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Murder Suicide - der inszenierte Tod

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am01.09.20221. Auflage
Selbstmörder, die zu Mördern werden - ein neues Thema von True Crime! War es ein Unfall, oder war es Mord? Der Neurologe Dr. Milan Zimmermann beantwortet diese Frage am Beispiel wahrer Geschichten über Familientragödien, Beziehungsdramen und Amokläufe mit unschuldigen Toten - sogenannte erweiterte Suizide. Ob bei spektakulären Verbrechen wie einem Amoklauf oder dem Germanwings-Absturz, ob bei Familientragödien oder dem gemeinsamen Tod eines betagten Ehepaars:Erweiterte Suizide sind immer Tragödien, denn unschuldige Menschen werden aus dem Leben gerissen. Solche Fälle beherrschen immer die Schlagzeilen: Das Interesse der Öffentlichkeit ist groß und die Anteilnahme oft bemerkenswert  Allein die Zahlen sind erschreckend: Etwa 11% der Morde an Frauen, 19% der Morde an Kindern und 3% der Tötungen von Männern geschehen im Rahmen von erweiterten Suiziden. Bis zu 29% der Frauen und bis zu 60% der Männer, die ihre Kinder töten, begehen im Anschluss Suizid.  Milan Zimmermann ist der gefragte Experte auf diesem Gebiet. Er untersucht seit langem erweiterte Suizide. Die Ergebnisse seiner Arbeit präsentiert er nun einem breiten Publikum in bester True-Crime-Manier in diesem Sachbuch: Anhand einzelner wahrer Fälle begibt er sich auf die Suche nach den Motiven, die erweiterte Suizide auslösen. Er beschreibt die unterschiedliche Vorgehensweise von Männern und Frauen und geht auf einige bekannte Fälle wie den Amoklauf von Winnenden und den Absturz einer Germanwings-Maschine ein. Am Anfang fast jeder solchen Untersuchung steht die Frage, ob es sich um ein Verbrechen oder einen Unfall handelt. In der Regel steht dann die Frage im Raum, wer der Täter und wer das Opfer ist. Dabei helfen moderne kriminaltechnische Untersuchungen, Nachlässe und Interviews mit Familienangehörigen, Freunden und Bekannten, Licht in das Dunkel zu bringen. Mit seinen anschaulichen Fallschilderungen lässt uns Milan Zimmermann an dieser spannenden und oft überraschenden kriminalistischen Spurensuche teilhaben.

Milan Zimmermann ist seit 2016 Neurologe an der Universitätsklinik Tübingen und forscht am Hertie Institute for Clinical Brain Research über neurodegenerative Erkrankungen. Er war Doktorand von Prof. Dr. Michael Tsokos und hat seine Promotion an der Charité 2017 mit einer Arbeit über erweiterte Suizide erfolgreich abgeschlossen. Zusammen mit anderen jungen Klinikärzten betreibt er den YouTube-Kanal MediKuss, der medizinisches Wissen auf leicht verständliche Weise vermittelt. Milan Zimmermann hat mehrere eigene Krimigeschichten in Anthologien veröffentlicht.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextSelbstmörder, die zu Mördern werden - ein neues Thema von True Crime! War es ein Unfall, oder war es Mord? Der Neurologe Dr. Milan Zimmermann beantwortet diese Frage am Beispiel wahrer Geschichten über Familientragödien, Beziehungsdramen und Amokläufe mit unschuldigen Toten - sogenannte erweiterte Suizide. Ob bei spektakulären Verbrechen wie einem Amoklauf oder dem Germanwings-Absturz, ob bei Familientragödien oder dem gemeinsamen Tod eines betagten Ehepaars:Erweiterte Suizide sind immer Tragödien, denn unschuldige Menschen werden aus dem Leben gerissen. Solche Fälle beherrschen immer die Schlagzeilen: Das Interesse der Öffentlichkeit ist groß und die Anteilnahme oft bemerkenswert  Allein die Zahlen sind erschreckend: Etwa 11% der Morde an Frauen, 19% der Morde an Kindern und 3% der Tötungen von Männern geschehen im Rahmen von erweiterten Suiziden. Bis zu 29% der Frauen und bis zu 60% der Männer, die ihre Kinder töten, begehen im Anschluss Suizid.  Milan Zimmermann ist der gefragte Experte auf diesem Gebiet. Er untersucht seit langem erweiterte Suizide. Die Ergebnisse seiner Arbeit präsentiert er nun einem breiten Publikum in bester True-Crime-Manier in diesem Sachbuch: Anhand einzelner wahrer Fälle begibt er sich auf die Suche nach den Motiven, die erweiterte Suizide auslösen. Er beschreibt die unterschiedliche Vorgehensweise von Männern und Frauen und geht auf einige bekannte Fälle wie den Amoklauf von Winnenden und den Absturz einer Germanwings-Maschine ein. Am Anfang fast jeder solchen Untersuchung steht die Frage, ob es sich um ein Verbrechen oder einen Unfall handelt. In der Regel steht dann die Frage im Raum, wer der Täter und wer das Opfer ist. Dabei helfen moderne kriminaltechnische Untersuchungen, Nachlässe und Interviews mit Familienangehörigen, Freunden und Bekannten, Licht in das Dunkel zu bringen. Mit seinen anschaulichen Fallschilderungen lässt uns Milan Zimmermann an dieser spannenden und oft überraschenden kriminalistischen Spurensuche teilhaben.

