Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Rückkehr nach Mendocino

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Hoffmann und Campe Verlagerschienen am05.06.2023
Ich hielt an und fragte 'Wohin?' - Sie sagte: 'Bitte nimm mich mit nach Mendocino!' Michael Holm, einer der größten Schlagerinterpreten Deutschlands, nimmt uns mit auf eine Tour durch seine sensationelle Karriere und die Achterbahn eines erstaunlichen Lebens. Wer sie hört, bekommt sie nicht mehr aus dem Kopf: Mit Ohrwürmern wie 'Mendocino' hat sich Michael Holm ins kollektive Musikgedächtnis der Deutschen gesungen. Er ist einer der erfolgreichsten Schlagerinterpreten überhaupt. Doch sein Schaffen reicht weit über seine großen Hits hinaus. Jetzt erzählt er selbst von seinen vielen Leben: von Auftritten in jungen Jahren in den Kneipen der amerikanischen GIs in Erlangen, von seinen Anfängen als Praktikant beim legendären Plattenlabel Hansa Musik von Peter Meisel, und davon, was hinter den Kulissen bei der ZDF-Hitparade passierte. Rückkehr nach Mendocino ist eine unvergessliche Zeitreise durch die Welt des Schlagers, der Popmusik und der alten BRD.

Michael Holm wurde 1943 als Lothar Walter in Stettin geboren. Nach der Flucht vor der anrückenden Roten Armee verbrachte er die ersten Nachkriegsjahre mit seiner Familie und seiner Zwillingsschwester in Wolfsburg, später in Erlangen. Er ist einer der erfolgreichsten Schlagersänger, Songwriter und Musikproduzenten Deutschlands, bekannt vor allem für Mendocino (1969) und den Nummer-1-Hit Tränen lügen nicht (1974). Fünf Mal wurde er mit der Goldenen Stimmgabel ausgezeichnet, drei Mal für den Grammy nominiert. Heute lebt er bei München.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR25,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextIch hielt an und fragte 'Wohin?' - Sie sagte: 'Bitte nimm mich mit nach Mendocino!' Michael Holm, einer der größten Schlagerinterpreten Deutschlands, nimmt uns mit auf eine Tour durch seine sensationelle Karriere und die Achterbahn eines erstaunlichen Lebens. Wer sie hört, bekommt sie nicht mehr aus dem Kopf: Mit Ohrwürmern wie 'Mendocino' hat sich Michael Holm ins kollektive Musikgedächtnis der Deutschen gesungen. Er ist einer der erfolgreichsten Schlagerinterpreten überhaupt. Doch sein Schaffen reicht weit über seine großen Hits hinaus. Jetzt erzählt er selbst von seinen vielen Leben: von Auftritten in jungen Jahren in den Kneipen der amerikanischen GIs in Erlangen, von seinen Anfängen als Praktikant beim legendären Plattenlabel Hansa Musik von Peter Meisel, und davon, was hinter den Kulissen bei der ZDF-Hitparade passierte. Rückkehr nach Mendocino ist eine unvergessliche Zeitreise durch die Welt des Schlagers, der Popmusik und der alten BRD.

Michael Holm wurde 1943 als Lothar Walter in Stettin geboren. Nach der Flucht vor der anrückenden Roten Armee verbrachte er die ersten Nachkriegsjahre mit seiner Familie und seiner Zwillingsschwester in Wolfsburg, später in Erlangen. Er ist einer der erfolgreichsten Schlagersänger, Songwriter und Musikproduzenten Deutschlands, bekannt vor allem für Mendocino (1969) und den Nummer-1-Hit Tränen lügen nicht (1974). Fünf Mal wurde er mit der Goldenen Stimmgabel ausgezeichnet, drei Mal für den Grammy nominiert. Heute lebt er bei München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455015775
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum05.06.2023
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7916 Kbytes
Artikel-Nr.10067924
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverVerlagslogoTitelseiteWidmungVorwort des ReisebegleitersPrologI ReiseII ReiseIII ReiseIV ReiseV ReiseBildteilDanksagungBildnachweiseMichael Holm DiskographieMichael Holm Diskographie CuscoBiographienImpressummehr
Leseprobe


