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Die Freischwimmerin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am04.10.20221. Auflage
Ein Roman wie ein Sari: sinnlich, farbenfroh und vielschichtig »Die Freischwimmerin« ist ein ebensogefühlvoller wie spitzzüngig-witziger Roman über Ehe, Familie und den Mut, dein Leben in die eigenen Hände zu nehmen.   Wie die Lagen eines Saris breitet die 59-jährige Bhanu ihr Leben vor uns aus und erzählt vom viel zu frühen Tod ihrer Mutter, dem Verschwinden ihres Vaters und ihrer Kindheit bei Onkel, Tante und Großmutter in einer indischen Gemeinde in Tansania. Dort entdeckt sie nicht nur ihre Liebe zur Poesie, sondern auch zu Deek. Doch die beiden werden getrennt, als Bhanus Familie nach England übersiedeln muss. Schließlich hört sie, dass Deek geheiratet hat, und willigt in die Ehe mit Hiten ein. Bhanu empfindet viel für ihren Mann und liebt ihre beiden wundervollen Kinder - aber führt sie wirklich das Leben, das richtig für sie ist?   Die britisch-indische Autorin Preethi Nair lässt Bhanu ihre Geschichte mit einer gehörigen Portion Selbstironie erzählen. Einfühlsam und humorvoll zugleich widmet ihr Roman sich den großen Lebensthemen vieler Frauen: Liebe und Ehe, Mutterschaft und die Sehnsucht nach einem Leben, das sich richtig anfühlt.   Entdecken Sie auch Preethi Nairs Mutter-Tochter-Roman »Koriandergrün und Safranrot« über die Magie des Kochens und die heilende Kraft köstlicher Speisen.

Preethi Nair wurde 1971 in Kerala in Südindien geboren. Sie ist in London aufgewachsen, wo sie heute noch lebt und an der Fakultät der Financial Times / IE Business School Kreatives Schreiben lehrt. Sie hat viele Jahre als Unternehmensberaterin gearbeitet, gab diesen Beruf aber auf, um ihren Traum zu verwirklichen und Bücher zu schreiben. Ihre Romane 'Koriandergrün und Safranrot' sowie 'Der Duft der Farben' haben in Deutschland viele Leser*innen begeistert. 'Die Freischwimmerin' war zunächst als Theaterstück und One-woman-Show konzipiert. Jetzt wird der Roman als TV-Serie vom Produzenten von 'The Crown' für die BBC adaptiert. Mehr Informationen unter: www.preethinair.com
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin Roman wie ein Sari: sinnlich, farbenfroh und vielschichtig »Die Freischwimmerin« ist ein ebensogefühlvoller wie spitzzüngig-witziger Roman über Ehe, Familie und den Mut, dein Leben in die eigenen Hände zu nehmen.   Wie die Lagen eines Saris breitet die 59-jährige Bhanu ihr Leben vor uns aus und erzählt vom viel zu frühen Tod ihrer Mutter, dem Verschwinden ihres Vaters und ihrer Kindheit bei Onkel, Tante und Großmutter in einer indischen Gemeinde in Tansania. Dort entdeckt sie nicht nur ihre Liebe zur Poesie, sondern auch zu Deek. Doch die beiden werden getrennt, als Bhanus Familie nach England übersiedeln muss. Schließlich hört sie, dass Deek geheiratet hat, und willigt in die Ehe mit Hiten ein. Bhanu empfindet viel für ihren Mann und liebt ihre beiden wundervollen Kinder - aber führt sie wirklich das Leben, das richtig für sie ist?   Die britisch-indische Autorin Preethi Nair lässt Bhanu ihre Geschichte mit einer gehörigen Portion Selbstironie erzählen. Einfühlsam und humorvoll zugleich widmet ihr Roman sich den großen Lebensthemen vieler Frauen: Liebe und Ehe, Mutterschaft und die Sehnsucht nach einem Leben, das sich richtig anfühlt.   Entdecken Sie auch Preethi Nairs Mutter-Tochter-Roman »Koriandergrün und Safranrot« über die Magie des Kochens und die heilende Kraft köstlicher Speisen.

