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Zwei wie Zucker und Zimt. Zurück in die süße Zukunft

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
344 Seiten
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am28.06.2015
Charlotte, genannt Charles, ist einfach nur wütend! Wie kann man nur so nachgiebig sein wie ihre Mutter Marion? Da passiert es: Am Morgen nach einem Streit wacht Charles plötzlich in Marions Jugendzimmer auf. Charles ist in der Zeit zurückgesprungen und sieht sich ihrer fünfzehnjährigen Mutter gegenüber! Marion trägt grässliche Latzhosen, badet nackt und tobt sich aus in den wilden Achtzigern. Charles ist erst fassungslos - und dann fasziniert. Wird sie jemals zurück in die Zukunft gelangen? Und will sie das überhaupt?

Stefanie Gerstenberger wurde 1965 in Osnabrück geboren und studierte Deutsch und Sport. Nach Stationen in der Hotelbranche und beim Film und Fernsehen begann sie, selbst zu schreiben. Ihre Italienromane sind hocherfolgreich. Foto © Marion Koell
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextCharlotte, genannt Charles, ist einfach nur wütend! Wie kann man nur so nachgiebig sein wie ihre Mutter Marion? Da passiert es: Am Morgen nach einem Streit wacht Charles plötzlich in Marions Jugendzimmer auf. Charles ist in der Zeit zurückgesprungen und sieht sich ihrer fünfzehnjährigen Mutter gegenüber! Marion trägt grässliche Latzhosen, badet nackt und tobt sich aus in den wilden Achtzigern. Charles ist erst fassungslos - und dann fasziniert. Wird sie jemals zurück in die Zukunft gelangen? Und will sie das überhaupt?

Stefanie Gerstenberger wurde 1965 in Osnabrück geboren und studierte Deutsch und Sport. Nach Stationen in der Hotelbranche und beim Film und Fernsehen begann sie, selbst zu schreiben. Ihre Italienromane sind hocherfolgreich. Foto © Marion Koell
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401805153
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum28.06.2015
Seiten344 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1710562
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2. KAPITEL

immer noch 4. Mai, nachmittags

Der Bus hatte Verspätung, na super, das wäre ein guter Start, zu diesem blöden Kurs auch noch zu spät zu kommen, sodass alle mich beim Eintreten anstarren würden. Vielleicht hätte ich Mama doch überreden sollen, mich zu bringen. Manchmal träumte ich von einem Roller, den man mit sechzehn fahren durfte, so einem pastellfarbenen Ding, wie die meisten Mädchen aus den höheren Klassen sie besaßen. In drei Monaten, Ende Juli, würde ich sechzehn. Aber wir hatten sowieso nicht so viel Geld. Und wenn Tante Dagmar â¦? Die hatte mir immerhin gleich das neueste iPhone geschenkt, sobald es raus war. »Damit du mithalten kannst. Ich weiß doch, wie das ist.« DDD anbetteln? Pfff. Ein bisschen Stolz hatte ich ja nun doch. Ich musste wieder an den traurigen Kirschbaum denken, durch Tante Dagmars Geldgier seiner Baumkollegen beraubt â¦

Endlich bog der Bus um die Ecke, gondelte durch ganz Godesbach und erklomm dann die lange Auffahrt zum Internat. Edstone is your Future! und für die ganz Dummen auch auf Deutsch: Edstone ist Deine Zukunft! Die Sprüche hingen noch vom letzten Infotag auf goldenen Werbebannern über der Straße, um den Eltern, die ihre Kinder hier parkten, das schlechte Gewissen zu nehmen. Ich hatte keine Ahnung, was meine Zukunft war. Vielleicht die zweite Portion Hühnerfrikassee, die ich heute Abend in mich hineinschlingen würde?

Die Schule war in einem alten Schlossgemäuer untergebracht. Akkurat getrimmte Hecken und Lorbeerbäumchen in der Auffahrt, ein imposanter Torbogen zu einem romantischen Innenhof mit Tischtennisplatten. Hinter dem Schloss hatten sie eine moderne Schwimmhalle gebaut und einen Hockey-platz angelegt. Außerdem gab es den Park mit den Bänken, die nur interessant wurden, wenn Timo darauf saß.

Ich fand den Kurs auf Anhieb. Mit mir drückten sich noch zehn andere Schüler auf dem Flur vor der Tür zu Raum A202 herum. Ich sprach mit keinem von ihnen, ich kannte die meisten zwar vom Sehen, aber was hätte ich denn mit ihnen reden sollen?

