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White Zone - Letzte Chance

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
Julius Beltz GmbHerschienen am08.03.2017Originalausgabe
Sechs straffällige Jugendliche, darunter die 19-jährige Crash, erhalten eine letzte Chance: In einer alten Forschungsstation in der Antarktis sollen sie ihr Leben in den Griff bekommen. Doch das Abenteuer wird zum Höllentrip. Ein Unbekannter bedroht die Gruppe und die unmenschliche Umgebung fordert ihren Preis. Nicht nur Crashs Nerven liegen blank. Als die Jugendlichen schließlich ein japanisches Walfangboot bei seiner grausamen Arbeit beobachten, entsteht ein riskanter Plan, für den sie alles auf eine Karte setzen.

Katja Brandis, geboren 1970, studierte Amerikanistik, Anglistik und Germanistik und arbeitete als Journalistin. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und hat inzwischen zahlreiche Romane für Jugendliche veröffentlicht. Sie lebt mit Mann, Sohn und drei Katzen in der Nähe von München. Bei Beltz & Gelberg erschienen von ihr die Romane »Freestyler«, »White Zone - Letzte Chance«, »Floaters. Im Sog des Meeres«, »Und keiner wird dich kennen«, »Vulkanjäger«, sowie zusammen mit Hans-Peter Ziemek »Ruf der Tiefe« und »Schatten des Dschungels«.
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Produkt

KlappentextSechs straffällige Jugendliche, darunter die 19-jährige Crash, erhalten eine letzte Chance: In einer alten Forschungsstation in der Antarktis sollen sie ihr Leben in den Griff bekommen. Doch das Abenteuer wird zum Höllentrip. Ein Unbekannter bedroht die Gruppe und die unmenschliche Umgebung fordert ihren Preis. Nicht nur Crashs Nerven liegen blank. Als die Jugendlichen schließlich ein japanisches Walfangboot bei seiner grausamen Arbeit beobachten, entsteht ein riskanter Plan, für den sie alles auf eine Karte setzen.

Katja Brandis, geboren 1970, studierte Amerikanistik, Anglistik und Germanistik und arbeitete als Journalistin. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und hat inzwischen zahlreiche Romane für Jugendliche veröffentlicht. Sie lebt mit Mann, Sohn und drei Katzen in der Nähe von München. Bei Beltz & Gelberg erschienen von ihr die Romane »Freestyler«, »White Zone - Letzte Chance«, »Floaters. Im Sog des Meeres«, »Und keiner wird dich kennen«, »Vulkanjäger«, sowie zusammen mit Hans-Peter Ziemek »Ruf der Tiefe« und »Schatten des Dschungels«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783407748348
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum08.03.2017
AuflageOriginalausgabe
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3880 Kbytes
Artikel-Nr.3302390
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Tür ins Nirgendwo


Eine berühmte Video-Bloggerin hat mich mal gefragt, wie es sich anfühlt, ein Auto mit achtzig Stundenkilometern gegen eine Mauer zu fahren. Ich wünschte, ich hätte das beschreiben können. Es gibt einen Ruck, der versucht, dir die Seele rauszureißen, alles ist Lärm, dein Körper will fliegen, aber der Gurt umarmt dich zu fest. Schon knallt dir der Airbag ins Gesicht wie die Faust eines Engels, beschützt dich.

Aber das ist mir in dem Moment leider nicht eingefallen. Also habe ich einfach gesagt: »Krass fühlt sich das an - und total echt, irgendwie.«

Als die Bloggerin mich anschaute, konnte ich genau sehen, was sie dachte. Das Mädel hat sie ja nicht mehr alle.

Sie hat sich wahrscheinlich nicht gewundert, als ich mitten in ihrer nächsten Frage aufgestanden und gegangen bin.

Seitdem hatte ich Zeit genug, mir eine richtige Antwort zu überlegen. Aber hier existieren keine Blogger, die mich interviewen wollen. Mauern gibt´s auch keine und wahrscheinlich nicht mal Autos. Gerade fliegen wir über ein paar Inseln, die aussehen wie nicht mehr ganz frische Sahneklumpen, und danach ist alles weiß unter uns. Ein blendend helles Weiß - ich krame in meinem Rucksack nach der Gletschersonnenbrille.

Unser Betreuer Martin sitzt in der Twin Snowbird auf der anderen Seite des Ganges, er lehnt sich zu mir herüber. »Tja, Crash ... hier auszubrechen, kannst du dir sparen. Man würde deine Silhouette noch den ganzen Tag lang am Horizont sehen.«

Arschloch!

