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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet

Roman - Perfekt für alle Fans der Netflix-Serie ¯Wednesday®. Ausgezeichnet mit Crime Writers Association's Debut Dagger 2007
TaschenbuchKartoniert, Paperback
384 Seiten
Deutsch
Blanvaleterschienen am20.09.2010Erstmals im TB
Wer Wednesday Addams als Ermittlerin liebt, kommt an Flavia de Luce nicht vorbei.

Die junge Flavia de Luce staunt nicht schlecht, als sie im ersten Morgenlicht das Opfer eines Giftmordes in ihrem Gurkenbeet entdeckt! Da jeder ihren Vater, den sanftmütigen Colonel de Luce, für den Mörder zu halten scheint, nimmt die naseweise Flavia persönlich die Ermittlungen auf. Hartnäckig folgt sie jeder noch so abwegigen Spur - bis sie einsehen muss, dass ihr Vater tatsächlich ein dunkles Geheimnis hütet. Und so befürchtet Flavia schließlich, dass sie vielleicht eine zu gute Detektivin ist ...

Diese außergewöhnliche All-Age-Krimireihe hat die Herzen von Lesern, Buchhändlern und Kritikern aus aller Welt im Sturm erobert!



Die »Flavia de Luce«-Reihe:

Band 1: Mord im Gurkenbeet
Band 2: Mord ist kein Kinderspiel
Band 3: Halunken, Tod und Teufel
Band 4: Vorhang auf für eine Leiche
Band 5: Schlussakkord für einen Mord
Band 6: Tote Vögel singen nicht
Band 7: Eine Leiche wirbelt Staub auf
Band 8: Mord ist nicht das letzte Wort
Band 9: Der Tod sitzt mit im Boot
Band 10: Todeskuss mit Zuckerguss

Außerdem (nur) als E-Book erhältlich:
Das Geheimnis des kupferroten Toten (»Flavia de Luce«-Short-Story)

Alle Bände sind auch einzeln lesbar.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWer Wednesday Addams als Ermittlerin liebt, kommt an Flavia de Luce nicht vorbei.

Die junge Flavia de Luce staunt nicht schlecht, als sie im ersten Morgenlicht das Opfer eines Giftmordes in ihrem Gurkenbeet entdeckt! Da jeder ihren Vater, den sanftmütigen Colonel de Luce, für den Mörder zu halten scheint, nimmt die naseweise Flavia persönlich die Ermittlungen auf. Hartnäckig folgt sie jeder noch so abwegigen Spur - bis sie einsehen muss, dass ihr Vater tatsächlich ein dunkles Geheimnis hütet. Und so befürchtet Flavia schließlich, dass sie vielleicht eine zu gute Detektivin ist ...

Diese außergewöhnliche All-Age-Krimireihe hat die Herzen von Lesern, Buchhändlern und Kritikern aus aller Welt im Sturm erobert!



Die »Flavia de Luce«-Reihe:

Band 1: Mord im Gurkenbeet
Band 2: Mord ist kein Kinderspiel
Band 3: Halunken, Tod und Teufel
Band 4: Vorhang auf für eine Leiche
Band 5: Schlussakkord für einen Mord
Band 6: Tote Vögel singen nicht
Band 7: Eine Leiche wirbelt Staub auf
Band 8: Mord ist nicht das letzte Wort
Band 9: Der Tod sitzt mit im Boot
Band 10: Todeskuss mit Zuckerguss

Außerdem (nur) als E-Book erhältlich:
Das Geheimnis des kupferroten Toten (»Flavia de Luce«-Short-Story)

