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Bank-Geheimnis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Herder Verlag GmbHerschienen am24.07.2023
Nach dem vielbeachteten Ende seiner Laufbahn legt Nils Petersen seine Geschichte vor, die über eine reine Autobiografie hinausgeht. Es geht um Werte, Sichtweisen und Gedanken eines stets reflektierten Bundesliga-Fußballers, der als bester Joker der Historie die Schuhe an den Nagel hängt. Im Buch beschreibt Nils Petersen den Prozess seiner persönlichen Reifung zum Profi, sein privates Umfeld und wie er damit umgeht, Vorbild zu sein. Seine Karriere ist ein Beispiel für Leidenschaft, harte Arbeit, Geduld und Durchhaltevermögen. Dabei gewährt er seltene Einblicke hinter die Kulissen. Er erzählt intelligent, charmant-witzig und wunderbar selbstironisch über seinen sportlichen Werdegang und das Privileg, Profifußballer zu sein. »Bank-Geheimnis« ist das bewegende Selbstporträt eines bemerkenswerten Sportlers und Menschen, ein »Dankeschön« an alle, die ihn begleitet haben, und ein absolutes Must-Have für alle Fußballfans. Besonders für jene, die ihm auf seinen Stationen in Ost und West begegnet sind, zumal in Freiburg, wo er als »Fußballgott« Kultstatus erlangte. Mit vielen Farbfotos aus seiner aktiven Fußballerzeit.

Nils Petersen, geb. 1988 in Wernigerode, deutscher Fußballprofi, aktiv 2007-2023 beim FC Carl Zeiss Jena, Energie Cottbus, Bayern München, Werder Bremen und seit 2015 beim SC Freiburg, wo er als 'Fußballgott' Kultstatus erreichte. Erfolgreichster Torschütze nach Einwechslungen (Joker) der Bundesligageschichte. Einsätze darüber hinaus bei Olympia (2016) und in der Nationalmannschaft (2018).
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextNach dem vielbeachteten Ende seiner Laufbahn legt Nils Petersen seine Geschichte vor, die über eine reine Autobiografie hinausgeht. Es geht um Werte, Sichtweisen und Gedanken eines stets reflektierten Bundesliga-Fußballers, der als bester Joker der Historie die Schuhe an den Nagel hängt. Im Buch beschreibt Nils Petersen den Prozess seiner persönlichen Reifung zum Profi, sein privates Umfeld und wie er damit umgeht, Vorbild zu sein. Seine Karriere ist ein Beispiel für Leidenschaft, harte Arbeit, Geduld und Durchhaltevermögen. Dabei gewährt er seltene Einblicke hinter die Kulissen. Er erzählt intelligent, charmant-witzig und wunderbar selbstironisch über seinen sportlichen Werdegang und das Privileg, Profifußballer zu sein. »Bank-Geheimnis« ist das bewegende Selbstporträt eines bemerkenswerten Sportlers und Menschen, ein »Dankeschön« an alle, die ihn begleitet haben, und ein absolutes Must-Have für alle Fußballfans. Besonders für jene, die ihm auf seinen Stationen in Ost und West begegnet sind, zumal in Freiburg, wo er als »Fußballgott« Kultstatus erlangte. Mit vielen Farbfotos aus seiner aktiven Fußballerzeit.

Nils Petersen, geb. 1988 in Wernigerode, deutscher Fußballprofi, aktiv 2007-2023 beim FC Carl Zeiss Jena, Energie Cottbus, Bayern München, Werder Bremen und seit 2015 beim SC Freiburg, wo er als 'Fußballgott' Kultstatus erreichte. Erfolgreichster Torschütze nach Einwechslungen (Joker) der Bundesligageschichte. Einsätze darüber hinaus bei Olympia (2016) und in der Nationalmannschaft (2018).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783451831812
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum24.07.2023
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse9543 Kbytes
Artikel-Nr.11815083
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

[2] Auf fertig, die los Plätze, â¦

Es war einmal 2007. Der VfB Stuttgart wurde Deutscher Meister, Schalke 04 und Werder Bremen zogen in die Champions League ein und der 1. FC Nürnberg holte den DFB-Pokal. Das klingt wie ein Märchen aus längst vergangener Zeit, als lägen zwischen damals und heute mehrere Generationen. Mitnichten, es sind gerade erst 16 Jahre vergangen, also exakt die Zeitspanne seit meinen ersten Schritten im deutschen Profifußball bis zum nunmehrigen Abschied von der Bundesliga-Bühne.

