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Der deutsche Widerstand gegen Hitler

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
127 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am25.02.20141. Auflage
Wo endet bloße Verweigerung, wo beginnt Widerstand? Wolfgang Benz bietet in diesem Buch einen ebenso knappen wie informativen Überblick über diejenigen, die sich dem Nationalsozialismus entgegenstellten. Dabei wird der Widerstand von unten, wie ihn etwa ein Georg Elser oder die Geschwister Scholl leisteten, ebenso behandelt wie der Widerstand aus den Reihen der Arbeiterbewegung, der christlichen Kirchen, des Militärs und der traditionellen Eliten. Der Staatsstreichversuch vom 20.Juli 1944 führte viele dieser Gruppen zusammen. Für den Neubeginn nach dem Zusammenbruch, für eine auf Humanität, Recht und Demokratie gegründete Staats- und Gesellschaftsordnung nach Hitler, gehörte der Widerstand, unter welcher ideologischen Prämisse oder sozialen Voraussetzung er auch geleistet wurde, zu den wichtigen sinnstiftenden Ereignissen der deutschen Geschichte.

Wolfgang Benz ist Prof. em. der Technischen Universität Berlin; er leitete bis März 2011 das Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,49

Produkt

KlappentextWo endet bloße Verweigerung, wo beginnt Widerstand? Wolfgang Benz bietet in diesem Buch einen ebenso knappen wie informativen Überblick über diejenigen, die sich dem Nationalsozialismus entgegenstellten. Dabei wird der Widerstand von unten, wie ihn etwa ein Georg Elser oder die Geschwister Scholl leisteten, ebenso behandelt wie der Widerstand aus den Reihen der Arbeiterbewegung, der christlichen Kirchen, des Militärs und der traditionellen Eliten. Der Staatsstreichversuch vom 20.Juli 1944 führte viele dieser Gruppen zusammen. Für den Neubeginn nach dem Zusammenbruch, für eine auf Humanität, Recht und Demokratie gegründete Staats- und Gesellschaftsordnung nach Hitler, gehörte der Widerstand, unter welcher ideologischen Prämisse oder sozialen Voraussetzung er auch geleistet wurde, zu den wichtigen sinnstiftenden Ereignissen der deutschen Geschichte.

Wolfgang Benz ist Prof. em. der Technischen Universität Berlin; er leitete bis März 2011 das Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406661075
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum25.02.2014
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2798
Seiten127 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2516 Kbytes
Artikel-Nr.1386769
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
3. Widerstand der Arbeiterbewegung

 

Ideologische Gegnerschaft, aber auch parteipolitische Konkurrenz bildeten die Triebkräfte des Widerstands der Arbeiterbewegung gegen die NSDAP Adolf Hitlers von Anfang an. Freilich waren die Kräfte der SPD und der KPD in erheblichem Maße in der Abgrenzung eigener Positionen Verwahrungen der Sozialdemokraten gegen links und Kampf der KPD gegen die als «Sozialfaschisten» diffamierten Sozialdemokraten gebunden. Die linken Gruppierungen zwischen dem Kommunismus und der Sozialdemokratie (Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, Neu Beginnen, Internationaler Sozialistischer Kampfbund) waren konsequente Gegner der NSDAP, allerdings war ihre numerische Stärke gering. Die intransigente Gegnerschaft der KPD zum parlamentarisch-demokratischen System schloß Sozialdemokraten zwangsläufig ein, diese wiederum waren durch ihren strikten Legalitätskurs auch angesichts regierungsamtlicher Verfassungsbrüche wie dem «Preußenschlag» vom 20. Juli 1932, dem Staatsstreich der Reichsregierung unter Reichskanzler Franz von Papen gegen die sozialdemokratisch geführte preußische Staatsregierung unter Ministerpräsident Otto Braun, an wirksamen Widerstandsaktionen (wie etwa einem Generalstreik) gehindert.

