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Ein Mann für jede Tonart

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am01.05.20231. Auflage
»Zu dir oder zu mir?« fragte er. »Ich habe Champagner kaltgestellt und Lachs im Kühlschrank.« - »Äm ...« entfuhr es mir. Sollte ich ihm sagen, daß ich bereits einen Nudelauflauf für einen anderen Mann im Ofen hatte? Es wurde schwierig! Die Sängerin Pauline Frohmuth trifft auf der Bühne stets den richtigen Ton - in ihrem turbulenten Privatleben neigt sie dafür umso stärker zum Gefühlschaos. Zugegeben: Es ist durchaus reizvoll, sich von zwei Männern umschwärmen zu lassen. Und dass der eine von ihnen für ihren Geschmack ein bisschen zu verheiratet ist - nun, niemand ist perfekt. Doch dann wird Pauline schwanger. Und sie hat keine Ahnung, welcher ihrer beiden Verehrer der Vater ist ... Frisch, frech und herrlich humorvoll: Der Bestseller von Hera Lind, einer der erfolgreichsten deutschen Unterhaltungsautorinnen aller Zeiten. »Hera Lind schreibt Romane, deren Lästerton die Herzen der stolzesten Frauen trifft. « Die Zeit

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

Klappentext»Zu dir oder zu mir?« fragte er. »Ich habe Champagner kaltgestellt und Lachs im Kühlschrank.« - »Äm ...« entfuhr es mir. Sollte ich ihm sagen, daß ich bereits einen Nudelauflauf für einen anderen Mann im Ofen hatte? Es wurde schwierig! Die Sängerin Pauline Frohmuth trifft auf der Bühne stets den richtigen Ton - in ihrem turbulenten Privatleben neigt sie dafür umso stärker zum Gefühlschaos. Zugegeben: Es ist durchaus reizvoll, sich von zwei Männern umschwärmen zu lassen. Und dass der eine von ihnen für ihren Geschmack ein bisschen zu verheiratet ist - nun, niemand ist perfekt. Doch dann wird Pauline schwanger. Und sie hat keine Ahnung, welcher ihrer beiden Verehrer der Vater ist ... Frisch, frech und herrlich humorvoll: Der Bestseller von Hera Lind, einer der erfolgreichsten deutschen Unterhaltungsautorinnen aller Zeiten. »Hera Lind schreibt Romane, deren Lästerton die Herzen der stolzesten Frauen trifft. « Die Zeit

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426445938
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.05.2023
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse1211 Kbytes
Artikel-Nr.11474272
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Ein Brummen und Summen ging durch den Probensaal, man redete, lachte, begrüßte sich, scherzte, manch einer stimmte auch angelegentlich sein Instrument oder gab eine Passage aus dem Notenblatt zum besten. Jürgen saß versunken auf seinem Stuhl und liebkoste sein Oboenmundstück. Emsig, mit feuchten Lippen und Preßgrübchen im Gesicht. Das Mundstück gab gequälte Laute von sich, die Oboe selbst lag teilnahmslos herum. Ich könnte mal hingehen und sagen, ich höre dir so gern beim Mundstückeinweichen zu, dachte ich erbost. Ich mag deine Oboe auch ohne Mundstück. Oder so was. Vielleicht würde er merken, wie blöd er vorhin war. Aber der gekränkte Ritter würdigte mich keines Blickes.

Warum auch. Wer sich zum Chor umdreht oder lacht, kriegt den Buckel vollgemacht.

Als der Maestro kam, klopfte man gönnerhaft Beifall aufs Pult. Ein angesehener Meister des Taktstocks. Man kennt ihn. Wenn auch nur vom Plattencover oder aus dem Radio.

Der Meister zupfte sich seine strähnigen, fettigen dünnen Haare in den Hinterkopf, wo er sie mit einer Spange befestigte. Dann schüttelte er dem ersten Geiger kräftig die Hand. Dienstfertiges Aufspringen. Heftiges Schütteln seinerseits. Was sie sich an Herzlichkeiten sagten, konnte ich nicht verstehen.

Mit überraschend dünnem Stimmchen verkündete der Maestro: »Takt zwanzig, Damänchärän, bittä Ruhä, wir sind doch nicht im Kindergartän.«

Da hatte er nicht unrecht. Wir rissen uns zusammen. Dienst ist Dienst.

Im Saal lungerten einige Leute herum. Irgendwelche Gönner und Kunstkenner und Insider und Besserwisser. Also vielleicht Inspizienten und Chordirektoren und Korrepetitoren und Notenkofferschlepper oder Stimmgabelträger, was weiß ich. Wichtige Persönlichkeiten jedenfalls. Ich versuchte, mich auf die Probe zu konzentrieren.

»Takt dreizehn auf der drei bitte sforzato, und ab Takt sechzehn beginnendes Diminuendo.«

Aha. Allgemeines Bleistiftzücken und Kopfnicken.