Preethi Nair wurde 1971 in Kerala in Südindien geboren. Sie ist in London aufgewachsen, wo sie heute noch lebt und an der Fakultät der Financial Times / IE Business School Kreatives Schreiben lehrt. Sie hat viele Jahre als Unternehmensberaterin gearbeitet, gab diesen Beruf aber auf, um ihren Traum zu verwirklichen und Bücher zu schreiben. Ihre Romane 'Koriandergrün und Safranrot' sowie 'Der Duft der Farben' haben in Deutschland viele Leser*innen begeistert. 'Die Freischwimmerin' war zunächst als Theaterstück und One-woman-Show konzipiert. Jetzt wird der Roman als TV-Serie vom Produzenten von 'The Crown' für die BBC adaptiert. Mehr Informationen unter: www.preethinair.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426461914
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum04.10.2022
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3769 Kbytes
Artikel-Nr.9138379
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Der Sari für meinen vierzigsten Hochzeitstag wurde während einer unserer kürzlichen Reisen in Mumbai gekauft. Obwohl der Ladenbesitzer Stein und Bein schwor, es seien der Schweiß von zwanzig Frauen und über einen Monat Handarbeit in diesen Stoff geflossen, nahm ich ihm das nicht ganz ab. Inzwischen wittere ich eine Lüge meilenweit. Insbesondere dann, wenn sie von einem Mann mit einem dicken Augenbrauenbalken kommt, denn die durch mangelnde Wahrhaftigkeit erzeugte Anspannung staut sich zumeist unmittelbar darüber.

»An Ihrem vierzigsten Hochzeitstag müssen Sie sich etwas ganz Besonderes gönnen, Madam. Die Farbe steht Ihnen ausgezeichnet«, verkündete er und drapierte einen weiteren Sari auf mir. »Fühlen Sie: Seide aus Benares, nur das Allerbeste für Ihren hohen Festtag.«

Es war ein wunderschön bestickter, himmelblauer Sari. Dennoch schüttelte ich den Kopf.

»Zehn Frauen haben ihn von Hand bestickt. Schauen Sie.« Geschickt entfaltete er den Sari-Zipfel, sodass eine Kolonne kunstvoll gearbeiteter Elefanten in Sicht kam.

»Kein Brokat bitte. Und auch kein Blau.«

»Aber die Farbe passt so gut zu Ihrem Teint, Madam.«

An diesem Punkt ist eine Erklärung angebracht: Nach den Maßstäben der aufsteigend sortierten indischen Hautfarbentafel, ein lebenswichtiges Kriterium in der Themenwelt der Eheanbahnung, würde man meinen Teint als »weizenfarben« bezeichnen. Dieser Begriff umfasst sämtliche Personen, die nicht unter »hellhäutig« eingruppiert werden können, steht jedoch für eine höhere Qualitätsklasse als »dunkel«. Ein weiterer Hinweis an alle, denen das Konzept einer arrangierten Ehe fremd ist: In Indien wird die Tragfähigkeit einer potenziellen Verbindung anhand einer Farbskala ermittelt. Sie müssen sich das wie die Dulux-Farbpalette vorstellen - die Wohlhabenderen unter Ihnen, wie meine Tochter zum Beispiel, können sich ja an der Skala von Farrow and Ball orientieren. Je heller der Hautton, desto besser die Heiratschancen. »Hell« bringt sogar mehr Punkte ein als ein Hochschulstudium. Wenn in den Biodaten (sprich, dem Lebenslauf der zu verheiratenden Person) »dunkel, aber Akademikerin« steht, kann man sicher sein, dass die Bedauernswerte ganz unten im Stapel landet.

Doch obwohl ich eine »weizenfarbene« Haut habe, wäre ich auf dem traditionellen Heiratsmarkt wohl ebenso in diesem Stapel versauert oder gleich als Ladenhüter geendet wie ein Sack abgelaufenes Chapati-Mehl, denn familiärer Hintergrund und gesellschaftliche Stellung spielen bei der Partnersuche eine nicht minder tragende Rolle. Ein gefälliges Horoskop gehört selbstverständlich auch dazu, eine weitere Hürde, an der ich wohl gescheitert wäre. Ich leide nämlich am sogenannten Marsdefekt, dessen nahezu zwangsläufige Folgen der frühe Tod des Ehemannes und der Untergang der gesamten Familie sind. Allerdings habe ich mich am System »arrangierte Hochzeit« vorbeigemogelt und bin stattdessen im kalten, klammen Büro eines Standesamts eine hastige »Liebesehe« eingegangen.

