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Vom Himmel die Sterne

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Hoffmann und Campe Verlagerschienen am04.09.2023
Der neue Roman von der Autorin des Weltbestsellers 'Schloss aus Glas'   Die meisten Leute halten nicht viel von der jungen Sallie Kincaid. Sie ist die Tochter des Duke, mehr nicht. Aber Sallie hat andere Pläne - und sie wird alle davon überzeugen ...   Sallie ist die Tochter des mächtigsten Mannes einer Kleinstadt in Virginia. Geboren zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ist sie fünf Jahre alt, als ihre Mutter stirbt nach einem Streit mit Sallies Vater, dem charismatischen Duke Kincaid. Er heiratet erneut und bekommt einen Sohn. Als Sallie dem Halbbruder beibringen will,  so stark  wie der Vater - und sie selbst - zu sein, führt ihre waghalsige Nachhilfe zu einem  schweren  Unfall. Sallie wird verstoßen und muss das Anwesen verlassen.  M it siebzehn Jahren kehrt sie zurück ins Große Haus, entschlossen, sich ihren Platz in der Familie zurückzuerobern.  D och  d er Duke ist tot, es gilt die Prohibition  und in der  Stadt  herrscht  Lynchjustiz. Sall ie ist entschlossen, nicht ein zweites Mal zu weichen - und widersetzt sich der harten Männerwelt selbstbewusst und scharfsinnig, um sie für immer zu verändern.

Jeannette Walls studierte am Barnard College und arbeitete über zwanzig Jahre als Journalistin in New York. Ihr internationaler Bestseller Schloss aus Glas (2006) wurde 2017 mit Naomi Watts und Woody Harrelson erfolgreich verfilmt. Es folgten Ein ungezähmtes Leben (2009), eine Romanbiographie über ihre Großmutter und Die andere Seite des Himmels (2013), die bewegende Geschichte zweier mutiger Mädchen im Kalifornien der 1970er Jahre. Zusammen mit ihrem Mann, dem Schriftsteller John Taylor, lebt Jeannette Walls im ländlichen Virginia.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR25,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
HörbuchCD-ROM
EUR25,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextDer neue Roman von der Autorin des Weltbestsellers 'Schloss aus Glas'   Die meisten Leute halten nicht viel von der jungen Sallie Kincaid. Sie ist die Tochter des Duke, mehr nicht. Aber Sallie hat andere Pläne - und sie wird alle davon überzeugen ...   Sallie ist die Tochter des mächtigsten Mannes einer Kleinstadt in Virginia. Geboren zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ist sie fünf Jahre alt, als ihre Mutter stirbt nach einem Streit mit Sallies Vater, dem charismatischen Duke Kincaid. Er heiratet erneut und bekommt einen Sohn. Als Sallie dem Halbbruder beibringen will,  so stark  wie der Vater - und sie selbst - zu sein, führt ihre waghalsige Nachhilfe zu einem  schweren  Unfall. Sallie wird verstoßen und muss das Anwesen verlassen.  M it siebzehn Jahren kehrt sie zurück ins Große Haus, entschlossen, sich ihren Platz in der Familie zurückzuerobern.  D och  d er Duke ist tot, es gilt die Prohibition  und in der  Stadt  herrscht  Lynchjustiz. Sall ie ist entschlossen, nicht ein zweites Mal zu weichen - und widersetzt sich der harten Männerwelt selbstbewusst und scharfsinnig, um sie für immer zu verändern.

Jeannette Walls studierte am Barnard College und arbeitete über zwanzig Jahre als Journalistin in New York. Ihr internationaler Bestseller Schloss aus Glas (2006) wurde 2017 mit Naomi Watts und Woody Harrelson erfolgreich verfilmt. Es folgten Ein ungezähmtes Leben (2009), eine Romanbiographie über ihre Großmutter und Die andere Seite des Himmels (2013), die bewegende Geschichte zweier mutiger Mädchen im Kalifornien der 1970er Jahre. Zusammen mit ihrem Mann, dem Schriftsteller John Taylor, lebt Jeannette Walls im ländlichen Virginia.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455016291
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum04.09.2023
SpracheDeutsch
Dateigrösse1475 Kbytes
Artikel-Nr.11413706
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverVerlagslogoTitelseiteWidmungMottoPrologTeil ITeil IITeil IIITeil IVTeil VDanksagungBiographienImpressummehr
Leseprobe

Prolog

Das schnellste Mädchen der Welt. Das will ich mal werden.