I Reise




Erlangen
Das Leben und ich


Dass die Musik dem strebenden Künstler oft harte Arbeit abverlangt, wenn er das scheinbar Unerreichbare erreichen will, ist eine Lektion, die ich gleich am Anfang meiner Karriere lernen musste. Nämlich als es darum ging, endlich in den Besitz meiner ersten eigenen Gitarre zu kommen. Von zu Hause, besonders von Papa, war da keine große Unterstützung zu erwarten. Obwohl - oder vielleicht, gerade weil - mein Vater als Bildungsbürger der »alten Schule« völlig musikbesessen war. Ein wirklich großartiger Geiger und glühender Verehrer der klassischen Meister. Vivaldi, Mozart, Schubert, das waren sozusagen die Beatles meines Papas und er selbst das, was man heute einen »Klassik-Ultra« nennen würde. Musik war für ihn ein unverzichtbarer Teil seines Lebens. Seine glühende Liebe zu ihr war so ansteckend, dass das Feuer für diese »höchste aller Künste« schon früh in mir zu lodern begann und auch bis heute feurig glüht.

Leider begann sich mein musikalischer »Brennstoff« nach einer am Radio gemachten Begegnung mit einem Sänger namens Elvis doch sehr von dem meines Vaters zu unterscheiden. One Night With You schlug nun einmal die Mondschein-Sonate für mich um Längen, und da war ich in meiner Generation wahrlich nicht der Einzige, der das so sah. Ich brauchte unbedingt eine Gitarre. Da wegen der musikalischen Diskrepanzen von Vaters Seite hier keine Hilfe zu erwarten war, hieß es für mich, den gerade mal fünfzehnjährigen Buben Lothar Walter: Ich musste einen Ferienjob annehmen.

Den Sommer 1958 verbrachte ich daher auf einem Bauernhof in Möhrendorf, einem kleinen Ort, etwa sieben Kilometer von meiner Heimatstadt Erlangen entfernt. Leider nicht als Gast in der Sommerfrische, sondern als Mädchen für alles. Was bedeutete: fünf Wochen Ställe ausmisten, Gras schneiden, Vieh füttern. Natürlich alles von Hand und mit der eigenen Muskelkraft, weil es auf den Höfen damals noch sehr viel weniger Maschinen gab als heutzutage. Der Preis für das sechssaitige Objekt meiner Begierde war also ein Ferienprogramm, bestehend aus Arbeiten, Essen, Trinken, Schlafen - und am nächsten Morgen das Ganze von vorn. Die Plackerei indes hatte sich gelohnt, denn in diesen fünf Wochen konnte ich sage und schreibe siebzig Mark verdienen. Ein hübsches Sümmchen, wenn man bedenkt, dass der damalige durchschnittliche Monatslohn gerade mal vierhundert Mark betrug. Mit diesem Salär konnte ich über einen Mitschüler, dessen Vater bei dem unweit von Erlangen beheimateten Instrumentenbauer »Framus« arbeitete, eine Gitarre dieser Marke ergattern. Es war ein günstiges Modell für fünfzig Mark, mit dem ein oder anderen Schmunzelfehler, aber es war meine. Ich investierte weitere fünf Mark meines Vermögens in ein Übungsheft mit dem Titel Gitarre lernen in 10 Stunden und saß nun, eifrig meine ersten Griffe übend, in meinem Mansardenzimmer der elterlichen Wohnung in Erlangen.

