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The Crown's Game

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Julius Beltz GmbHerschienen am20.08.2018Deutsche Erstausgabe
Die talentierte Vika kann den Schnee beschwören und Asche in Gold verwandeln. Der Einzelgänger Nikolai kann durch Wände sehen und Brücken aus dünner Luft zaubern. Sie sind Magier - die beiden einzigen in Russland. Und erbitterte Gegner, denn nur einer von ihnen kann der neue Magier des Zaren werden. Der Verlierer muss sterben. Und so treten Vika und Nikolai im »Spiel der Krone« gegeneinander an, in dessen Verlauf sie sich gefährlich nahe kommen. Kann ihre Liebe den Verlauf des Spiels verändern und den Tod verhindern?

Evelyn Skye hat Russische Literatur & Geschichte an der Stanford University und Jura an der Harvard Law School studiert. Sie kam auf die finale Liste für den 2013 Katherine Paterson Preis für Young Adult Writing, und ihre Kurzgeschichte wurde im Sucker Literary Magazine veröffentlicht. www.evelynskye.com
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR17,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextDie talentierte Vika kann den Schnee beschwören und Asche in Gold verwandeln. Der Einzelgänger Nikolai kann durch Wände sehen und Brücken aus dünner Luft zaubern. Sie sind Magier - die beiden einzigen in Russland. Und erbitterte Gegner, denn nur einer von ihnen kann der neue Magier des Zaren werden. Der Verlierer muss sterben. Und so treten Vika und Nikolai im »Spiel der Krone« gegeneinander an, in dessen Verlauf sie sich gefährlich nahe kommen. Kann ihre Liebe den Verlauf des Spiels verändern und den Tod verhindern?

Evelyn Skye hat Russische Literatur & Geschichte an der Stanford University und Jura an der Harvard Law School studiert. Sie kam auf die finale Liste für den 2013 Katherine Paterson Preis für Young Adult Writing, und ihre Kurzgeschichte wurde im Sucker Literary Magazine veröffentlicht. www.evelynskye.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783407747785
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum20.08.2018
AuflageDeutsche Erstausgabe
SpracheDeutsch
Dateigrösse4448 Kbytes
Artikel-Nr.3939591
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel eins


Oktober 1825

Ein verheißungsvoller Duft nach Zucker und Hefe empfing Vika schon an der Tür des Ladens, der wie ein Kürbis aussah, an der Hauptstraße ihres kleinen Dorfes. Sie widerstand der Versuchung, in die Aschenputtel-Bäckerei zu stürmen - ihr Vater hatte sich sechzehn Jahre lang bemüht, sie zur Sittsamkeit zu erziehen -, und so betrat sie das Geschäft leise und reihte sich bescheiden hinter den Frauen mittleren Alters ein, die dort Schlange standen.

Eine der Frauen drehte sich um, wollte sie begrüßen und zuckte zusammen, wie alle Leute, wenn sie Vika sahen. Sie schienen zu glauben, dass in ihren Adern kein Blut floss, sondern eine heißere und flüchtigere Essenz als bei jedem anderen, sodass man sich an ihr verbrennen würde, wenn man ihr zu nahe kam. Vikas wilde, rote Mähne mit der einen pechschwarzen Strähne dazwischen half auch nicht unbedingt, die Frauen zu beruhigen. Das einzig »normale« an Vika war ihr Kleid, ein hübsches (wenngleich zerknittertes) grünes Gewand, das sie auf Anweisung ihres Vaters stets tragen musste, wenn sie ins Dorf ging - allerdings ohne das hässliche gelbe Band, das ihre Taille zu eng zusammenschnürte, weshalb es ihr sinnigerweise in den Bach Preobraschenski »gefallen« war.

Vika schenkte der Frau ein Lächeln, das eher wie eine Grimasse ausfiel. Die Frau schnaubte über Vikas Unverschämtheit, dann drehte sie das Gesicht zur Schlange vor ihr.

Darauf erlaubte sich Vika ein offenes Grinsen.

Nachdem alle Kundinnen in der Schlange versorgt und aus der Bäckerei geflüchtet waren - vor mir geflüchtet sind, dachte Vika achselzuckend - schenkte ihr Ludmila Fanina, die stämmige Bäckerin hinter dem Tresen, ihre Aufmerksamkeit.