Alle Bände sind auch einzeln lesbar.
Details
ISBN/GTIN978-3-442-37624-7
ProduktartTaschenbuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Verlag
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum20.09.2010
AuflageErstmals im TB
Reihen-Nr.1
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht296 g
Artikel-Nr.11331364
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
m Wandschrank war es so dunkel, und die Dunkelheit hatte die Farbe von altem Blut. Sie hatten mich einfach reingeschubst und abgeschlossen. Ich sog die abgestandene Luft tief durch die Nase ein und bem?hte mich, ruhig zu bleiben. Ich versuchte, bei jedem Einatmen bis zehn zu z?en und bei jedem Ausatmen bis acht. Zum Gl?ck hatten sie mir den Knebel so fest in den Mund gesteckt, dass meine Nasenl?cher frei geblieben waren und ich einen tiefen Schnaufer nach dem anderen machen konnte. Ich versuchte, die Fingern?l unter den Seidenschal zu zw?en, mit dem sie mir die H?e auf den R?cken gefesselt hatten, aber weil ich mir die N?l immer bis auf die Kuppen abkaue, klappte es nicht. Wenigstens hatte ich daran gedacht, die Finger aufeinanderzulegen und die Handfl?en auseinanderzudr?cken, als sie den Knoten festgezogen hatten. Jetzt lie?ich die Handgelenke kreisen und dr?ckte die H?e gegeneinander, bis die Fesseln ein bisschen nachgaben, worauf ich den Knoten mit den Daumen herunterziehen konnte, bis er erst in meiner Handfl?e landete - und dann zwischen meinen Fingern. W?n sie so schlau gewesen, mir auch die Daumen zu fesseln, h?e ich mich nie im Leben befreien k?nnen. Diese Trottel! Als meine H?e endlich frei waren, war der Knebel schnell entfernt. Jetzt die T?r. Aber erst musste ich mich vergewissern, dass sie nicht davor auf der Lauer lagen. Ich sp?e durchs Schl?sselloch auf den Dachboden hinaus. Kein Mensch war zu sehen, nur dunkle Ecken, das ?bliche Dachbodenger?mpel und allerlei ausrangierte M?bel. Die Luft war rein. Ich griff ?ber den Kopf nach hinten und drehte einen der drahtenen Kleiderhaken heraus. Indem ich das krumme Ende in das Schl?sselloch steckte und das andere Ende nach unten dr?ckte, bog ich mir einen L-f?rmigen Haken zurecht, mit dem ich in den Tiefen des alten Schlosses herumstochern konnte. Nachdem ich eine Weile zielstrebig hier und dort probiert und gefummelt hatte, wurde ich mit einem zufriedenstellenden Klick belohnt. Es war beinahe zu einfach gewesen. Die T?r ging auf, und ich war wieder frei.Ich h?pfte die breite Steintreppe zur Eingangshalle hinunter und blieb ganz kurz vor der Esszimmert?r stehen, nur so lange, wie ich brauchte, um meine Z?pfe auf den R?cken zu werfen, wo sie normalerweise immer lagen. Vater bestand nach wie vor darauf, dass das Abendessen p?nktlich zur gewohnten Zeit serviert und an unserem Esstisch aus massiver Eiche eingenommen wurde. Genau wie damals, als meine Mutter noch lebte. ?Sind Ophelia und Daphne noch nicht unten, Flavia??, fragte er leicht gereizt und blickte von der neuesten Ausgabe des British Philatelist, der Zeitschrift f?r den Briefmarkenfreund, auf, die neben seinem Teller mit Braten und Kartoffeln lag. ?Die habe ich schon ewig nicht mehr gesehen?, antwortete ich. Was der Wahrheit entsprach. Ich hatte die beiden nicht mehr gesehen - seit sie mich gefesselt und geknebelt und mit verbundenen Augen die Dachbodentreppe hochgeschleift und in den Schrank gesperrt hatten. Vater schaute mich die gesetzlich vorgeschriebenen vier Sekunden ?ber seinen Brillenrand an, ehe er sich wieder seinen klebrigen Kostbarkeiten widmete. Ich schenkte ihm ein so breites L?eln, dass er eine pr?tige Aussicht auf die Zahnspange hatte, mit der mein Gebiss verdrahtet war. Obwohl ich damit wie ein Luftschiff ohne Au?nh?lle aussah, wurde mein Vater gern ab und zu daran erinnert, dass er f?r sein Geld auch etwas bekam. Diesmal war er jedoch viel zu besch?igt, um darauf zu achten. Daraufhin hob ich den Deckel der mit Schmetterlingen und Brombeerranken handbemalten Terrine hoch und entnahm ihr eine gro??gige Portion Erbsen. Unter Verwendung meines Messers als Lineal und meiner Gabel als Gerte dirigierte ich die Erbsen so, dass sie sich in Reih und Glied auf meinem Teller formierten. Die kleinen