Inzwischen kaum noch vorstellbar, spielte mein Ausbildungs-Verein FC Carl Zeiss Jena tatsächlich in der 2. Bundesliga. Gar nicht so schlecht, als Aufsteiger hielt die Truppe zunächst locker die Klasse und ermöglichte jungen Kerlen wie mir, erste Sporen zu verdienen. Natürlich werde ich meinen ersten Einsatz nie vergessen, auch wenn er nur einige Sekunden dauerte. Der Klassiker für eingewechselte Stürmer - in der 89. Minute. Am 4. Februar 2007, wenige Wochen nach meinem 18. Geburtstag, hoffte Trainer Heiko Weber wohl auf einen Lucky Punch der jugendlichen Unbekümmertheit, als Carl Zeiss vor 42.000 Zuschauern beim 1. FC Köln mit 0:1 zurücklag. Es blieb eine Verzweiflungstat. Ergo startete ich mit einer Niederlage und ohne ernstzunehmenden Ballkontakt in den bezahlten Männerfußball, es war dennoch ein unvergessliches Erlebnis - und der Grundstein für alles, was seitdem folgte.

Reibungslos und wie im Bilderbuch verlief die weitere Laufbahn dann keineswegs. Die nächste Saison 2007/08 bescherte mir immerhin 20 Einsätze mit Jena in der 2. Bundesliga mit vier Toren, den Premierentreffer gleich zum Auftakt im Spiel gegen Alemannia Aachen. Während unser Team in dieser Spielzeit in der Meisterschaft nichts auf die Reihe bekam und in Summe als Tabellenletzter abstieg, erlebte ich eine erste Lektion in Sachen Männerfußball am eigenen Leib hautnah: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze! Im Elfmeterschießen setzte sich der FC Carl Zeiss gegen den 1. FC Nürnberg durch, kegelte danach Arminia Bielefeld nach Verlängerung aus dem Wettbewerb und sorgte dann schließlich für einen Husarenstreich im Viertelfinale: Beim amtierenden Deutschen Meister VfB Stuttgart um Thomas Hitzlsperger, Yıldıray BaÅtürk und den überragenden Mario Gómez in seinen jungen Jahren durfte ich wenige Wochen nach meinem 19. Geburtstag 120 Minuten um mein Leben rennen. Dann drückte ich im Mittelkreis beim Elfmeterschießen erfolgreich die Daumen - 5:4 für Jena, eine Sensation! Das folgende Halbfinale bescherte uns als Zweitligisten dann stolze 80.000 Zuschauer im Dortmunder Westfalenstadion und eine glatte 0:3-Niederlage, wieder durfte ich in der Startelf ran. Prägende Erlebnisse mit bleibenden Eindrücken und der Gewissheit: Im Fußball ist alles möglich. Naja, fast alles.


5 Aller Anfang ist schwer. Auch mit dem FC Carl Zeiss Jena beim torlosen Remis gegen Dynamo Dresden.


Es schlossen sich allerdings zwei beinahe komplette Kalenderjahre ohne persönliches Erfolgserlebnis an. Das hatte ich bis dato gar nicht mehr auf dem Schirm und wohl verdrängt. Aber tatsächlich: 2008 und 2009 verzeichnet meine fußballerische Vita nur ein Punktspieltor für die Profis (erst am letzten Spieltag vor der Winterpause 2009/10 durfte ich wieder jubeln - aber das fiel eher dezent aus, es war nämlich der Treffer zum 0:4-Endstand kurz vor Schluss im Cottbus-Trikot gegen Rot Weiss Ahlen). Für einen Angreifer, der über Tore abgerechnet und beurteilt wird, war die Jahresbilanz schlicht eine Vollkatastrophe. In der Rückrunde 2007/08 ging ich komplett leer aus und stieg als Tabellenletzter mit Jena ab, in der 3. Liga 2008/09 standen in Halbserie eins nur fünf Startelfeinsätze und 13 Einwechslungen unter drei verschiedenen Trainern zu Buche. Ohne eigenen Treffer, wie gesagt.

Der Lockruf aus Cottbus kam in der Winterpause deshalb ebenso überraschend wie gerade recht. Was folgte war eine echte Nacht-und-Nebel-Aktion: Der FC Energie als Flaggschiff des Ostens spielte immerhin in der Bundesliga, Manager Steffen Heidrich sah scheinbar in mir als gerade 20 Jahre alt gewordenem Jüngling eine lohnende Investition in die Zukunft und überwies dem Vernehmen nach 250.000 Euro an den FCC. Gerüchten zufolge brauchte Cottbus dringend einen deutschen Spieler, zwölf mussten damals laut Statut zwingend zum Profikader gehören, Local Player-Regelung nannte sich das. Noch bevor ich einen Euro verdient hatte, raste ich mit 170 km / h in einen Blitzer auf dem Weg zum Medizincheck in der Lausitz (und war danach für einen Monat Fußgänger ohne Fahrerlaubnis), hechelte zurück nach Hause und musste mir noch vor Abreise ins Trainingslager bei Takko ein schwarzes Poloshirt kaufen - um einheitlich gekleidet in den Flieger steigen zu können. Unterwegs achtete ich zwischen all den neuen Mitspielern peinlich genau darauf, dass niemand meinen Last-Minute-Erwerb vom Wühltisch allzu akribisch in Augenschein nahm. Abfällige Kommentare noch vor dem ersten gemeinsamen Training wollte ich unbedingt vermeiden. Das Kennenlernen des neuen Teams war durch die Einzelzimmer-Belegung auf Zypern auch kein Selbstläufer, zur Kummer-Bekämpfung musste ich mir vor Ort am Kiosk erstmal eine Packung Zigaretten besorgen. Die reichte dann knapp für die Woche.