Milan Zimmermann ist seit 2016 Neurologe an der Universitätsklinik Tübingen und forscht am Hertie Institute for Clinical Brain Research über neurodegenerative Erkrankungen. Er war Doktorand von Prof. Dr. Michael Tsokos und hat seine Promotion an der Charité 2017 mit einer Arbeit über erweiterte Suizide erfolgreich abgeschlossen. Zusammen mit anderen jungen Klinikärzten betreibt er den YouTube-Kanal MediKuss, der medizinisches Wissen auf leicht verständliche Weise vermittelt. Milan Zimmermann hat mehrere eigene Krimigeschichten in Anthologien veröffentlicht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426464847
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.09.2022
Auflage1. Auflage
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3130 Kbytes
Artikel-Nr.9138286
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Teil I
Wand des Schweigens

Ein Prolog
Am Ende bleiben nichts als Fragen ...

Mittwochabend, 16. Februar 2022. Ein Supermarktparkplatz in Kirchheim unter Teck in der Nähe von Stuttgart. Ein neunundfünfzig Jahre alter Polizist des Landeskriminalamts schoss mit seiner Dienstwaffe unvermittelt auf eine achtundfünfzigjährige Frau und tötete sie dabei. Es stellte sich heraus, dass sie seine von ihm getrennt lebende Ehefrau war. Sie beendete an dem Abend ihren Arbeitstag in dem Bio-Markt. Der Mann wurde wenig später in seinem auf dem Parkplatz stehenden Wagen tot aufgefunden. Es wurde in der Folge bekannt, dass er sie wohl schon vorher mehrfach bedroht hatte.

 

Oktober 2021. Landkreis Lüneburg. Der Prozess gegen einen siebenundachtzigjährigen Mann begann. Er lebte seit drei Jahren mit seiner gleichaltrigen Ehefrau in einem Seniorenwohnheim. Sie war an Demenz erkrankt, er selbst auf den Rollstuhl angewiesen und erblindet. Mehrmals stach er auf das Gesicht und den Hals seiner Frau ein. Anschließend hielt er das Küchenmesser an seinen eigenen Hals, verletzte sich aber nur leicht. Er sagte, er habe sie nun »erlöst«. Die Angst, dass er sie nicht mehr richtig versorgen könnte, spielte laut seiner Aussage vor Gericht eine wichtige Rolle.

 

12. März 2021. München. Ein Lehrer um die vierzig stürzte sich mit seiner kleinen Tochter aus einem Fenster seiner Schule aus achtzehn Metern Höhe. Er hinterließ einen Abschiedsbrief. Zu möglichen Motiven wurde aber nichts weiter bekannt.

 

24. November 2020. Washington, USA. Eine fünfundfünfzigjährige Psychologin war im Sorgerechtsstreit mit ihrem geschiedenen Ex-Mann. Sie betäubte die Zwillingstöchter und erschoss sie anschließend. Dann brachte sie sich ebenfalls mittels einer Schussabgabe um.

