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7 Tode sollst du sterben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am27.05.2014
Mary war nicht nur das hübscheste Mädchen der Schule, sondern auch das am meisten gehasste - und deshalb musste sie sterben. Aber ihr Tod ist nicht das Ende, sondern erst der Anfang. Ein Fluch sorgt dafür, dass sie den Tag, an dem sie stirbt, immer wieder erleben muss.

Barnabas Miller hat bereits etliche Bücher für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene geschrieben. Außerdem komponiert und produziert er Musik für Spielfilme und Fernsehsendungen. Er lebt in New York, zusammen mit seiner Frau Heidi, der Katze Ted und dem Hund Zooey.
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Produkt

KlappentextMary war nicht nur das hübscheste Mädchen der Schule, sondern auch das am meisten gehasste - und deshalb musste sie sterben. Aber ihr Tod ist nicht das Ende, sondern erst der Anfang. Ein Fluch sorgt dafür, dass sie den Tag, an dem sie stirbt, immer wieder erleben muss.

Barnabas Miller hat bereits etliche Bücher für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene geschrieben. Außerdem komponiert und produziert er Musik für Spielfilme und Fernsehsendungen. Er lebt in New York, zusammen mit seiner Frau Heidi, der Katze Ted und dem Hund Zooey.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401801414
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum27.05.2014
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1455765
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

6.47 Uhr

Da war dieser Schmerz, noch vor allem anderen, diese wummernden, höllischen Trommelschläge in ihrem Kopf - genau die Sorte von Schmerz, die in einem den Wunsch weckt, sich irgendwo zu verkriechen und zu sterben. Ein verdammt vertrauter Schmerz. Sie kannte dieses Hämmern, diesen Rhythmus: ihr eigener Herzschlag, so langsam und regelmäßig wie die gedämpfte Bassdrum der schlechtesten Band der Welt, die wieder und wieder ihren schlechtesten Song spielt. »Wodka-Wummern« hatte sie es einmal genannt - ein gnadenloser, pochender Kopfschmerz.

Sie versuchte, gegen das gleißende Licht anzublinzeln, weißgrell wie der Schein einer Zahnarztlampe. Aber das machte die Schmerzen nur noch schlimmer. Sie lag da wie ein Fötus, bedeckt von einer schleimigen Schicht, die sie als ihren eigenen Schweiß identifizierte, komplett überhitzt unter irgendeiner Decke aus unglaublich glattem Gewebe, wie die metallische Oberfläche eines Ofenhandschuhs. Ihre Haare hingen ihr heillos verfilzt ins Gesicht und in ihren Ohren und in ihrem Kopf dröhnte dieser endlose Trommelrhythmus.

Kater, dachte sie dumpf. Ich hab einen Kater - noch dazu einen ziemlich üblen. Heute ist mein Geburtstag und ich hab den schlimmsten Kater der Welt.

Mary konzentrierte sich auf diese beide Tatsachen, klammerte sich daran wie an eine Holzplanke nach einem Schiffbruch in schwerer See - und zwar aus dem schlichten Grund, dass sie sowieso an nichts anderes mehr denken konnte als an diese beiden Dinge: Sie hieß Mary und sie war siebzehn - gerade siebzehn geworden, vor wenigen Stunden. Und in ihrem Kopf tobten diese rhythmischen, gnadenlosen Schläge, wie sie sonst nur Tennisbälle oder Nagelköpfe auszuhalten hatten. Aber das war auch schon alles. Woran auch immer sie sich sonst noch erinnern wollte - sie schaffte es einfach nicht.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, gratulierte sie sich matt.

Das Blinzeln machte die Kopfschmerzen nur noch schlimmer, aber ein Öffnen der Lider kam nicht infrage - da draußen war es so grell wie auf der gleißenden Oberfläche der Sonne. Mary drehte sich in ihrer Blase aus Schweiß, glattem Gewebe und verfilzten schwarzen Haaren, die nach Hautausdünstungen und Neutrogena rochen, und versuchte herauszufinden, wo sie war, wie spät es war und wie sie überhaupt hierhergekommen war.