Ich habe nicht vor, abzuhauen, schließlich bin ich zumindest halb freiwillig hier. Mir war nur nicht klar, dass dieser Trip nicht erst nächstes Jahr losgeht, sondern schon im Dezember 2030. Im Winter ist es auch in Deutschland erträglich. Eigentlich war mein Plan, mir diese ganze Frühlingsqual zu ersparen. Die Haselnusspollen, durch die meine Augen aussehen wie die eines Zombie-Kaninchens. Die blühenden Erlen, die mit Erfolg verhindern, dass ich Luft bekomme. Die Birkenpollen, die meine Nase in einen außer Kontrolle geratenen Wasserhahn verwandeln. Ich bin allergisch gegen praktisch alles, was irgendwo wächst und blüht. Zum Glück wächst hier in der Antarktis, soweit ich das überblicken kann, überhaupt nichts.

Anscheinend habe ich so was in der Art vor mich hin gemurmelt, denn der türkisch oder arabisch aussehende Typ in der Sitzreihe vor mir wendet sich um. Er hat ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen, die schwarzen Haare fallen ihm quer über die Stirn. Er streicht sie zurück und blickt mich an. »Doch. Hier gibt´s zwei Blühpflanzen. Aber die sind winzig.«

Ich bin nicht sicher, ob ich das glauben soll. Hier auf der Südhalbkugel der Erde ist im Dezember Hochsommer ... und trotzdem sieht es aus, als hätte man das Land in Styropor eingepackt.

»Ach, schalt doch deine Datenbrille ab, Dattelpflücker«, stichelt das Mädchen, das sich auf dem Flughafen als »Fee« vorgestellt hat. Bis eben hat sie noch Musik gehört und mit irgendjemandem gechattet.

Der Typ - der im Gegensatz zu meinem Sitznachbarn keine Datenbrille aufhat - verdreht die Augen, kommt aber nicht dazu, zu antworten, denn in diesem Moment gibt der ziemlich kurz geratene Lockenkopf neben mir ein eigenartiges Geräusch von sich. Eine Art Japsen. Fassungslos klopft er auf der 2Eye vor seinen Augen und auf seiner BrainConnect herum, einer Hirnschnittstelle, die aussieht wie ein großer, silberner Wassertropfen an seiner Schläfe. »Ich komm nicht mehr in die Cloud! Angeblich kein Empfang.«

In diesem Moment schreit auch eins der anderen Mädchen auf, ich habe ihren Namen vergessen. »Oh Mann, was ist denn jetzt los? Das gibt´s doch nich.«

Schnell checke ich meinen eigenen Communicator. Auch ich bekomme keine Verbindung, und als ich den Kopf hebe, sehe ich, dass Martin grinst. »Gewöhnt euch dran. Hier in der Antarktis gibt´s kein Netz.«

Wir starren ihn an, alle sechs. Kein Netz? Das heißt, auf einen Schlag komme ich nicht mehr an meine Musik, meine Filme, meine Bücher, meine Nachrichten!

Der Lockenkopf neben mir sieht aus, als würde er gleich weinen. Vielleicht ist er zum ersten Mal in seinem Leben offline und weiß gar nicht, wie das ist. »Aber in der Station? In der Station haben wir doch bestimmt Empfang, oder?«, fragt er hoffnungsvoll.

»Übers Satellitentelefon, ja. Aber nur eine Stunde pro Tag und Person«, verkündet Martin vergnügt und krault sich den Ziegenbart. »Und wenn sich jemand mies benimmt, wird ihm die Online-Zeit gestrichen.«

Allgemeines Aufstöhnen.

»Reine beschissene Schikane!« Der schwarzhaarige Junge pfeffert eine Wasserflasche gegen die Cockpittür.

»Zwanzig Minuten Internet weniger für Sinan«, verkündet Martin.

Er hat kurze, dunkle Haare und sieht nicht aus wie der typische Betreuer, sondern eher wie jemand aus dem Bahnhofsviertel: Muskeln wie eine Actionfigur, enges T-Shirt unter einer extradicken, grün schimmernden Fotosynthesejacke, Tätowierungen in allen Farben - und zwar echte und keine von denen, die nach einem Monat von selbst verschwinden. In seinem linken Ohr glänzt ein Ring aus einem dunkel schimmernden Metall, vielleicht Titan.

Soweit ich es mitbekommen habe, soll er unser leitender Betreuer sein, eine zweite Betreuerin hat Social Adventures Network schon vorausgeschickt, um die Station für uns vorzubereiten.

