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Stilles Kind

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
300 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am01.10.20191. Auflage
Ein Verbrechen, das auch nach zwanzig Jahren die Geschicke auf Gut Malik bestimmt - eine Rückkehr mit tödlichen Folgen. Der neue fesselnde Thriller von Martina Bauer. Spukt es auf Gut Malik? Stimmen und Geräusche verfolgen die Bewohner Nacht für Nacht in einem Haus, das zwanzig Jahre leer stand. Für Kriminaloberkommissarin Kerstin Mohr ist es nicht der erste mysteriöse Fall. Auch dieses Mal setzt sie alles daran, das Geheimnis aufzuklären. Tief taucht sie ein in die Vergangenheit der Familie Marquardt, doch diese ist wie ein Strudel ins Verderben. Als Kerstin ihre Hand um Hilfe ausstreckt, greift das pure Böse nach ihr. Der Täter hat eine grausame Rolle in seinem Stück für sie vorgesehen. In der Dunkelheit vollkommen auf sich allein gestellt, droht Kerstin jede Hoffnung auf Rettung zu verlieren. »Stilles Kind« von Martina Bauer ist ein eBook von Topkrimi - exciting eBooks. Das Zuhause für spannende, aufregende, nervenzerreißende Krimis und Thriller. Mehr eBooks findest du auf Facebook. Werde Teil unserer Community und entdecke jede Woche neue Fälle, Crime und Nervenkitzel zum Top-Preis!

Martina Bauer ist ausgebildete Industriekauffrau und Fachkrankenschwester für Intensiv- und Anästhesiepflege. Mit ihrem Mann und ihrem Sohn lebt sie an der Südlichen Weinstraße. Sie schreibt mit Erfolg Romane und Kurzgeschichten in den Genres Crime, Mystery und Horror.
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Produkt

KlappentextEin Verbrechen, das auch nach zwanzig Jahren die Geschicke auf Gut Malik bestimmt - eine Rückkehr mit tödlichen Folgen. Der neue fesselnde Thriller von Martina Bauer. Spukt es auf Gut Malik? Stimmen und Geräusche verfolgen die Bewohner Nacht für Nacht in einem Haus, das zwanzig Jahre leer stand. Für Kriminaloberkommissarin Kerstin Mohr ist es nicht der erste mysteriöse Fall. Auch dieses Mal setzt sie alles daran, das Geheimnis aufzuklären. Tief taucht sie ein in die Vergangenheit der Familie Marquardt, doch diese ist wie ein Strudel ins Verderben. Als Kerstin ihre Hand um Hilfe ausstreckt, greift das pure Böse nach ihr. Der Täter hat eine grausame Rolle in seinem Stück für sie vorgesehen. In der Dunkelheit vollkommen auf sich allein gestellt, droht Kerstin jede Hoffnung auf Rettung zu verlieren. »Stilles Kind« von Martina Bauer ist ein eBook von Topkrimi - exciting eBooks. Das Zuhause für spannende, aufregende, nervenzerreißende Krimis und Thriller. Mehr eBooks findest du auf Facebook. Werde Teil unserer Community und entdecke jede Woche neue Fälle, Crime und Nervenkitzel zum Top-Preis!

Martina Bauer ist ausgebildete Industriekauffrau und Fachkrankenschwester für Intensiv- und Anästhesiepflege. Mit ihrem Mann und ihrem Sohn lebt sie an der Südlichen Weinstraße. Sie schreibt mit Erfolg Romane und Kurzgeschichten in den Genres Crime, Mystery und Horror.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426445860
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.10.2019
Auflage1. Auflage
Seiten300 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse764 Kbytes
Artikel-Nr.4814539
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Teil 2


Am schlimmsten waren die Nächte. In der Dunkelheit klangen die Schreie seiner Mutter lauter als am Tag, wurden zu einem durchdringenden, nervenzerfetzenden Dauerlärm ohne Anfang und ohne Ende, der bis in alle Ewigkeit zu hallen schien. Es gab kein Entkommen von diesem Lärm, der sich weder durch Fenster noch durch Wände oder Türen aufhalten ließ. In seinen Vorstellungen flogen die Schreie wie silbrig glänzende Wesen hinaus durch die Wälder und von dort zu den Sternen hinauf. Als würde seine Mutter dem Himmel ihr baldiges Kommen ankündigen, denn die Ärzte sagten, sie hätte vielleicht noch einen oder zwei Monate zu leben; wenn sie Glück hätte, drei.

Lars zerbrach sich den Kopf darüber, ob man von Glück reden konnte, wenn jemand jede Nacht so schrie. Aber die Ärzte hörten das nicht. Sie schlummerten friedlich in ihren Betten, damit sie sich am nächsten Tag ausgeruht um die Kranken kümmern konnten, die die ganze Nacht vor Schmerzen geschrien hatten.

