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Fieber! Alles. Außer. Kontrolle.

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Julius Beltz GmbHerschienen am10.03.2021Deutsche Erstausgabe
Ein mysteriöses Fieber breitet sich aus. Weltweit. Es tötet alle, die eine schlechte Klimabilanz haben. Doch auch Evie scheint bedroht, obwohl sie sich für den Umweltschutz einsetzt. Wie lässt sich 'Fieber' stoppen? Evie sucht verzweifelt nach einem Ausweg - denn alles, was ihr lieb ist, steht auf dem Spiel.

Swantje Oppermann studierte Literatur, Kultur und Medien an der Universität Siegen sowie Film- und Fernsehwissenschaften an der Universität Utrecht. Nach Zwischenstopps in Santa Barbara, Orlando und Bonn zog sie nach Berlin, wo sie für Film und Fernsehen tätig ist.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextEin mysteriöses Fieber breitet sich aus. Weltweit. Es tötet alle, die eine schlechte Klimabilanz haben. Doch auch Evie scheint bedroht, obwohl sie sich für den Umweltschutz einsetzt. Wie lässt sich 'Fieber' stoppen? Evie sucht verzweifelt nach einem Ausweg - denn alles, was ihr lieb ist, steht auf dem Spiel.

Swantje Oppermann studierte Literatur, Kultur und Medien an der Universität Siegen sowie Film- und Fernsehwissenschaften an der Universität Utrecht. Nach Zwischenstopps in Santa Barbara, Orlando und Bonn zog sie nach Berlin, wo sie für Film und Fernsehen tätig ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783407758521
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum10.03.2021
AuflageDeutsche Erstausgabe
SpracheDeutsch
Dateigrösse4523 Kbytes
Artikel-Nr.5509788
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2


Meine erste Begegnung mit Fieber hatte mit einer positiven Nachricht zu tun. Es war der letzte Tag unseres Italienurlaubs und der vorletzte Tag der Sommerferien. Mama und ich standen uns seit einer halben Stunde in der Abflughalle die Beine in den Bauch. Wir hatten die letzten drei Wochen jeden Tag miteinander verbracht und einander entsprechend nichts mehr zu erzählen. Stattdessen lehnte ich mit Kopfhörern in den Ohren an einer Säule und schoss über mein Handy Nachrichten nach Deutschland.

»Wem schreibst du? Pippa?«, kämpfte Mamas Stimme gegen den Klang der Gitarre in meinen Ohren an.

»Ric«, antwortete ich knapp.

»Ich hätte dich nicht für so anhänglich gehalten«, sagte Mama.

Sie meinte es freundlich, erntete dafür aber einen irritierten Seitenblick von mir. »Ich bin nicht anhänglich.«

»Dafür verbringt ihr aber viel Zeit miteinander«, bemerkte sie.

Ich befand es für überflüssig, darauf einzugehen.

Mama streckte die Beine durch, wippte auf und ab. »Ich mag die Kombination. Außergewöhnlich.«

»Ric und ich?«, fragte ich verdutzt.

Lachend schüttelte sie den Kopf und deutete auf meine Fingernägel.

Für einen Moment nahm ich den Daumen vom Display und betrachtete mein Werk. Ich hatte die untere Hälfte der Nägel rosa lackiert und die Enden rot übermalt.

»Danke«, sagte ich und widmete mich wieder meinem Handy.

Als wir endlich an der Reihe waren, um unser Gepäck aufzugeben, bekam ich dies nur mit Verzögerung mit. Mama stupste mich mit dem Ellenbogen an, damit ich dem Flughafenmitarbeiter wenigstens das Mindestmaß an Respekt entgegenbrachte: einen Blick.

»Es freut mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie heute mit uns in der Business-Klasse fliegen«, verkündete der Mann hinter dem Check-in-Schalter mit einem unverhältnismäßig breiten Lächeln. Für jemanden, der sich täglich die Beschwerden von Passagieren anhören muss, war dies vermutlich das Highlight des Tages. Dementsprechend enttäuschend muss Mamas Reaktion für ihn gewesen sein.

