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Gefangen im Nichts

Kriminalroman
dtv Deutscher Taschenbuch Verlagerschienen am01.07.2014
Der 3. Fall für Privatdetektiv John Craine Jamaal wurde brutal misshandelt und mit 22 Messerstichen getötet: Als John Craine den Auftrag annimmt, den Mörder des jungen Somaliers zu suchen, ahnt er nicht, wie mächtig sein Gegner ist. Die Polizei legt Craine einen Stein nach dem anderen in den Weg. Und auch seine Recherchen zu dem mysteriösen Tod seines Mentors Leon Mercer und dessen Frau versucht man zu behindern. Vor allem einem ist der Privatdetektiv ein Dorn im Auge: Detective Chief Inspector Mick Bishop, machtbesessen, skrupellos, mit besten Kontakten ins kriminelle Milieu. Ein Netz aus Korruption und Lügen zieht sich immer enger um Craine zusammen ...

Kevin Brooks, geboren 1959, wuchs in einem kleinen Ort namens Pinhoe in der Nähe von Exeter/Südengland auf. Nach seinem Studium verdiente er sein Geld lange Zeit mit Gelegenheitsjobs. Seit dem überwältigenden Erfolg seines Debütromans >Martyn PigBunker Diary<. Er schreibt auch Thriller für Erwachsene.
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Produkt

KlappentextDer 3. Fall für Privatdetektiv John Craine Jamaal wurde brutal misshandelt und mit 22 Messerstichen getötet: Als John Craine den Auftrag annimmt, den Mörder des jungen Somaliers zu suchen, ahnt er nicht, wie mächtig sein Gegner ist. Die Polizei legt Craine einen Stein nach dem anderen in den Weg. Und auch seine Recherchen zu dem mysteriösen Tod seines Mentors Leon Mercer und dessen Frau versucht man zu behindern. Vor allem einem ist der Privatdetektiv ein Dorn im Auge: Detective Chief Inspector Mick Bishop, machtbesessen, skrupellos, mit besten Kontakten ins kriminelle Milieu. Ein Netz aus Korruption und Lügen zieht sich immer enger um Craine zusammen ...

Kevin Brooks, geboren 1959, wuchs in einem kleinen Ort namens Pinhoe in der Nähe von Exeter/Südengland auf. Nach seinem Studium verdiente er sein Geld lange Zeit mit Gelegenheitsjobs. Seit dem überwältigenden Erfolg seines Debütromans >Martyn PigBunker Diary<. Er schreibt auch Thriller für Erwachsene.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423423380
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.07.2014
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2119
Artikel-Nr.1376558
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

»Was tust du, wenn dir ein Täubchen auf die Windschutzscheibe kackt?«

Der Mann, der neben mir an der Bar stand, gehörte zu denen, die einem Witze erzählen, als würden sie dir einen Gefallen tun. Der Witz selbst ist dabei völlig belanglos. Ein Witz eben. Lustig. Er bringt die Leute zum Lachen. Und genau darüber definiert sich so jemand. Er hält sich für lustig. Er erzählt Witze, bringt Leute zum Lachen. Ein echtes Original. Er gehörte zu denen, die sagen: »Lach einfach mal, Kumpel, hast ja sonst nicht viel zu lachen.«

Ich hasse solche Typen.

Doch als ich genauer hinsah und schon überlegte, wie ich ihn abblitzen lassen könnte, wurde mir klar, dass er nicht nur zu den Menschen gehörte, die fremden Leuten ungeniert Witze erzählen, sondern auch zu denen, die dir als natürliche Reaktion auf einen Affront ein kaputtes Glas in die Fresse schlagen. Er war ein richtig fieser Kerl. Nicht besonders kräftig körperlich gesehen machte er nicht allzu viel her , aber alles an ihm strahlte Gewalt aus. Von der Art, wie er am Tresen stand viel zu viel Platz beanspruchte und geradezu provozierte, dass jemand ihn anstieß und seinen Drink verschüttete , bis zu dem irren Glänzen in den Augen war er eindeutig ein beschissenes kleines Arschloch. Selbst seine Zähne wirkten brutal. Deshalb ignorierte ich ihn nicht einfach und warf ihm auch keinen Verpiss-dich-Blick zu, sondern ging lieber auf Nummer sicher und ließ mich auf ihn ein.

»Wie bitte?«, sagte ich halb lächelnd und warf ihm einen vermeintlich zerstreuten Blick zu. »Ich war in Gedanken gerade vollkommen woanders «

»Was machst du«, wiederholte er im absolut gleichen Ton wie zuvor, »wenn dir ein Täubchen auf die Windschutzscheibe kackt?«

»Keine Ahnung«, antwortete ich. »Was tust du denn, wenn dir ein Täubchen auf die Windschutzscheibe kackt?«

Er grinste. »Du verabredest dich nicht ein zweites Mal mit der Tusse.«

Ich hatte mich drauf eingestellt, mir auf jeden Fall ein Lächeln abzuringen, egal wie sehr der Witz unter die Gürtellinie ging, doch der kleine prustende Lacher, den ich ausstieß, war ehrlich gesagt absolut echt.

