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Schon vergessen

Eine Schusselgeschichte
BuchGebunden
64 Seiten
Deutsch
Nagel & Kimcheerschienen am16.08.20011. Auflage
Mit der Schusseligkeit ist das so eine Sache. Mama und Papa sind niemals schusselig. Dafür seufzen sie umso mehr, weil Matthias seinen Schlüssel vergisst, sein Turnzeug und vieles andere. Oma dagegen ist Expertin im Vergessen. An manchen Tagen weiß sie nur Sachen, die mindestens fünfzig Jahre zurückliegen. Dann unterhalten sie sich über früher. Oder sitzen einfach da und vergessen, was sie wieder alles vergessen haben. Zum Beispiel das Buch, das Matthias längst hätte zurückgeben müssen. Da steckt er nämlich ganz schön in der Klemme. Eine warmherzige Geschichte über die Vor- und Nachteile der Vergesslichkeit.mehr

Produkt

KlappentextMit der Schusseligkeit ist das so eine Sache. Mama und Papa sind niemals schusselig. Dafür seufzen sie umso mehr, weil Matthias seinen Schlüssel vergisst, sein Turnzeug und vieles andere. Oma dagegen ist Expertin im Vergessen. An manchen Tagen weiß sie nur Sachen, die mindestens fünfzig Jahre zurückliegen. Dann unterhalten sie sich über früher. Oder sitzen einfach da und vergessen, was sie wieder alles vergessen haben. Zum Beispiel das Buch, das Matthias längst hätte zurückgeben müssen. Da steckt er nämlich ganz schön in der Klemme. Eine warmherzige Geschichte über die Vor- und Nachteile der Vergesslichkeit.
Zusatztext"Stets entpuppen sich ihre Geschichten als Entwürfe vertrauensvollen Miteinanders innerhalb einer selten gewordenen Großfamilie. Pfiffig und voller Liebreiz ergänzen die zarten Vignetten ideal den Text." Annemarie Schickert, Die Zeit, 04.10.2001
Details
ISBN/GTIN978-3-312-00918-3
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsjahr2001
Erscheinungsdatum16.08.2001
Auflage1. Auflage
Seiten64 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht179 g
Artikel-Nr.11741766

Inhalt/Kritik

Leseprobe
In der Nacht träumte ich von Henriks Hund. Henrik ist mein Freund. Ich träumte, dass sein gro-ßer weißer Hund Willi meinen schwarzen Kater Oskar angriff und ihn in den Bauch biss. In dem schwarzen Fell des Katers sah die Bisswunde wie ein weißer Reißverschluss aus. Und es war ein Reißverschluss. Als ich ihn aufmachte, entdeckte ich eine kleine rosa Muschel in dem Bauch von Oskar. Von der Muschel träumte ich wohl, weil Henrik und ich in letzter Zeit viel über das Meer und die Tiere im Meer gesprochen hatten. Wir wollten später Tiefseetaucher werden. Ich hatte ein Buch von Henrik über die Tiefseetaucherei ausgeliehen. Es war sehr spannend. Mit dem Buch begannen meine Schwierigkeiten. Mit dem Buch und mit meiner Vergesslichkeit. Aber das wusste ich noch nicht, als ich von der Muschel in Oskars Bauch träumte. In dem Traum überlegte ich gerade, ob ich die Muschel öffnen sollte, als meine Mutter ins Zimmer kam und rief: "Aufstehen!""Ich habe geträumt!", sagte ich. "Das tust du doch immer!", meinte meine Mutter. "Du träumst in der Nacht, am Morgen und den ganzen langen Tag!" "Morgens träume ich nicht. Ich bin nur zerstreut. Wenn man nachts träumt, hat man morgens ei-nen verwirrten Kopf. Den hast du bestimmt auch manchmal.""Ich kann mir keinen verwirrten Kopf leisten, wir haben ja schon zwei Wirrköpfe in dieser Familie, einen alten Wirrkopf und einen jungen Wirrkopf", sagte meine Mutter und lächelte.Sie meinte Oma und mich. Wir sind die Wirrköpfe in unserer Familie. Mein Vater ist morgens nie verwirrt. Abends auch nicht. Ich habe Eltern, die zu keiner Tageszeit verwirrt sind. Dafür seufzen sie ziemlich viel. Und sie sagen, wenigstens ich sollte lernen, meine Gedanken zusammenzuhalten. Weil sie doch schon für Oma mitdenken müssen. Wenn sie das sagen, sehe ich meine Gedanken durch die Luft fliegen. Ich versuche sie noch zu fassen, aber sie sind leicht wie Luftballons und steigen so schnell hoch, dass ich nur noch ein paar bunte Punkte erkennen kann.Eigentlich meinen meine Eltern auch nur, dass ich ziemlich vergesslich bin. Nicht so vergesslich wie Großmutter. Oma weiß oft nicht einmal, dass sie in unserem Haus lebt. Sie denkt, sie wäre noch in ihrem Haus zusammen mit Opa, und dann ruft sie nach ihm. Aber Opa kommt nicht. Er liegt schon fünf Jahre auf dem Friedhof, und aus dem Grab steht niemand mehr auf, egal, wie laut man ruft. "Matthias!", rief meine Mutter aus der Küche."Ich komme!", rief ich zurück, aber dann musste ich an Oskars Reißverschlussbauch denken und es dauerte eine Weile, bis ich aufstehen konnte. So lange, bis meine Mutter noch einmal rief. Ich stand auf, zog mich schnell an und lief nach unten in die Küche."Hast du dir die Zähne geputzt?"Ich antwortete nicht. "Dein Schweigen bedeutet wohl nein", sagte meine Mutter und seufzte. Ich rannte wieder nach oben ins Badezimmer und putzte die vorderen Zähne gründlich. Für die hinteren, die man nicht sieht, hatte ich keine Zeit mehr. Ich musste noch bei Oma reinschauen, um ihr Guten Morgen zu sagen: "Morgen! Morgen!", rief ich. "Wer kommt morgen?", fragte sie. Aber ich hatte keine Zeit für Erklärungen. Meine Mutter goss mir Kakao in den Becher und ich schmierte mir ein Butterbrot und dachte an all die Dinge, die ich nicht vergessen durfte."Hast du das Geld für die Gitarrenstunden? Hast du deine Hefte eingepackt? Hast du Oskar schon was zu fressen gegeben? Hast du dein Turnzeug mitgenommen?"Das Turnzeug hatte ich vergessen. Meine Mutter aber nicht. Sie weiß immer ganz genau, was ich für die Schule brauche, was ich nach der Schule brauche und was ich für die Nacht brauche. "Tschüs!", sagte ich und rannte los. Sie rief mir noch etwas nach, aber ich lief nicht mehr zurück. Was hatte ich jetzt wohl vergessen?mehr

Autor

Marjaleena Lembcke wurde 1945 in Kokkola/Finnland geboren und studierte Theaterwissenschaften und Bildhauerei. Seit 1967 lebt sie in der Nähe von Münster in Westfalen. Sie schreibt für Kinder und Jugendliche ebenso wie für Erwachsene. Für ihre Bücher wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 1999, und wurde nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis.Martina Mair, geboren 1971 in Freising, besuchte die Grafik-Design-Schule und die Akademie der bildenden Künste in München. Sie hat zahlreiche Geschichten illustriert sowie eigene Bilderbücher veröffentlicht.