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Von der Kunst, liebevoll zu erziehen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
289 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am13.05.20143. Auflage
Kinder zu selbständigen Menschen zu erziehen, verlangt mehr, als auf Disziplin zu achten und Grenzen zu setzen. Natürlich halten Kinder die Regeln der Erwachsenen nicht immer ein. Verstehen wir jedoch die tieferen Gründe für ein provokantes Verhalten, so können wir gelassener reagieren und besser erziehen. Dieses Buch handelt von den zentralen Problemen, denen Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder in allen Altersstufen begegnen, vom Einschlafen über Wutausbrüche bis hin zum Lügen und Stehlen. Es enthält viele konkrete Beispiele, die die Ursachen von Konfliktsituationen sichtbar machen und dabei helfen, Lösungswege zu finden. Eva Kessler schildert, welche Erziehungsmethoden der Vergangenheit sich nicht bewährt haben, weil sie Kindern schaden und Erwachsenen Schuldgefühle einflößen. Stattdessen schlägt sie neue wirkungsvolle Methoden der Erziehung vor, die es erleichtern, verständnisvoll und fair mit Kindern umzugehen.

Eva Kessler, Jahrgang 1953, ist seit 1993 in freier Praxis als Erziehungs- und Familienberaterin tätig. Daneben arbeitet sie als Supervisorin für pädagogische, sozialpädiatrische, kinder- und jugendpsychiatrische sowie heilpädagogische Einrichtungen in Schleswig-Holstein. Sie leitet Fortbildungsseminare und hält Vorträge zu pädagogischen Themen. Sie hat selbst zwei Kinder großgezogen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextKinder zu selbständigen Menschen zu erziehen, verlangt mehr, als auf Disziplin zu achten und Grenzen zu setzen. Natürlich halten Kinder die Regeln der Erwachsenen nicht immer ein. Verstehen wir jedoch die tieferen Gründe für ein provokantes Verhalten, so können wir gelassener reagieren und besser erziehen. Dieses Buch handelt von den zentralen Problemen, denen Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder in allen Altersstufen begegnen, vom Einschlafen über Wutausbrüche bis hin zum Lügen und Stehlen. Es enthält viele konkrete Beispiele, die die Ursachen von Konfliktsituationen sichtbar machen und dabei helfen, Lösungswege zu finden. Eva Kessler schildert, welche Erziehungsmethoden der Vergangenheit sich nicht bewährt haben, weil sie Kindern schaden und Erwachsenen Schuldgefühle einflößen. Stattdessen schlägt sie neue wirkungsvolle Methoden der Erziehung vor, die es erleichtern, verständnisvoll und fair mit Kindern umzugehen.