»Nein, dieser Sari nicht«, beharrte ich.

Hastig griff der Verkäufer nach dem nächsten. »Ein prachtvolles Grün, Madam, gegen Unfruchtbarkeit.«

»Sehe ich etwa aus, als wolle ich in meinem Alter noch einmal schwanger werden?«

Ich bin neunundfünfzig. Ich sehe aus wie neunundfünfzig. Ich bin keine vom Zahn der Zeit unbenagte Promi-Tussi, die gerade Zwillinge erwartet.

Mein Mann lachte. Ich lachte ebenfalls und grinste ihn an. Gerade wollte ich noch einen witzigen Spruch vom Stapel lassen, als der Verkäufer in olympiaverdächtiger Geschwindigkeit zur Glasvitrine und wieder zurück sprintete.

»Das ist genau der Richtige für Sie«, verkündete er, ein Keuchen unterdrückend, und streckte mir den Sari hin.

Ich wusste auf Anhieb, dass er ins Schwarze getroffen hatte. »Das, was du suchst, sucht dich ebenfalls«, lautet ein Aphorismus des Dichters Rumi. Und als ich diesen Sari sah, erkannten wir einander sofort.

»Georgette«, erklärte der Verkäufer und legte ihn mir um. »Für Sie und nur für Sie allein geschaffen von den Händen von zwanzig Frauen.« Gekonnt entrollte er den Stoff. »Schauen Sie - wie die aufgehende Sonne. Sie sind eine aufgehende Sonne, Madam.«

Unter gewöhnlichen Umständen hätte mir die Sache mit der aufgehenden Sonne eine lästerliche Bemerkung entlockt, aber der Sari war einfach atemberaubend. Er war mit Pailletten aus Kristall besetzt, in denen sich das Licht fing. Doch noch schöner war die Erinnerung, die diese aufgehende Sonne für einen Moment in mir wachrief.

Meine Großmutter und ich saßen auf dem roten Fliesenboden in ihrem Schlafzimmer, wo sie vorsichtig ihren Hochzeitssari auspackte, um ihn mir zu zeigen. Es war ihr zweiter Hochzeitssari, denn sie war Witwe gewesen und hätte sich deshalb eigentlich nicht wiederverheiraten dürfen. Aber sie pfiff auf die Konventionen und heiratete trotzdem.

»Ich hab mich aus Trotz für Rot entschieden, weil die Sonne immer wieder aufgeht. Immer, mein Kind, ganz gleich, wie dunkel die Nächte auch sein mögen. Vergiss das nie.«

Kurz vor ihrem Tod schenkte sie mir diesen Hochzeitssari und bat mich, ihn bei meiner eigenen Hochzeit zu tragen. Damals dachte ich noch, dass das der Tag sein würde, an dem ich Deepak, meine erste Liebe, heiratete. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Nun, eigentlich war es nicht das Schicksal, sondern meine Schwester. Andere Menschen haben leider die Macht, dein Leben auf den Kopf zu stellen, wenn du es zulässt. Also wurde der rote Hochzeitssari ordentlich weggepackt und diente später meiner Tochter als dekoratives Tischtuch anlässlich der Feier ihres einundzwanzigsten Geburtstags.

Ja, dieser orangefarbene »Sonnenaufgangssari« war eindeutig der Richtige. Ich griff mit den Händen in den Stoff und schnupperte daran. Fast rechnete ich damit, dass er nach meiner Großmutter riechen würde, doch er roch nur muffig, als hätte er zu lange in einem Schrank gelegen. Er roch, als wollte er, dass man ihn nach Harrow on the Hill brachte und ihm neues Leben einhauchte.

Der Verkäufer zog eine Seite seiner pelzigen Augenbraue hoch und wandte den Kopf geschmeidig in Richtung meines Mannes Hiten.

