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Was macht die Zeit, wenn sie vergeht?

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am02.04.20121. Auflage
«Was macht die Zeit, wenn sie vergeht?» Diese Frage, die eine Kinderfrage sein könnte, stellte der große Physiker Albert Einstein dem großen Mathematiker Kurt Gödel auf ausgedehnten Spaziergängen in seinen letzten Jahren in Princeton. Für den Mathematiker Werner Kinnebrock war sie der Anlass, ein wunderbar verständliches Buch über ein faszinierendes Phänomen zu schreiben, mit dem sich seit jeher viele kluge Geister beschäftigt haben und für das die Wissenschaft heute eine Fülle erstaunlicher Erklärungen gibt. Denn hätten Sie gedacht, dass die Zeit mal schneller und mal langsamer laufen kann - und dass das keine subjektiven Eindrücke sind? Dass die Zeit in schwarzen Löchern sogar stehen bleibt? Hätten Sie gedacht, dass Lebewesen «innere Uhren» besitzen, die nichts mit dem Stand der Sonne, Helligkeit oder Dunkelheit zu tun haben? Dass die Definition der Maßeinheit Meter sich aus der Zeit herleitet? Ein Meter ist genau die Länge, die das Licht im 299.792.458ten Teil einer Sekunde zurücklegt. Das Buch beleuchtet das Phänomen Zeit aus der Perspektive der Physik, der Relativitätstheorie Einsteins, der Kosmologie und Biologie, scheut aber auch nicht zurück vor philosophischen Fragen im Zusammenhang mit der Zeit und mit sogenannten Nahtoderfahrungen, in denen Menschen alles in einem einzigen Augenblick gleichzeitig zu erleben scheinen, also gar keine Zeit vorhanden ist.

Werner Kinnebrock, geboren 1938, war bis zu seiner Pensionierung Professor für Mathematik. Er hat sich unter anderem mit Reaktormathematik und wissenschaftlicher Datenverarbeitung beschäftigt. Kinnebrock ist Autor zahlreicher Fach- und von drei populärwissenschaftlichen Büchern.
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Produkt

Klappentext«Was macht die Zeit, wenn sie vergeht?» Diese Frage, die eine Kinderfrage sein könnte, stellte der große Physiker Albert Einstein dem großen Mathematiker Kurt Gödel auf ausgedehnten Spaziergängen in seinen letzten Jahren in Princeton. Für den Mathematiker Werner Kinnebrock war sie der Anlass, ein wunderbar verständliches Buch über ein faszinierendes Phänomen zu schreiben, mit dem sich seit jeher viele kluge Geister beschäftigt haben und für das die Wissenschaft heute eine Fülle erstaunlicher Erklärungen gibt. Denn hätten Sie gedacht, dass die Zeit mal schneller und mal langsamer laufen kann - und dass das keine subjektiven Eindrücke sind? Dass die Zeit in schwarzen Löchern sogar stehen bleibt? Hätten Sie gedacht, dass Lebewesen «innere Uhren» besitzen, die nichts mit dem Stand der Sonne, Helligkeit oder Dunkelheit zu tun haben? Dass die Definition der Maßeinheit Meter sich aus der Zeit herleitet? Ein Meter ist genau die Länge, die das Licht im 299.792.458ten Teil einer Sekunde zurücklegt. Das Buch beleuchtet das Phänomen Zeit aus der Perspektive der Physik, der Relativitätstheorie Einsteins, der Kosmologie und Biologie, scheut aber auch nicht zurück vor philosophischen Fragen im Zusammenhang mit der Zeit und mit sogenannten Nahtoderfahrungen, in denen Menschen alles in einem einzigen Augenblick gleichzeitig zu erleben scheinen, also gar keine Zeit vorhanden ist.

Werner Kinnebrock, geboren 1938, war bis zu seiner Pensionierung Professor für Mathematik. Er hat sich unter anderem mit Reaktormathematik und wissenschaftlicher Datenverarbeitung beschäftigt. Kinnebrock ist Autor zahlreicher Fach- und von drei populärwissenschaftlichen Büchern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406630439
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum02.04.2012
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6025
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2688 Kbytes
Illustrationenmit 4 Abbildungen und 2 Tabellen
Artikel-Nr.1190436
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. Das Phänomen «Zeit»

Was also ist die Zeit? Wenn niemand mich fragt,
weiß ich es; wenn ich es aber einem Fragenden
erklären soll, weiß ich es nicht.
Augustinus, Bekenntnisse XI,14
Was ist Zeit?

Wenn wir fragen, was ein Haus oder ein Baum ist, können wir diese Objekte ziemlich genau beschreiben. Fragen wir aber, was die Zeit ist, dann fällt uns die Antwort schwer. Im Grunde weiß niemand, was «Zeit» ist. Wir können lediglich die Zeit in ihren Auswirkungen beschreiben, sie physikalisch interpretieren, sie messen und zeitabhängige Begriffe wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft betrachten. Viele Fragen bleiben: Hat die Zeit einen Anfang? Wird sie eines Tages enden? Kann man sie verlangsamen, kann sie rückwärts verlaufen?

