Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit.

BuchKartoniert, Paperback
186 Seiten
Deutsch
Duncker & Humbloterschienen am22.06.1995
Vorwort

Dieser Band enthält überarbeitete Referate, die auf der sechsten Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft in der Politischen Akademie Tutzing im März 1994 zum Thema: »DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit« gehalten wurden. Die Ergebnisse der Beiträge stimmen überein bzw. ergänzen sich. Mehr als ein halbes Jahrhundert nationalsozialistischer und kommunistischer Diktatur hat die in der DDR verbliebenen Menschen verhängnisvoll geprägt. Akademiker - vorzüglich auf den Gebieten Gesellschaftswissenschaft, Pädagogik, Soziologie, Ökonomie, Jura, Philosophie, Journalistik, Geschichte, Psychologie - wurden dadurch weit stärker getroffen als Techniker oder gar Facharbeiter und Hilfskräfte. Wissenschaft verstanden die SED-Führer als Instrument zur Erhaltung ihres Machtmonopols. Akademiker in Leitungspositionen waren fast immer hoch priviligierte Werkzeuge der Partei. Die Berufskarriere der DDR-Akademiker begründeten weniger Bildung und wissenschaftliche Leistung als vielmehr treuer Dienst für die SED. Habilitationsschriften, Doktorarbeiten, Diplom- und Examensarbeiten, die Berichte der »wissenschaftlichen« Reisekader und die enge Verstrickung von Akademikern mit dem SED-Geheimdienst belegen eindeutig: Das Gros der DDR-Intelligenz - sofern seine Vertreter nicht geflohen waren oder in »niederen« Diensten wirkten - war durch hohe Privilegien korrumpiert und diente zuverlässig den Parteiführern. So waren z.B. MfS-Juristen Anstifter für Mordversuche (Beispiel der Fall Welsch), Entführung und andere Verbrechen; sie schrieben dafür Drehbücher, promovierten und habilitierten sich mit solchen Leistungen und setzten schließlich als Führungsoffiziere ihre »Wissenschaft« in Praxis um.

Kommunistische Ideologie trat an die Stelle von Wissenschaft und wurde unter dem »Deckmantel« von Wissenschaft verbreitet. Anders als bei den Naturwissenschaftlern war das Leistungsvermögen der Partei-Intelligenzgruppen nach der Wende entwertet. Diese SED-Akademiker trugen das menschenverachtende DDR-System. Heute bilden diese »Intellektuellen« das entscheidende Wähler- und Handlungspotential der PDS.

Während der Zeit des Hitlerfaschismus war die Intelligenz gespalten; deren beste Denker emigrierten, viele kamen in Konzentrationslagern um. Auch aus der DDR flohen bis zum 13. August 1961 und bis zur Wende im Herbst 1989 die fähigsten Köpfe - weit mehr als drei Millionen Menschen verließen diesen Staat.

Die schlimmste Folge aus vielen Jahrzehnten verbrecherischer Diktatur ist, daß sie die Menschen tief zeichnete, ihre Persönlichkeit verbog, verkrüppelte und zerstörte. Ganze Generationen wurden um Lebensglück und Freiheit betrogen, wurden der Arbeit entfremdet und jeder demokratischen Tradition und Erfahrung beraubt. Genau wissen das die, die aus dem Leben in der DDR flohen. Für sie waren die Diktatur der SED, die ständige Unfreiheit und Heuchelei unerträglich. Treffend charakterisierte die Schriftstellerin Monika Maron (Der Spiegel, Nr. 35/1992, S. 136 ff.) die Folgen kommunistischer Sozialisation: »Am wenigsten ertrage ich an meinen ehemaligen Staatsbürgerschaftsgefährten, daß sie glauben, alle Welt sei ihnen etwas schuldig, insbesondere schulde man ihnen ihre Würde. Sie haben scheinbar vergessen, daß viele von ihnen mit ihrer Würde bis vor drei Jahren ziemlich leichtfertig umgegangen sind und sie auf die Art eines Tages verloren haben. Nun denken sie, Helmut Kohl und die Treuhand hätten sie gefunden und wollten sie nur nicht wieder rausrücken. Das Ungewöhnliche an dieser Würde ist, daß ihr Wert sich ganz einfach in Geld ausrechnen läßt. Soviel Würde, wie jetzt Geld gebraucht wird, kann es in diesem Land unmöglich gegeben haben, sonst sähe es anders aus.