gr?nen Kugeln bildeten so exakt ausgerichtete Zweierreihen, dass der Anblick das Herz des penibelsten Schweizer Uhrmachers h?e h?her schlagen lassen. Anschlie?nd piekte ich sie von links unten nach rechts oben mit der Gabel auf und verputzte sie. Ophelia war an allem schuld. Schlie?ich war sie schon siebzehn, weshalb von ihr inzwischen das Mindestma?an Reife erwartet wurde, ?ber das sie demn?st als Erwachsene verf?gen sollte. Dass sie sich mit der dreizehnj?igen Daphne verb?ndete, war einfach nicht fair. Zusammen waren die beiden schon drei?g! Drei?g Jahre gegen meine k?mmerlichen elf! Das war nicht nur unsportlich, sondern geradezu niedertr?tig. Und es schrie f?rmlich nach Rache.Am n?sten Morgen, als ich in meinem Labor im obersten Stock des Ostfl?gels gerade mit einigen Glaskolben und Reagenzgl?rn besch?igt war, kam Ophelia einfach so hereingeplatzt. ?Wo ist meine Perlenkette?? Ich zuckte die Achseln. ?Seit wann bin ich f?r deine Klunker verantwortlich?? ?Ich wei? dass du sie weggenommen hast. Die Pfefferminzbonbons aus meiner Unterw?heschublade sind auch weg, und mir ist nicht entgangen, dass alle in diesem Haushalt vermissten Pfefferminzbonbons fr?her oder sp?r im selben ungewaschenen Mund wieder auftauchen.? Ich regulierte die Flamme des Brenners, auf dem ich ein Becherglas mit einer roten Fl?ssigkeit erhitzte. ?Wenn du damit andeuten m?chtest, dass meine K?rperpflege nicht denselben hohen Standards entspricht wie die deine, kannst du mir mal die ?erschuhe lecken.? ?Flavia!? ?Und zwar kreuzweise. Ich habe es satt, immerzu als S?ndenbock herzuhalten, Feely.? Aber mein berechtigter Zorn verflog im Nu, als Ophelia kurzsichtig in das rubinrote Becherglas linste, in dem es just in diesem Augenblick zu brodeln anfing. ?Was ist das f?r ein klebriges Zeug auf dem Boden?? Sie klopfte mit einem langen, sorgsam gefeilten Fingernagel an das Glas. ?Das ist ein Experiment. Vorsicht, Feely! Das ist S?e!? Ophelia wurde leichenblass. ?Das ist doch meine Kette! Die hab ich von Mama geerbt!? Ophelia war die einzige von Harriets T?chtern, die von unserer Mutter als ?Mama? sprach, denn sie war die einzige von uns dreien, die alt genug war, sich noch an die Frau aus Fleisch und Blut zu erinnern, die uns unter dem Herzen getragen hatte. Eine Tatsache, die uns Ophelia bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter die Nase rieb. Harriet war, als ich gerade mal ein Jahr alt war, beim Bergsteigen ums Leben gekommen, und seither wurde auf Buckshaw nicht oft von ihr gesprochen. War ich eifers?chtig auf Ophelias Erinnerungen? Nahm ich es ihr ?bel, dass sie sich noch an unsere Mutter erinnern konnte? Ich glaube nicht. Es ging viel tiefer. Aus unerfindlichen Gr?nden verabscheute ich Ophelias Erinnerungen an unsere Mutter. Ich hob ganz langsam den Kopf, damit meine runden Brillengl?r Ophelia ordentlich anblitzten, denn ich wusste, dass meine Schwester dann jedes Mal das beklemmende Gef?hl bekam, vor einem verr?ckten deutschen Wissenschaftler aus einem alten Schwarzwei?ilm zu stehen. ?Bl?de Kuh!? ?Gewitterziege!?, fauchte ich zur?ck. Aber erst, nachdem Ophelia auf dem Absatz kehrtgemacht hatte - ?brigens ausgesprochen elegant - und hinausgerauscht war.Die Vergeltung lie?nicht lange auf sich warten. Was ich von Ophelia schon gewohnt war. Sie war, im Gegensatz zu mir, keine geduldige Planerin, die davon ?berzeugt war, dass man das S?ppchen der Rache m?glichst lange k?cheln lassen musste, um es zur Perfektion reifen zu lassen. Gleich nach dem Abendessen, als sich Vater wieder in sein Arbeitszimmer zur?ckgezogen hatte, um ?ber seiner Sammlung papierener Miniaturportr? zu br?ten, legte Ophelia das silberne Buttermesser, in dem sie die letzte Viertelstunde wie ein Wellensittich ihr Spiegelbild betrachtet hatte, ein klein wenig zu bed?tig auf den Tisch. Dann verk?ndete sie unvermittelt: ?Wei? du, eigentlich bin ich gar nicht deine richtige Schwester. Und Daphne auch nicht. Darum sind wir auch so ganz anders als du. Dir ist wahrscheinlich noch nie in den Sinn gekommen, dass du blo?adoptiert worden bist.? Ich lie?den L?ffel fallen, dass es nur so schepperte. ?Das stimmt nicht! Ich bin Harriet wie aus dem Gesicht