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Die Mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus

Großformatiges Paperback. Klappenbroschur.
BuchKartoniert, Paperback
288 Seiten
Deutsch
Hansererschienen am22.08.20032. Aufl.
Ob Christentum, Judentum oder Islam - alle monotheistischen Weltreligionen sind Kinder einer Revolution: die Ablösung der vielen Götter durch den alleinigen Gott. Diese Umwälzung brachte für unsere Vorstellung von der Welt, für unser Menschenbild und für unsere Ethik fundamentale Veränderungen mit sich. Dass der Kultur- und Religionstheoretiker Jan Assmann sie zugleich als Quelle von Intoleranz, Gewalt, Hass und Ausgrenzung sieht, macht seinen Essay zu einer explosiven Provokation.mehr

Produkt

KlappentextOb Christentum, Judentum oder Islam - alle monotheistischen Weltreligionen sind Kinder einer Revolution: die Ablösung der vielen Götter durch den alleinigen Gott. Diese Umwälzung brachte für unsere Vorstellung von der Welt, für unser Menschenbild und für unsere Ethik fundamentale Veränderungen mit sich. Dass der Kultur- und Religionstheoretiker Jan Assmann sie zugleich als Quelle von Intoleranz, Gewalt, Hass und Ausgrenzung sieht, macht seinen Essay zu einer explosiven Provokation.
Details
ISBN/GTIN978-3-446-23675-2
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Verlag
Erscheinungsjahr2003
Erscheinungsdatum22.08.2003
Auflage2. Aufl.
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht330 g
Artikel-Nr.10013061
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Irgendwann im Laufe des Altertums die Datierungen schwanken zwischen der späten Bronzezeit und der Spätantike ereignete sich eine Wende, die entscheidender als alle politischen Veränderungen die Welt bestimmt hat, in der wir heute leben. Das ist die Wende von den "polytheistischen" zu den "monotheistischen" Religionen, von Kultreligionen zu Buchreligionen, von kulturspezifischen Religionen zu Weltreligionen, kurz: von "primären" zu "sekundären" Religionen, die sich zumindest in ihrem Selbstverständnis weniger aus den primären Religionen in einem Evolutionsprozeß entwickelt, als vielmehr in einem Revolutionsakt von ihnen abgewandt haben.
Primäre Religionen sind über Jahrhunderte und Jahrtausende historisch gewachsen im Rahmen einer Kultur, Gesellschaft und meist auch Sprache, mit der sie unablöslich verbunden sind. Dazu gehörten auch die Kult- und Götterwelten der ägyptischen, babylonischen und griechisch-römischen Antike. Sekundäre Religionen dagegen sind Religionen, die sich einem Akt der Offenbarung und Stiftung verdanken, auf den primären Religionen aufbauen und sich typischerweise gegen diese abgrenzen, indem sie sie zu Heidentum, Götzendienst und Aberglauben erklären. Alle sekundären Religionen, die zugleich Buch-, Welt- und (mit Ausnahme vielleicht des Buddhismus) auch monotheistische Religionen sind, blicken auf die primären Religionen als "Heidentum" herab. Auch wenn sie im Zuge einer "synkretistischen Akkulturation" viele Elemente primärer Religionen in sich aufgenommen haben, sind sie in ihrem Selbstverständnis doch vom Pathos einer "antagonistischen Akkulturation" geprägt und haben starke Begriffe von dem, was mit ihrer Wahrheit (bzw. Orthodoxie) unvereinbar ist. Diese Wende hat nicht nur theologische Aspekte im Sinne einer Wandlung der Gottesvorstellung; im Sinne einer Wandlung von kulturspezifischen zu Weltreligionen hat sie auch einen politischen Aspekt. Religion wandelt sich von einem unablösbar in die staatlichen, sprachlichen und kulturellen Rahmenbedingungen einer Gesellschaft eingeschriebenen und mit Kultur nicht nur koextensiven, sondern praktisch gleichbedeutenden System zu einem autonomen System, das sich von diesen Rahmenbedingungen emanzipieren, alle politischen und ethnischen Grenzen überschreiten und sich in anderen Kulturen enkulturieren kann. Diese Wende hat aber nicht zuletzt auch einen medientechnischen Aspekt, als Wende von der Kult- zur Buchreligion, die ohne die Erfindung der Schrift und ihre konsequente Nutzung zur Kodifizierung von offenbarten Wahrheiten nicht möglich gewesen wäre. Alle monotheistischen Religionen, auch der Buddhismus, ruhen auf einem Kanon heiliger Schriften auf. Dazu kommt ein psychohistorischer Aspekt, den vor allem Sigmund Freud herausgestellt hat: Die Wende zum Monotheismus mit seinen ethischen Forderungen, seiner Betonung des inneren Menschen und seinem Charakter als "Vaterreligion" verbindet sich mit einer neuen Geisteshaltung und einem neuen "Seelentum", die das abendländische Menschenbild entscheidend geprägt haben. Schließlich handelt es sich bei dieser Wende auch ganz allgemein um einen Wandel des Weltbilds und vor allem des menschlichen Weltverhältnisses.
[ ... ]
Vor dieser Wende gab es nur historisch gewachsene Stammes- sowie "polytheistische" Kult- und Nationalreligionen, nach dieser Wende gibt es neben einigen dieser in verschiedenen Kulturen noch weiter existierenden historisch gewachsenen Religionen auch neue Religionen, denen die Merkmale des Monotheismus, der Buch- oder Offenbarungsreligion und der Weltreligion gemeinsam sind, auch wenn man sich fragen kann, ob der Bud
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Kritik
"Sicher eines der intelligentesten Bücher."
Stephan Sattler, Focus, 05.01.04
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Autor

Jan Assmann (1938-2024) war Professor für Ägyptologie an der Universität Heidelberg, Professor für Allgemeine Kulturwissenschaft und Religionstheorie an der Universität Konstanz und Ehrendoktor mehrerer Universitäten. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Deutscher Historikerpreis (1998), Thomas-Mann-Preis (2011), Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa (2016), Karl-Jaspers-Preis (2017, mit Aleida Assmann), Balzan Preis (2017, mit Aleida Assmann), Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (2018, mit Aleida Assmann). Im Carl Hanser Verlag erschienen: Ägypten (1996), Moses der Ägypter (1998), Herrschaft und Heil (2000), Mosaische Unterscheidung (2003) und Die Zauberflöte. Oper und Mysterium (2005).