»Privet, meine liebe Viiikaaa«, sagte Ludmila und zog ihren Namen dabei wie eine Opernarie in die Länge. Sie war die Einzige - außer ihrem Vater - auf der Insel Owtschinin, die Vika in die Augen sah, wenn sie ihr begegnete. Die Bäckerin sang weiter: »Wie geht es Euch an diesem schönen Morgen?«

Vika applaudierte und Ludmila vollführte einen unbeholfenen Knicks. Sie stieß dabei gegen ein Tablett mit Oreschki, und das Karamell-Walnuss-Gebäck wackelte bedenklich am Rand des Tresens. Typisch Ludmila. Vika zauberte das Tablett heimlich an seinen Platz zurück.

»Otschen charascho, spacibo«, sagte Vika. Es geht mir sehr gut, danke. Sie sprachen Russisch, anders als die Aristokraten in St.âPetersburg, die das »vornehmere« Französisch bevorzugten. Ihr Vater (Baron Sergej Michailowitsch Andrejew, um genau zu sein) war zwar adelig, wollte aber, dass seine Tochter wie eine echte Russin aufwuchs - durch die Birkenwälder wanderte, Balalaika spielen lernte und mit beinahe religiöser Leidenschaft für Buchweizen-Kasha mit Pilzen und frischer Butter schwärmte. Das war der Grund, weshalb sie auf dieser bäuerlichen Insel wohnten und nicht in der zaristischen Hauptstadt, denn Sergej schwor, dass sie dem Herzen ihres Landes näher blieben, wenn sie auf der Insel Owtschinin lebten.

»Und wie geht es dir?«, erkundigte sich Vika bei Ludmila.

»Nun, auch sehr gut, nachdem mit Euch ein Sonnenstrahl in meinen Laden gedrungen ist«, antwortete die Bäckerin mit normaler Stimme. »Das Übliche für Sergej?«

»Selbstverständlich. Vater will nichts anderes zum Frühstück essen.«

Ludmila griff lachend nach einem Laib Borodinski, dem festen, russischen Schwarzbrot, das Sergej täglich zu sich nahm. Sie wickelte es in braunes, an den Ecken zerknittertes Papier und band es mit einem Baumwollband zusammen.

Vika zahlte und verstaute das Brot in ihrem Korb, in dem bereits einige Würste vom Metzger lagen und ein Glas Dillgemüse aus dem Lebensmittelladen zwei Straßen weiter. »Danke«, sagte sie auf dem Weg nach draußen. Sie mochte Ludmila sehr, aber in der Bäckerei waren die Wände zu dick und die Luft so stickig wie in einer Sauna, wenn man zu lange darin saß. Draußen im Freien fühlte sie sich einfach wohler, eben nicht eingesperrt. »Bis morgen.«

»Bis Mo-horgen, Vii-kahah«, sang Ludmila, und die Tür der Bäckerei schlug zu.

Vika stolperte eilig den schmalen Feldweg hinauf, der sich durch die Hügel auf der Insel Owtschinin schlängelte. Eigentlich sollte sie sich mit maßvollen Schritten fortbewegen, wenn die Leute sie sehen konnten, aber das war schwierig. Sergej sagte, es habe damit zu tun, dass Vika ein Geist in einer zu kleinen Flasche sei. Eines Tages werde ich eine Welt erschaffen, in der es gar keine Flaschen gibt, dachte sie.

Vorerst wollte sie zu ihrem Vater zurück und zu der Aufgabe, die er für sie vorgesehen hatte. Als Vika den Wald betrat, ging sie mit vorgebeugtem Oberkörper weiter, die Muskeln gespannt, aber nicht verspannt, wie ein altgedientes Rennpferd an der Startlinie.

Zwei Jahre noch, dachte sie. Zwei Jahre noch, dann ist meine Magie so mächtig, dass ich dem Zaren und dem Reich damit dienen kann. Vielleicht war sie ihr Flaschengefängnis dann endlich los.

Vika sprang über Baumstämme und schlüpfte zwischen moosbedeckten Felsen hindurch. Als sie mit einem Sprung über den Preobraschenski setzte, der unter ihr gurgelte, als hätte er es eilig, seinen eigenen Unterricht zu erreichen, sah sie ihren Vater auf einem Baumstamm sitzen. Seine Tunika und die Hosen waren schmutzig von der Erde, in der er seit dem frühen Morgen nach Baldrianwurzeln gegraben hatte. In seinem Bart hingen Blätter. Jetzt schnitzte er an einem Holz. Kein Baron hatte einem Bauern je so ähnlich gesehen. Vika lächelte.