 

17. November 2020. Wien-Donaustadt. Eine einunddreißig Jahre alte Mutter tötete ihre drei Kinder durch Ersticken unter einem Kopfkissen. Sie schilderte im Strafverfahren, dass sie mit den Kindern »in den Himmel gehen« wollte, da sie für diese keine Zukunft unter der Obhut des von ihr getrennt lebenden Ehemanns und seiner möglichen neuen Partnerin gesehen habe. Sie hatte die Befürchtung, dass er die Kinder zu sich nehmen werde. Sie habe auch überlegt, ihn ebenfalls zu töten. Nach der Tat kam es zu mehreren Suizidversuchen, die die Mutter überlebte. Sie soll unter Depressionen gelitten haben. In den Monaten vor der Tat sei es zu wiederholten Konflikten mit dem Ehemann gekommen. Sie vermutete eine außereheliche Beziehung zu ihrer Tante in Nepal. Außerdem äußerte sie die Befürchtung, dass er Gift in ihr Essen mische. Sie wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

 

21. Februar 2020. Manching in Oberbayern. Eine achtunddreißigjährige Frau erstach zunächst ihre beiden Töchter, drei Jahre und zehn Monate alt, mit einem Küchenmesser in einem Pkw vor dem Airbus-Werk, wo sie tätig war. Danach stieg sie in einem nahe gelegenen Bürogebäude über ein Treppengeländer und stürzte aus großer Höhe in den Tod.

 

22. Februar 2013. In der Nähe von Köln. Ein Vater tötete seine zwei und vier Jahre alten Töchter mit Hammerschlägen. Anschließend fuhr er auf der Autobahn A61, nachdem er auf einem Rastplatz gewendet hatte, als Geisterfahrer frontal in einen Lkw. Er starb bei dem Aufprall. Außerdem wurde bei dem Auffahrunfall mindestens eine Person schwer verletzt.

 

26. Januar 2012. Langenfeld bei Köln. Ein vierunddreißigjähriger Familienvater tötete sein neun Monate altes Kind und seine ein Jahr jüngere Frau mittels Chloroformintoxikation. Am nächsten Tag brachte er auch seinen fünfjährigen Sohn um, steckte das Haus in Brand und starb selbst an einer Kohlenmonoxidvergiftung. In seinem Abschiedsbrief schrieb er, dass er in der Vergangenheit viele Fehler begangen habe und der Überzeugung sei, seiner Familie »keine lebenswerte Zukunft« mehr bieten zu können. Er hätte sie in eine »tiefe Trauer gestürzt«, wenn er am Leben geblieben wäre, aber auch mit seinem »alleinigen Tod«. Davor habe er sie »bewahren« wollen. Erst später stellte sich heraus, dass er als selbstständiger Programmierer viele Schulden angehäuft hatte. Er war mit vielen Aufträgen in Verzug gekommen und hatte sich ein großes Lügenkonstrukt aufgebaut, das vor der Tat zu kollabieren drohte. Vor dem Familienmord hatte er die Wohnung schon einmal in Brand gesetzt. Dabei war niemand verletzt worden, das Feuer hatte gelöscht werden können.

 

19. Oktober 1992. Ein Reihenhaus in Bonn. Die beiden Lebensgefährten Petra Kelly und Gert Bastian wurden mit Kopfschussverletzungen tot aufgefunden. Kelly, Gründungsmitglied der Partei Die Grünen, starb dabei im Alter von vierundvierzig Jahren an einem absoluten Nahschuss, was zu vielen Spekulationen führte. Eine Beteiligung Dritter wurde allerdings ausgeschlossen. Ausgegangen wurde schnell von einer Tötung durch den neunundsechzigjährigen Bastian. Die Frage, ob sie möglicherweise im Schlaf von dem ehemaligen Generalmajor getötet wurde, ist seitdem immer wieder aufgeworfen worden. Frühere Aussagen zu einem potenziellen Einverständnis Kellys wurden in der Folge vorsichtiger formuliert. Möglicherweise ging Bastian davon aus, dass sie nicht ohne ihn leben wolle, und brachte sie deshalb vor seinem Suizid um. Auch er war Mitglied bei den Grünen und engagierte sich wie Petra Kelly in der westdeutschen Friedensbewegung.

 

Immer wieder wird in Zeitungen oder anderen Medien von sogenannten erweiterten Suiziden berichtet. Ein Mann, der gemeinsam mit seiner Ehefrau in den Tod geht. Ein anderer, der seine Frau und Kinder umbringt und sich danach tötet. Eine Frau, die sich und ihre Kinder mit in den Tod nimmt. Ein Amoklauf, bei dem der Täter viele Menschen erschießt und dann entweder Suizid begeht oder einen »suicide-by-cop« provoziert, einen Suizid durch einen Polizisten. Dies lässt uns mit Fassungslosigkeit und Ängsten zurück.