Eva Kessler, Jahrgang 1953, ist seit 1993 in freier Praxis als Erziehungs- und Familienberaterin tätig. Daneben arbeitet sie als Supervisorin für pädagogische, sozialpädiatrische, kinder- und jugendpsychiatrische sowie heilpädagogische Einrichtungen in Schleswig-Holstein. Sie leitet Fortbildungsseminare und hält Vorträge zu pädagogischen Themen. Sie hat selbst zwei Kinder großgezogen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406669330
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum13.05.2014
Auflage3. Auflage
Seiten289 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1410738
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Cover;1
2;Titel;4
3;Impressum;5
4;Inhalt;6
5;Für meine Kinder ...;11
6;Einleitung;12
6.1;Dieses Buch und seine grafische Gestaltung;13
6.2;Einige kurze Bemerkungen zum Gebrauch dieses Buches;14
7;1. Die Aufgabe des Erziehens;16
7.1;Sich für Kinder entscheiden;16
7.2;Sich einlassen;17
7.3;Erziehungsziele;20
7.4;Der gesellschaftliche Aspekt;22
8;2. Vom Sinn des Grenzensetzens;24
9;3. Grenzen überschreiten beweist Neugier und Mut;26
10;4. Vom Sinn des Grenzenüberschreitens;29
10.1;Schimpfwörter - Kinder stellen Fragen;29
10.2;Vom Umgang mit Tabus;31
10.3;Einige Bemerkungen zur Sexualerziehung;33
11;5. Der Widerstand des Kindes gegenüber dem Erwachsenen;36
11.1;Der Unterschied;36
11.2;Das Ich;37
11.3;Identität;39
11.4;Der Widerstand im Jugendalter;41
12;6. Die besondere Art, wie Kinder ihre Eltern wahrnehmen;43
12.1;Die hohe Bedeutung der nonverbalen Kommunikation;43
12.2;Verborgene Botschaften;44
13;7. Die Grenze als Schutz;48
14;8. Sicherheit und Geborgenheit;50
15;9. Zuordnungssysteme;54
15.1;Positionen;54
15.2;Der Familientisch;55
15.3;Trennung der Eltern und Patchworkfamilien;58
15.4;Gesprächssituationen;63
15.5;Das Zimmer;64
15.6;Die Geschwisterkonstellation;65
16;10. Wirkungsvolle Grenzsetzungen;70
16.1;Das nonverbale Ausdrucksverhalten eines entschiedenen Erwachsenen;70
16.2;Das böse Gesicht;72
17;11. Entscheidungen;75
17.1;Das Hin und Her;76
17.2;«Auf den Punkt kommen»;77
17.3;Entscheidungen zum Wohle der Kinder;78
17.4;Verantwortung;79
18;12. Das Begründen von Grenzsetzungen;81
19;13. Die Unabhängigkeit von Erwachsenen;83
19.1;Prüfung der Motive des Erwachsenen;83
19.2;Beispiele;85
20;14. Unterschiede im Erziehungsstil zwischen Vater und Mutter;90
20.1;Positives Streiten;91
20.2;Toleranz;92
20.3;Zuständigkeiten;93
20.4;Balance;94
20.5;«Ausspielen» ist fragen;95
21;15. Die Zusammenarbeit der Eltern mit Kindergarten und Schule;97
22;16. Grenzen setzen mit Fairness;99
22.1;Kritik;99
22.2;Anerkennung;100
23;17. Die «verflixten» Aber-Sätze;102
23.1;Erst das eine, dann das andere;103
23.2;Rechtfertigungen;104
23.3;Das «Aber» als Flucht vor Verantwortung;106
24;18. Strafe, Lob, Belohnung und andere Erziehungsmaßnahmen;107
24.1;Logische Folgen wirken lassen;107
24.2;Strafe;110
24.3;Mit der Klugheit des Kindes rechnen;111
24.4;Häusliche Pflichten;112
24.5;Belohnung;113
24.6;Lob;115
25;19. Erwartungen der Eltern an ihre Kinder;117
25.1;Nicht altersgemäße Erwartungen;117
25.2;Welt der Kinder - Welt der Erwachsenen;118
25.3;Das Kind im Zwiespalt unterschiedlicher Erwartungen;120
25.4;Enttäuschte Erwartungen;121
25.5;Die Wirkung elterlicher Befürchtungen;123
25.6;Ein «Gegengift» gegen Enttäuschung;125
25.7;Die Übung mit «Zauberkraft»;125
26;20. Bedürfnisse von Kindern;127
26.1;Exkurs: Depression;128
26.2;Das Herauswachsen aus der Bedürftigkeit;132
26.3;Die Phase zunehmender Selbständigkeit;132
26.4;Angst und Verlustgefühle;133
26.5;Das Begleiten der kind lichen Angst;134
26.6;Verlust des Gebrauchtwerdens;138
26.7;Verwöhnung;138
27;21. Selbständigkeit im Kindesalter;141
27.1;Das Selbständigwerden begleiten;143
27.2;Beispiele;144
27.3;Tatsachen achten;145
28;22. Selbständigkeit und Unselbständigkeit im Pubertätsalter;147
28.1;Überversorgung;147
28.2;Förderung der Selbständigkeit;150
28.3;Der Familienrat;151
28.4;Die gute Erziehung geht auf «Tauchstation»;152
29;23. Essen;155