»Willkommen zum Streitschlichter-Kurs«, begrüßte uns Frau Mansky auf Englisch, nachdem wir uns in einem Sitzkreis niedergelassen hatten. Ich hasste Sitzkreise, die waren aus dem Kindergarten und außerdem konnte man sich darin so verdammt schlecht verstecken.

»Ich habe euch ausgewählt und eingeladen, weil ich der Meinung bin, dass ihr besonders geeignet seid, um auf unserer Schule bei kleineren Konflikten unter Schülern zu vermitteln. Oder Mobbingopfer zu unterstützen.« Ihr Blick verharrte auf mir, nun nickte sie mir sogar zu. Na danke, jetzt wissen alle, dass ich auch schon mal fertiggemacht worden bin. Ich versuchte, meine Füße ruhig zu halten, die unbedingt wie Hühnerkrallen auf dem Boden scharren wollten.

Der Kurs war öde. Wir mussten uns schlecht gezeichnete, sehr schlecht gezeichnete, Comic-Bilder anschauen, entscheiden, ob es sich um eine Konfliktsituation handelte, und spontan sagen, ob und wie wir eingreifen würden. Ich hätte die Comics besser hinbekommen, aber für das, was die Mansky von mir wollte, war ich bestimmt nicht geeignet. Wer würde schon auf mich hören? »Nein, Sydney-Aurelia, Stella-Europas Schuhe kosten vielleicht nicht 600 Euro, so wie deine, aber es ist kein Grund, deswegen nicht mehr mit ihr zu sprechen ⦫ Mit einem falschen Lächeln auf dem Gesicht überstand ich die Stunde.

Draußen vor dem Torbogen hielt ich Ausschau nach Timo. Er wohnte hier, war also einer von den Internen. Aber ich traf nur Laura, eines der wenigen Mädchen in meiner Klasse, das keinen Doppelnamen oder Adelstitel trug. »Heiiiiiiijjjiii«, rief sie mir entgegen und riss dabei übertrieben Augen und Mund auf. »Was machst du denn hier?« Laura wohnte wie Timo im Internat. Ihr Vater war mit Lebkuchen steinreich geworden. Wir küssten uns rechts und links, das gehörte einfach dazu. Dabei bohrte sich ihre riesige Handtasche in meine Rippen. Gucci. Über tausend Euro. Leider nicht mal schön, für den Preis. Laura erwartete keine Antwort auf ihre Frage, wie auch für den nächsten Satz nicht: »Und? Irgendwas los bei dir?«

»Nee. Nichts Besonderes. Ach, na ja, die wollen bei uns im Café einen Film drehen.«

»Echt? Krass. Ist das so groß oder was?«

Laura war noch nie bei mir gewesen. Besser so. Mama, DDD und die Reste-Rampe eigneten sich nun wirklich nicht zum Herzeigen. »Nein. Aber sie wollen es wieder einrichten wie in den 50er-Jahren.«

»Cool. Amerikanische Produktion?«

»Nein. Finnische.« Shit, was erzähle ich denn da?

»Echt? Krass. Ist bestimmt ne coole Location für ne Party.«

»Klar. Vielleicht mache ich mal eine ⦫

»Mmmh«, machte Laura, doch ihr Blick meinte eher: Niemals. »Kommst du am Samstag mit shoppen?«

Ich dankte dem Universum für Lauras schnelles Vergessen.

»Äh, ich weiß nicht ⦫ Ich konnte nicht shoppen, denn ich hatte keine Ahnung, was mir stand, hatte nicht mal eine Idee, welcher Stil mir gefiel. Schon wenn es darum ging, etwas ganz Banales, irgendetwas, für mich auszusuchen, fühlte ich mich wie gelähmt. Wollte ich Erdbeer oder Vanille? Den Platz am Fenster oder am Gang? Pferdeschwanz oder offenes Haar? Woher wussten die anderen das immer so genau?

»Ganz ehrlich, Charles? Du könntest schon mal einen anderen Look gebrauchen«, sagte Laura jetzt und nahm mich dabei mit zusammengekniffenen Augen ins Visier. »Ich hole mir auf jeden Fall die neuen Hosen, diese ⦠ach wie heißen die, die oben so â¦? Weißt du nicht? Die hatte Kiesza in ihrem letzten Video an! Total geil!«

Ich schüttelte den Kopf. Die Hosen von Kiesza interessierten mich kein bisschen. Trotzdem fühlte ich mich unwissend und blöd. »Ich hatte meiner Mum versprochen, am Samstag mit ihr ⦫

Doch Laura hörte mir gar nicht zu, sondern tippte mit beiden Daumen etwas in ihr Handy, um den Markennamen der Hose herauszufinden.

