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Die Töchter der Ärztin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am11.11.20221. Auflage
Zwei junge Ärztinnen, zwei Kontinente und eine große Liebe Die mitreißende Geschichte über Ricardas Töchter Henny und Antonia - Die heißersehnte Fortsetzung der Bestsellerserie »Die Ärztin« Von Berlin nach Afrika - Helene Sommerfeld entführt ihre Leserinnen in eine faszinierende Welt und Zeit Berlin und Afrika, 1928. Henny und Antonia sind die Töchter der berühmten Ärztin Ricarda Thomasius. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, verbindet sie die Liebe zur Medizin. Während Henny sich in Berlin eine Praxis für Onkologie aufbaut und für Furore sorgt, träumt die jüngere Toni davon, an den Ort ihrer Kindheit, Ostafrika, zurückzukehren. Nun, mit 27, ist sie auf dem Schiff, das sie diesem Traum näher bringt - gegen den Willen ihrer Mutter, die lange in Afrika gelebt hat. In Daressalam angekommen, fühlt Toni sich sofort zu Hause. Doch die Liebe zu einem geheimnisvollen Mann und ihre unkonventionelle Hilfe für Einheimische bringen sie in große Gefahr. Als Nachricht aus Afrika kommt, dass Toni verschollen ist, muss Familie Thomasius eine Entscheidung treffen ... Für Leserinnen spannender und emotional mitreißender Geschichten über starke Frauen in der nahen Vergangenheit Von Helene Sommerfeld ist bei dtv außerdem die Serie über Polizeiärztin Magda Fuchs erschienen.

Helene Sommerfeld ist das Pseudonym eines in Berlin lebenden Autoren-Ehepaars. Ihre Trilogie um die Ärztin Ricarda Thomasius hat ihre Leser mitten ins Herz getroffen und erreichte Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,95
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
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Produkt

KlappentextZwei junge Ärztinnen, zwei Kontinente und eine große Liebe Die mitreißende Geschichte über Ricardas Töchter Henny und Antonia - Die heißersehnte Fortsetzung der Bestsellerserie »Die Ärztin« Von Berlin nach Afrika - Helene Sommerfeld entführt ihre Leserinnen in eine faszinierende Welt und Zeit Berlin und Afrika, 1928. Henny und Antonia sind die Töchter der berühmten Ärztin Ricarda Thomasius. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, verbindet sie die Liebe zur Medizin. Während Henny sich in Berlin eine Praxis für Onkologie aufbaut und für Furore sorgt, träumt die jüngere Toni davon, an den Ort ihrer Kindheit, Ostafrika, zurückzukehren. Nun, mit 27, ist sie auf dem Schiff, das sie diesem Traum näher bringt - gegen den Willen ihrer Mutter, die lange in Afrika gelebt hat. In Daressalam angekommen, fühlt Toni sich sofort zu Hause. Doch die Liebe zu einem geheimnisvollen Mann und ihre unkonventionelle Hilfe für Einheimische bringen sie in große Gefahr. Als Nachricht aus Afrika kommt, dass Toni verschollen ist, muss Familie Thomasius eine Entscheidung treffen ... Für Leserinnen spannender und emotional mitreißender Geschichten über starke Frauen in der nahen Vergangenheit Von Helene Sommerfeld ist bei dtv außerdem die Serie über Polizeiärztin Magda Fuchs erschienen.

Helene Sommerfeld ist das Pseudonym eines in Berlin lebenden Autoren-Ehepaars. Ihre Trilogie um die Ärztin Ricarda Thomasius hat ihre Leser mitten ins Herz getroffen und erreichte Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423445771
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum11.11.2022
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1838 Kbytes
Artikel-Nr.9147023
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Wenn Träume wahr werden

- â -

Berlin, im Spätherbst 1927

 

Warum nur musste die Sonne jetzt schon aufgehen? Viel zu kurz war die Nacht gewesen und viel zu schön, um vorbei zu sein. Guntram schlief noch, einen Arm über dem Kopf, den anderen auf der Brust, sein Gesicht ihr zugewandt. Er wirkte so entspannt, wie Antonia ihn kaum kannte. Sein sinnlicher Mund konnte zwar zärtlich küssen, aber auch Dinge sagen, die sie am liebsten überhörte. Seine dunklen Haare, durch die ihre Finger gern glitten, auch wenn sie es nur selten durften, waren in wilder Unordnung. Er war ein schöner Mann. Sie wagte kaum zu atmen, um den Moment nicht zu verlieren.

Da schlug er die Augen auf, stutzte, blickte auf seine Armbanduhr, die das Einzige war, was er am Leibe trug, und sagte: »Oh mein Gott, du musst gehen.«

Die Nähe, die diese Nacht zwischen ihnen geschaffen hatte, verflog schlagartig. Entsetzt sah er sich um, als würde ihm in diesem Moment erst bewusst, was sie beide getan hatten.