29.1;Nicht über das Essen reden;155
29.2;Vorlieben und Abneigungen;156
29.3;Zu viel essen;157
29.4;Das falsche Essen;158
29.5;Süßigkeiten;159
30;24. Schutz vor Überforderung;161
30.1;Spielen in reizarmer Umgebung;161
30.2;Spielsachen auswählen;162
30.3;Spielen statt Fernsehen;162
30.4;Alternativen zu den Medien;163
30.5;«Dosierter» Medienkonsum;165
30.6;Nachrichtensendungen;166
30.7;Übertriebener Medienkonsum als Symptom;167
30.8;Normaler Umgang mit Medien im Jugendalter;168
31;25. Exkurs: Das Daseinsgefühl des Kindes und der Kontakt zu den Erwachsenen;170
31.1;Die Strategie der Erwachsenen;171
31.2;Die Strategie der Kinder;172
32;26. Kontakt;177
32.1;Körperkontakt;177
32.2;Blickkontakt;178
32.3;Der Sorgenblick;178
32.4;Der Enttäuschungsblick;180
32.5;Der Anerkennungsblick;180
32.6;Sprachlicher Kontakt;181
32.7;Die Bedeutung des Kontaktes für die gesamte Erziehung des Kindes;182
33;27. Hyperaktivität und Wahrnehmungsstörungen;183
33.1;Viele Missverständnisse;184
33.2;Überreizung;186
33.3;Zu wenig Reize;186
33.4;Was ist «das Problem»?;187
33.5;Wie können Erwachsene die Kinder unterstützen?;188
33.6;Hilfe zur Selbsthilfe;192
33.7;Die wichtige Aufgabe der Eltern;192
34;28. Das Erlebnis der Grenze;194
34.1;Beispiele;195
35;29. Die Rolle der Wut;197
35.1;Trennung des Gefühls der Wut von der Sache, um die es geht;197
35.2;Die Wut des Kindes auf den Erwachsenen;198
35.3;Die Wut verstehen und zum Ausdruck bringen lassen;198
35.4;Die Auflösung der Wut;200
35.5;Der Erwachsene als Vorbild;201
36;30. Der Erziehende als Konfliktpartner - Der Erziehende als Begleiter in Konflikten;202
36.1;Geschwisterstreit ist sinnvoll;202
36.2;Der Erwachsene in der Rolle des Konfliktpartners;204
36.3;Der Erwachsene in der Rolle des Begleiters;206
36.4;Eskalationen;207
36.5;Konfliktvorbeugung;209
36.6;Aus Konflikten aussteigen;210
37;31. Provozieren: Wut und Gegenwut;211
37.1;«Fliegenverscheuchen»;212
37.2;Fragen von provozierenden Kindern;214
37.3;Sinnvolle Reaktionen auf Provokationen;215
38;32. Konflikte, die sich wiederholen («Machtspiele»);216
38.1;Die Situation selbst;218
38.2;Das berechtigte Bedürfnis;219
38.3;Die emotionalen Hintergründe eines «Machtspiels»;220
38.4;Entscheidungen für die Situation fällen;222
38.5;Der richtige Zeitpunkt;223
38.6;Das Auflösen von «Machtspielen»;224
38.7;Das Kind trifft eine «empfindliche Stelle» des Erwachsenen;225
38.8;Wie verhindert man das Entstehen von «Machtspielen»?;226
38.9;«Ich habe einen Termin mit meinem Kind»;226
39;33. Lügen;231
39.1;Was ist «die Wahrheit»?;231
39.2;Phantasiegeschichten;232
39.3;Erwischt werden;233
39.4;Unbewusste und bewusste Strategien;233
39.5;Ethische Werte;235
40;34. Stehlen;237
40.1;Besitzverhältnisse;237
40.2;Kontaktbedürfnis;238
40.3;Stehlen als Symptom;238
40.4;Hilfreiche Maßnahmen;241
40.5;Stehlen in der Pubertät;241
41;35. Unordnung;243
41.1;Die Ausweitung des Territoriums;243
41.2;Eine praktikable Lösung;245
41.3;Unordnung im Zimmer des Kindes;245
42;36. Schuldgefühle bei Eltern;247
42.1;Schuldgefühle nach unangemessenen Reaktionen von Erwachsenen;247
42.2;Schuldgefühle als Alarmsignal;250
42.3;Sich auf die Gegenwart konzentrieren;252
42.4;Exkurs: Einige Bemerkungen zum Begriff der «Liebe»;253
43;37. Ideensammlung für nicht «böse» Erziehungsmaßnahmen;257
44;38. Exkurs: Selbsterziehung der Erwachsenen;259
44.1;Erwachsene übernehmen Verantwortung für sich selbst;259
44.2;Wie gehen die Erwachsenen mit ihren eigenen Grenzen um?;261
44.3;Fragen zur Selbsterziehung der Erwachsenen;261
45;39. «Gute Laune»;263
45.1;Humor;263
45.2;Ausgewogenheit zwischen Erziehung und Beziehung;264
45.3;Ein guter Zeitplan;266
45.4;Gesunde Distanz;267
45.5;Entspannungsübungen;269
45.6;Urlaub von der Familie;270
45.7;Selbstachtung;271
45.8;Partnerschaft;273
46;40. Zusammenfassung;276
47;Anhang;278
47.1;Dank;280
47.2;Quellen;281
47.3;Literaturverzeichnis;282
47.4;Stichwortverzeichnis;285
48;Zum Buch;289
49;Über die Autorin;289
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Leseprobe
1 Die Aufgabe des Erziehens