Ein Bett - ich liege in einem Bett, schlussfolgerte sie nach einer Weile. Hundert Punkte für diese Erkenntnis! Das Problem war nur, dass sie nicht wusste, in wessen Bett. Natürlich gab es dafür mehrere naheliegende Möglichkeiten: ihr eigenes Bett? Dieses quietschende, schmale, heiß geliebte und zugleich abgrundtief gehasste Holzgestell, in dem sie seit ihrem fünften Lebensjahr schlief. Dieses Bett, an dessen Kopfteil seit der gemeinsamen Renovierungsaktion mit ihrem Vater noch immer rosa und orange Farbspritzer leuchteten. Dieses Bett, das keiner ihrer Freunde je zu Gesicht bekommen hatte, weil sie sie noch nie dazu aufgefordert hatte, sich auf die Upper West Side einzulassen und sie zu Hause zu besuchen - denn sie schämte sich für die winzige, heruntergekommene Wohnung, in der sie mit ihrer Familie lebte.

Aber das hier konnte nicht ihr Bett sein ⦠dafür war die Matratze viel zu gut ⦠zu breit und zu glatt und zu fest. Ihr eigenes Bett war einigermaßen erträglich, fast schon bequem, aber nichts im Vergleich zu diesem Teil hier.

Also bin ich nicht zu Hause.

Patricks Bett? Das war die nächste Möglichkeit: Tricks ausladendes, niedriges, weiches Bett, immer frisch bezogen mit perfekt gebügelten Laken aus ägyptischer Baumwolle mit der höchsten erhältlichen Fadenzahl. Nicht dass Patrick je sein Bett selbst gemacht hätte, das brauchte er auch nicht ⦠nicht bei dem ganzen Hotelpersonal in Tricks Fünf-Sterne-Luxusbunker, das ihn rund um die Uhr bediente und vorgab, die Tequilaflaschen und aufgerissenen Plastiktüten nicht zu bemerken, auf die die Zimmermädchen mit schöner Regelmäßigkeit stießen, wenn sie sich an die hoffnungslose Aufgabe machten, seine Hotelsuite aufzuräumen, während er zur Schule fuhr.

Mary schnupperte und kam zu dem Schluss, dass sie nicht bei Patrick sein konnte. Kein Alkoholdunst, registrierte sie benommen. Kein Hugo-Boss-Rasierwasser, kein Dunhill-Zigarettenqualm. Keines jener teuren, exquisiten Aromen des jungen, wohlhabenden Gentlemans, der noch vor dem Zeitpunkt seiner allerersten Rasur eine Vorliebe für Luxuslaster entwickelt hatte. Die Bettwäsche - diese glatte, unwirkliche, schweißgetränkte Oberfläche, die an ein Textilgewebe aus einem NASA-Weltraumprogramm erinnerte - fühlte sich zwar teuer genug an, um als Patricks Bettwäsche durchzugehen, aber irgendwie fehlte dem Ganzen der typische Junger-wilder-Playboy-Geruch.

Dann bin ich also bei Amy, überlegte Mary durch das permanente Wummern in ihrem Kopf hindurch. Der Gedanke war irgendwie beruhigend, gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Ich bin in einer wunderschönen Upper-East-Side-Stadtvilla, dachte sie hoffnungsvoll, auf Amys großer Chaiselongue mit der weichen Quiltdecke; auf der Liege, auf der ich immer übernachten soll, weil Amy nicht will, dass ich mitten in der Nacht noch durch die halbe Stadt fahre.

Nein. Das konnte nicht sein.

Langsam öffnete Mary die Augen und wappnete sich gegen einen massiven, waagerechten Streifen gleißender Helligkeit, eine Klinge aus weißem Licht, die ihre Schmerzen und Übelkeitsgefühle so schlagartig verstärkte, dass sie sich fast übergeben musste. Ich könnte überall ⦠an jedem x-beliebigen Ort sein, schoss es ihr durch den Kopf, worauf das Dröhnen in ihrem Schädel unfassbarerweise noch zunahm - dieser dumpfe Rhythmus, der zu einem lauten Trommeln anschwoll, wie bei einem Stammesritual, bei dem sich eine Horde von Kannibalen um den brodelnden Kessel versammelte und begierig auf das Hauptgericht wartete: das Mädchen mit den dunklen Haaren. Ich bin nicht zu Hause, ich bin nicht bei Patrick, ich bin nicht bei Amy.

In diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass sie nackt war - sie hatte es zwar schon vorher dumpf registriert, aber rasch wieder verdrängt. Und zum ersten Mal seit dem Moment, in dem der Höllenrhythmus sie wach getrommelt hatte, überkam sie ein mulmiges Gefühl, fast schon ein wenig Furcht. Marys Herz begann zu rasen, während die Kannibalentrommeln immer schneller und lauter dröhnten und das Wissen um ihre Nacktheit ihr einen Adrenalinstoß durch die Adern jagte - eine Art Stromschlag, der ihr erst richtig Angst einflößte.

Ich muss die Augen öffnen, dachte Mary. Ich muss sofort die Augen öffnen.

Zitternd holte sie tief Luft, schlug die Augen auf und zuckte zusammen, als das unfassbar grelle Licht einen rasenden Schmerz durch ihren Körper jagte. Hastig blinzelte sie gegen die Helligkeit an. Ihre Sicht war verschwommen, verschleiert hinter einer Mischung aus Schlafsand und verschmierter Wimperntusche, durch die allmählich die ersten Konturen ihrer Umgebung hindurchdrangen.

Sie befand sich in einem Raum von den Ausmaßen einer Sporthalle. Ein paar Meter weiter entdeckte sie noch ein Bett - ein breites Doppelbett aus Kirschholz. Und dann stellte sie fest, dass es in dem Raum vor Betten nur so wimmelte: moderne Stahlrohrbetten; Betten mit velourslederbezogenen Kopfteilen oder breiten Rückenlehnen mit weißem Leopardenfellimitat; Betten mit glänzenden, kunstvoll verzierten Metallgestellen. Hinter den Bettenreihen standen mehrere Beistelltische mit facettierten Glasplatten, fernöstlich angehauchte Eckelemente mit Goldbordüre, breite schwarze Ledersofas, wuchtige Eichentische und ganze Sitzgruppen teuer anmutender Wohnzimmermöbel, allesamt so arrangiert wie die Filmsets schlechter Seifenopern.

Mary drehte den Kopf und blinzelte in das blendende Licht der Sonne. Ihr Bett stand nur wenige Zentimeter von einem Fenster entfernt, das sich vom Boden bis zur Decke und von Wand zu Wand erstreckte. Der grelle Lichtschein wurde von regelmäßigen Schatten unterbrochen, die Mary plötzlich als Wörter identifizierte - riesige, seitenverkehrte Buchstaben, die auf das Fensterglas gedruckt zu sein schienen wie der Titel eines Kinofilms, den man in einem Spiegel sah:

CRATE & BARREL

Mary setzte sich ruckartig auf und erstarrte. Wie gelähmt vor Entsetzen blinzelte sie zum gewaltigen Morgenhimmel hinter den riesigen Buchstaben und versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass sie träumte - aber sie wusste, dass sie hellwach war. All das hier passierte wirklich: Sie saß splitternackt auf einem Vorführbett, im oberen Schaufenster von Crate & Barrel, dem größten Einrichtungsgeschäft in SoHo.

Schräg unterhalb des Schaufensters konnte sie den morgendlichen Berufsverkehrsstau auf der Houston Street sehen, die Reihen hupender Taxis und SUVs und Lieferwagen, die sich in beide Richtungen erstreckten. Hunderte von Augenpaaren starrten zu ihr hinauf - auf dem Gehweg hatte sich eine dicht gedrängte Menge Manhattaner Passanten versammelt, direkt unterhalb des Schaufensters und mit gereckten Hälsen, um das nackte Mädchen zu begaffen.

Fahrradkuriere mit dreckigen Rucksäcken und...
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Barnabas Miller hat bereits etliche Bücher für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene geschrieben. Außerdem komponiert und produziert er Musik für Spielfilme und Fernsehsendungen. Er lebt in New York, zusammen mit seiner Frau Heidi, der Katze Ted und dem Hund Zooey.