Die zog eine verwunderte Grimasse. »Bei so einem kurzen Flug gibt es eine Business-Klasse?«

Das war typisch für sie.

Ich nahm den Ohrstöpsel aus dem linken Ohr, um mich besser in das Gespräch einbringen zu können. »Freu dich doch«, sagte ich und bemühte mich um die Begeisterung, die sie dem armen Fluglinienmitarbeiter verwehrte.

»Ein Upgrade«, murmelte Mama, als wir in die Business-Lounge geführt wurden.

»Papa wird sich ärgern, dass er früher geflogen ist«, kommentierte ich.

»Es ging nicht anders. Er wird nun mal in Zürich gebraucht. Das weißt du.« Mama blickte sich in der Lounge um, in der auffällig viele Männer in Anzügen saßen. »Siehst du. Bei der Bahn würde so etwas nie passieren. Die wissen nicht einmal, wie man Service buchstabiert.«

»Mama«, stöhnte ich.

Sie sagte es, um mich zu triezen. Als wir die Reise zu meinen Großeltern in die Toskana geplant hatten, hatte ich vorgeschlagen, zur Abwechslung mit der Bahn zu fahren. Mit dem Nachtzug kam man innerhalb von vierzehn Stunden nach Florenz. Mama aber weigerte sich, ihre kostbaren Urlaubstage in einem übervollen Abteil zu verbringen.

Bevor ich auf ihre Stichelei eingehen konnte, schoss mir ein Schmerz durch den Knöchel.

»Scusi«, murmelte jemand neben mir, um mich im nächsten Moment zur Seite zu schubsen.

Der Mann, der mir in die Hacke getreten war, beachtete mich nicht weiter. Auch er gehörte zur Spezies Geschäftsmann. Mit der linken Hand hielt er sich ein Telefon ans Ohr. Mit der anderen griff er nach einer Flasche Wasser. Auf dem Rückzug rempelte er mich erneut an. Diesmal bekam ich kein Scusi .

Ich rieb mir den schmerzenden Knöchel. »Ich wusste nicht, dass ich zum Boxsack upgegradet wurde.«

»Evelyn«, mahnte Mama und stieß mir zum dritten Mal an diesem Tag den Ellenbogen in die Seite.

Für mich war das eine klare Bestätigung. Ich war ab jetzt der Boxsack. Entnervt sah ich dem Mann hinterher. Er versprühte die Unruhe eines Wespenschwarms. An seinem Handgelenk funkelte eine Rolex, auf die er immer wieder nervöse Blicke warf. Untertassengroße Schweißflecken bildeten sich unter den Achseln. Das Gefäß unter seinem linken Auge pulsierte verdächtig. Schweiß lag ihm auf der Oberlippe, während er hektisch in sein Handy plapperte. Ratattatatta. Wie Gewehrfeuer.

Obwohl ich ein wenig Italienisch sprach, verstand ich kein Wort. Es klang, als stünde der Mann unter Druck. Ein Dampfkessel, der jeden Augenblick zu explodieren drohte. Er sah aus, als wolle er nicht hier sein. Und irgendwie passte er auch nicht ins Bild. Er wirkte wie jemand, für den selbst die Business Class zur Holzklasse gehörte.

Als das Boarding begann, setzte sich der Mann zu meiner Erleichterung auf einen Platz drei Reihen schräg vor uns. Genug Abstand, um uns nicht weiter mit seinem Geplapper zu beschallen. Kurz vor dem Start hörte er auf zu telefonieren. Speisen und Getränke lehnte er ab. Er machte stattdessen die Augen zu, um sich auszuruhen.

Tatsächlich unterschied sich die Business-Klasse bei einem so kurzen Flug kaum von der Economy. Wir bekamen ein extra Sandwich (labbrig) und Kaffee (dünn). Die Sitze waren etwas bequemer. Der Rest war nahezu identisch. Mama verbarg ihre Enttäuschung darüber nicht.

