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Es geht uns gut

Roman. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2005 und dem Friedrich-Hölderlin-Förderpreis 2005
BuchGebunden
389 Seiten
Deutsch
Hansererschienen am19.08.200525. Aufl.
Philipp Erlach hat das Haus seiner Großmutter in der Wiener Vorstadt geerbt, und die Familiengeschichte, von der er definitiv nichts wissen will, sitzt ihm nun im Nacken. Arno Geiger erzählt sie, als sei sie gegenwärtig: Von Alma und Richard, die 1938 gerade Ingrid bekommen und nichts mit den Nazis zu tun haben wollen. Vom fünfzehnjährigen Peter, der 1945 mit den letzten Hitlerjungen durch die zerbombten Straßen läuft. Von Ingrid, die mit dem Studenten Peter eine eigene Familie gründen will, und von Philipp, dem Sohn der beiden. Arno Geiger gelingt es, ein trauriges und komisches Jahrhundert lebendig zu machen.mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR25,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextPhilipp Erlach hat das Haus seiner Großmutter in der Wiener Vorstadt geerbt, und die Familiengeschichte, von der er definitiv nichts wissen will, sitzt ihm nun im Nacken. Arno Geiger erzählt sie, als sei sie gegenwärtig: Von Alma und Richard, die 1938 gerade Ingrid bekommen und nichts mit den Nazis zu tun haben wollen. Vom fünfzehnjährigen Peter, der 1945 mit den letzten Hitlerjungen durch die zerbombten Straßen läuft. Von Ingrid, die mit dem Studenten Peter eine eigene Familie gründen will, und von Philipp, dem Sohn der beiden. Arno Geiger gelingt es, ein trauriges und komisches Jahrhundert lebendig zu machen.
Zusatztext"Arno Geigers großer österreichischer Familien- und Geschichtsroman jenseits nostalgischer Klischees ... ein Werk von Einfühlungsgabe, Sprachkraft und Intelligenz." Tilman Krause, Die Welt, 27.08.05

"Ein großartiger Familienroman ... Herausragend! 'Es geht uns gut' gehört zum Bemerkenswertesten, was zurzeit in der Literatur deutscher Sprache zu lesen ist. ... Arno Geiger erzählt ohne Sentimentalität mal chronologisch, mal gegen die Chronologie, mit großer Könnerschaft." Volker Hage, Der Spiegel, 29.08.05

"Es ist eben die Literatur, die gleichzeitig von Vergessen und Erinnern erzählen kann und der es mit den Mitteln der Fiktion manchmal gelingt, ein wenig von der verloren geglaubten Zeit als Möglichkeit zurückzugewinnen." Kolja Mensing, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.09.05

"Mit verbüffender Feinfühligkeit macht Arno Geiger seine Gestalten lebendig und glaubhaft. Die Personen sind fest verankert in den Zeitläufen, sie sind durch das kontinuierliche Erzählen im Präsens von einer fabelhaften Leichtigkeit und Nähe ... Mit meisterhafter Beiläufigkeit erzählt Arno Geiger Privates und Historisches, aus der Epoche der Väter und Grossväter mit ebensolcher Sensibilität wie aus neuerer Zeit, unscheinbare Details, die erst durch den Wortwitz ihren Glanz bekommen. ... Ein großer Roman!" Franz Haas, Neue Zürcher Zeitung, 27.09.05

"Ein großer Wurf!" Der Standard

"Ein fulminantes, exzellent geschriebenes Buch." Wolfgang Paterno, profil, 12.09.05

"Arno Geiger versteht es, wie wenige deutschsprachige Autoren, Dialoge zu schreiben und Figuren, vor allem Frauenfiguren, zu charakterisieren. Es ist ein melancholisch-melodisch dahinfließendes Buch, in seinem Dahinfließen geheimnisvoll wie die Zeit, aber es ist auch - wie jedes gute Buch - ein Buch der Verzauberung und Verführung zum Leben." Stefan Gmünder, Der Standard, 10.09.05

"Arno Geigers großartiger, meisterlicher Zeitroman ist ein erstaunlicher Wurf... Seine Fähigkeit, die verschiedenen Familienmitglieder zum Sprechen zu bringen, ist beeindruckend." Ulrich Rüdenauer, Tagesspiegel, 09.10.05

"Ein Roman, der ebenso genau wie leicht vom Gewicht des Lebens spricht." Aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Deutschen Buchpreises 2005