»Dieser Sari passt Ihrer Frau wie eine zweite Haut, Sir, und bei einem Anlass wie diesem sollte Geld keine Rolle spielen.«

Noch ehe ich Gelegenheit zu einer Antwort hatte, zückte Hiten die Brieftasche. Schnell wie der Blitz schnappte sich der Verkäufer das Geld aus seiner Hand. »Vielen Dank. Ich wünsche Ihnen noch weitere gemeinsame vierzig Jahre, Sir.«

Dann wäre ich ja fast hundert. Ich will aber nicht hundert werden. Und ich will nicht, dass sich diese Falten noch tiefer in mein Gesicht eingraben. Meine linke Gesichtshälfte ist bereits schief wie nach einem Schlaganfall. Nein, ich hatte keinen. Allerdings haben die vielen mit einem leicht verkniffenen Lächeln verbrachten Jahre ihren Tribut gefordert. Laut meiner Freundin Pushpa liegt es daran, dass ich hauptsächlich links kaue. Sie hat mir sogar einen Link zu einem Video über Gesichtsyoga auf YouTube geschickt, damit ich etwas dagegen unternehme. Ich habe den Link noch nicht einmal geöffnet. Pushpa reibt sich außerdem das Gesicht mit Crème de Mer ein. Die kostet etwa zweihundert Pfund pro Tiegel, eine ziemliche Geldverschwendung, wenn man sich Pushpas Gesicht ansieht. Guter alter Kurkuma wirkt genauso. Aber selbst der wird inzwischen zu winzigen Portiönchen verpackt und ist ein Vermögen wert. Diese Vertriebsleute finden einfach immer einen Weg, ihren Mitmenschen in die Tasche zu greifen. Allerdings brauche ich mir ums Altern keine allzu großen Sorgen zu machen. In meiner Familie wird niemand sehr alt. Mit fünfundsechzig kriegen alle ihr One-Way-Ticket ins Jenseits.

In Hitens Familie sieht es anders aus. Meine Schwiegermutter ist achtzig, und nichts weist darauf hin, dass sie sich so bald im Transitbereich einfinden könnte. Ich will wirklich nicht hundert werden. Gebt mir einfach noch zehn oder vielleicht fünfzehn schöne Jahre.

Langsam legte ich meinen Sonnenaufgangssari an, um mich für die »Überraschungsparty« zu Ehren meines vierzigsten Hochzeitstags und der Bekräftigung meines Eheversprechens in Schale zu werfen. Der Sari war wirklich eine Pracht - nur, dass ich mich alles andere als prächtig fühlte. Wieder starrte ich in den Spiegel, ohne die Frau zu erkennen, die meinen Blick erwiderte. Ich sah eher aus wie ein Sonnenuntergang. War mein Dutt möglicherweise zu groß und wirkte deshalb lächerlich? Gerade wollte ich ihn lösen, als Hiten ins Schlafzimmer marschiert kam und mir eine Diamanthalskette überreichte. Sie war nicht aus einem seiner eigenen Juwelierläden, sondern von Tiffany.

»Du bist wunderschön, Bhanu. Noch immer wunderschön.«

Nein, das stimmt nicht. Ich sehe aus wie eine alternde Tunte, hätte ich am liebsten protestiert. Außerdem ... bin ich über die Hochzeitszeremonie und die Party im Bilde. Können wir es nicht einfach lassen? Ich glaube, das stehe ich nicht durch.

Stattdessen lächelte ich. »Ist die wirklich für mich?«

»Für wen denn sonst?«, erwiderte er und öffnete routiniert die Schließe. Nachdem er mir die Kette umgelegt hatte, standen wir vor dem Spiegel.

»Sie ist wunderschön. Danke«, sagte ich und berührte seine Hand. Die Kette war tatsächlich ein Gedicht.

»Wie du«, beharrte er. »Du bist noch immer eine heiße Braut.«

»Und das nicht nur wegen der Hitzewallungen«, meinte ich in dem Versuch, die Stimmung...
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Autor

Preethi Nair wurde 1971 in Kerala in Südindien geboren. Sie ist in London aufgewachsen, wo sie heute noch lebt und an der Fakultät der Financial Times / IE Business School Kreatives Schreiben lehrt. Sie hat viele Jahre als Unternehmensberaterin gearbeitet, gab diesen Beruf aber auf, um ihren Traum zu verwirklichen und Bücher zu schreiben. Ihre Romane "Koriandergrün und Safranrot" sowie "Der Duft der Farben" haben in Deutschland viele Leser*innen begeistert. "Die Freischwimmerin" war zunächst als Theaterstück und One-woman-Show konzipiert. Jetzt wird der Roman als TV-Serie vom Produzenten von "The Crown" für die BBC adaptiert. Mehr Informationen unter: preethinair.com