»Ich sage meiner Mum ab und schick dir gleich ne SMS.« Wieder hauchten wir uns gegenseitig Küsschen neben die Wangen. Nie im Leben würde ich freiwillig vor einer Umkleidekabine stehen und Lauras Auswahl an hautengen T-Shirts, stretchigen Hosen und Dessous begutachten, geschweige denn selbst etwas anprobieren. Natürlich war das verlogen, aber ich freute mich, dass ich nicht mehr ausgeschlossen war, wie noch vor ein paar Monaten, als mir keins von den Mädchen die Wange hingehalten hätte.

Im Bus schaute mich niemand an, als ich mich durch den Mittelgang schob; alle hatten ihre Blicke auf ihre Handys gerichtet und tippten darauf herum. Ich setzte mich auf einen freien Platz und tippte ebenfalls. »Sorry, meine Mum hat mich schon für Samstag fest eingeplant. Keller ausräumen und so ⦫, lautete die Nachricht an Laura. Daneben ein Smiley mit heruntergezogenem Mund. »Für den Dreh«, schickte ich noch hinterher und hätte mich gleich dafür schlagen können. Es war so peinlich, dass ich vor Leuten wie Laura versuchte, etwas Besonderes zu sein.

Am Neumarkt musste ich umsteigen. Direkt an der Haltestelle lag das Schiller-Gymnasium. Ich schaute über den leeren Schulhof zu dem aus flachen Quadern zusammengesetzten Schulgebäude. Manchmal traf ich hier Flora und Marú, wenn sie spät nach ihrer Theater-AG herauskamen. Der Bau sah typisch nach 70er-Jahre aus, doch irgendwie cool. Es schien, als ob jemand ein paar unterschiedlich große Pakete nachlässig zu einem Turm gestapelt hätte. Die Fassade bestand aus braunen Betonplatten mit dicken Kieseln an der Oberfläche, die großen Fenster waren von roten Rahmen umgeben. Am Schiller hatten sie neben vielen Theaterprojekten auch einen Musikzweig. Wie gerne wäre ich dort hingegangen! Vielleicht hätte ich ja sogar die Aufnahmeprüfung dafür geschafft. Auf dem Edstone gab es ja nur Volleyball, Hockey und den völlig überflüssigen Debattierklub. Und Schwimmen ⦠Timo fiel mir wieder ein und machte sich als warme Welle in meinem Magen breit. Wo der wohl gerade war? Ich wünschte mir ganz fest, dass er die Straße entlanggelaufen käme, jetzt! Ich machte sogar die Augen zu. Drei, zwei, eins ⦠Aber das nützte nichts. Nur ein Zehnjähriger mit einem knallgelben Kopfhörer um den Hals kam mir entgegen. Du wärst sowieso zu feige gewesen, ihn anzusprechen, sei doch ehrlich. Weder Flora noch die anderen waren zu sehen, nur mein Gesicht, das sich in der Glaswand des Haltestellenhäuschens spiegelte. Du bist fünfzehn und hast noch nie in deinem Leben jemanden geküsst. Und wer würde das schon wollen? Mein Bus kam.

Später, ich lag schon im Bett, fiel mir auf, dass mein Computer noch an war. Ich schlich zum Schreibtisch, schaute schnell auf Facebook vorbei und unterdrückte einen Freudensprung. Timo hatte Stella-Europas fiesen Kommentar kommentiert!

»Hey Mädels, seid doch nicht so gemein! :-D«

Er hatte mich verteidigt! Wow! Der coolste Typ der Schule hatte mich verteidigt! Ich war doch nicht nur Luft für ihn! Und er hatte mich zu diesem Spiel eingeladen, das war ja schon fast, fast ⦠fast wie ein...
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Autor

Stefanie Gerstenberger wurde 1965 in Osnabrück geboren und studierte Deutsch und Sport. Nach Stationen in der Hotelbranche und beim Film und Fernsehen begann sie, selbst zu schreiben. Ihre Italienromane sind hocherfolgreich.Foto © Marion KoellMarta Martin, geboren 1999 in Köln, ist eine junge Nachwuchsschauspielerin und wurde durch ihre Rolle in "Die Vampirschwestern" bekannt. Sie lebt in Köln.Foto © Marion Koell