Wir können zudem untersuchen, wie die Menschen mit der Zeit umgehen. Wie verteilen sie Arbeitszeit, Ruhezeit, Zeit zur Muße usw.? Man kann Zeit schenken und jemandem die Zeit stehlen. In Michael Endes Kinderbuch-Klassiker Momo versuchen die Grauen Männer, den Menschen die Zeit zu stehlen. Es sind Herren von der «Zeitsparkasse», die die Menschen überreden wollen, so viel Zeit wie möglich für später anzusparen. Die Menschen, die ihre Zeit auf die Bank bringen, um sie zu sparen, haben fortan keine Zeit mehr für schöne Dinge wie spazieren gehen, sich unterhalten oder Musik hören. Ihre Zeit, die in Michael Endes Buch die Form von Blumen hat, vertrocknet und wird von den Grauen Herren zu Zigarren gerollt, die sie rauchen.

Die meisten von uns leben in der Vorstellung, dass die Vergangenheit abzuarbeiten und die Zukunft zu planen seien. Dabei spielt die Gegenwart kaum eine Rolle. Sie dient zur Optimierung der Zukunft, und so hetzen wir durchs Leben in dem Glauben, dass unsere Erfüllung in der Zukunft liegt. Alles muss planbar sein, nichts darf außer Kontrolle geraten. Zeit ist Geld. Dass das Leben aber nicht bis ins Letzte planbar ist, ist die untergründige Angst vieler Zeitgenossen.

Schon Goethe äußerte sich dazu, als er sagte: «Für das größte Unheil unserer Zeit, die nichts reif werden lässt, muss ich halten, dass man im nächsten Augenblick den vorhergehenden verspeist, den Tag im Tag vertut, und so immer aus der Hand in den Mund lebt, ohne irgendetwas vor sich zu bringen.»

Dieser Ausspruch von Goethe bezieht sich auf die menschliche Hektik im Umgang mit der Zeit. Goethe prägte das Wort «veloziferisch» für diesen unheilvollen Trend; es ist zusammengesetzt aus dem lateinischen «velocitas» (Geschwindigkeit) und «luziferisch» (teuflisch). Der Mensch lebt gegen seine innere Uhr und macht sich zum Sklaven eines übergeordneten Zeitplans; dies führt nach Goethe oft zu «veloziferischer» Rücksichtslosigkeit gegen sich selbst und gegen andere. «Die Eile hat der Teufel erfunden», sagt ein türkisches Sprichwort. Es ist bezeichnend, dass das Wort «pünktlich» zur Zeit Goethes entstand.

Dass der wirkliche Lebensgenuss oft nur in der Gegenwart zu finden ist, indem man Vergangenheit und Zukunft ausblendet, wussten bereits die alten Römer, als sie den Begriff Muße (otium) einführten. Sind meine Gedanken auf die Vergangenheit gerichtet, verlasse ich die Gegenwart; liegen sie in der Zukunft, plane ich und werde schnell verführt, die Gegenwart zu vergessen, um zukünftige Erlebnisse vorzubereiten. Die Gegenwart mit ihren Gelegenheiten und möglichen Genüssen nehme ich dabei gar nicht mehr wahr. Die Zeit der Muße verbrachten die Römer zwecklos, aber höchst bereichernd. Sie war der Höhepunkt im Ablauf der Zeit. Befreit vom Korsett der Zweckgerichtetheit entstanden neue Blickwinkel, neue Erfahrungen und Zufriedenheit. Man kann dies auch heute noch in südlichen Ländern beobachten, wenn Menschen in Straßencafés sitzen und die Umgebung beobachten, sich in Gespräche vertiefen oder einfach nur vor sich hin dösen und ihren Gedanken nachgehen.

Am intensivsten erleben Kinder die Gegenwart, für sie ist alles «jetzt», wenn sie sich in Spiele vertiefen oder spannenden Geschichten lauschen.

Wie würde eine Welt aussehen, die ohne Zeit auskommt? Es wäre vielleicht das, was die Religionen «Ewigkeit» nennen oder die ununterbrochene Gegenwart.

Die monotheistischen Religionen glauben an einen allmächtigen Gott, der außerhalb von Raum und Zeit steht und sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft kennt. Er ist allgegenwärtig (unabhängig vom Raum) und ewig (unabhängig von der Zeit), der Schöpfer des Universums, des Lebens und der Zeit. Er ist zudem allwissend in dem Sinne, dass er nicht wie wir über räumlich und zeitlich partielles Wissen verfügt, sondern in einer Art Ganzheit alles übersieht. Eine solche Beschreibung Gottes steht nicht im Widerspruch zu den Naturgesetzen.

Wie schnell vergeht die Zeit? Fragen wir ein Kind, das auf seine Geburtstagstorte wartet, wird es die Zeit als zu langsam vergehend empfinden. Wird dagegen die Torte serviert und alle Freunde und Freundinnen sind anwesend, vergeht die Zeit im Nu.