geschnitten! Das sagen alle.? ?Eben deswegen hat Mama im Heim f?r ledige M?tter gerade dich ausgesucht.? Ophelia schnitt eine angeekelte Grimasse. ?Wie konnte ich ihr denn ?lich sehen, wo ich doch ein Neugeborenes war und sie eine Erwachsene?? So leicht lie?ich mich nicht ins Bockshorn jagen. ?Weil du sie an ihre eigenen Babybilder erinnert hast. Herrje, sie hat die Fotos sogar mitgeschleppt und zum Vergleich neben dich gehalten.? Ich wandte mich an Daphne, die ihre Nase tief in eine ledergebundene Ausgabe von Die Burg von Otranto steckte. ?Das ist gelogen, Daffy, stimmt's?? ?Leider nein.? Daphne schlug behutsam eine zwiebelhautd?nne Seite um. ?Vater hat immer gesagt, dass es dich aus den Schuhen hauen wird, wenn du es eines Tages erf?st. Wir mussten ihm beide schw?ren, dass wir es dir nie verraten w?rden. Jedenfalls nicht vor deinem elften Geburtstag. Wir mussten einen richtigen Eid ablegen.? ?Eine gr?ne Gladstone-Tasche?, mischte sich Ophelia wieder ein, ?hab ich selber gesehen. Ich hab gesehen, wie Mama ihre eigenen Babyfotos in eine gr?ne Gladstone-Tasche gesteckt hat und in das Heim gefahren ist. Ich war damals zwar erst sechs, fast sieben, aber ich werde ihre vornehm blassen H?e niemals vergessen _ wie sie mit ihren schlanken Fingern die Messingschlie? zugemacht hat.? Ich brach in Tr?n aus, sprang auf und rannte aus dem Esszimmer. Erst am n?sten Morgen beim Fr?hst?ck kam mir das Gift in den Sinn. Wie alle gro?rtigen Pl? war auch dieser ganz einfach.Buckshaw war seit undenklichen Zeiten das Zuhause unserer Familie, der de Luces. Das jetzige Geb?e im georgianischen Stil wurde errichtet, nachdem das urspr?ngliche elisabethanische Haus von den Dorfbewohnern, die den de Luces unterstellten, mit den Oraniern zu sympathisieren, bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden war. Dass wir vierhundert Jahre lang gl?hende Katholiken gewesen waren und sich daran auch nichts ge?ert hatte, konnte die aufgebrachten B?rger von Bishop's Lacey nicht bes?tigen. Das ?Alte Haus?, wie es damals hie? war in Flammen aufgegangen, und inzwischen war das neue Geb?e, das an derselben Stelle errichtet worden war, auch schon wieder an die dreihundert Jahre alt. Zwei sp?re Familienmitglieder, Antony und William de Luee, die ?ber den Krimkrieg in Streit geraten waren, hatten die Anlage verschandelt, indem jeder nachtr?ich einen Fl?gel hatte anbauen lassen: William den Ostfl?gel, Antony den Westfl?gel. Jeder hatte sich in sein h?chsteigenes Herrschaftsgebiet zur?ckgezogen, und jeder hatte dem anderen untersagt, auch nur einen Fu??ber den schwarzen Strich zu setzen, den sie quer durch die vordere Eingangshalle, das Vestib?l und das Wasserklosett des Butlers hinter der Treppe gezogen hatten. Die beiden gelben, pustelhaft viktorianischen Ziegelanbauten, zeigten wie die steinernen Schwingen eines Friedhofsengels nach hinten, was den hohen Fenstern und Fensterl?n der georgianischen Fassade in meinen Augen das affektierte, leicht verdutzte Aussehen einer alten Jungfer mit schmerzhaft straffem Haarknoten verlieh. Ein sp?rer de Luce - Tarquin, auch ?Tar? genannt - hinterlie?nach einem spektakul?n Nervenzusammenbruch das, was einmal eine brillante Chemikerkarriere zu werden versprach, als Scherbenhaufen. Er wurde in dem Sommer, in dem K?nigin Viktoria ihr f?nfundzwanzigj?iges Thronjubil? beging, von der Universit?Oxford verwiesen. Tars nachsichtiger Vater, stets besorgt um die schwache Gesundheit seines Sohnes, hatte weder Kosten noch M?hen gescheut, ihm im obersten Stock des Ostfl?gels ein richtiges Labor einzurichten: komplett mit Glasbeh?ern, Mikroskopen und einem Spektroskop aus Deutschland, Messingwaagen aus Luzern sowie einer verwirrend geformten, mundgeblasenen deutschen Gei?err?hre, an der Tar elektrische Spulen befestigen konnte, um zu untersuchen, wie verschiedene Gase fluoreszieren. Auf einem Schreibtisch vor dem Fenster stand ein Leitz-Mikroskop, dessen Messinggeh?e immer noch so schwelgerisch gl?te wie an dem Tag, als es per Kutsche von der Bahnstation Buckshaw angeliefert worden war. Der blanke Spiegel konnte so eingestellt werden, dass er die ersten Strahlen der Morgensonne einfing, und damit man das Ger?auch