»Na toll«, murrt Seven, einer der anderen Jungen. »Meine Fan-Community wird denken, ich sei tot.«

»Fan-Community?« Fee dreht sich zu ihm um und blickt ihn mit gerunzelter Stirn an. Dann öffnen sich ihre grünen Augen weit, und ihr Lächeln würde einen Schneemann in zehn Sekunden abtauen. »Hey, jetzt weiß ich, wer du bist! Du bist doch der, der fast in dieser Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Show gewonnen hat ... Top Dog, oder?«

»Stimmt.« Bescheidenes Lächeln. »Es war ziemlich knapp, ich hab´s bis zur siebten Runde geschafft. Eigentlich war das Publikum auf meiner Seite, aber ihr wisst ja, wie so was läuft ...«

Aha. Siebte Runde. Deswegen Seven. Ich höre weg, während die anderen ihn neugierig über die Show ausfragen.

Fee ist schon voll dabei, mit Seven zu flirten, wahrscheinlich weil er passabel aussieht. Er hat ein gut geschnittenes Gesicht, Augen so blau wie ein Aquamarin und blonde, vorne hochgegelte Haare, die hinten in einen Pferdeschwanz auslaufen. Jetzt erinnere ich mich auch daran, ihn mal in einer 3D-Sendung bemerkt zu haben. Warum ist er hier, wenn er doch so furchtbar berühmt ist? Irgendwann muss er Mist gebaut haben.

»Wie heißt du eigentlich? Wie alt bist du?«, fragt der Junge neben mir und lächelt mich schüchtern an.

»Crash«, sage ich. »Siebzehn.«

»Nee, ich meine, wie heißt du richtig.«

»Interessiert doch eh keinen«, wiegele ich ab; sogar Martin habe ich überredet, nur diesen Namen zu benutzen. »Und du?«

»Benny. Ich bin vierzehn.«

Ganze drei Jahre jünger als ich! »Dann bist du der Jüngste hier, glaube ich. Was hast du gemacht?« Eigentlich fragt man so was ja nicht - wenn er darüber reden will, sagt er´s dir sowieso, wenn nicht, bekommst du einen Haufen Lügen serviert. Aber diesmal bin ich neugierig. Dieser Kleine sieht aus, als könne er nicht mal jemandem in den Kakao spucken, ohne sich dafür zu schämen.

»Ich, äh ...« Er zögert. »Es war so eine Art blöder Witz. Eigentlich habe ich es nicht böse gemeint, es ist nur schlecht angekommen. Sehr schlecht.«

Mehr sagt er nicht und wir lassen es dabei. Hoffentlich ist der Kleine härter, als er aussieht, sonst wird er hier das Opfer vom Dienst.

»Ich glaube, ich hab schon mal was über dich in einer Reportage gesehen«, sagt Benny zu mir. »Echt heftig. Warum machst du das?«

»Warum wohl? Weil es Spaß macht.« Allmählich fängt der Typ an zu nerven.

»Aber wie, äh ... ich meine, wieso lebst du überhaupt noch?«

»Erstklassiger Glücksbringer«, murmele ich und starre aus dem Fenster.

Gespräch beendet.

Weil ich die wunderbar schmalzig-romantische Komödie, die ich angefangen hatte, nicht weiterschauen kann - sie war auch in der Cloud -, beobachte ich die anderen. Drei Jungs und inklusive mir drei Mädchen, alle dick gepolstert wegen der vielen Klamottenschichten. Das hochgewachsene Mädchen mit den schulterlangen, dunkelblonden Haaren, das vorhin aufgeschrien hat, hängt blass und mit geschlossenen Augen in ihrem Sitz. Na, gut geht es der nicht, hoffentlich steckt die uns nicht alle mit irgendeinem fiesen Virus an. ...
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Autor

Katja Brandis, geboren 1970, studierte Amerikanistik, Anglistik und Germanistik und arbeitete als Journalistin. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und hat inzwischen zahlreiche Romane für Jugendliche veröffentlicht. Sie lebt mit Mann, Sohn und drei Katzen in der Nähe von München. Bei Beltz & Gelberg erschienen von ihr die Romane »Freestyler«, »White Zone - Letzte Chance«, »Floaters. Im Sog des Meeres«, »Und keiner wird dich kennen«, »Vulkanjäger«, sowie zusammen mit Hans-Peter Ziemek »Ruf der Tiefe« und »Schatten des Dschungels«.