Unsere Kinder sind die Zukunft.

Eines Tages, wenn sie erwachsen geworden sind und wir unser Leben beenden, werden wir die Welt in ihre Hände legen, und sie werden viele Probleme bewältigen müssen, die wir oder unsere Vorfahren produziert haben. Es wird darauf ankommen, dass wir unser Bestes gegeben haben, um sie mit dem auszustatten, was sie brauchen, um ihr Leben zu meistern und den Aufgaben gewachsen zu sein, die auf sie zukommen.

Es ist eine sehr wichtige Aufgabe, Kinder erziehen zu dürfen, denn damit gestalten wir die Zukunft. Wir können uns beschenkt fühlen, wenn wir Kinder bekommen, und wir sollten sie so liebevoll und aufmerksam erziehen, wie es uns nur irgend möglich ist.
Sich für Kinder entscheiden

Seit einigen Jahrzehnten sind wir Bewohner der westlichen Welt immer besser dazu in der Lage, uns frei zu entscheiden, ob wir Kinder bekommen wollen. Wenn wir uns für sie entscheiden, so lassen wir uns bewusst auf ein interessantes, lebendiges, vielseitiges, aber auch manchmal anstrengendes Vorhaben ein, das mindestens achtzehn Jahre lang unsere volle Aufmerksamkeit und alle unsere Begabungen, Kräfte und schöpferischen Ideen fordert. Wir müssen uns der Verantwortung bewusst sein, die mit dieser Entscheidung verknüpft ist. Unsere Kinder brauchen unser waches Interesse, unsere Hingabe und Präsenz, unsere Liebe und Anerkennung. Selbstverständlich müssen wir auch unseren Beruf meistern und andere Aufgaben erfüllen, aber unsere Kinder sind der Mittelpunkt unseres Lebens in diesen achtzehn Jahren ihrer Kindheit.
Sich einlassen

Um ein Familienleben zu gestalten, das Kinder fördert und mit dem die Erwachsenen zufrieden sein können, ist es hilfreich, wenn die Eltern folgende Tatsachen akzeptieren können:

 

• Perfektionismus ist nicht angebracht.

• Der Wunsch nach Ruhe und Ordnung ist verfehlt.

• Konfliktscheu und Harmoniesucht von Eltern erschweren gedeihliches Aufwachsen von Kindern.

• Kinder sind darauf angewiesen, dass Eltern das Leben nach den existenziellen Bedürfnissen der Kinder ausrichten. (Kontakt ist eines dieser existenziellen Bedürfnisse.)

• Eltern müssen sich voll und ganz auf ihre Kinder einlassen. Diese sind darauf angewiesen, dass die Eltern sehr viel Zeit mit ihnen verbringen und dass sie sich in dieser Zeit ihnen bewusst zuwenden.