an diesigen Tagen und nach Einbruch der Dunkelheit benutzen konnte, war es mit einer Petroleum-Mikroskoplampe von Davidson & Co. aus London ausgestattet. Es gab sogar ein Skelett auf einem Rollst?er, das Tar im zarten Alter von zw?lf Jahren von dem ber?hmten Naturforscher Frank Buckland geschenkt bekommen hatte, dessen Vater einst das mumifizierte Herz von K?nig Ludwig XIV. verzehrt hatte. Drei W?e waren mit deckenhohen Schr?en und Vitrinen versehen, von denen wiederum zwei mit Chemikalien in gl?rnen Apothekengef?n vollgestellt waren, ein jedes mit Tar de Luces akribischer Handschrift beschriftet, denn Tar hatte dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen und sie alle ?berlebt. Er war 1928 im Alter von sechzig Jahren inmitten seines chemischen K?nigreichs gestorben, wo er eines Morgens von seinem Verwalter gefunden wurde, am Schreibtisch sitzend und mit dem gebrochenen Auge durch sein geliebtes Leitz-Mikroskop sp?nd. Man munkelte, er habe sich mit dem Zerfall erster Ordnung von Stickstoffpentoxid besch?igt. Wenn das stimmt, handelt es sich um die erste belegte Forschung zu einer Reaktion, die letztendlich zur Entwicklung der Atombombe f?hrte. Onkel Tars Schatzkammer wurde verschlossen und verharrte in staubiger ungest?rter Stille, bis das, was Vater meine ?skurrile Begabung? nannte, zutage trat und ich so weit war, das Labor f?r mich zu beanspruchen. Mich ?berl?t immer noch jedes Mal ein freudiger Schauer, wenn ich an den regnerischen Herbsttag denke, an dem die Chemie in mein Leben trat. Ich war beim Bergsteigerspielen in der Bibliothek an den Regalen hochgeklettert, als ich mit dem Fu?abrutschte und ein dickes Buch zu Boden polterte. Als ich es aufhob und die zerknitterten Seiten glatt streichen wollte, sah ich, dass es nicht nur Worte, sondern auch lauter Abbildungen enthielt. Zum Beispiel gossen k?rperlose H?e Fl?ssigkeiten in eigenartig geformte Glasbeh?er, die au?rirdischen Musikinstrumenten glichen. Der Titel des Buches lautete Grundz?ge der Chemie, und ich entnahm dem Werk im Handumdrehen, dass das Wort Jod von ?violett? und das Wort ?Brom? vom griechischen Wort f?r ?Gestank? abgeleitet ist. Hochspannend! Ich schob den dicken roten W?er unter meinen Pullover und nahm ihn mit nach oben in mein Zimmer, und erst viel sp?r entdeckte ich, dass jemand H. de Luce auf das Vorsatzblatt geschrieben hatte. Das Buch hatte Harriet geh?rt. Schon bald vertiefte ich mich in jeder freien Minute in meine neue Errungenschaft. Abends konnte ich es manchmal kaum erwarten, endlich ins Bett gehen zu d?rfen. Harriets Buch war inzwischen mein heimlicher Freund. Es f?hrte s?liche Alkalimetalle eingehend auf: Metalle mit wunderlichen Namen wie Lithium und Rubidium, au?rdem Erdalkalien wie Strontium, Barium und Radium. Als ich las, dass eine Frau, n?ich Madame Curie, das Radium entdeckt hatte, stie?ich einen Freudenschrei aus. Und dann die Giftgase: Phosphin, Arsin (von dem eine einzige Blase t?dlich sein kann), Stickstoffpentoxid, Schwefelwasserstoff ^ die Liste war schier endlos. Als ich entdeckte, dass mein Buch auch noch ausf?hrliche Anleitungen f?r die Herstellung dieser Stoffe enthielt, war ich im siebten Himmel. Sobald ich mir beigebracht hatte, wie man chemische Gleichungen liest (etwa KFeCgNg + 2K = 6KCN + Fe, womit die Reaktion beschrieben wird, die auftritt, wenn man das gelbe Prussiat Pottasche oder auch Kalziumkarbonat erhitzt, um Kaliumzyanid bzw. Zyankali herzustellen), kam es mir vor, als st?nde mir von nun an die ganze Welt offen, als w? mir das Zauberbuch einer M?henhexe in die H?e gefallen. Am spannendsten fand ich aber, dass alles (die ganze Sch?pfung - ohne Ausnahme!) von unsichtbaren chemischen Verbindungen zusammengehalten wurde. Und ich fand es aus unerfindlichen Gr?nden ausgesprochen tr?stlich, dass es irgendwo - selbst wenn es unsereiner nicht sehen kann - etwas unersch?tterlich Dauerhaftes gibt. Anfangs kam ich nicht gleich darauf, den offenkundigen Zusammenhang zu bemerken - n?ich den zwischen dem Buch und dem verlassenen Labor; aber als der Groschen endlich fiel, erwachte mein Leben erst zum richtigen Leben, falls irgendwer versteht, wie ich das meine. Hier, in Onkel Tars