tempeln, vor allem jedoch von Bädern, den während einer früheren Drehung, in einem vom Abfluß schon verschlungenen Ring des Wirbels größten Gebäuden ? jetzt verstand niemand mehr, wozu sie dienten, den Körper, den Drecksack, eine den Maden und Würmern bestimmte Speise, zu baden, zu salben und zu massieren, ihn durch gymnastische Übungen zu stärken, das wäre jetzt, während dieser Drehung, in diesem Ring sinnlos gewesen, absurd: wozu die Mühe, da doch der Tod und damit die Übergabe des Körpers an die schleimigen Gäste jeden Augenblick eintreten konnte?, es wäre frevelhaft sogar gewesen, der Kotsack sollte als solcher erkennbar bleiben, sollte Gestank verströmen von Morgen bis Abend, von Abend bis Morgen, sollte die anderen Säcke, die darin gefangenen Seelen abstoßen, verschrecken, anekeln, was sollten ihm da die Bäder, die Einreibungen mit Salben und duftenden Ölen?
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Autor

Kuno Raeber, geboren 1922, studierte in Basel, Zürich, Paris und Genf. Seit 1958 lebte er in München, war 1967 Poet in Residence am Oberlin College/Ohio und 1977 Mitglied des Schweizer Instituts in Rom. Er erhielt zahlreiche Preise, u.a. 1969 die Ehrengabe der Bayerischen Akademie der schönen Künste, 1973 den Tukanpreis der Stadt München, 1979 den Luzerner Literaturpreis. Kuno Raeber starb 1992 in Basel.