"Mit diesem Roman hat sich Geiger in die vorderste Reihe der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur vorgearbeitet." Anton Thuswaldner, Frankfurter Rundschau, 19.10.05
Details
ISBN/GTIN978-3-446-20650-2
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Verlag
Erscheinungsjahr2005
Erscheinungsdatum19.08.2005
Auflage25. Aufl.
Seiten389 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht552 g
Artikel-Nr.10606578
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Weiter dringt Richard in seiner Lektüre nicht vor, weil ein offener Steyr-Wagen in die Auffahrt biegt. Der Wagen rollt aus und kommt kiesknirschend vor Ottos Tretauto zum Stehen. Crobath, ein Studienkollege, den Richard seit Jahren nicht gesehen hat, steigt aus dem Wagen. Er trägt Uniform, dazu eine dieser adrett gescheitelten Frisuren. Und Richard? Mit Haaren, die von der Kapitänsmütze und dem Schlaf hinten kreuzquer verlegen sind, im Hemd und in ausgetretenen Segeltuchschuhen. Auf Crobath zustrebend, vom warmen Grasgeruch in den Kiesstaub, nimmt Richard sich vor, Alma zu bitten, ihm neue Schuhe von derselben Art zu besorgen, am besten gleich zwei Paar.? Man hat mir gesagt, daß ich Sie zu Hause antreffe.Crobath redet ein wenig durch die Nase, auf die gut wienerische Art, was Richard dran denken läßt, daß Crobath, als sie gemeinsam bei den akademischen Naturfreunden waren, sich als Eislauflehrer am Heumarkt verdingte, um seine magere Menage aufzubessern. Damals hinkte Crobath in allem nach, ein Mensch mit einem nichtssagenden Gesicht, den Richard immer ein wenig verachtete. Doch wenn Richard ihn sich jetzt ansieht, muß er zugeben, daß sein Gegenüber in seiner Kantigkeit vitaler und um Jahre jünger wirkt als er selbst.Haben sie einander damals gedutzt?? Ich hoffe, ich störe nicht, sagt Crobath.? Ich bitte Sie. Was kann ich für Sie tun?Er legt Crobath wie prüfend die Hand auf die gepolsterte Uniformschulter. Nach weiteren Höflichkeitsfloskeln für Alma, wendet Crobath sich wieder an Richard mit der Bitte um ein Gespräch unter vier Augen.? Ist es etwas Wichtiges? fragt Alma, die Arme gekreuzt, eigenwillig noch darin.? Es ist keine große Sache, sagt Crobath. Aber es klingt wie das Gegenteil.? Bitte sorg dafür, daß wir nicht gestört werden. Frieda soll Kaffee bringen.Gleichzeitig rätselt Richard, welchem Anlaß der Besuch zu verdanken ist, ob es mit dem vortägigen Treffen in Ratzersdorf zu tun hat. Er mustert Crobath, was der bloß wollen kann. Das beste wird sein, sich mit Reden zurückzuhalten, wo es geht. Einen ruhigen Eindruck will er erwecken. Bloß keine Unsicherheit zeigen. Doch tritt er voraus in die Pergola, wo verandaseitig der Sommertisch steht, sogar mit Blumen darauf, zu steif, er bewegt sich zu steif, mit zurückgeschmissenen Schultern, als müsse er Haltung demonstrieren. Die Männer setzen sich. Richard rechnet damit, daß Crobath zur Einstimmung an entlegener Stelle beginnen und ein paar Geschichten aus der Studienzeit hervorkramen wird, um sich dann dem eigentlichen Gegenstand zu nähern. Doch nach kurzen Bemerkungen über Otto, den sie aus der Pergola vertrieben haben (wie ähnlich der Bub Richard sehe, das halte die Familie zusammen), und über ein Thema von allgemeinem Interesse (wie grundlegend und vorteilhaft sich die Lage in den vergangenen Wochen verändert habe), steuert Crobath auf den Punkt zu: Die anhängige Klage gegen die Wach- und Schließgesellschaft sei eine lächerliche Sache, wenn man die äußeren Umstände bedenke. Denn, wie Crobath fortfährt:? Es müssen alle mit ins Rad greifen.Vor Antritt seiner Dienstreise hat Richard über einen ihm bekannten Rechtsanwalt bei der Wach- und Schließgesellschaft eine Schadensersatzzahlung anmahnen lassen. Für den Fall weiterer Säumigkeit wurde mit Klage gedroht, diese ist aber keineswegs, wie Crobaths Äußerung vermuten ließe, bereits eingereicht.? Wieso lächerlich? fragt Richard: Die Wach- und Schließgesellschaft hat bisher nur mit Manövern von sich hören lassen, Ausflüchte versucht oder auf Anfragen erst gar nicht reagiert. Laut Vertrag ist ein Schaden, wenn sich keine Einigung erzielen läßt, binnen sechs Monaten gerichtlich einzufordern. Dieser Schritt ist angebahnt. Ich sehe darin einen normalen Vorgang in Anbetracht der Signale, daß die Wach- und Schließgesellschaft alle Möglichkeiten ausschöpfen will, sich vor der Zahlung zu drücken.Crobath hält Richard einen fünfminütigen Vortrag über erhebliche Veränderungen, vor denen man stehe, anhaltende Hochstimmung in der Stadt und darüber, daß Richards Verhalten ein ungünstiges Licht auf seine politische Einstellung