Labor, standen ordentlich aufgereiht s?liche Chemieb?cher, die er einst liebevoll zusammengetragen hatte, und schon bald fand ich heraus, dass die meisten gar nicht so sehr ?ber meinen Verstand gingen. Es folgten einfache Experimente, bei denen ich mich darin ?bte, die Anweisungen Wort f?r Wort zu befolgen. Was nicht hei?n soll, dass es nicht gelegentlich zu betr?tlichem Gestank und etlichen Explosionen gekommen w?, aber dar?ber wollen wir lieber den Mantel des Schweigens breiten. Meine Notizb?cher wurden immer dicker. Sobald sich mir die Geheimnisse der organischen Chemie offenbart hatten, traute ich mir immer kniffligere Experimente zu und erfreute mich an meinem neuen Wissen dar?ber, was einem die Natur so alles gro??gig zur Verf?gung stellt. Meine besondere Vorliebe galt den Giften.Ich hieb mit einem Bambusspazierstock, den ich aus dem Elefantenfu?Schirmst?er in der vorderen Eingangshalle gemopst hatte, auf das Unkraut ein. Hier hinten im K?chengarten hatten die hohen roten Ziegelmauern die w?endeSonne noch nicht durchgelassen. Alles war noch feucht vom n?tlichen Regen. Ich bahnte mir einen Weg durch das wuchernde, letztes Jahr nicht mehr gem?e Gras, bis ich am Fu?der Mauer das Gesuchte entdeckte: ein B?schel hellrot schimmernder Pflanzen, deren dreibl?rige Stauden sich von den anderen Kletterpflanzen abhoben. Ich zog die baumwollenen Gartenhandschuhe an, die ich mir in den G?rtel gesteckt hatte, und machte mich, begleitet von einer schallend gepfiffenen Interpretation von Bibbidi-Bobbidi-Buu, frisch ans Werk. Sp?r, als ich gl?cklich wieder in meinem Sanctum Sanctorum, meinem Allerheiligsten, sa?- auf diesen Ausdruck war ich in einer Biografie Thomas Jeffersons gesto?n und hatte ihn mir sogleich angeeignet -, stopfte ich die bunten Bl?er in einen Destillierkolben und achtete darauf, dass ich die Handschuhe erst auszog, nachdem ich alles bis ganz unten auf den Boden gedr?ckt hatte. Nun kam der Teil, der mir am meisten Spa?machte. Ich st?pselte den Destillierkolben zu, verband ihn auf einer Seite mit einem Glaskolben, in dem bereits Wasser kochte, und auf der anderen mit einer gewundenen gl?rnen K?hlschlange, die in ein leeres Reagenzglas m?ndete. Das Wasser brodelte wie verr?ckt, und ich sah zu, wie sich der Dampf seinen Weg in den Kolben mit den Bl?ern bahnte. Die fingen schon an, weich zu werden und sich aufzurollen, w?end der hei? Dampf die winzigen Taschen zwischen den Zellen ?ffnete und die Essenz der Pflanze freisetzte. So hatten schon die alten Alchimisten ihre Kunst praktiziert: Feuer und Dampf, Dampf und Feuer. Destillation. Einfach herrlich. Destillation. Ich sprach es laut vor mich hin: ?Des-til-la- tion!? Ehrf?rchtig sah ich zu, wie sich der Dampf in der Glasspirale abk?hlte und kondensierte, rieb mir verz?ckt die H?e, als sich der erste klare Tropfen am Glasrand bildete - und mit vernehmlichem Plopp! in das Auffanggef?fiel. Als das ganze Wasser verdampft war, drehte ich den Bunsenbrenner aus, st?tzte das Kinn in die H?e und beobachtete gespannt, wie die Fl?ssigkeit in dem Reagenzglas zwei Schichten bildete. Unten auf dem Boden sah man das klare destillierte Wasser, obendrauf schwamm eine gelbliche Fl?ssigkeit, der Pflanzensaft. Er wurde Urushiol genannt, eine Substanz, die unter anderem bei der Lackherstellung verwendet wird. Ich zog ein goldfarbenes R?hrchen aus der Pullovertasche, nahm die Kappe ab und musste schmunzeln, als die rote Spitze erschien. Es war Ophelias Lippenstift, aus der Schublade ihrer Frisierkommode geklaut, wie auch die Perlenkette und die Pfefferminzbonbons. Und Feely - Fr?ein Rotzfahne - war nicht mal aufgefallen, dass ihr hei?eliebter Lippenstift verschwunden war. Apropos Pfefferminzbonbons - ich steckte eins in den Mund und zermalmte es krachend. Der Lippenstift selbst lie?sich ganz leicht herausdrehen. Ich z?ndete den Bunsenbrenner wieder an. Der wachs?liche Stift verwandelte sich im Nu in eine klebrige Masse. Wenn Feely w?sste, dass man Lippenstifte unter anderem aus Fischschuppen herstellt, dachte ich, w? sie vielleicht nicht ganz so erpicht darauf, sich das Zeug auf den Mund zu schmieren. Ich musste es ihr bei Gelegenheit mal erz?en. Aber das hatte