• Es ist die Aufgabe der Eltern, Entscheidungen zum Wohle der Kinder zu fällen und dafür die Verantwortung zu übernehmen.

• Es ist sinnvoll, dass Eltern bestimmte Regeln, Rhythmen und Beständigkeit in das Familienleben bringen, damit sich Kinder orientieren können. Eltern müssen damit umgehen lernen, dass Kinder sich aus verschiedenen, oft berechtigten Gründen nicht immer an diese Strukturen anpassen können. Die Strukturen müssen von den Eltern immer wieder den veränderten Bedingungen der Entwicklung der Familie angepasst werden.

 

Wenn ein Paar vor dem Kinderkriegen schon längere Zeit zusammengelebt hat, so hat es in der Regel bestimmte Gewohnheiten ausgebildet (etwa was Sauberkeit und den Besitz von Gegenständen betrifft) und einen bestimmten Rhythmus in sein Leben gebracht (z.B. wie viel Zeit man für sich selbst beansprucht). Das Leben «funktioniert» sozusagen «perfekt». In dem Moment, wo diese beiden Menschen Eltern werden, wird diese Ordnung völlig durcheinandergebracht, und zwar dauerhaft (siehe Kap. 35). Auch Paare, die zuvor viele Jahre getrennt gelebt haben, ehe sie sich nun zur Familiengründung zusammenfinden, werden sich umstellen müssen. Sehr junge Eltern, die noch bereit sind, unkonventionell zu leben, haben oft weniger Schwierigkeiten, Gewohnheiten umzustellen. Eher tun sie sich damit schwer, ein beständiges Leben zu führen und Verantwortung für Kinder zu übernehmen.

Alle Menschen, die Eltern werden, durchleben während der Schwangerschaft und in der ersten Zeit nach der Geburt eine Krise.[∗] Nicht nur äußerlich, sondern vor allem innerlich sind wir in dieser Zeit einem unumgänglichen Umwandlungsprozess unterworfen. Wer sich für diese Veränderung entscheiden kann, wird die Krise als aufregend und interessant erleben. Wer hingegen im Trauerzustand um die verlorene Selbstbestimmtheit stecken bleibt oder Ängste vor der Zukunft entwickelt, wird sie schmerzlich durchleiden. Unser Kind wird in seiner Kindheit schrittweise immer wieder durch Krisen und große Veränderungen gehen, und wir als Eltern werden fast immer mehr oder weniger davon mit betroffen sein. Wenn wir uns immer wieder für diese Veränderungsprozesse öffnen, sie bejahen und bereit sind, uns selbst auch zu verändern, können wir etwas begreifen vom tiefen Sinn des Lebens und seinen Wandlungsprozessen. Wir Erwachsenen haben manchmal Ängste vor Veränderung, vor dem Verlust dessen, was wir haben, oder dessen, was so bleiben soll, wie es ist. Eine unserer Lebensaufgaben ist es aber, uns den Wandlungen hinzugeben, immer wieder das Errungene loszulassen. Wer dies bejaht, hat die Chance, diese Prozesse wach und interessiert wahrzunehmen und sie sogar zu genießen. Eine andere Lebensaufgabe ist es daneben auch, die Veränderungsprozesse aktiv mitzugestalten und dafür zu sorgen, dass sie sich in gesunder Weise ereignen können.

Blickt man in dieser Weise auf das Erziehen von Kindern, wird man feststellen, dass die Elterngeneration wie ein Vermittler zwischen der Großelterngeneration und der Kindergeneration steht. Die mittlere Generation trägt entscheidend dazu bei, welche Werte, Normen, Haltungen, Umgangsformen und Wissensinhalte weitergegeben werden. Dies geschieht in der Regel hauptsächlich unbewusst: Die erwachsen gewordenen Kinder übernehmen viele Dinge so, wie sie von ihren Eltern vorgelebt worden sind, und geben sie an ihre Kinder weiter. Nicht jede Generation muss sozusagen «das Rad neu erfinden».