Je nach Situation empfinden wir die Zeit als schnell oder langsam verlaufend. Für ein vierjähriges Kind ist ein Jahr ein Viertel seines Lebens und mithin eine lange Zeitspanne. Für einen Siebzigjährigen hingegen ist ein Jahr nur kurz.

Packt uns die Langeweile, will die Zeit nicht vergehen. Erleben wir interessante Dinge, vergeht sie zu schnell.

Was also ist die Zeit? Durch die Zeit entstehen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir erleben sie subjektiv als schnell oder langsam vergehend. Mit Uhren können wir sie objektivieren, messbar machen und auf diese Weise physikalisch untersuchen. Aber all das sind Beschreibungen innerhalb der Zeit. Was die Zeit hingegen essentiell ist, welchen Gehalt sie hat, woher sie kommt und wohin sie geht, bleibt geheimnisvoll.

«Was macht die Zeit, wenn sie vergeht?» Diese Frage soll Albert Einstein dem österreichischen Mathematiker Kurt Gödel gestellt haben, als beide nach ihrer Emigration in Princeton lebten und lehrten. Gödel hatte den Beweis erbracht, dass es in der Mathematik Aussagen gibt, die prinzipiell weder beweisbar noch widerlegbar sind. Sollte die Antwort auf die Frage Einsteins genauso im Dunkeln liegen?
Ist die Zeit eindeutig?

Wir gehen davon aus, dass die Zeit voranschreitet. In diesem Bild fließt die Zeit an uns vorbei, nicht wir bewegen uns, sie bewegt sich. Wir stehen zwischen Vergangenheit und Zukunft und erleben die Gegenwart.

Diesen Sachverhalt kann man auch aus einer anderen Perspektive betrachten: Nicht die Zeit bewegt sich, sondern wir bewegen uns durch die Zeit in einer vierdimensionalen Welt, in der alle zukünftigen und vergangenen Ereignisse fest vorgegeben sind, wir bewegen uns an diesen Ereignissen gewissermaßen vorbei. Zum Beispiel macht es keinen Unterschied, ob ich sage, dass wir uns Weihnachten nähern oder dass Weihnachten auf uns zukommt.

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Zug, der an einem Bahnhof hält. Fährt der Zug auf dem benachbarten Gleis an, wissen Sie vorübergehend nicht, ob sich der Nachbarzug bewegt oder Ihr eigener. So verhält es sich mit der Zeit.

Ist die Zeit nur subjektives Empfinden? Auf den ersten Blick ja. Aber bei genauerem Hinsehen haben wir das Gefühl, als gebe es eine objektive universelle Zeit, die unerbittlich mit ewig gleicher Geschwindigkeit abläuft.

Das war die Vorstellung von Isaac Newton, dem großen Physiker, Mathematiker, Astronomen, Alchemisten und Philosophen, der in England von 1643 bis 1727 lebte. Newton schreibt: «Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren Gegenstand.» Nach dieser Vorstellung gilt für alle Punkte und Sterne im Weltall die gleiche verbindliche Zeit. Es ist, als ob irgendwo im Weltall eine globale große Uhr ticken und eine überall gültige Zeit vorgeben würde. Die von Newton begründete Physik von Raum und Zeit galt bis ins letzte Jahrhundert. Genauso wie die Zeit ist auch der Raum absolut, überall gleich in seinen Ausmaßen, unabhängig vom Standpunkt eines Vermessers.

Albert Einstein war es, der 1905 durch seine Relativitätstheorie diese Denkweise gehörig durcheinanderbrachte. Er zeigte, dass es verschiedene Zeiten geben kann. Während die Zeit etwa auf dem einen Stern langsam verläuft, kann sie auf einem anderen erheblich schneller vergehen. Was bei uns auf der Erde gleichzeitig geschieht, kann für einen Astronauten, der an der Erde vorüberfliegt, nacheinander passieren. Gleichzeitig ist nicht unbedingt gleichzeitig. Die Zeit ist relativ (daher der Name Relativitätstheorie).

Zunächst konnte Einstein zeigen, dass die Zeit abhängig ist von der Bewegung der Uhr. Wenn Sie sich sehr schnell bewegen, geht Ihre Armbanduhr langsamer. Je schneller Sie werden, desto langsamer vergeht für Sie die Zeit. Allerdings ist der Unterschied bei unseren gewohnten Geschwindigkeiten so gering, dass er so gut wie nicht messbar ist. Würden Sie allerdings in einer Rakete mit etwa der halben Lichtgeschwindigkeit durch den Weltraum fliegen, wäre der Zeitunterschied erheblich. Nicht nur die Zeit, sondern alle physiologischen Vorgänge im Körper dieses Astronauten...
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Autor

Werner Kinnebrock, geboren 1938, war bis zu seiner Pensionierung Professor für Mathematik. Er hat sich unter anderem mit Reaktormathematik und wissenschaftlicher Datenverarbeitung beschäftigt. Kinnebrock ist Autor zahlreicher Fach- und von drei populärwissenschaftlichen Büchern.