»Das Brot duftet köstlich«, sagte Sergej und richtete seine Nase auf Vikas Korb.

Sie grinste. »Vielleicht gebe ich dir etwas davon, wenn du mir sagst, welche Aufgabe du heute für mich vorgesehen hast.«

»Mit sechzehn Jahren immer noch ungeduldig.« Die Lachfalten um die Augen ihres Vaters waren so tief, als wäre der Pflug nicht nur durch die Gemüsefelder, sondern auch durch sein wettergegerbtes Gesicht gefahren.

»Du verwechselt Ungeduld mit Begeisterung«, schimpfte Vika lachend. »Kein Grund, mich auf meinen Lorbeeren auszuruhen, weil es außer mir keinen Magier im Zarenreich gibt.«

Ihr Vater nickte anerkennend. »Dein Schild ist bereit?«

»Selbstverständlich.« Ihre ersten Lektionen hatte sie vor einer Dekade bekommen, als sie alt genug war, um zu begreifen, dass Magie nicht nur dem Vergnügen diente, sondern auch Russland und seinem Zaren. Mittlerweile errichtete sie ohne nachzudenken vor jeder Lektion eine Barriere um den Wald.

Vika spähte dennoch über ihre Schulter, um sicher zu sein, dass sich kein Dorfbewohner in die Nähe verirrt hatte. Sie hatte früh von ihrem Vater gelernt, dass Menschen schon für weitaus geringere Vergehen als die ihren auf dem Scheiterhaufen geendet hatten. Und Vika gefiel die Vorstellung nicht, in einem Flammenmeer zu sterben.

Aber heute war niemand im Wald. Das war der zweite Grund, warum sie in diesem winzigen Wald auf einer Insel lebten. Auf Owtschinin gab es nicht mehr als ein paar hundert Menschen. Sie wohnten in der Ebene beim Hafen, bis auf zwei Ausnahmen oben in den Bergen: Sergej, ein harmloser Forscher mit einer Leidenschaft für Heilkräuter, und Vika, seine ergebene (allerdings nicht immer folgsame) Tochter.

»Gut«, sagte ihr Vater. »Heute sollst du ein Blitzgewitter produzieren. Regen ist nicht nötig, nur trockene Blitze. Genau über diesem Baum.« Er deutete auf eine Birke in sechs Metern Entfernung.

»Wozu?«

Er schüttelte den Kopf, aber seine Augen funkelten. »Du weißt doch, dass es sinnlos ist zu fragen.«

Sie wusste es. Er würde ihr das Ziel der Lektion nicht nennen. Um den Überraschungseffekt nicht zu zerstören. Und Vika liebte Überraschungen.

Hinter ihr flitzte etwas aus dem Gestrüpp. Vika wirbelte mit erhobenen Händen herum, bereit, alles zu verzaubern, was da sein mochte. Doch nur ein Fasan rannte unter den nächsten Busch - nichts Ungewöhnliches und ganz sicher nicht das Startzeichen für ihre Lektion. Ihr schallendes Lachen hallte zwischen den schlanken, weißen Bäumen. Aber als sie sich wieder zu dem Baumstamm umdrehte, auf dem Sergej gesessen hatte, war da nur ein leerer Platz.

»Vater?«

Hm. Wo war er geblieben? Aber auch das war nicht ungewöhnlich. Sergej verschwand oft von der Bildfläche und ließ sie mit ihrer Aufgabe allein. Vermutlich hatte er sich in einiger Entfernung vor dem Blitzgewitter in Sicherheit gebracht.

Der erwähnte Blitz würde jedoch nicht von sich aus am Himmel zucken.

Vika stellte ihren Korb ab, hob die Arme und...
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Evelyn Skye hat Russische Literatur & Geschichte an der Stanford University und Jura an der Harvard Law School studiert. Sie kam auf die finale Liste für den 2013 Katherine Paterson Preis für Young Adult Writing, und ihre Kurzgeschichte wurde im Sucker Literary Magazine veröffentlicht. evelynskye.com