»Business-Klasse ist eine Übertreibung«, murmelte sie, als hätte sie für diese Plätze mehr gezahlt.

Erschöpft von der Reise zum Flughafen, entschied ich mich ebenfalls für ein Nickerchen. Mama war in ihr Buch vertieft und damit grundsätzlich unansprechbar. Ich lehnte mich zurück und zupfte den Mundschutz in meinem Gesicht zurecht. Darauf abgebildet war die flauschige Nase eines Kaninchens. Das war mein liebstes Design. Ric hatte mir den Mundschutz geschenkt. Inzwischen besaß ich mindestens ein Dutzend Masken.

Meine Augen brannten von der trockenen Flugzeugluft. Die Lider fielen mir von alleine zu.

Ich weiß nicht, wie lange ich schlief. Es konnten nicht mehr als dreißig Minuten gewesen sein, aber es fühlte sich an wie ein halber Tag. Der Geschäftsmann erschien mir im Traum. Erneut rempelte er mich an. Als ich die Augen wieder öffnete, machte sich der kostenlose Kaffee bemerkbar. Ich schnallte mich los und ging den schmalen Gang vor zu der Kabine. Die Toilette befand sich direkt hinter dem Cockpit. Sie war besetzt.

Ich lehnte mich gegen die Kabinenwand und wartete. Der Platz des Geschäftsmannes war leer. Natürlich blockierte er das WC. Wer sonst?

Ich überkreuzte die Beine und starrte in den Gang. Die meisten anderen Passagiere schliefen. Einige spielten auf ihren Handys herum. Wenige lasen. Kaum jemand unterhielt sich. Da war nur das Rauschen der Turbinen. Ein beruhigendes Geräusch, das davon ablenkte, dass wir in einer tonnenschweren Kapsel eingeschlossen waren, die Tausende von Metern über der Erde schwebte.

Erneut rieb ich mir die Augen. Mir ist es ein Rätsel, warum Reisen so anstrengend ist. Man sitzt die meiste Zeit herum oder wartet. Am Ende des Tages fühlt man sich, als wäre man die ganze Strecke zu Fuß gelaufen.

Das Schloss der Toilettenkabine öffnete sich klackend. Ich weiß nicht mehr, was als Nächstes kam. Der Knall oder der Schrei? Vielleicht beides gleichzeitig.

Die Toilettentür flog auf. Im nächsten Moment lag ich unter dem Geschäftsmann begraben. Der Bereich war zu eng für uns zwei. Unsere Körper verkeilten sich zwischen Tür und Wand. Später wurde mir bewusst, dass mein Kopf einen metallenen Trolley nur um Millimeter verfehlt haben musste.

Der Mann wog mindestens hundert Kilo. Er schrie mich auf Italienisch an. Der Mundschutz baumelte von seinem linken Ohr. Speichel flog mir ins Gesicht. Seine linke Hand umfasste den Stoff meines Sweatshirts. Die andere war unter meinem Oberkörper begraben. Sein Gesicht war feuerrot, die Pupillen geweitet, Schweiß perlte ihm von der Stirn, als er mich zu Boden drückte. Diese Augen. Wild und panisch wie bei einem angeschossenen Tier.

Wehrlos wand ich mich unter ihm. Ich bekam keine Luft. Das gesamte Gewicht des Mannes lastete auf mir. Für mich gab es keine Möglichkeit, mich zu befreien. Er zerrte am Kragen seines Hemds, schrie mir weiter italienische Worte ins Gesicht. Die immer gleichen Worte. Aber ich verstand sie nicht. Das sagte ich ihm unter Luftnot. Auf Deutsch.

Dann riss ihn jemand von mir herunter, zurück in den Gang. Der Mann stotterte vor sich hin. Schaum trat aus seinen Mundwinkeln.

Eine Handvoll Passagiere aus der Business-Klasse versammelte sich um den Mann. Eine Stewardess und ein Steward...
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