Er zog sich die Decke über den Kopf, aber es half nichts: Die Schreie wollten nicht verschwinden. Ohrenstöpsel waren zu groß für seine kleinen Ohrmuscheln und fielen gleich wieder heraus. Verhindern konnten sie die Schreie sowieso nicht; vielmehr klangen sie dann gedämpft, als hätte man seiner Mutter einen Knebel in den Mund gesteckt, damit sie nur noch erstickte Laute von sich geben konnte. Er schämte sich dafür, dass ihm der Gedanke, genau das zu tun, bereits gekommen war.

Die Schreie folgten ihm in jedes Zimmer in dem großen Haus. In seiner Verzweiflung stieg er in den Keller hinab, weil er hoffte, dass es dort leiser sein könnte. Im Keller wohnte eine Maus, die man nie zu Gesicht bekam, aber ihr Trippeln und Huschen war ständig zu hören. Ihm war, als wäre es der Tod persönlich, der ins Haus eingedrungen war und unbemerkt versuchte, zu seiner Mutter ins Zimmer zu schleichen, um sie zu holen. Das hielt Lars nicht lange aus. Er legte sich wieder in sein Bett, in dem er sich schlaflos hin und her wälzte und darauf wartete, dass der Morgen graute und seine Mutter vor Erschöpfung einschlief, wenn Blanka ihr eine Dosis Morphium verabreichte.

Er stand früh auf und eilte verstohlen vor der Tür zum Krankenzimmer hin und her, sobald Blanka darin verschwunden war. Blanka war eine energische Person und immer in Bewegung. Ihre billigen Gesundheitsschuhe verursachten ein nervöses Quietschen auf dem Parkettboden. Wenn sie etwas brauchte, das nicht in den Schränken im Krankenzimmer vorrätig war, hörte Lars diese Schuhe näher kommen: Quieeeetsch, quieeetsch. Dann war es Zeit, sich zu verkrümeln. Blanka scheuchte ihn gerne hinein ins Zimmer seiner Mutter, damit er ihr »Guten Tag« sagen konnte, oder »Wie geht es dir«, oder etwas ähnlich Geistreiches, das sich angesichts ihres erbarmungswürdigen Zustandes wie ein boshafter Witz anhörte.

Blanka war der Meinung, dass er seiner Mutter gefälligst mehr Beistand leisten sollte. Aber Lars wollte sie nicht sehen. Er verzehrte sich nach der Mutter, die gesund gewesen war, nach ihrem freundlichen Lächeln, ihrer Wärme und ihrer Umarmung. Das Ding, zu dem der Krebs sie gemacht hatte, konnte er nicht ertragen. Es hatte mit seiner Mutter nichts mehr gemeinsam. Das Ding hatte kaum noch Haare auf dem Schädel. Sie waren ausgefallen bei seinem letzten Besuch im Krankenhaus, durch die Medikamente, die ihm verabreicht worden waren, damit es noch ein paar Wochen länger zu Hause schreien und Lars in den Wahnsinn treiben konnte. Das Ding hatte eitrige Pusteln im Gesicht und Bläschen an den Lippen. Einmal hatte es versucht, ihn zu küssen, doch er schreckte zurück, weil er Angst hatte, sich damit anzustecken. Er hatte Angst, dass das Ding erneut versuchen würde, ihn anzufassen, daher betrat er das Zimmer nur, nachdem er sich vergewissert hatte, dass es schlief und mit dem Gesicht zum Fenster gedreht lag, damit es ihn nicht in der offenen Tür stehen sehen konnte, wenn es unerwartet die Augen aufschlug.

Das Ding war knochig und dürr wie ein Besenstiel. Sein Körper erinnerte an den Stamm eines abgestorbenen Baumes im Winter, mit Armen und Beinen wie knorrigen Ästen und mit einer Haut wie raue, weiße Rinde. Manchmal blieben seine Schreie in Lars´ Kopf, wenn er das Haus verließ. Sie tobten darin, prallten an der knöchernen Hülle seines Schädels ab und wurden hin- und hergeworfen. Während der Lehrer in der Schule eine mathematische Gleichung an die Tafel schrieb und sie der Klasse erklärte, starrte Lars auf die Kreide und lauschte den Schreien des Dings in seinem Kopf.

*

»Der Neue«, sagte Herr Klee. »Wie heißt du noch mal? Lars Marquardt, nicht wahr?«

»Huuuhh?« Lars fuhr aus seinen Tagträumen hoch. »Wie bitte?« Die Schreie wurden zu einem boshaften Kichern und verstummten schließlich.

Der Lehrer schnaubte ungeduldig. »Ich habe gefragt, ob du an die Tafel kommen und Ulli helfen möchtest, diese Aufgabe zu lösen.«

Lars wollte nicht. Er war gut in Mathematik, er mochte die unumstößliche Logik und die Reinheit der Zahlen. Zahlen waren verlässlich, sie veränderten sich nicht von heute auf morgen wie seine Mutter oder wie sein ganzes Leben. Trotzdem, er hasste es, wenn seine Mitschüler ihn anstarrten, und das würden sie zweifellos tun, wenn er vor ihnen wie auf dem Präsentierteller stand.

Eine mathematische Gleichung stand an der Tafel. Davor trat ein Junge namens Ulli nervös von einem Bein aufs andere. Seinem ratlosen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er mit der Aufgabe überfordert.