Zeit. Mit einer Pipette entnahm ich dem Reagenzglas eine kleine Menge destillierten Saft, lie?ihn vorsichtig in die Lippenstiftpampe tr?pfeln und r?hrte die Mixtur mit einem Holzspatel kr?ig durch. Zu d?nn, fand ich, nahm ein Gef?aus dem Regal und f?gte ein paar Kl?mpchen Bienenwachs hinzu, um die urspr?ngliche Konsistenz zu erreichen. Jetzt war es wieder Zeit f?r die Handschuhe - und f?r die eiserne Patronengussform, die ich mir aus der recht passablen Feuerwaffensammlung von Buckshaw ausgeborgt hatte. Schon komisch, dass ein Lippenstift genauso gro?ist wie ein Projektil vom Kaliber 45. Gut zu wissen, jedenfalls. Wenn ich heute Abend im warmen Bettchen lag, musste ich ausf?hrlicher dar?ber nachdenken, was sich mit diesem Wissen noch alles anfangen lie? jetzt war ich zu besch?igt. Nachdem ich den roten Pfropf behutsam aus der Gussform gel?st und unter kaltem Wasser abgek?hlt hatte, passte er wieder anstandslos in seine goldene H?lse. Ich drehte ihn mehrmals raus und rein, um mich zu vergewissern, dass der Stift einwandfrei funktionierte, dann schob ich die Kappe wieder dar?ber. Feely war eine Langschl?rin und sa?bestimmt noch beim Fr?hst?ck.?Wo ist mein Lippenstift, du Mistst?ck? Was hast du damit gemacht?? ?Der liegt in deiner Schublade?, antwortete ich. ?Da hab ich ihn jedenfalls gesehen, als ich deine Perlenkette geklaut hab.? In meinem kurzen Leben war ich, als j?ngste von drei Schwestern, wohl oder ?bel zu einer Meisterin der gespaltenen Zunge geworden. ?In der Schublade ist er nicht. Da hab ich eben erst nachgeschaut.? ?Hast du die Brille aufgehabt??, fragte ich feixend. Obwohl uns Vater alle drei mit Brillen ausgestattet hatte, weigerte sich Feely hartn?ig, ihre aufzusetzen, und meine enthielt kaum mehr als Fensterglas. Ich trug sie fast nur im Labor, als Augenschutz, und sonst hin und wieder auch mal, um Mitleid zu erregen. Feely schlug auf den Tisch und st?rmte in ihr Zimmer. Ich konnte warten. Mrs Mullet, die untersetzt und grau und rund wie ein M?hlstein war und die, da bin ich mir sicher, sich f?r eine Gestalt aus einem Gedicht von A. A. Milne hielt, war in der K?che mit einem ihrer eitergelben Schmandkuchen besch?igt. Wie gew?hnlich k?fte sie mit dem riesigen AGA-Herd, der die kleine, vollgestopfte K?che schier erschlug. ?Ach, du bist's, Miss Flavia! Hilf mir doch bitte mal mit dem Herd, mein Schatz.? Noch ehe mir eine passende Erwiderung einfiel, stand Vater hinter mir. ?Ich muss dich kurz sprechen, Flavia.? Sein Ton war gewichtig wie die Bleist?cke an den Stiefeln eines Tiefseetauchers. Ich schielte zu Mrs Mullet hin?ber. Die pflegte sich n?ich beim kleinsten Anzeichen von Missstimmigkeiten aus dem Staub zu machen. Einmal hatte sie sich sogar, als Vater die Stimme erhoben hatte, in einen Teppich eingerollt und sich geweigert, wieder herauszukommen, bis man nach ihrem Mann geschickt hatte. Sie schloss die Backofent?r so behutsam, als w? sie aus kostbarstem Kristallglas. ?Ich muss los?, verk?ndete sie. ?Das Mittagessen steht in der W?eklappe.? ?Vielen Dank, Mrs Mullet?, sagte Vater. ?Das kriegen wir schon hin.? Wir kriegten es immer hin.Sie ?ffnete die K?chent?r - und stie?unvermittelt einen Schrei aus wie ein in die Enge getriebener Dachs.?Ach herrje! Entschuldigen Sie vielmals, Colonel de Luce, aber _ um Himmels willen!?Vater und ich mussten uns an ihr vorbeidr?eln.Es war ein Vogel. Eine Zwergschnepfe. Und zwar eine tote. Sie lag r?cklings auf der Treppe, die steifen Fl?gel wie ein kleiner Flugsaurier ausgebreitet, die Augen mit einem ziemlich unsch?nen Film ?berzogen, und der lange schwarze nadelartige Schnabel zeigte senkrecht in die Luft. Etwas war darauf aufgespie? und wehte im Morgenwind - ein Fitzelchen Papier.Nein, kein Papierfitzelchen, sondern eine Briefmarke.Vater b?ckte sich und rang pl?tzlich nach Luft. Er griff sich an die Kehle, seine H?e zitterten wie Espenlaub im Herbst, und sein Gesicht war aschfahl. mehr
Kritik
"Seine Krimireihe um Flavia ist ebenso herzerwärmend wie schlicht und einfach saukomisch immer wieder muss man bei der Lektüre der Bücher laut lachen. [ ] Wer schräge Charaktere und skurrile Dialoge liebt, kommt hier auf seine Kosten." Ostsee Zeitungmehr

