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Risiken & Nebenwirkungen

Roman
BuchGebunden
Deutsch
Nagel & Kimcheerschienen am15.03.20041. Auflage
Nach dem pointiert-witzigen Roman 'Bartleby & Co.' leuchtet Enrique Vila-Matas einmal mehr in die Tiefe der literarischen Obsessionen. Hier ist es die unzähmbare und gefährliche Schreibwut, die den Helden umtreibt. Vila-Matas öffnet alle Medizin- und Giftschränke seiner Belesenheit und seines Esprits, um Krankheit und Heilmittel der Literatur in glanzvoller Fülle auszubreiten.mehr

Produkt

KlappentextNach dem pointiert-witzigen Roman 'Bartleby & Co.' leuchtet Enrique Vila-Matas einmal mehr in die Tiefe der literarischen Obsessionen. Hier ist es die unzähmbare und gefährliche Schreibwut, die den Helden umtreibt. Vila-Matas öffnet alle Medizin- und Giftschränke seiner Belesenheit und seines Esprits, um Krankheit und Heilmittel der Literatur in glanzvoller Fülle auszubreiten.
Zusatztext"In durchaus vornehmer Gesellschaft kann sich also Enrique Vila-Matas fühlen, der das metafiktionale Schreiben von allen spanischen Autoren am konsequentesten praktiziert." Kersten Knipp, Neue Zürcher Zeitung, 06.05.2004
Details
ISBN/GTIN978-3-312-00338-9
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsjahr2004
Erscheinungsdatum15.03.2004
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Gewicht500 g
Artikel-Nr.16273570
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Unbenanntes DokumentGegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde der junge Montano, kaum hatte er seinen gewagten Roman über rätselhafte Fälle von Schriftstellern, die dem Schreiben entsagt haben, veröffentlicht, von seiner eigenen Fiktion eingeholt und fand sich plötzlich, trotz seines zwanghaften Schreibdrangs, selbst betroffen; er war völlig blockiert, wie gelähmt, ja, auf tragische Weise schreibunfähig.Gegen Ende des 20. Jahrhunderts ? besser gesagt, heute, am 15.November 2000 ? habe ich Montano in seinem Haus in Nantes besucht und ihn wie erwartet derart deprimiert und einsilbig angetroffen, dass die Verse aus einem Gedicht von Puschkin glatt auf ihn gemünzt sein könnten: »Er irrt ständig/mit dem gewagten Roman/durch den dunklen Wald.«Das einzig Gute daran ist, dass dieses Umherirren im dunklen Wald bei meinem Sohn ? denn Montano ist mein Sohn ? seine Leseleidenschaft neu entfacht hat, wovon ich meinerseits profitiere, denn auf seine Empfehlung hin habe ich kürzlich Prosa de la frontera propia gelesen, den neuesten Roman von Julio Arward, einem rätselhaften Autor, dem ich nie ganz über den Weg getraut habe, denn meiner Ansicht nach hat er immer nur den Doppelgänger des Romanciers Justo Navarro gespielt.Heute habe ich meinem Sohn jedoch dafür gedankt, dass er mir dieses Buch des Doppelgängers von Justo Navarro ans Herz gelegt hat, in diesem Fall sogar ein Roman, in dem Arward sich etwas von seinem Vorbild emanzipiert zu haben scheint. Es handelt sich nämlich durchaus um ein gutes Buch, und während der Lektüre musste ich oft an eine Äußerung denken, die Julio Arward irgendwann im Radio gemacht hat: »Eine Freundin hat mir mal gesagt, jeder von uns habe einen Doppelgänger, der an einem anderen Ort lebt und dort sein Dasein mit einem Gesicht fristet, das unserem vollkommen gleicht.« Bei der Lektüre dieses Buches musste ich noch an einen andern Spruch denken, den ich einmal von Justo Navarro gehört und gelegentlich als meinen eigenen ausgegeben habe: »Es gibt Koinzidenzen und Zufälligkeiten, bei denen du vor Lachen stirbst, und es gibt Koinzidenzen und Zufälligkeiten, bei denen du stirbst.«Der Ich-Erzähler von Prosa de la frontera propia ist weltfremd und zugleich ein Held, der, wie einem chinesischen Märchen entstiegen, noch einen Zwillingsbruder hat oder, besser gesagt, einen Vetter, der sein leibhaftiges Ebenbild ist und der obendrein den gleichen Namen trägt wie er, denn beide heißen Cosme Badía.Das Thema vom Doppelgänger ? und vom Doppelgänger des Doppelgängers und immer so weiter in einem unendlichen Spiel von Spiegelungen ? steht im Zentrum von Julio Arwards labyrinthischem Roman ? ich schreibe schon wieder wie der Literaturkritiker, der ich nun mal bin. Als Autor einer fiktiven Biographie gibt Arward sich als Cosme Badía aus, erfindet mit dem Gedächtnis eines anderen die Welt der beiden Vettern und tut so, als erinnere er sich an diese Welt, quasi immer Faulkners Worte im Hinterkopf: »Ein Roman ist das geheime Leben eines Schriftstellers, der dunkle Vetter eines Menschen.«Vielleicht bedeutet Literatur genau das: ein fremdes Leben erfinden, das ebenso gut unser eigenes sein könnte ? kurzum: einen Doppelgänger erfinden. Ricardo Piglia behauptet, in das Gedächtnis eines anderen zu schlüpfen, um zurückzublicken, sei eine Form von Doppelgängertum. Aber es ist auch eine ideale Metapher für literarische Erfahrung überhaupt. Jetzt, da ich das Piglia-Zitat erwähnt habe, wird mir klar, dass ich umgeben von Buchzitaten und Autoren lebe. Ich leide an der Literatur-Krankheit. Wenn ich so weitermache, wird sie mich noch in ihren Strudel reißen und verschlingen, bis ich mich am Ende völlig in ihren grenzenlosen Tiefen verliere. Die Literatur raubt mir zunehmend den Atem, und mit meinen fünfzig Jahren ängstigt mich der Gedanke, es könnte mir vorherbestimmt sein, irgendwann als wandelndes Zitatenlexikon zu enden.mehr

Autor

Enrique Vila-Matas, 1948 in Barcelona geboren, ist in Spanien und Lateinamerika einer der bekanntesten und wichtigsten Gegenwartsautoren. Er hat seit 1973 zehn Romane und zahlreiche Erzählungen geschrieben, die in fünfzehn Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet wurden. Vila-Matas lebt und arbeitet heute in Barcelona.