Ich überlegte, was ich nach dem Diminuendo, also heute abend, machen würde. Essen gehen? Mit Kollegen? Das hatten wir doch schon so oft.

Allein? Kino? Oder ins Hotelzimmer und bieder sein? Fernsehen? Heile Welt mit Thekla Carola Witta Meisel? Sicherlich das Beste und Gesündeste!

Jürgen stand nicht zur Debatte. Dann lieber Bobby Ewing.

Ziffer zwölf. Pianissimo. Aber gern.

Um mich herum vermischten sich die verschiedensten Stimmen zu einem interessanten Gemisch von Vibrato, Lufthauch, ungeräuspertem »Gestern-abend-Timbre«. Einige selbstverliebte Schwelltöne. Die Talentierten unter uns. Die verhinderten Solisten. Die werden noch entdeckt. Vielleicht heute abend, durch eben jene selbstverliebten Schwelltöne.

Zittervibrato von hinten, Knoblauchgeruch von rechts. Ich beschloß, den Abend allein im Hotelzimmer zu verbringen.

 

»Was machen Sie, sind Sie allein?«

Ich hatte mich mit »Ja bitte« gemeldet.

»Wer ist da bitte?« (Tonfall: »Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp?«)

»Georg Lalinde.«

Aha. Wo hatte ich den Namen schon gehört?

»Wir haben uns vor zwei Wochen kennengelernt, nach der Neunten in Braunschweig. Haben Sie mich schon vergessen?«

Ach der. Der Kritiker.

»Guten Abend, Herr Lalinde. Was verschafft mir die Ehre?«

»Ich bin hier in Frankfurt. Ich habe Sie eben gesehen, war bei der Probe.«

Aha. Einer von den Rumlungerern. Ich hatte nicht so genau hingeschaut.

»Und - hat es Ihnen gefallen?« - Was sollte ich sonst sagen?

»Ich würd es gern mit Ihnen bei einem Glas Wein besprechen. Haben Sie Lust?«

Lust auf Wein - bedingt. Lust auf Probenbesprechung - sehr mäßig. Lust auf Herrn Lalinde - nun ja. Vielleicht interessanter als das Wirtschaftsmagazin auf dem Mini-Flimmer-Gerät.

Was zieh ich an, was sag ich, was will der von mir?

»Also gut, ich hab heute abend nichts vor. Wo treffen wir uns?«

»Ich bin hier unten in der Halle.«

Also ... Ein Mann der Tat. Ich legte auf und zog mich um. Bloß nicht zu fein. Der Mann ist viel zu alt für dich. Eigentlich geschmacklos von dir, mit ihm auszugehen. Gestern Panne-Jürgen, heute dieser Kritiker, dieser furztrockene, wohlgescheitelte Mittvierziger im hellen Popelinemantel und mit Krawatte. Wieso war der überhaupt in Frankfurt?

 

Es wurde ein unheimlich netter Abend. Zuerst bummelten wir durch Sachsenhausen, tranken hier und da einen Apfelwein aus groben, trüben Gläsern, landeten dann in einer herrlich einfachen Kneipe mit blankgescheuerten Holztischen und hockten uns nebeneinander auf eine schmale Bank.

»Zwei Äppelwoi und zweimal Handkäs mit viel Musik!«

»Wird gemacht, die Herrschaften!« Ein dicker glatzköpfiger Wirt mit nicht mehr ganz reiner Schürze legte sich elegant in die Kurve und zog ab Richtung Theke.

»Warum haben Sie mich eigentlich angerufen? Wieso sind Sie hier in Frankfurt? Haben Sie zu Hause im Moment nichts zu tun?«

»Ich schreibe über die Probenarbeiten. Keiner meiner Kollegen hatte Lust dazu. Die meisten bleiben lieber zu Hause.«

»Und Sie?«

»Im Moment nicht so gern.«

Pause. Schweigen. Blick zu mir, Blick auf den Handkäs. Ungeschicktes Herumstochern in den Zwiebelstückchen. Ich dachte an die morgige Probe und an die ganz neue Duftkomponente in der zweiten Reihe. Die Kollegen waren zum Knoblauchtanken beim Griechen.

»Was macht Ihre Frau, wie geht´s den Kindern?«

Wir hatten uns damals flüchtig darüber unterhalten. Ich hatte vergessen, was er über sie erzählt hatte. Im Grunde hatte ich den ganzen Mann vergessen.

»Dem Kind geht´s gut. Nina spielt jetzt im Klavierwettbewerb. Sie hat gute Chancen.«

Aha. Also ein Mädchen. Wie alt? Er hatte es mir bestimmt damals erzählt. Was man so auf Empfängen plaudert, wenn über die Musik nicht mehr gesprochen wird und der Sekt noch nicht ausgetrunken ist. Und der Chorbus noch nicht fährt.