werfe.Als Crobath in einem Resümee Anzeichen erkennen läßt, wieder von vorne beginnen zu wollen, indem er verkündet, daß von jedermann Opfer verlangt würden, wendet Richard vorsichtig ein:? Ich hätte nicht angenommen, daß es sich hier um eine politische Angelegenheit handelt.? Dann denken Sie die falschen Gedanken, entgegnet Crobath in einer Gelassenheit, die bewirkt, daß Richard sich auf eine Erwiderung nicht einlassen mag. Richard horcht auf dünne Sandalenschritte, die sich hinter ihm über den Rasen nähern. Es ist Frieda, die Kaffee und eine Schale mit Brombeeren bringt. Beim Verrücken der Blumenvase beugt Frieda sich über Richards Schulter. Richard meint den nachgiebigen Druck einer ihrer Brüste zu spüren, er nimmt an, daß Absicht dahintersteckt, vielleicht um an die vergangene Nacht zu erinnern. Den Körper schräg zur Seite geneigt, verteilt Frieda Tassen und Schalen mit etwas sanft Schleppendem in ihren Bewegungen, das Richard ebenfalls auf sich bezieht. Er riecht den vertraut parfümierten Körper, der einen stärkeren Geruch ausströmt als die Brombeeren am Tisch. Auch Crobath heftet seine Augen auf das Mädchen, und Richard fällt ein, daß ein Teil der verschossenen Wäsche, die indirekt Gegenstand des Gesprächs ist, von Frieda getragen wird. Alma hat die passenden Stücke mit nach Hause gebracht aus der Überlegung heraus, daß man diese Stücke im Falle einer juristischen Auseinandersetzung weiterhin als Beweismittel vorlegen könnte.Während Frieda Kaffee einschenkt, ruft Richard sich die einzelnen Vorgänge ins Gedächtnis zurück: Daß am 12. und 13. März deutsche Truppen in Österreich einmarschierten, Samstag und Sonntag, und daß am Wäschegeschäft von Almas Eltern, dem Alma als Geschäftsführerin vorsteht, die dichtbestückte Auslage von dem reichlichen Sonnenlicht an jenen Tagen verdorben wurde. Ein Mitarbeiter der Wach- und Schließgesellschaft hatte es vorgezogen, an der Westeinfahrt Fahnen zu schwingen und seine neue Staatsangehörigkeit zu feiern, anstatt seiner Arbeit in der gebotenen Weise nachzukommen.Er sagt:? Es läßt sich nicht wegreden, daß der Wachmann nicht auf seinem Posten war.Und Crobath:? Kann man es ihm vorwerfen, daß er die Bedeutung der historischen Stunde erkannt hat, wie man es im übrigen nicht anders von jedem erwartet?Richard blickt einen Moment lang hinter der gemächlich sich entfernenden Frieda her, dann schräg zurück auf Crobath. Er ist der Meinung, dessen verdrechselter Logik nicht folgen zu müssen.? Daraus läßt sich hoffentlich nicht das Recht ableiten, seine Pflichten zu vernachlässigen. Und wenn doch: Dann soll die Wach- und Schließgesellschaft dem Mann seinen Sinn fürs Historische vergelten und den Schaden ausgleichen, dem Anstand zuliebe.Den Vertrag mit der Wach- und Schließgesellschaft hat Alma im vergangenen Jahr erst nach viel Zögern und langem Hin und Her verlängert. Wiederholt waren Nachlässigkeiten vorgekommen, und dann wurde der Schaden nicht gutgemacht. Den höheren Preis für die Dienste seiner Firma im Verhältnis zu anderen Offerten begründete der zuständige Inspektor damit, daß man im Schadensfall einer Firma gegenüberstehe, die voll hafte und auch praktisch haftbar gehalten werden könne. Besagter Inspektor, ein Herr Boldog, wußte über die Unstimmigkeiten der Vergangenheit Bescheid, er versprach feierlich, daß sich Ähnliches nicht wiederholen werde und daß man sich gegebenenfalls an ihn wenden solle. Man hat sich darauf verlassen. Die Pflichtvergessenheit des Wächters wurde mitgeteilt, ebenso die Tatsache, daß an den betreffenden Tagen sommerlicher Sonnenschein herrschte, was aufgrund der Zeitungsberichte und Wochenschauen nicht einmal die Wach- und Schließgesellschaft zu bestreiten wagt. Allerdings wurde bereits in der ersten Reaktion behauptet, daß es dem Sonnenlicht Mitte März an der nötigen Kraft fehle, um die angezeigten Schäden anzurichten. Als ob denmehr

Schlagworte

Autor

Arno Geiger, 1968 geboren, lebt in Wien. Sein Werk erscheint bei Hanser, zuletzt "Alles über Sally" (Roman, 2010), "Der alte König in seinem Exil" (2011), "Grenzgehen" (Drei Reden, 2011), "Selbstporträt mit Flusspferd" (Roman, 2015), "Unter der Drachenwand" (Roman, 2018), "Der Hahnenschrei" (Drei Reden, 2019) und "Das glückliche Geheimnis" (2023). Er erhielt u. a. den Deutschen Buchpreis (2005), den Johann-Peter-Hebel-Preis (2010), den Hölderlin-Preis (2011), den Literaturpreis der Adenauer-Stiftung (2011), den Joseph-Breitbach-Preis (2018), den Bremer Literaturpreis (2019), den in den Niederlanden vergebenen Europese Literatuurprijs (2019) und den Rheingau Literatur Preis (2023).