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Zirkus zwischen Kunst und Kader.

Privates Zirkuswesen in der SBZ/DDR.
BuchKartoniert, Paperback
138 Seiten
Deutsch
Duncker & Humbloterschienen am19.07.2001
Zirkus Barlay, Busch und Aeros, Probst, Frankello oder Hein - für viele Bürger der ehemaligen DDR haben diese Namen noch heute fast magischen Klang. In der linientreuen Kulturlandschaft des Arbeiter- und Bauernstaates bot die Illusionswelt im Manegenrund zweckfreie Ablenkung vom staatlich regulierten Alltag.

Kein Wunder, daß SED und Staat bald ihre Fühler hinter die bunten Planen ausstreckten: Bei grundsätzlicher Anerkennung der Artistik versuchten sie schnell, die Privatbetriebe ihren planwirtschaftlichen und kulturpolitischen Dogmen zu unterwerfen, den Umbau von Staat und Gesellschaft bis unters letzte Chapiteau zu vollziehen. Gerade die Fahrenden mit ihrem oft schillernden Lebenswandel waren den Funktionären als öffentliche Beispiele einer unangepaßten Gegenkultur ein Dorn im Auge, aber gerade sie widersetzten sich beharrlich dem Drängen nach Normierung.

So waren die Eingriffe subtiler als bei anderen Privatbetrieben, wenngleich nicht weniger zielstrebig. Die großen Unternehmen wurden verstaatlicht, die kleinen und mittleren Zirkusse weitgehend zu Weisungsempfängern degradiert und mit scheinlegalen Winkelzügen verdrängt. Trotzdem gehörten private Zirkusse bis zur Wende zu den bürgerlichen Anachronismen im real existierenden Sozialismus.

Durch die enge Verflechtung wirtschaftlicher und kultureller Aspekte erscheinen die Zirkusse der DDR als ein Spiegelbild gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen, zeigen Methoden, Mechanismen und Grenzen realsozialistischer Umgestaltung. Auch wenn die Zirkushistorie in mancher Hinsicht eigene Wege ging, besitzt diese Spezialgeschichte einen hohen Verweischarakter für das Verständnis der DDR insgesamt, der hier erstmals thematisiert wird. Dargestellt wird vorwiegend aus der Opferperspektive und gleichberechtigt anhand von Archivstudien wie Zeitzeugeninterviews zunächst die allgemeine strukturelle Entwicklung im Zirkuswesen von 1945 bis 1989. Ausgewählte Fallbeispiele lassen sodann das Schicksal privat reisender Zirkusfamilien lebendig werden als ständigen Drahtseilakt zwischen Triumph und Niederlage.
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Produkt

KlappentextZirkus Barlay, Busch und Aeros, Probst, Frankello oder Hein - für viele Bürger der ehemaligen DDR haben diese Namen noch heute fast magischen Klang. In der linientreuen Kulturlandschaft des Arbeiter- und Bauernstaates bot die Illusionswelt im Manegenrund zweckfreie Ablenkung vom staatlich regulierten Alltag.

Kein Wunder, daß SED und Staat bald ihre Fühler hinter die bunten Planen ausstreckten: Bei grundsätzlicher Anerkennung der Artistik versuchten sie schnell, die Privatbetriebe ihren planwirtschaftlichen und kulturpolitischen Dogmen zu unterwerfen, den Umbau von Staat und Gesellschaft bis unters letzte Chapiteau zu vollziehen. Gerade die Fahrenden mit ihrem oft schillernden Lebenswandel waren den Funktionären als öffentliche Beispiele einer unangepaßten Gegenkultur ein Dorn im Auge, aber gerade sie widersetzten sich beharrlich dem Drängen nach Normierung.

So waren die Eingriffe subtiler als bei anderen Privatbetrieben, wenngleich nicht weniger zielstrebig. Die großen Unternehmen wurden verstaatlicht, die kleinen und mittleren Zirkusse weitgehend zu Weisungsempfängern degradiert und mit scheinlegalen Winkelzügen verdrängt. Trotzdem gehörten private Zirkusse bis zur Wende zu den bürgerlichen Anachronismen im real existierenden Sozialismus.

Durch die enge Verflechtung wirtschaftlicher und kultureller Aspekte erscheinen die Zirkusse der DDR als ein Spiegelbild gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen, zeigen Methoden, Mechanismen und Grenzen realsozialistischer Umgestaltung. Auch wenn die Zirkushistorie in mancher Hinsicht eigene Wege ging, besitzt diese Spezialgeschichte einen hohen Verweischarakter für das Verständnis der DDR insgesamt, der hier erstmals thematisiert wird. Dargestellt wird vorwiegend aus der Opferperspektive und gleichberechtigt anhand von Archivstudien wie Zeitzeugeninterviews zunächst die allgemeine strukturelle Entwicklung im Zirkuswesen von 1945 bis 1989. Ausgewählte Fallbeispiele lassen sodann das Schicksal privat reisender Zirkusfamilien lebendig werden als ständigen Drahtseilakt zwischen Triumph und Niederlage.
Details
ISBN/GTIN978-3-428-10487-1
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2001
Erscheinungsdatum19.07.2001
Reihen-Nr.11
Seiten138 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht206 g
IllustrationenAbb.; 138 S.
Artikel-Nr.10525192
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsübersicht: I. Einleitung: Zirkushistorie - Spezialgeschichte mit Verweischarakter - II. Alles nach Plan - Der Staatssozialismus greift nach Wirtschaft und Kultur - III. Manegenzauber unter Hammer und Sichel - Die sozialistische Durchdringung der Zirkuskunst: Die wilden Jahre: Trümmer-Zirkus, so gut es geht - Der Staat übernimmt das Kommando: Verrechtlichte Lenkung des Spielbetriebs - Zirkusvergnügen von Staats wegen: Zentralisierung nach Sowjetart - IV. Zirkus zwischen Kunst und Kader - Fallbeispiele wesentlicher Lizenz-Unternehmen: Die Begehrten weckten Begehrlichkeiten: Circusse Barlay, Busch und Aeros - Wegen Erfolg geschlossen: Circusse Schickler, Baruk und Frankello - Ein Probst im Sozialismus: Zirkus Probst - Klein, aber nicht klein zu kriegen: Circusse Milano und Hein - V. Der Staat endete nicht am Chapiteau - Zusammenfassung und Fazit - VI. Anhang: Quellenverzeichnis - Literaturverzeichnis - Bildnachweis - VII. Namensverzeichnismehr

Autor

Martin Wein, promovierter Historiker, Buchautor und Journalist, schreibt u. a. für namhafte Medien wie DIE ZEIT, Berliner Zeitung oder die Frankfurter Rundschau. Er betreibt außerdem eine Internet-Seite.
Auf seinen ausgedehnten Reisen hat er alle Erdteile besucht, doch erst in Polynesien wurde ein Kindheitstraum wahr.