Herr Klee wirkte verdrossen. »Was ist denn nun?«, fragte er ungeduldig. »Kommst du nun nach vorne oder nicht?«

»Natürlich.« Unsicher stand Lars auf und stolperte prompt über seinen Schulranzen. Einige Schüler kicherten verhalten, dann waren alle still. Ihre Blicke bohrten sich in seinen Rücken, als er sich langsam auf die Tafel zubewegte.

Lars nahm die Kreide, die Ulli ihm entgegenhielt. Er schaute die Gleichung kurz an; schnell wusste er die richtige Lösung und schrieb sie an die Tafel. Herr Klee saß währenddessen mit einer Hinterbacke auf der Ecke des Lehrerpultes und wippte lässig mit dem Bein. »Willst du dazu etwas sagen?«, fragte er.

Mit leiser Stimme erklärte Lars der Klasse die Lösung. Seine früheren Freunde hatten ihn für seine guten Noten bewundert. Hier wusste er, dass das Gegenteil der Fall war. Man nannte ihn Streber. Besserwisser.

»Ihr solltet das mittlerweile verstanden haben«, sagte Herr Klee zu Ulli, und dann an die Klasse gewandt: »Ich denke, es ist Zeit für einen Test zu diesem Thema. Lars hat euch gezeigt, dass es nicht zu schwierig ist.« Er seufzte. »Ich sehe schwarz für euch, wenn ihr kein bisschen Ahnung von der Materie habt.«

Während er abgelenkt war, nahm Ulli blitzschnell ein rotes Kreidestück aus der Ablage unter der Tafel und zog es über Lars´ Stirn. Die Schüler kicherten.

Herr Klee drehte sich zu Lars um. »Was tust du da? Geh dich sauber machen«, sagte er. Mit einer Handbewegung schickte er Lars an seinen Platz zurück.

Mit gesenktem Kopf schlich Lars durch die Reihen der Sitzbänke und starrte auf seine Füße, um nicht wieder zu stolpern und um den Blicken seiner Mitschüler auszuweichen. Seht ihn euch an, diesen Langweiler. Diesen Typen ohne Freunde, der seine Nase in Bücher steckt und ständig den Anschluss verpasst. Ein Junge schob sein Bein nach vorne, in der Hoffnung, Lars würde darüber stolpern, aber er wich ihm aus. Mit brennendem Gesicht setzte er sich auf seinen Stuhl.

»Wenn auch nur einer von euch eine Fünf schreibt, bekommt ihr alle miteinander Extra-Hausaufgaben. Zwei Wochen lang«, sagte Herr Klee.

Ein erschrockenes Raunen ging durch die Klasse.

Lars setzte sich an seinen Platz und holte ein Taschentuch aus dem Ranzen, um den Kreidestrich von seiner Stirn zu wischen. So gut er im Unterricht mitkam, so wenig kam er mit seinen neuen Klassenkameraden zurecht. Sie mochten ihn nicht. Er war neu und gehörte einfach nicht dazu. Sie benahmen sich, als wäre er ihnen im Weg. In den Pausen standen sie lachend und schwatzend in Grüppchen zusammen, er stand alleine. Wenn sie für nachmittags etwas ausmachten, ins Kino oder in die Eisdiele gingen, war für ihn kein Platz. Sie lästerten über seine guten Noten und über seine schicken Markenklamotten und über sein Handy. Schon zweimal waren seine Sachen beschädigt worden; in seiner neuen Jacke klaffte plötzlich ein Loch im Ärmel, das aussah, als hätte jemand in den Stoff geschnitten, und in seine Turnschuhe für den Schulsport hatte irgendwer Stinkekäse hineingeschmiert. Er hatte die Schuhe wegwerfen müssen und seine alten wieder angezogen, obwohl die längst zu klein waren.

Er müsse sich anpassen, hatte man ihm gesagt. Lars wusste nicht, wie er das anstellen sollte; er war, wie er nun einmal war, und wie sollte er sich auf einmal anpassen? Was hieß das eigentlich? Hieß es, dass man machen musste, was die anderen wollten? Gefällig sein? In seiner alten Klasse hatte man ihm nie vorgeworfen, dass er nicht zu den anderen passen würde. Da war er einfach Lars Marquardt gewesen, ein ruhiger, freundlicher Junge, und nie hatte sich einer über ihn beschwert.

 

Ein schmerzhafter Schlag traf ihn ins Genick. »Dir ist doch hoffentlich klar, dass es deine Schuld ist, wenn wir einen Test schreiben«, sagte eine wütende Stimme.

Lars rieb seinen Nacken und drehte sich um. Ulli stand vor ihm. Nervös blickte sich Lars um, aber kein Lehrer war weit und breit in Sicht. Er war auf dem Weg zur Bushaltestelle, und wenn er sich nicht beeilte, würde er den Bus verpassen.

»Ich habe nur die Aufgabe gelöst«, sagte Lars. »Was hätte ich denn tun sollen? Ich kann doch nicht einfach eine falsche Lösung an die Tafel...
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