Wahrscheinlich meinen sie etwas anderes: Sie vermissen ihre gewohnte Gleichheit. Als sie noch alle eher wenig als viel, eben nur gleich viel hatten, fühlten sie sich offenbar auch gleich wert. Eine der häufigsten Fragen in dies
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR49,90

Produkt

KlappentextVorwort

Dieser Band enthält überarbeitete Referate, die auf der sechsten Tagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft in der Politischen Akademie Tutzing im März 1994 zum Thema: »DDR-Wissenschaft im Zwiespalt zwischen Forschung und Staatssicherheit« gehalten wurden. Die Ergebnisse der Beiträge stimmen überein bzw. ergänzen sich. Mehr als ein halbes Jahrhundert nationalsozialistischer und kommunistischer Diktatur hat die in der DDR verbliebenen Menschen verhängnisvoll geprägt. Akademiker - vorzüglich auf den Gebieten Gesellschaftswissenschaft, Pädagogik, Soziologie, Ökonomie, Jura, Philosophie, Journalistik, Geschichte, Psychologie - wurden dadurch weit stärker getroffen als Techniker oder gar Facharbeiter und Hilfskräfte. Wissenschaft verstanden die SED-Führer als Instrument zur Erhaltung ihres Machtmonopols. Akademiker in Leitungspositionen waren fast immer hoch priviligierte Werkzeuge der Partei. Die Berufskarriere der DDR-Akademiker begründeten weniger Bildung und wissenschaftliche Leistung als vielmehr treuer Dienst für die SED. Habilitationsschriften, Doktorarbeiten, Diplom- und Examensarbeiten, die Berichte der »wissenschaftlichen« Reisekader und die enge Verstrickung von Akademikern mit dem SED-Geheimdienst belegen eindeutig: Das Gros der DDR-Intelligenz - sofern seine Vertreter nicht geflohen waren oder in »niederen« Diensten wirkten - war durch hohe Privilegien korrumpiert und diente zuverlässig den Parteiführern. So waren z.B. MfS-Juristen Anstifter für Mordversuche (Beispiel der Fall Welsch), Entführung und andere Verbrechen; sie schrieben dafür Drehbücher, promovierten und habilitierten sich mit solchen Leistungen und setzten schließlich als Führungsoffiziere ihre »Wissenschaft« in Praxis um.

Kommunistische Ideologie trat an die Stelle von Wissenschaft und wurde unter dem »Deckmantel« von Wissenschaft verbreitet. Anders als bei den Naturwissenschaftlern war das Leistungsvermögen der Partei-Intelligenzgruppen nach der Wende entwertet. Diese SED-Akademiker trugen das menschenverachtende DDR-System. Heute bilden diese »Intellektuellen« das entscheidende Wähler- und Handlungspotential der PDS.

Während der Zeit des Hitlerfaschismus war die Intelligenz gespalten; deren beste Denker emigrierten, viele kamen in Konzentrationslagern um. Auch aus der DDR flohen bis zum 13. August 1961 und bis zur Wende im Herbst 1989 die fähigsten Köpfe - weit mehr als drei Millionen Menschen verließen diesen Staat.

Die schlimmste Folge aus vielen Jahrzehnten verbrecherischer Diktatur ist, daß sie die Menschen tief zeichnete, ihre Persönlichkeit verbog, verkrüppelte und zerstörte. Ganze Generationen wurden um Lebensglück und Freiheit betrogen, wurden der Arbeit entfremdet und jeder demokratischen Tradition und Erfahrung beraubt. Genau wissen das die, die aus dem Leben in der DDR flohen. Für sie waren die Diktatur der SED, die ständige Unfreiheit und Heuchelei unerträglich. Treffend charakterisierte die Schriftstellerin Monika Maron (Der Spiegel, Nr. 35/1992, S. 136 ff.) die Folgen kommunistischer Sozialisation: »Am wenigsten ertrage ich an meinen ehemaligen Staatsbürgerschaftsgefährten, daß sie glauben, alle Welt sei ihnen etwas schuldig, insbesondere schulde man ihnen ihre Würde. Sie haben scheinbar vergessen, daß viele von ihnen mit ihrer Würde bis vor drei Jahren ziemlich leichtfertig umgegangen sind und sie auf die Art eines Tages verloren haben. Nun denken sie, Helmut Kohl und die Treuhand hätten sie gefunden und wollten sie nur nicht wieder rausrücken. Das Ungewöhnliche an dieser Würde ist, daß ihr Wert sich ganz einfach in Geld ausrechnen läßt. Soviel Würde, wie jetzt Geld gebraucht wird, kann es in diesem Land unmöglich gegeben haben, sonst sähe es anders aus.

Wahrscheinlich meinen sie etwas anderes: Sie vermissen ihre gewohnte Gleichheit. Als sie noch alle eher wenig als viel, eben nur gleich viel hatten, fühlten sie sich offenbar auch gleich wert. Eine der häufigsten Fragen in dies
Details
ISBN/GTIN978-3-428-08342-8
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr1995
Erscheinungsdatum22.06.1995
Seiten186 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht290 g
IllustrationenTab.; 186 S.
Artikel-Nr.10971329
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Inhalt: M. Heinemann, Die Wiedereröffnung der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Jahr 1945 - D. Voigt, Zum wissenschaftlichen Standard von Doktorarbeiten und Habilitationsschriften in der DDR - L. Mertens, Wissenschaft als Dienstgeheimnis: Die geheimen DDR-Dissertationen - P. G. Klussmann, Berichte der Reisekader aus der DDR - S. Gries, Die Pflichtberichte der wissenschaftlichen Reisekader der DDR - R. Eckert, Die Humboldt-Universität im Netz des MfSmehr

Autor