Vielfach beschränken sich die Verfasser dieser Nachrichten auf eine Aufzählung der Opfer, geben höchstens einige wenige Details zu den Motiven bekannt. Meist aber bleibt die Frage nach dem Warum offen. Dies führt häufig zu Spekulationen.

Erweiterte Suizide, also eine Verbindung von Mord und Selbsttötung, teilen jedoch viele Charakteristika mit alleinigen Suiziden. So trifft das zum Beispiel auf zugrunde liegende psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen zu. Es ist aber möglich, sie zu verhindern. Der wichtigste Ansatz zur Prävention besteht meiner Meinung nach in einer Aufklärung und damit einhergehenden Destigmatisierung von psychiatrischen Erkrankungen, über die in der Gesellschaft oft noch viele Vorurteile bestehen. Damit sind die Hürden für Betroffene, über ihre dunklen Gedanken zu reden, leider in vielen Fällen sehr hoch.

Es ist ein schwieriges Thema, und ich will mich diesem mit Beispielen aus der Literatur annähern. Sie beleuchten die potenzielle Vorgeschichte von erweiterten Suiziden und geben Informationen, die sonst kaum bekannt sind. Ich gehe auf die Kriterien ein, die vorhanden sein müssen, um einen erweiterten Suizid als solchen zu benennen (Teil I). Auf männliche Täter, die mehr als jede andere Gruppe in erweiterte Suizide verwickelt sind (Teil II), und welche Hintergründe bei weiblichen Tätern eine Rolle spielen (Teil III). In Teil IV beschäftige ich mich mit gemeinsamen Suiziden bei älteren, meist vorerkrankten Menschen und der Frage, welchen Einfluss Einsamkeit auf psychiatrische Erkrankungen hat und ob die SARS-CoV-2-Pandemie durch Lockdowns und Social Distancing zu einer möglichen Zunahme von Depressionen und Suizidalität (ge)führt (hat). Spezielle Unterkategorien von erweiterten Suiziden wie Terroranschläge und Amokläufe werden in Teil V thematisiert. In Teil VI geht es um Hilfsangebote und Präventionsstrategien.

Ich spreche Tabus an, was ein wichtiger Schritt hin zur Destigmatisierung dieser Erkrankungen darstellt. Unerlässlich wird es dabei sein, in die Tiefe und oft auch Abgründe der menschlichen Seele abzutauchen.

 

Ein paar Worte nun zu meiner Person, damit Sie verstehen, warum ich mich mit diesem ungewöhnlichen Thema beschäftige. Primär bin ich Neurologe und auf die Behandlung und Erforschung von Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson spezialisiert. Meine Promotion habe ich während und nach dem Studium allerdings im Institut für Rechtsmedizin der Charité bei Prof. Dr. Michael Tsokos erstellt. Mich hat die Beschäftigung mit komplexen, vielschichtigen Themen immer schon fasziniert. Entscheidend war für mich der Ansporn, mit meinen Erkenntnissen möglicherweise dazu beizutragen, dass Suizide und erweiterte Suizide in Zukunft besser verhindert werden können beziehungsweise bessere Präventionsprogramme entwickelt werden können.

Seit 2013 habe ich mich dementsprechend neben meiner neurologischen Spezialisierung intensiv mit dem Thema beschäftigt, initial über 2000 Obduktionsakten ausgewertet, mich mit Sektionsprotokollen, Abschiedsbriefen und Polizeiberichten, Zeitungsberichten und der gesamten Literatur zu...
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Autor

Milan Zimmermann ist seit 2016 Neurologe an der Universitätsklinik Tübingen und forscht am Hertie Institute for Clinical Brain Research über neurodegenerative Erkrankungen. Er war Doktorand von Prof. Dr. Michael Tsokos und hat seine Promotion an der Charité 2017 mit einer Arbeit über erweiterte Suizide erfolgreich abgeschlossen. Zusammen mit anderen jungen Klinikärzten betreibt er den YouTube-Kanal MediKuss, der medizinisches Wissen auf leicht verständliche Weise vermittelt. Milan Zimmermann hat mehrere eigene Krimigeschichten in Anthologien veröffentlicht.
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