Erlangen, das war 1958 ein Ort, wie er kaum weiter entfernt sein konnte von Plätzen wie Mendocino, der verträumten Künstler- und Hippie-Enklave an der kalifornischen Pazifikküste. Oder von Stettin im Jahre 1943, wo ich, nur wenige Minuten nach der Geburt meiner Zwillingsschwester Mechthild, als das letzte von fünf Kindern der Eheleute Walter im städtischen Krankenhaus das Licht der Welt erblickte. Eines ist sicher, es ist definitiv eine »Gnade der späten Geburt«, wie es der von mir verehrte Helmut Kohl einmal so prägnant formulierte, dass ich mich an diese ersten beiden Lebensjahre, die letzten beiden des Zweiten Weltkriegs, praktisch nicht erinnern kann. Die Familienlegende besagt, dass meine Mutter mit ihren Kindern im April 1945 den letzten Zug erwischte, der Stettin verlassen konnte, und wir so gerade noch der vordringenden Roten Armee entkamen. In meine Erinnerung hat sich schemenhaft ein Bild eingebrannt: ich, auf dem Arm unseres Kindermädchens, auf der Anhöhe des Stadtteils Finkenwalde, Stettin vom Feuer rot und der Himmel schwarz vor Flugzeugen, die ihre Bomben abwarfen. Ich glaube, jeder Vertriebene meiner Generation wird eine ähnliche albtraumhafte Schimäre mit sich herumtragen.

Mein Vater, Karl Walter, war als Diplomingenieur der Elektrotechnik zur deutschen U-Boot-Flotte in Norwegen kommandiert worden, wo er mit dem Ende des Krieges auch in Gefangenschaft geriet. Meiner Mutter Hildegard blieb also nichts anderes übrig, als sich allein mit uns Kindern nach Wolfsburg durchzuschlagen, wo eine ihrer zehn (!) Tanten den Direktor des städtischen Heizkraftwerks geheiratet hatte und über eine dieser Stellung angemessene Wohnung mit ausreichend Raum verfügte. Da die Ehe von Onkel Arthur und Tante Tilly kinderlos geblieben war, kamen wir dem Paar als »Gäste« nicht völlig ungelegen. Die Aufnahme von Verwandten war der Fremdzuweisung anderer Flüchtlinge aus den Ostprovinzen durch die Besatzungsverwaltung sicher klar vorzuziehen. Das Schicksal war uns, also meiner Mutter und meinen Geschwistern Astrid, Johannes, Leonore, meiner Zwillingsschwester »Mecki« Mechthild und mir, wohlgesinnt: Das Glück eines festen Wohnsitzes unter dem Dach eines zugewandten, freundlichen Hausherrn war in jenen Tagen in Deutschland weiß Gott nicht jedem beschieden. Wir machten es unseren Gastgebern aber auch nicht übermäßig schwer, uns zu mögen. Wir hatten buchstäblich nichts außer unserer Dankbarkeit, die wir gerne und reichlich an unsere Wohltäter weitergaben. Zu sechst bezogen wir zwei Zimmer der Direktorenwohnung und waren damit fürs Erste sicher, warm und trocken untergebracht.

Trotzdem herrschte auch bei uns Walters vor allem ein grimmiger Meister: der Hunger, der, gemeinsam mit seinem bitteren Verbündeten, dem Mangel, den Alltag von früh bis spät bestimmte. Die meisten Sorgen, die uns heute den Schlaf und den letzten Nerv rauben, wirken so klein und lächerlich gegen die Schwierigkeiten, mit denen unsere Mütter damals zu kämpfen hatten. Gerade wir Flüchtlingsfamilien waren nicht überall gerne gesehen, waren wir doch eine direkte Konkurrenz um die spärlichen Vorräte, die der harte Winter 1946/47 und der auf den Fuß folgende Hitzesommer 1947 noch einmal verknappten. Besonders in den Jahren bis zur Währungsreform stand Improvisationskunst hoch im Kurs, und Tauschwirtschaft war das Gebot der Stunde.