»Hast du ...? Ich meine, werde ich ...? Ist es möglich, dass ich dich geschwängert habe?«

War das alles, was ihm zu dieser Nacht einfiel? »Wir haben gestern unser zweites Physikum gefeiert«, sagte sie. »Du kannst davon ausgehen, dass ich über die Vorgänge im männlichen wie im weiblichen Körper Bescheid weiß.«

»Na ja, nur weil du jetzt fast Ärztin bist ...«

Ihr empörter Blick ließ ihn verstummen. Guntram stieg aus dem Bett, bemerkte offenbar, dass er nackt war, und wandte sich verschämt ab. Sie musste lächeln und setzte sich auf. Ihr Oberkörper war nun ebenfalls entblößt. Mit einer leichten Kopfbewegung ließ sie ihre langen Locken über die Schultern fallen.

»Komm wieder her«, sagte sie sanft. »Es war schön mit uns. Fandest du nicht?«

»Wir haben den Verstand verloren, Toni.«

»Es war an der Zeit, ihn zu verlieren. Wir haben viel zu lange damit gewartet, uns einzugestehen, was wir fühlen.«

»Vielleicht sollte man nicht alles tun, wovon man träumt.«

»Was ist das Leben wert, wenn Träume nicht wahr werden dürfen?« Antonia streckte die Hand nach ihm aus. Ihr war, als zuckte er zurück.

Er zog sich an, hektisch, geriet ins Straucheln, als es ihm nicht sofort gelang, in die Hosenbeine zu steigen. Es war fast schon komisch, wie er zu fliehen versuchte. Sie bedeckte sich mit dem Leintuch. Erst jetzt bemerkte sie, wie kalt es in dem karg möblierten Raum war.

»Ich warte nebenan, bis du dich angekleidet hast«, sagte Guntram. »Bitte sei leise. Es könnte sein, dass mein Onkel nach Hause gekommen ist.«

Nur Hemd und Hose trug er, als er hinaushuschte.

Diese Nacht, von der sie sich erhofft hatte, ihm beweisen zu können, dass sie wie füreinander geschaffen waren, hatte nichts verändert.

Sie fischte nach ihren Sachen, steckte ihr Haar mit einem Kamm lose hoch und fand nicht einmal einen Spiegel, in dem sie ihre Frisur hätte überprüfen können.

 

Antonia wusste, dass man ihr an diesem frühen Morgen ansah, dass sie die Nacht nicht im eigenen Bett verbracht hatte. Unter ihrem Mantel lugte das Abendkleid hervor, ihre Locken quollen unter dem Hut hervor. Sie ignorierte die Blicke der Männer in der Ringbahn, die auf dem Weg zur Arbeit oder ins Büro waren. Je länger die Fahrt dauerte, umso mehr Frauen fielen ihr auf, die in ähnlicher Aufmachung unterwegs waren.

Eine zwinkerte ihr verschwörerisch zu, als wollte sie sagen: Es ist vorbei, aber es war gut.

Antonia hatte mit dem höchstmöglichen Einsatz um Guntram gekämpft. Allerdings ließ seine Reaktion nicht darauf schließen, ihn für sich gewonnen zu haben. Im Moment wusste sie nicht, was sie von diesem Abschied halten sollte. Sie konnte nicht richtig denken, weil es sich eher so anfühlte, als hätte Guntrams Kälte ihr Herz gebrochen.

An der um diese Uhrzeit überfüllten Station Friedrichstraße stieg Antonia aus und ging mit raschen Schritten zur Luisenstraße. Schräg gegenüber vom Haupteingang der Charité befand sich in einem schlichten Gründerzeitbau die elterliche Wohnung. Hier war ihr Zuhause, seit ihre Mutter und sie vor mehr als zwanzig Jahren aus Afrika zurückgekehrt waren. Schmerzhaft wurde Antonia bewusst, dass sie immer noch bei den Eltern wohnte wie ein Mauerblümchen, das keiner wollte.

Im selben Moment, in dem sie die Wohnungstür aufsperrte, wurde sie von innen geöffnet. Ihre Mutter Ricarda stand ausgehfertig vor ihr.

Ausgerechnet Guntram hatte Ricarda Thomasius vor Jahren den Adel der Charité genannt. Und das nicht ohne Grund: Antonias Mutter hatte nicht nur als erste Frau die dortige Gynäkologie geleitet, sondern war auch eine der ersten Berliner Ärztinnen überhaupt gewesen. Sie war eine elegante Dame und für Antonia schon immer ein Vorbild.

»Guten Morgen«, sagte Ricarda überrascht. »Ich dachte, du schläfst noch, und wollte dich nicht stören.« Sie stutzte, als sie bemerkte, dass ihre jüngste Tochter kurz vor einem Zusammenbruch stand. »Ach, du meine Güte, Toni! Wie siehst du denn aus? Woher kommst du überhaupt?«

»Von Guntram.«

Ricarda zog ihre Tochter in den Wohnungsflur hinein und schloss die Tür. »Ich dachte, du hast mit Celia Fahrland und den anderen weitergefeiert, als Vater und ich gegangen sind?«

»Ich bin so dumm!«, platzte Antonia statt einer Antwort heraus.