Die ersten Wochen nach Rückkehr aus dem Trainingslager in einem Hotel der fremden Stadt waren ebenso gewöhnungsbedürftig. Weil ich nur ein Tageslimit Kohle abheben konnte und die Ausgaben für Provision und Kaution der ins Auge gefassten City-Wohnung ziemlich üppig waren, stocherte ich mir regelmäßig Kleingeld für den abendlichen Subway-Besuch aus dem Porzellansparschwein. Mittags gab s gern mal Aufgetautes aus dem Tiefkühlregal, das bis zur zweiten Trainingseinheit eher schwer im Magen lag. Meine Ernährung war damals genauso unprofessionell wie die bis zum letzten Glockenschlag ausgedehnten Heimfahrten. Lieber raste ich morgens um fünf Uhr mit zwei Schokomuffins in Jena los, um in Cottbus rechtzeitig zum Vormittagstraining zu erscheinen, als einen weiteren Abend im Hotel abzuhängen. Zwar war ich als Fernfahrer in bester Gesellschaft, weil auch Leistungsträger wie Keeper Gerhard Tremmel und Igor Mitreski mit Wohnsitz in Berlin gern schon mal vier Stunden täglich auf der Autobahn verbrachten; aber mich mit den alten Recken zu vergleichen, verbot sich von selbst.

Die Eingewöhnungsphase mit Lerneffekt kam mir mit zeitlicher Verzögerung durchaus zugute. Auch das Training des Vielvölkeraufgebots half, vom Talent zum Profi zu reifen. Nicht selten standen wir täglich zweimal zwei Stunden partiell untätig auf dem Rasen herum, um dem generalverdächtigen Taktikfanatiker Bojan Prasnikar aus Slowenien mit dem unstillbaren Cola-Durst bei seinen mehrsprachigen Anweisungen am Reißbrett zu folgen. Und wenn dann doch mal wettkampfnah geübt wurde, war ich in Zweikämpfen als schmächtiger Hungerhaken gegen gestandene Bulldozer wie Vragel da Silva oder Mariusz KukieÅka eher Opfer als Täter.

Es ehrte mich zwar, dass mich der Energie-Manager nach vier Zweitliga-Toren zu Höherem berufen sah. Dieser Meinung war er aber offenbar allein, denn Bojan Prasnikar konnte im knallharten Abstiegskampf der Elite-Liga mit mir herzlich wenig anfangen. Dass er sich meinen Namen nicht merken konnte und mich konsequent Jens nannte, machte es nicht wesentlich besser. Am vorletzten Spieltag 2008/09 gehörte ich überhaupt erstmals zum 18-köpfigen Kader, am 34. und letzten durfte ich dann endlich erstmals Bundesliga-Luft schnuppern: geschlagene sechs Minuten eingewechselt gegen Bayer Leverkusen, als die Partie nach drei Toren des überragenden Ervin Skela längst für uns entschieden war (3:0) - und Cottbus in die Relegation durfte im Kampf um den Klassenerhalt. Obwohl mit Dimitar Rangelov und Ivica Iliev die beiden bis dato besten Cottbuser Offensivspieler ausgerechnet in den beiden Entscheidungsspielen angeschlagen fehlten, sah ich mir das Heimspiel-Desaster gegen den Zweitligisten 1. FC Nürnberg 90 Minuten von der Bank aus an. 0:3 endete diese Farce, 0:2 aus Cottbuser Sicht das Rückspiel. Immerhin war ich auf dem Spielfeld live dabei, als sich Energie Cottbus nach der vermutlich langweiligsten Relegation seit Einführung damals aus der Bundesliga verabschiedete. Für den Verein und die Lausitz eine Tragödie, für mich angesichts des notwendigen Neuanfangs in Liga zwei ein Segen.

5.000 Fans sorgten nur wenige Wochen nach dem Abstieg aus der höchsten Spielklasse beim Trainingsauftakt für ungeahnte Euphorie. Der Kader wurde runderneuert, ein radikaler Umbruch erfolgte mit namhaften, jungen Neuzugängen wie Marc-André Kruska und Markus Brzenska. Neue Chance, neues Glück - auch für mich, dachte ich jedenfalls. Denn zum gesetzten Stürmer Emil Jula wurde kurz vor Saisonstart noch sein rumänischer Landsmann Sergiu Radu verpflichtet, eine Institution in Cottbus aufgrund früherer Heldentaten und demzufolge mit Bonus am Start. Léonard Kweuke gab es auch noch im Konkurrenzreigen, ein Kerl mit Oberschenkeln wie Baumstämme. Und wenn keiner von uns den charismatischen Coach Claus-Dieter Pelé Wollitz restlos überzeugte, stellte er eben Dribbelkönig Stiven Rivic in die vorderste...
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