Der nationalsozialistische Wahlerfolg im Herbst 1930 hatte zur Wiederbelebung des 1924 als Selbstschutzorganisation der demokratischen Linken gegründeten politischen Kampfverbands «Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold» geführt. Offiziell überparteilich, war die Organisation fast ganz von der SPD getragen, sie stellte vier Fünftel der rund drei Millionen Mitglieder, die mit der SA, dem Stahlhelm und anderen Bürgerkriegsarmeen um die Herrschaft auf der Straße rangen. Gründer und Bundesvorsitzender bis 1932 war der Oberpräsident der Provinz Sachsen, Otto Hörsing, dem Karl Höltermann, sozialdemokratischer Journalist und Weltkriegsfreiwilliger des Jahrgangs 1894, folgte. Die eigentliche Truppe des Reichsbanners bildeten die «Schutzformationen (Schufo)» mit bis zu 400.000 Mitgliedern, die sich aktiv an den bürgerkriegsartigen Kämpfen in der Endphase der Weimarer Republik beteiligten und sie gegen Extremisten von rechts und links zu verteidigen versuchten.

Nach dem Papen-Streich vom Juli 1932 verfiel das Reichsbanner zunehmend in Resignation. Gegen die Koalition der bürgerlichen Rechten mit Hitler war im Dezember 1931 die Eiserne Front als «Wall von Menschenleibern» gegen die faschistische Gefahr gegründet worden. Geführt von Höltermann, sollten sich die Kräfte von SPD, Freien Gewerkschaften, Reichsbanner und Arbeitersportlern in einem republikanischen Bündnis vereinigen. Es schlossen sich freilich nur noch Organisationen der linksliberalen DDP (Staatspartei) an. Den Kern der Eisernen Front bildeten Einheiten der Schufo. Legalismus und Entschlusslosigkeit der Führung unterbanden Aktionen des Reichsbanners bzw. der Eisernen Front gegen die Machtübernahme Hitlers. An der Basis indessen waren Widerstandsaktionen bis ins Frühjahr 1933 hinein immer wieder gefordert worden.

Linke Publizisten und der Arbeiterbewegung nahestehende Intellektuelle hatten früh vor den Nationalsozialisten gewarnt und zum Widerstand aufgerufen. Kurt Tucholsky schrieb 1930 im Gedicht «Deutschland erwache», dass «der Nazi dir einen Totenkranz flicht: Deutschland siehst du das nicht?» Carl von Ossietzky kämpfte ebenfalls in der «Weltbühne» gegen die Hitlerpartei. Er kam im März 1933 ins KZ und starb nach fünfjähriger Haft 1938 unter Gestapo-Aufsicht im Krankenhaus an den Folgen. Künstler und Intellektuelle vor allem der Linken engagierten sich für die Republik, den Rechtsstaat, für Demokratie und Frieden. Der Mathematiker Emil Julius Gumbel dokumentierte seit den frühen 1920 er Jahren rechtsradikale Morde, machte sich dadurch verhaßt und musste schon 1932 ins Exil. Schlimmer als Gumbel erging es dem Philosophen Theodor Lessing, der bereits 1926 wegen Kritik an Hindenburg, als exponierter Linker, Pazifist und Kämpfer gegen Rechtsradikalismus seine außerordentliche Professur an der TH Hannover de facto verloren hatte. Lessing floh im Frühjahr 1933 ins Exil nach Prag, Ende August wurde er dort von Nationalsozialisten ermordet.

1932 veröffentlichte Ernst Niekisch, ehemaliger Sozialdemokrat und Mittelpunkt einer elitären Oppositionsbewegung mit nationalkonservativen und nationalbolschewistischen Elementen, seine Warnung «Hitler. Ein deutsches Verhängnis». 1937 wurde er, dessen Zeitschrift «Widerstand. Blätter für nationalrevolutionäre Politik» schon seit 1934 verboten war, zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Die Rote Armee befreite ihn 1945.

Erich Mühsam, der idealistische Anarchist, Schriftsteller und Bühnenautor, beschwor als einer der Ersten die Arbeiterparteien SPD und KPD zum gemeinsamen Kampf gegen Hitler. In seiner Zeitschrift «Fanal», die er 1926 als Forum des Kampfes gegen Politik und Justiz einer nach rechts driftenden Republik gegründet hatte, plädierte er für die Einheitsfront aller antifaschistischen Kräfte: «Die einzige Kraft, die imstande wäre, Hitlers Machtergreifung zu verhindern, ist der verbundene Wille der vom Nationalsozialismus nicht verwirrten deutschen Arbeiterschaft.» Diesem ebenso frühen wie vergeblichen Appell ließ Mühsam 1929 als Warnung an SPD und KPD die Vision folgen, die 1933 Realität wurde: Eine schreckliche Zeit werde kommen, «wenn der Tanz des Dritten Reiches losgeht, wenn die Auflösung aller Arbeiterkoalitionen von irgendeinem Hitler, Frick oder anderem verhängt wird, wenn die standrechtlichen Erschießungen, die Pogrome, Plünderungen, Massenverhaftungen das Recht in Deutschland darstellen». Schon in der Nacht des Reichstagsbrandes wurde Mühsam verhaftet und nach monatelangen Misshandlungen im KZ Oranienburg ermordet.

Auch mit juristischen Mitteln konnte Widerstand gegen das Aufkommen des Nationalsozialismus geleistet werden. Hans Achim Litten, ein junger Anwalt aus bürgerlich-konservativem Hause, engagierte sich in Berlin, ohne Mitglied einer Partei zu sein, als Rechtsbeistand im Rahmen der Roten Hilfe Deutschland für Proletarier, die aus politischen Gründen vor Gericht gerieten. Litten war Widerstandskämpfer geworden durch die Übernahme von Mandaten gegen Nationalsozialisten. Im «Felseneck-Fall» hatten 150 SA-Männer eine Kleingartenkolonie überfallen und zwei Todesopfer zurückgelassen. Litten rekonstruierte den Tathergang und brachte wenigstens fünf Nationalsozialisten vor Gericht. Im November 1930 hatte der berüchtigte Berliner SA-Sturm 33 ein Arbeiterlokal, den «Edenpalast», überfallen und vier Männer schwer verletzt. Litten vertrat sie als Nebenkläger, ließ Hitler als den verantwortlichen Chef der NSDAP in den Zeugenstand laden, wo er ihn arg in die Enge trieb. Litten beabsichtigte den Nachweis, dass die Gewaltakte der SA nicht Exzesse der unteren Ebene waren, dass Gewalt vielmehr als Mittel zur Durchsetzung der politischen Ziele von der Parteiführung nicht nur gebilligt, sondern geplant war. Es gelang Litten, Hitler zur öffentlichen Distanzierung vom Berliner Gauleiter Goebbels zu zwingen. Es war der spektakulärste, aber keineswegs der einzige derartige Fall in Littens Anwaltspraxis. Die Nationalsozialisten rächten sich grausam für das peinliche Kreuzverhör Hitlers. In der Nacht zum 28. Februar 1933 wurde Litten verhaftet. Die folgenden fünf Jahre bis zu seinem Tod im KZ Dachau verbrachte er in Zuchthäusern und Konzentrationslagern.

Mit den Waffen Ironie und Satire, Hohn und Spott, schließlich mit dem Pathos der Verzweiflung versuchten antifaschistische Künstler dem Publikum, das sich mehr und mehr für die Bewegung der braun Uniformierten begeisterte, die Augen zu öffnen. Wegen ihres künstlerischen Rangs sind die antifaschistischen Grafiken und Bilder von George Grosz legendär, nicht minder die Fotomontagen von John Heartfield. Beide gehörten der KPD an und verstanden sich als Klassenkämpfer und Streiter wider Reaktion und Faschismus in der Weimarer Republik. John Heartfields Medien waren das politische Plakat und die «Arbeiter-Illustrierten-Zeitung». Zusammen mit Grosz arbeitete Heartfield auch für den Malik-Verlag seines Bruders Wieland Herzfelde, das bedeutendste literarische und künstlerische Forum der revolutionären Linken bis 1933. Dort erschien 1932 auch die wegen ihres unorthodox-marxistischen Standpunkts wenig beachtete Analyse Ernst Ottwalts «Deutschland erwache!»

Ernst Toller schrieb in der Festungshaft, in der er für seine Mitwirkung an der Münchner Räterepublik von 1919 büßte, 1923 die Komödie «Der entfesselte Wotan», in der Adolf Hitler als besessener Friseur figuriert. Das Stück, 1926 in Berlin uraufgeführt, hatte keinen Erfolg. Man nahm Hitler nach dem Münchner Operettenputsch nicht mehr oder noch nicht wieder ernst. Die Karriere des späteren «Führers» hatte Toller freilich visionär vorweggenommen. Ganz früh, 1923, ist auch Paul Kampffmeyers Schrift «Der Faschismus in Deutschland» erschienen. Lion Feuchtwanger zeichnete in seinem 1930 veröffentlichten Zeitroman «Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz» ein minutiöses Bild der damaligen politischen...
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