Wenn die Elterngeneration das Tradierte nicht mehr als richtig ansieht oder sogar darunter gelitten hat, so bricht diese Generation in irgendeiner Weise mit der Tradition (dem Weitertragen). Das Durchschneiden der Generationenkette ist ein bewusster Akt, der oft mühsam errungen werden muss. Ich glaube, dass das Verwandeln eines Teils des zunächst unbewussten generationenübergreifenden Handlungsstroms in ein bewusstes neues Handeln einer der schwierigsten Veränderungsprozesse ist, den Menschen vollbringen können.


Die Generationenkette


Über Generationen hinweg zeigte sich, dass Menschen, die als Kinder nicht liebevoll behandelt wurden, als Erwachsene auch nicht liebevoll mit ihren Kindern umgehen konnten. Es ist an der Zeit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Dies ist nicht nur eine individuelle Aufgabe, sondern auch eine gesellschaftliche.

Menschen, die das wollen, können es leisten, wenn sie es als doppelte Aufgabe verstehen. Einerseits müssen sie das Kind, welches sie selbst einmal waren und das als Erinnerung und Erfahrung in ihnen auch dann noch lebt, wenn sie schon Erwachsene geworden sind, «verstehen, trösten und liebevoll versorgen» (siehe Kap. 39). Andererseits haben sie gleichzeitig ihre aktuelle Aufgabe der liebevollen Versorgung der nächsten Generation zu erfüllen. Der erstgenannte Teil der Doppelaufgabe ist ein Nachholprozess, dem es in manchen Fällen guttun kann, wenn er von einer Therapie begleitet wird. Er ist auch ein Stellvertretungsvorgang, in dem wir bestimmte Aufgaben, die unsere Eltern an uns nicht gut erfüllt haben, nun gewissermaßen nachträglich an ihrer Statt übernehmen. Dies gelingt uns, indem wir uns nicht mehr nur wünschen, dass unsere Eltern uns so liebevoll behandelt hätten, wie wir nun unsere Kinder behandeln, sondern uns selbst auch tatsächlich liebevoll behandeln. Diese Doppelaufgabe braucht die Geduld der kleinen Schritte. Wenn sie gelingt, dann können wir zu Recht mit Stolz von uns behaupten, dass wir uns selbst verändert haben.


Das Kind von damals «verstehen, trösten und liebevoll versorgen»


Wenn wir Kinder erziehen, haben wir die wunderbare Chance, sie bei ihren Verwandlungen zu begleiten, uns selbst zu verändern und gleichzeitig mitzuerleben, wie sich mit der nächsten Generation auch die Welt verändert.

Es gehört zu den Tatsachen dieses Veränderungsprozesses, dass Kinder frischen Wind, Lebendigkeit, Freude und viele Überraschungen ins Leben bringen. Es kann sehr aufregend und zutiefst sinnvoll und erfüllend sein, mit Kindern zu leben.
Erziehungsziele

Die Aufgabe des Erziehens umfasst das Begleiten und Fördern der Kinder in ihrer körperlichen, seelischen und geistigen Entwicklung zum Erwachsenwerden.

Ich formuliere im Folgenden, welche übergeordneten Erziehungsziele ich aus der Perspektive des Elternseins für die wichtigsten halte:

Es geht darum,

 

• das Leben miteinander zu leben;

• Freude mit- und aneinander zu erleben;

• das Kind in seinen vielschichtigen Begabungen und Wesenszügen liebevoll und anerkennend wahrzunehmen, so dass es lernen kann, seine schöpferischen Kräfte zu Zielen zu führen;

• Schwierigkeiten, Probleme, Konflikte und Krisen zu bejahen und miteinander zu durchleben, damit das Kind daraus Vertrauen in das...
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Eva Kessler, Jahrgang 1953, ist seit 1993 in freier Praxis als Erziehungs- und Familienberaterin tätig. Daneben arbeitet sie als Supervisorin für pädagogische, sozialpädiatrische, kinder- und jugendpsychiatrische sowie heilpädagogische Einrichtungen in Schleswig-Holstein. Sie leitet Fortbildungsseminare und hält Vorträge zu pädagogischen Themen. Sie hat selbst zwei Kinder großgezogen.