»Gefällt dir, was?«, sagte der Witzbold.

»Ja, nicht schlecht«, gab ich zu.

»Ich hab jede Menge davon.«

Garantiert, dachte ich.

Dann sah ich dankbar, wie der Barkeeper herüberkam, und bis ich ihn auf mich aufmerksam gemacht, zwei Halbe Stella bestellt, gezahlt und das Wechselgeld zurückbekommen hatte, war der Witzbold schon bei jemand anderem gelandet einem Trumm von Mann mit massigem Kopf, ebenso massigem Hals und Armen so dick wie zwei Schweinekeulen. Anscheinend kannten sich die beiden irgendwie, denn der Witzbold beugte sich dicht zu dem massigen Mann, und der andere neigte den Kopf, damit der Witzbold ihm ins Ohr flüstern konnte. In diesem Moment hätte ich abhauen sollen. Doch ich machte den Fehler, den Witzbold anzusehen und ihm noch einen kurzen Gruß zuzunicken, denn gerade, als ich es tat, verabschiedete er sich mit einem Schlag auf die Schulter von dem andern und wandte sich wieder mir zu.

»Und?«, sagte er mit einem blöden Grinsen. »Für wen bist du beim nächsten Kampf?«

Wir waren im Juno's, einer noblen Fitness- und Freizeitanlage an der Südseite des Riverside Business Park. Der Laden war ziemlich neu, er hatte erst vor gut einem Jahr eröffnet und wurde als »Top-Class Lifestyle-Erlebnis« vermarktet, nur für Mitglieder und ganz auf die Bedürfnisse seiner exklusiven Klientel ausgerichtet. Neben den üblichen hochmodernen Sport- und Fitnessgeräten verfügte er über ein Schwimmbecken im Olympia-Format, Squash-Plätze, Sauna, einen Spa-Bereich, Whirlpools, eine Sporthalle, ein edles Restaurant, diverse Bars, einen Hightech-Konferenzsaal und ein gutes Dutzend Privaträume, die man als Mitglied zu Tages- oder Wochenpreisen buchen konnte.

Ich war vorher noch nie im Juno's gewesen mir wird schlecht, wenn ich nur in die Nähe eines Sportzentrums komme , aber im Vorbeifahren hatte ich es schon oft gesehen. Das dreistöckige Gebäude aus hellem Ziegelstein, das auf einem gut einen Hektar großen öden Areal voller Beton, Metallzäunen und Fertigbauhallen stand, wirkte von außen ziemlich anonym: Der Kasten hätte genauso gut das Finanzamt oder ein Bürgerbüro sein können. Doch was das Innere anging, hätte sich das Juno's nicht deutlicher von einem Finanzamt unterscheiden können. Die oberen zwei Etagen waren an diesem Abend abgesperrt und die einzigen Bereiche im Erdgeschoss, zu denen die Allgemeinheit Zutritt hatte, waren die Lobby, die Sporthalle, die Bar und die Toiletten. Ich bekam also nicht allzu viel von dem Ganzen mit, aber das, was ich sah, war ziemlich luxuriös, allerdings auf eine eher stillose Weise. Flauschiger roter Teppichboden, Marmorsäulen, Messinggeländer, goldgerahmte Ölbilder an den Wänden. Einige der Gemälde zeigten ein und dieselbe weibliche Gestalt eine ernste und ziemlich stattliche Frau in wallenden weißen Gewändern, mit einer Blumengirlande im Haar. Daneben gab es im Eingangsbereich noch etliche andere Darstellungen weiblicher Wesen, in Form glänzender Silberstatuen auf quadratischen Steinsockeln. In künstlerischer Verbrämung zeigten sie ausnahmslos nackte Frauen, alle unglaublich schlank und mit großen Brüsten. Sie standen mit erhobenen Händen und nach hinten gebeugtem Rücken da und reckten ihre metallenen Hüften vor, als hinge ihr Leben davon ab.

Die Ausstattung machte einen seltsam gemischten Eindruck teils plüschiges Hotel, teils gediegener Herrenclub, teils Bordell , und im Hinblick auf die Hauptattraktion dieses Abends wirkte das sogar irgendwie stimmig.

An diesem Abend fand im Juno's die erste »große Boxnacht« statt.

Laut Ankündigung sollte sie das Auftaktevent einer ganzen Reihe actionreicher Abende mit vielen großen Namen aus dem Profi-Boxsport werden. Und nur für diesen Abend waren »auch Nichtmitglieder eingeladen, die exklusiven Räumlichkeiten des renommiertesten Freizeittempels von Hey zu genießen«. Was nicht ganz stimmte, denn außer der Sporthalle standen nur die Bar und die Toiletten offen. Und der einzige halbwegs große Name an diesem Abend war ein mittelprächtiger Schwergewichtsboxer, dessen Berühmtheit vor allem darauf beruhte, dass er einem bekannten Sportreporter während eines hitzigen Fernsehinterviews live den Kiefer gebrochen hatte. Trotzdem waren die Kämpfe an diesem Abend bisher alle ganz passabel gewesen und das Ganze schien einigermaßen gut organisiert und so professionell abzulaufen, wie das beim Boxen eben möglich ist. Und auch wenn das Juno's nicht der Caesar's Palace war und das Publikum höchstens aus ein paar hundert Zuschauern bestand, hatte der Ort trotzdem irgendwas und es war auch die richtige Sorte von Leuten da das passte schon ganz gut.

Die Vorkämpfe waren fast vorbei und viele hatten ihre Plätze verlassen, um an die Bar zu gehen, während der Ring für den letzten Fight vor dem Hauptereignis des Abends bereitgemacht wurde den Kampf mit dem mittelprächtigen Schwergewichtsboxer. Es war dieser letzte Vorkampf, der mich interessierte. Deshalb war ich, als der Witzbold fragte, für wen ich sei, einen Moment lang hin und her gerissen zwischen der Möglichkeit, herauszufinden, was er über diesen Kampf wusste, und dem Drang, schnell zum Ring zurückzukehren, um auch ja nicht die erste Runde zu verpassen.

Ich warf einen Blick zur Sporthalle rüber. Der Ring war immer noch leer und es gab auch keine Anzeichen dafür, dass es gleich losgehen würde. Ich suchte die Plätze um den Ring ab und sah Cal meinen angeheirateten Neffen und Kollegen dort sitzen, wo ich ihn verlassen hatte. Er schien so weit ganz zufrieden und starrte intensiv auf eines seiner vielen Handys, während der Daumen eilig über das Display huschte. Ich trank einen Schluck Bier, überlegte einen Moment und wandte mich dann wieder dem Witzbold zu.

»Auf wen setzt du denn?«, fragte ich ihn.

Seine Antwort lautete in Kurzform, der Ausgang des nächsten Kampfes sei so klar, dass es sich überhaupt nicht lohnte zu wetten.

»Jeder weiß, dass es der schwarze Junge echt draufhat«, sagte er. »Ich meine, nach der letzten Info, die ich gehört hab, ist die Quote lachhaft, 10:1 für ihn oder so. Was ja okay ist, wenn du ein paar hundert Riesen zu viel hast, aber ansonsten lohnt sich doch die Aufregung gar nicht, stimmt's? Gibt echt keinen Grund, auch nur einen Penny auf den Zigeuner zu setzen, der hat überhaupt keine Chance.« Der Witzbold zuckte die Schultern. »Da kannst du dir dein Geld lieber für den großen Kampf aufheben.«

Der »schwarze Junge« war ein vielversprechendes junges Boxtalent aus Hey namens Hassan Tan und der »Zigeuner« war, soweit ich wusste, ein irischstämmiger Boxer aus Liverpool, der sich den Kampfnamen Joe »Boy« Rooney gegeben hatte.

»Ist denn Tan wirklich so gut?«, fragte ich.

Der Witzbold nickte. »Er ist der beste junge Federgewichtler, den ich seit Jahren gesehen habe. Ist erst seit ungefähr einem halben Jahr Profi und hat sich jetzt schon einen Namen gemacht. Zwei Profikämpfe, zwei K. o.-Siege, beide in der zweiten Runde. Sechs Amateurkämpfe, sechs Siege, vorzeitig beendet  « Der Witzbold schüttelte den Kopf. »In einem Jahr oder so kämpft der Junge um Titel. Ich meine, Rooney ist zwar kein Trottel, er hat mit guten Boxern gearbeitet und ein paar schöne Ergebnisse geholt, aber er boxt einfach nicht in derselben Liga wie Tan. Der übersteht die dritte Runde nicht, wenn du mich fragst.«

»Klingt, als ob du dich auskennst«, sagte ich.
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Kevin Brooks, geboren 1959, wuchs in einem kleinen Ort namens Pinhoe in der Nähe von Exeter/Südengland auf. Nach seinem Studium verdiente er sein Geld lange Zeit mit Gelegenheitsjobs. Seit dem überwältigenden Erfolg seines Debütromans >Martyn PigBunker Diary