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Autor

Alan Bradley wurde 1938 geboren und ist in Cobourg in der kanadischen Provinz Ontario aufgewachsen. Nach einer Karriere als Elektrotechniker hat Alan Bradley sich 1994 aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen, um sich nur noch dem Schreiben zu widmen. »Mord im Gurkenbeet« war sein erster Roman und der viel umjubelte Auftakt zur Serie um die außergewöhnliche Detektivin Flavia de Luce. Alan Bradley lebt zusammen mit seiner Frau auf Malta.'Gerald Jung studierte Germanistik, Amerikanistik und Anglistik, und übersetzt seit vielen Jahren Literatur für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Zum seinem Übersetzungswerk gehören u.a. AutorInnen wie Joyce Carol Oates, Jeffery Deaver, Ray Bradbury, Terry Pratchett, Mary E. Pearson und Jonathan Stroud. Seit einigen Jahren übernimmt er auch Übersetzungen im Bereich Kino- und TV-Filme. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit Literatur, Kino, Musik, Geschichte und Motorradfahren.Katharina Orgaß, Jahrgang 1963, lebt in Berlin und übersetzt seit 1997 Kinder- und Jugendbücher. Als Kind ist sie selbst gern in Bücherwelten eingetaucht. Heute macht es ihr Freude, bei der Arbeit an Formulierungen zu tüfteln, um Texte für ihre jungen Leserinnen und Leser in eine sowohl klare als auch fantasievolle Sprache zu übertragen.
Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet