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Die Piratenkönigin

Roman
dtv Deutscher Taschenbuch Verlagerschienen am01.07.2018
Kampf um Freiheit und Liebe in Irland London 1587. Die Trickbetrügerin und Taschendiebin Barbary bekommt es mit der allerhöchsten Obrigkeit zu tun: Königin Elizabeth I. Deren Spione haben der Majestät ein brisantes Gerücht zugetragen, und so schickt sie Barbary ins widerspenstige Irland. Dort soll sich die junge Frau als Enkelin der Piratenkönigin Grace O'Malley ausgeben und den sagenhaften Erbschatz des Clans nach England holen. Barbary allerdings fühlt sich nur sich selbst verpflichtet. Doch dann wird sie in die aufflammende Rebellion unter Hugh O'Neill hineingezogen - und begegnet inmitten politischer Intrigen und Kriegsdramatik der großen Liebe.

Diana Norman, 1933 in Devon geboren, begann ihre schriftstellerische Karriere beim »Daily Herald« in London als jüngste Reporterin der Fleet Street. Später war sie als freiberufliche Journalistin tätig und hat eine Reihe von historischen Romanen veröffentlicht. Sie starb 2011.
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Produkt

KlappentextKampf um Freiheit und Liebe in Irland London 1587. Die Trickbetrügerin und Taschendiebin Barbary bekommt es mit der allerhöchsten Obrigkeit zu tun: Königin Elizabeth I. Deren Spione haben der Majestät ein brisantes Gerücht zugetragen, und so schickt sie Barbary ins widerspenstige Irland. Dort soll sich die junge Frau als Enkelin der Piratenkönigin Grace O'Malley ausgeben und den sagenhaften Erbschatz des Clans nach England holen. Barbary allerdings fühlt sich nur sich selbst verpflichtet. Doch dann wird sie in die aufflammende Rebellion unter Hugh O'Neill hineingezogen - und begegnet inmitten politischer Intrigen und Kriegsdramatik der großen Liebe.

Diana Norman, 1933 in Devon geboren, begann ihre schriftstellerische Karriere beim »Daily Herald« in London als jüngste Reporterin der Fleet Street. Später war sie als freiberufliche Journalistin tätig und hat eine Reihe von historischen Romanen veröffentlicht. Sie starb 2011.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423432764
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum01.07.2018
Seiten848 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1351
Artikel-Nr.2532158
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Ein alter Mann, unscheinbar bis auf die Amtskette um seinen Hals, schlurfte durch die Bittsteller in der Galerie, die ihn anplapperten, es aber doch nicht wagten, ihn am Ärmel zu zupfen. »Mylord, würdet Ihr sie erinnern â¦?« - »Mylord, ich warte schon seit â¦«

Er hätte taub sein können. Übrigens war sein Gehör wirklich nicht mehr das beste, sein Augenlicht auch nicht. Erst knapp vor der Tür zum Gemach der Königin bemerkte er, dass sich ihm ein Hindernis in den Weg stellte in der Gestalt des Captain of the Guard, sechs Fuß hoch, in eleganter stählerner Rüstung.

»Wer naht sich dem Anblick Ihrer Majestät?« Vom Zeremoniell her war dieser Anruf korrekt, doch der Captain kannte den alten Mann natürlich. Walter Raleigh liebte gefährliche Spiele. Damit hatte er auch das Auge der Königin auf sich gezogen.

In der plötzlichen Stille sahen die Bittsteller den alten Mann innehalten, als hätte ihn die Frage verwirrt. In Wirklichkeit fühlte er mit ihm, diesem jungen Aufschneider und allen diesen jungen Aufschneidern, die er über die Jahre hatte kommen und gehen sehen. Verwegenheit war s, was ihnen die Gunst der Königin eintrug, aber ebendiese Verwegenheit wurde ihnen unweigerlich zum Verhängnis. Nie wussten sie, wann sie aufhören sollten. Wenn er die Energie dazu aufbrächte, würde er es diesem hier klarmachen. »Nehmt Euch in Acht«, würde er ihm sagen, »die grauen Männer sind es, die an diesem Hofe überleben, die vorsichtigen, die verlässlichen, die, die sie zu Tode schindet, was aber besser ist als der Tod auf dem Block.« Aber es war ihm der Mühe nicht wert.

Was er in mildem Ton sagte, war: »Der Lord Schatzkanzler, gerufen von Ihrer Majestät.«

»Passiert, Lord Schatzkanzler.«

Durch die Türen, durch die Kammer, die die Galerie vom Heiligtum trennte und in welcher Höflinge, die nicht Dienst hatten, sich aufhielten, durch die inneren Türen, und in den Geruch, der heutzutage jeden Raum, wo sie war, durchtränkte: ein arabisches Gebräu, ihr von Hatton dargebracht mit den Worten, dies sei dasselbe Parfüm wie jenes der Königin von Saba, als sie Salomon besuchte, oder irgend so ein Unsinn.

Während er sich verneigte - vom Niederknien war er seiner Arthritis wegen entschuldigt -, kniff er die Augen zusammen, um zu sehen, wer bei ihr war. Black Tom. Ach du liebes bisschen, das hieß Irland. Heute Morgen fühlte er sich Irland gar nicht gewachsen. Er verneigte sich noch einmal: »Mylord Graf von Ormond.«

»Mylord Schatzkanzler.«

Ihre Stimme fegte die Höflichkeiten beiseite. »Der Mohr, Burghley.«

Ihre langen Finger, weiß und spitz wie Spargel, gehörten dem Pflanzenreiche an. Sie waren ganz ruhig, wie ihre Augen. Bei einer so lebhaften Person war das beunruhigend, planvoll, aber Burghley kannte jeden Trick in ihrem Arsenal. Irgendwo in seinem eigenen Körper, so gebeugt in Nacken und Schultern, als zöge die Kette dort ihn mit dem ganzen Gewicht seines Amtes nieder, war Liebe für sie, hätte die Königin nicht seine Sehnsucht, sie zu finden, längst erschöpft. Aber wenn sie »Burghley« sagte, war es ernst. An guten Tagen war er ihr Kobold. Mohr?

»Master Raleighs Mohr. Vor sechs Jahren. Ihr ließet ihn hängen.«

Er erinnerte sich. »Ich ließ ihn nicht hängen, Phönix.« (Phönix war zurzeit die bevorzugte Anrede.) »Aber ich weiß, dass der Arme bei einer der übereifrigen Exekutionen in den irischen Desmond-Kriegen umkam.«

»So. Zur gleichen Zeit, da man so eifrig anderer Leute Mohren aufknüpfte, scheint man auch ein Subjekt gehängt zu haben, das Uns von Nutzen hätte sein können.« Sie neigte ihren Kopf unter der Perücke dem Grafen von Ormond zu. »Da nun auch der Lord Schatzkanzler bei Uns ist, könnt Ihr die Details berichten.«

Sie bestand, wie üblich, aus scharf gezeichneten Umrissen: harter Schmuck, steife Halskrause, spitzes Mieder, eckige Krinoline, die heute einen Rock in Zitronengelb und Grün trug, ein giftiger Schock vor der verhaltenen Pracht des Gobelins im Hintergrund. Je älter sie wurde, je unlösbarer ihre Probleme, umso mehr beruhigte ihre Erscheinung das Volk durch Entschiedenheit. Damit tarnte sich eine Persönlichkeit, die über wichtigen Entscheidungen brütete wie eine Schildkröte vor zu vielen Salatblättern.

Der Mann, der jetzt vortrat, Thomas Butler, Zehnter Graf von Ormond, war ein Relief in weichem schwarzem Samt, im Kontrast zu der hellen Haut, die durch die Schwärze von Haar und Bart schimmerte. Dennoch gab es eine Ähnlichkeit zwischen ihm und der Königin: die gleichen hellblauen, vorstehenden Augen, der gleiche Gesichtsschnitt, ähnliche Sommersprossen. Vor drei Generationen hatte eine Boleyn einen Butler geehelicht und damit den beiden einen gemeinsamen Vorfahren beschert. Sie freuten sich beide an ihrer Vetternschaft, Elizabeth ebenso wie Black Tom. Öffentlich hielt sie sich viel darauf zugute, dass sie ihres Vaters Tochter war, aber privat bevorzugte sie die Familie von Anne Boleyn. »Mein schwarzer Gemahl«, nannte sie Ormond; einer ihrer Kosenamen, die jenen Klatsch hervorriefen, den sie so liebte. Nichts genoss sie so sehr wie Spekulationen über ihre Sexualität. Insgeheim dachte Burghley, wenn er überhaupt daran dachte, dass sie doch immer nur mit allen spielte. Ihr Hymen war wahrscheinlich so intakt wie eh und je, wenn auch schon etwas welk.

Die Natur der Beziehung zwischen beiden war ihm gleich, solange sie sie nur glücklich machte; die Ormonds waren Protestanten und als einzige Grafen Irlands der englischen Krone immer loyal ergeben.

»Wir haben hier eine ganz spezielle Sache, Mylord«, sagte der Graf, »eine Connaught-Sippe betreffend, die O Flahertys. Ihr habt vielleicht von ihnen gehört?« Trotz seiner perfekten englischen Aussprache hatte er den Tonfall eines Iren.

»Ist es ihr Name über den Toren von Galway?«, fragte Burghley. » Vor dem Zorn der O Flahertys möge der Herr uns bewahren ?«

Aus dem Augenwinkel sah er, wie Elizabeths wimpernloser Blick gefror. Die Kenntnisse ihres Schatzkanzlers in irischer Genealogie waren ihr ein Dorn im Auge, denn die ihren waren äußerst dürftig; Irland als Gesprächsgegenstand war ihr zuwider. Sie schützte Langeweile vor.

Sie schritt von ihnen fort und blickte aus dem großen Fenster, durch das die Morgensonne Rauten auf den Boden malte.

»Ja, ebendiese. Doch Gott hat Galway nicht immer vor ihnen bewahrt. Eine barbarische Sippschaft. Nun gut. Vor etwa sechs Jahren verlor der Tanaist der O Flahertys seine Frau.«

»Nicht dass sie starb, Burghley«, rief Elizabeth vom Fenster her. »Er verlor sie. Wie schlampig.«

»Sie stritten«, fuhr Black Tom nickend fort, »und die Lady verließ ihn und nahm ihre zwei Söhne und eine Tochter mit. Der O Flaherty nahm an, sie sei zu ihrem Clan zurückgekehrt.«

»Welchem?«

»Den O Connors.«

Burghley fuhr sich mit den Fingern durch den Bart. Die O Connors waren, früher einmal jedenfalls, der königliche Clan von Connaught, in vergangenen Zeiten nannten sie sich Könige von Irland.

»Der O Flaherty hatte vor, sie zurückzuholen, sobald sich s ergab, sobald er nämlich das nächste Mal die O Connors überfiel.«

Der lange Fuß der gegenwärtigen Königin von Irland war zu hören, wie er, gereizt über die Anarchie ihrer westlichsten Untertanen, auf den Fußboden klopfte.

»Doch als es so weit war«, fuhr Black Tom fort, »stellte sich heraus, dass sie gar nicht dort war, sondern zu Schiff nach Spanien.«

Mit der Erwähnung ihres gewaltigen Feindes kam ein Element hinzu, das durch seine Massigkeit für den Augenblick die Perspektive dieses Raums veränderte, es erhob sich über den Anwesenden in einer Weise, dass sie leicht und schwerelos erschienen, wie kleine Zweige, die der Sturm verweht. Selbst der Ausspruch »Verrat!« von der Frau am Fenster war nur wie das Quieken einer Fledermaus.

»Verrat in unserem Sinne, Madam«, erwiderte der Graf von Ormond höflich, »nicht in ihrem. Diese Menschen scheren sich nicht um unseren Zwist; sie treiben Handel mit Spanien, sie würden mit dem Teufel selbst um Schwefel handeln. Nach einer Weile entschloss sich der O Flaherty zu einer Suche, weniger nach seiner Frau als nach den Kindern. Alle Schiffe, die von seinem Land nach Spanien gingen, mussten Erkundigungen einziehen, er fuhr sogar selbst, doch fand er keine Spur. Ein Jahr verbrachte er im Zorn und dachte, das Weib hätte sich irgendwo mit einem Liebhaber vergraben, obwohl er sich inzwischen selbst ein anderes Weib genommen hatte.«

Vom Fenster her erklang ein Schnauben. »Barbaren.«

»Dann fiel ihm ein, er sollte vielleicht seinen Stolz vergessen - es könnte ja ihr und den Kleinen etwas zugestoßen sein. An diesem Punkt kam er zu mir.« Die Augen des Grafen flackerten zur Cousine, während er zu Burghley murmelte: »Wir sind entfernt miteinander verwandt.«

Burghley nickte. Durch den seiner Meinung nach verderblichen irischen Brauch der Versippung und Verschwägerung war in Irland eigentlich jeder mit jedem irgendwie verwandt. Wieder einmal kam ihm zu Bewusstsein, obwohl er es nicht laut aussprach, dass durch ihre Mutter die Königin von England das gleiche Blut in den Adern hatte wie jene Clans, die sie verachtete. Auch Black Tom sprach es nicht laut aus.

Die Nachwirkungen der Desmond-Kriege boten für jemand, der Vermisste suchte, keinen günstigen Rahmen. Halb Munster war vermisst. Ganze Familien waren vor dem Krieg zwischen den englischen Machthabern und den aufständischen irischen Lords unter Führung des Grafen von Desmond geflüchtet. Ihr Land war verwüstet; Tausende waren verhungert; weitere Tausende getötet,...
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Autor

Diana Norman, 1933 in Devon geboren, begann ihre schriftstellerische Karriere beim »Daily Herald« in London als jüngste Reporterin der Fleet Street. Später war sie als freiberufliche Journalistin tätig und hat eine Reihe von historischen Romanen veröffentlicht. Sie starb 2011.