Meine Mutter verfügte, gottlob, über besondere, nahezu »metaphysische« Fähigkeiten. Sie war eine charmante und unterhaltsame junge Frau, die schnell Kontakt zu den Bauersfrauen der Umgebung fand. Die besuchte sie nun regelmäßig gemeinsam mit einer ebenfalls aus dem Osten geflohenen Freundin mit dem Bollerwagen, um dort im Austausch für Strick- und Handarbeiten Kartoffeln und Äpfel zu bekommen. Sie verstand sich aber nicht nur aufs Plaudern, sondern auch aufs Zuhören und das Abspeichern der Sorgen und Wünsche der vom Krieg gebeutelten Frauen. Eine Fähigkeit, die sie schnell dazu einsetzte, den armen, nach Trost und Zuversicht suchenden Leidensgenossinnen aus den Karten zu lesen. Das »Boddenkieken« hatte in Mamas Familie Tradition, und so machte sie es sich zur Aufgabe, den erstaunten Frauen zunächst ihre spezifischen Nöte zu schildern und dann »hellzusehen«, um ihnen mit freundlichen Prophezeiungen ein wenig Hoffnung zu schenken. Eine sicher viel großherzigere Tat, als sie manch gestrenger Pfarrer oder missgünstige Nachbarin in jenen harten Tagen aufzubringen in der Lage war. Als Mama sich dann aber eines schönen Tages ganz weit aus dem Fenster lehnte und einer ihrer Kundinnen wahrsagte, dass die Heimkehr des Ehemannes im »Haus der Karten« und damit unmittelbar bevorstehe, und der Herr Gemahl dann am nächsten Morgen tatsächlich vor der Tür der Frau stand, nahm die Nachfrage nach Mutters Dienstleistung gehörig an Fahrt auf. So hatte nicht etwa ich, sondern meine Frau Mama den ersten fetten »Hit« der Familie gelandet. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Tantiemen für ihre Voraussagen wurden in Währungen wie Brot und Schinken gezahlt. Für uns Walters standen die Zeiten von nun an im Zeichen eines »kulinarischen Aufschwungs«. Die Erlöse aus Mutters besonderer Gabe fühlten sich an wie eine Art vorgezogenes Wirtschaftswunder. Statt Kartoffeln und drei vertrockneter Äpfel gab s auf einmal Kuchen und Gurken und Eier und Speck, alles, was man sich wünschte, und zwar regelmäßig und den ganzen Bollerwagen voll.

Dann, es muss 1947 oder 1948 gewesen sein, stand auch bei uns der Vater plötzlich wieder vor der Tür: ein für mich zunächst völlig fremder Mann, der von da an nicht einfach nur Teil meines Lebens war, sondern von der Minute seiner Ankunft an volle Befehlsgewalt darüber hatte. Was für heutige Ohren vielleicht nach einem therapiebedürftigen Kindheitstrauma klingt, war für uns Nachkriegskinder normal. In den allermeisten Fällen war es auch ein Segen. So auch bei uns, denn »Papa«, wie wir den fremden Herrn zunächst mit Vorsicht, dann mit wachsender Begeisterung riefen, brachte durch seine Liebe zu Literatur und Musik neuen Schwung und Freude in unser Leben.



Meine Mutter Hildegard, gebürtig in Wilhelmshaven, brachte meine vier Geschwister und mich durch wahrlich schwere Zeiten. Man kann die Leistung der Frauen nach dem Krieg nicht hoch genug ehren, und ich bin meiner Mutter mein Leben lang für ihre Fürsorge und ihre Opferbereitschaft dankbar geblieben.



Mit der Heimkehr des Vaters in den Kreis der Lieben waren wir Walters also wieder komplett. Ein Glück, das...

mehr

Autor

Michael Holm wurde 1943 als Lothar Walter in Stettin geboren. Nach der Flucht vorder anrückenden Roten Armee verbrachte er die ersten Nachkriegsjahre mit seiner Familie und seiner Zwillingsschwester in Wolfsburg, später in Erlangen. Er ist einer der erfolgreichsten Schlagersänger, Songwriter und Musikproduzenten Deutschlands, bekannt vor allem für "Mendocino" (1969) und den Nummer-1-Hit "Tränen lügen nicht" (1974). Fünf Mal wurde er mit der Goldenen Stimmgabel ausgezeichnet, drei Mal für den Grammy nominiert. Heute lebt er bei München.