»Und Ihre Frau? Geht´s ihr gut?«

Ich hatte sie auch kennengelernt. Kind, das ist eine Dame. Anfang Vierzig vielleicht, Typ: Hosenanzug Größe 38 und Strähnchen im kurzgeschnittenen Haar.

»Sie ist viel unterwegs.«

Aha. Sollte ich mir jetzt darauf etwas zusammenreimen? Schweigen. Drehen des Äppelwoiglases. Ich erzählte von mir. Von den Proben, den anderen Dienstreisen, den Kollegen. Ein unerschöpfliches Thema. Rettet jede Stimmung, bringt immer auf erfrischende Gedanken. Georg Lalinde lachte wieder. Wollte Genaues wissen. Taute regelrecht auf.

»Noch zwei Äppelwoi!«

Irgendwann nahm er meine Hand. Ich brauchte sie aber zum Gestikulieren, zum Nachahmen, zum Unterstreichen. Und zum Zigarettehalten. Er hatte mir eine angeboten, aus seinem goldenen Etui. Sie schmeckte so scheußlich, wie erste Zigaretten eben schmecken. Ein unangenehmes Schwindelgefühl schoß mir in den Kopf. Kind, warum tust du das jetzt? Ausgerechnet jetzt, nach achtundzwanzig Jahren passionierten Nichtrauchens?

Das Ausdrücken gelang mir nicht. Ich verbrannte mir den Finger. Georg Lalinde lächelte schmallippig-zynisch.

»Seit wann rauchen Sie denn?«

»Seit ich meine Hände beschäftigen muß.« Kind, laß doch diese Anspielungen.

Ich wollte gehen. Er wollte mir in den Mantel helfen. Nein danke. Ich halte nichts von diesen überalterten Umgangsformen. Schließlich ziehe ich mir seit mindestens vierundzwanzig Jahren allein den Mantel an.

Beide Hände in den Manteltaschen vergraben, wanderte ich neben ihm her. Sachsenhausen hatte inzwischen die Bürgersteige hochgeklappt. Feuchter Sprühregennebel zog über das Kopfsteinpflaster.

»Taxi oder laufen?«

»Laufen.«

Der Main lag kalt und dunkel und teilnahmslos vor der beleuchteten Stadtsilhouette. Ich atmete tief und mit System. Nur wieder klar im Kopf werden. Nur ins warme Hotelbett. Allein.

»Müde?«

»War ein langer Tag.«

»Leben Sie gerne so?«

»Wie meinen Sie das?« Wußte er von meinen oberflächlichen Eskapaden? Ich war eigentlich nicht »so eine«. Das lag mir gar nicht.

»Ja, so in der Gruppe und doch allein. Soviel unterwegs. So ohne Familie, was weiß ich, ohne Mann und Kind und Einbauküche oder was auch immer.«

»Im Moment lebe ich gerne so. Reisen und Musik machen und Leute treffen und damit auch noch Geld verdienen ...«

»Und später? Karriere oder Familie?«

»Karriere sicher nicht. Dafür bin ich nicht der Typ. Familie ...«

»Keine Karrierefrau?« Vielleicht ein etwas zu bohrender Unterton.

»Nein. Oder halten Sie mich dafür?«

»Dann müßten Sie als erstes lernen, sich in den Mantel helfen zu lassen.«

»Also keine Karriere.«

»Und der Mann, den Sie heiraten, darf Ihnen auch nicht in den Mantel helfen?«

Was für ein kleinkarierter Spießer. Popelinemantel, Krawatte, goldenes Zigarettenetui. Er könnte eben mein Vater sein. Schätzungweise war er achtzehn bis zwanzig Jahre älter als ich.

»Ehrlich gesagt, lege ich auf solche lächerlichen Kleinigkeiten keinen Wert.«

Es entspann sich eine Diskussion über dieses unerquickliche Thema. Es war doch fein, wieder nüchtern zu sein und streitlustige Rechthabereien von sich geben zu können.

»Bringen Sie mich eigentlich zum Hotel? Das müssen Sie nicht. Ich kann auch gut alleine gehen.«

Er blieb stehen. Sah mich enttäuscht an.

»Sind Sie wirklich so eine verunglückte Scheinemanze?«

Lalinde hatte recht. Ich benahm mich unmöglich.

»Entschuldigung. Ich rede mich manchmal in Rage. Ich würde mich sogar freuen, wenn Sie noch bis zum Hotel ...«

»Kleine Schwätzerin.«

Er hakte mich unter, und wir schoben weiter. Arm in Arm. Hoffentlich begegneten wir...
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Autor

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war klassische Sängerin, bevor sie mit Romanen wie Das Superweib, Der gemietete Mann und Die Champagner Diät sensationellen Erfolg hatte.  Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste.Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg, wo sie auch Schreibseminare anbietet.