Das entsetzte Gesicht ihrer Mutter machte ihr bewusst, dass sie versucht hatte, etwas zu erzwingen, das man nicht erzwingen konnte.

»Dumm wird wohl eher das falsche Wort sein. Du handelst doch sonst sehr intelligent.«

»Was nützt einem Intelligenz, wenn einen niemand will!«

Die Mutter seufzte. »Du wolltest also unbedingt Guntram Harrich von dir überzeugen.«

Wider besseren Wissens sagte Antonia: »Ich weiß, dass er mich liebt.«

»Das hat er zumindest heute Nacht getan. So, wie du aussiehst.«

»Mutter! Wie redest du denn!«

»Stimmt es denn nicht?«

Sie grinste schief. »Doch. Es war schön.«

»Dann nimm es für das, was es war, Toni.«

»So flexibel waren deine moralischen Prinzipien auch nicht immer.«

»Meine Güte, Toni, man geht mit der Zeit. Was meinst du, was ich jeden Tag zu hören und zu sehen bekomme.«

Die einstige Oberärztin der Charité führte seit einigen Jahren eine Praxis in Charlottenburg, die sie von der damaligen Polizeiärztin Berlins, Magda Mehring, übernommen hatte. Damit war Ricarda für die Damen des horizontalen Gewerbes eine wichtige Anlaufstelle. Eine Untersuchung bei Dr. Thomasius gestattete ihnen die Ausübung ihres Berufs.

»Mach dich frisch. Und dann fahr bitte zu deiner Schwester. Sie braucht deine Hilfe. Heute wird der Röntgenapparat geliefert. Ich komme später nach. Du bist doch bestimmt auch gespannt, was Henny sich da angeschafft hat.«

Toni nickte stumm. In dieser Familie drehte sich alles um Medizin. Mutter und Schwester waren Ärztinnen, und es war der Beruf des Vaters.

Ricarda Thomasius gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange. »Sieh nach vorn und nicht zurück. Oder hast du dir etwa in den Kopf gesetzt, Guntram zu heiraten?«

»Nein!«

»Am Ende müsstest du womöglich Herrn Guntram Harrich um die Erlaubnis bitten, arbeiten zu dürfen.«

»Darum geht´s doch gar nicht.«

»Es gibt schon genügend Frauen mit abgeschlossenem Studium, die dasselbe gesagt haben.« Ihre Mutter lächelte müde. »Schreib deine Dissertation. Da drüben warten sie auf dich.«

Sie deutete zum Fenster des Wohnzimmers, das zur Luisenstraße hinausging. Durch die leichten weißen Vorhänge waren die Umrisse der Charité zu erkennen.

Das soll also meine Zukunft sein, dachte Antonia. Jeden Tag derselbe Trott. Und wo bleibe ich dabei?

Doch das sagte sie ihrer Mutter nicht - sie hatte einen anderen Plan, einen größeren.

 

Das Küchenfenster stand offen, aus dem engen Innenhof drangen die fröhlichen Stimmen spielender Kinder zu ihr herauf. Antonia starrte gedankenverloren ins Nichts und umklammerte die heiße Kaffeetasse. Guntrams Geruch haftete noch an ihr, hing in ihren Kleidern, oder sie bildete es sich ein.

Die schlurfenden Schritte ihres Vaters und das Klopfen seines Stocks auf dem Teppich, der im Flur über dem Dielenboden lag, rissen sie aus ihrer Zerstreutheit. Wenn er den Stock brauchte, hatte er Schmerzen. Die hatte er eigentlich immer, aber manche Tage waren schlechter als andere. Anmerken lassen wollte er sich das nie. Früher hatte Antonias Vater stets die Uniform eines Stabsarztes getragen. Mit der gleichen Würde kleidete er sich nun sogar zu Hause in einen streng geschnittenen grauen Anzug mit Weste, Hemd und Krawatte. In zwei Jahren würde er siebzig werden, und er verbarg seine Zerbrechlichkeit nach Kräften.

Sobald er Antonia in der Küche stehen sah, erwachten seine müden Gesichtszüge. »Das war wohl eine lange Nacht, Toni.«

»Sie ist noch nicht ganz vorbei. Ich habe den Kaffee für dich gleich mitgemacht. Magst du Spiegeleier?«

»In dem teuren Abendkleid solltest du dich vielleicht nicht an den Herd stellen.«

Sie blickte an sich herunter; das hatte sie ganz vergessen. »Ich zieh mich schnell um.«

»Lass nur. Das hier ist wichtiger. Es kam gestern mit der Post.«

Siegfried Thomasius griff in die Innentasche seines Sakkos und holte einen Brief hervor.

Antonia war, als setzte ihr Herz für einen Moment aus. Dann raste es wie wild. »Sie haben geschrieben?«

»Ja, Toni, das haben sie. Ich habe den Brief einkassiert. Ich wollte nicht, dass Mutter ihn sieht, bevor du...
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