Hab ich heute Morgen beschlossen. Der Morgen war so richtig schön, sonnig, aber nicht zu heiß, mit weißen Wolken, die aussahen wie Mehlklöße hoch oben am strahlend blauen Himmel, mit Vögelchen, die um die Wette zwitscherten, und tanzenden kleinen gelben Schmetterlingen. Ich hatte gerade meinen Matrosenanzug angezogen und war dabei, mir die Schuhe zuzumachen, als die Tür aufging. Es war mein Daddy. Der Duke. So nennen ihn alle.

»Ich hab eine Überraschung für dich, Frechdachs«, sagte er. »Ein Geschenk.«

»Ein Geschenk? Aber ich hab doch noch gar nicht Geburtstag.«

»Ich brauch doch keinen besonderen Anlass, um meiner eigenen Tochter ein Geschenk zu machen. Wenn ich sage, heute ist Geschenketag, dann ist heute Geschenketag, basta. Und ich garantiere dir, dieses Geschenk wird dein Leben verändern.«

»Was ist es denn?«

»Na, na, du kleiner Naseweis. Du willst wohl, dass ich mich verplapper, was?« Der Duke redete mit seiner gespielt wütenden Stimme, und ich musste lachen. »Dann wär´s ja keine Überraschung mehr.« Er lächelte. »Oben im Kutschenhaus. Komm mit.«

Und wenn ich hundert Jahre alt werde, den Tag heute vergess ich nie. Der Duke nahm mich an die Hand, und wir gingen durch die Diele am Wohnzimmer vorbei, wo meine Stiefmutter Jane mit meinem Halbbruder Eddie Tonleitern auf dem Klavier übte. Er spielte furchtbar gern Klavier und guckte nicht mal in meine Richtung. In der Küche sagte ich der Alten Ida, das ist unsere Köchin, wohin wir wollten, und sie sagte, dass sie Überraschungen mag, und zupfte an einem von meinen Zöpfen. Dann gingen der Duke und ich raus in den Garten.

Wenn ich mich auf was Schönes freue, möchte ich am liebsten hüpfen - ich versteh nicht, warum so viele Leute ganz normal gehen, wenn sie auch hüpfen könnten -, aber heute Morgen wollte ich die Hand vom Duke auf keinen Fall loslassen, also riss ich mich ausnahmsweise mal zusammen und war brav, genau wie Jane mir das dauernd eintrichtert.

Der Duke und ich gingen an der Steinmauer vorbei, die wir zusammen für Jane gebaut haben, bevor Eddie geboren wurde. Sie ist niedrig wie eine Bank, sodass ich drauf sitzen kann, und breit genug, um drauf entlangzurennen und dann ganz hoch in die Luft zu springen. Hinter der Mauer sind Janes rosa und rot-weiße Pfingstrosen, die wie große Kugeln Eiscreme aussehen. Jane ist die Einzige, die sie pflücken darf.

Wir liefen die lange Einfahrt mit den großen Pappeln hoch, vorbei an unserem Hühnerstall und dem Eishaus und der Räucherkammer und dem Brunnenhaus. Die sind alle weiß gestrichen und haben grüne Blechdächer, genau wie das Große Haus, und sie stehen jetzt alle leer, weil wir unser Fleisch und unsere Eier im Ort kaufen und der Eismann Eisblöcke für den Eisschrank in der Küche bringt. Trotzdem, es macht Spaß, dort herumzustöbern. Eddie ist erst drei, fünf Jahre jünger als ich, aber wenn er mal alt genug ist, können wir bestimmt richtig toll Cowboy und Indianer da spielen.

Als wir an der Weide vorbeikamen, winkte ich den Kutschpferden, die friedlich grasten und mit ihren Schwänzen die Fliegen verscheuchten. Sie sind fett geworden, weil wir sie nicht mehr so oft einspannen, seit der Duke sich den Ford gekauft hat, das erste Automobil in ganz Claiborne County. Mir tun die Pferde ein bisschen leid, aber der Duke meint, dass bald nur noch Cowboys und Fuchsjäger und Zirkusreiter Pferde haben.

Das Kutschenhaus oben auf dem Hügel ist auch weiß und grün, und als wir endlich dort ankamen, wäre ich fast geplatzt vor Neugier auf meine Überraschung. Der Duke streckte die Hand nach dem Türgriff aus und sagte: »Mach die Augen zu, Frechdachs.«

Und das tat ich. Im nächsten Moment hörte ich das dumpfe Rumpeln der großen Doppeltür.

»Jetzt mach die Augen auf«, sagte er.

Und da sah ich ihn. Einen Bollerwagen. Er stand hübsch wie nur was auf dem Steinboden zwischen dem Ford und der Kutsche, ein waschechter Kinderbollerwagen mit großen roten Rädern - größer als Essteller - und einer glänzend schwarzen Lenkstange aus Metall und knallrot lackierten Seitenwänden aus Holz.

»Ist der für mich?«

»Und ob er das ist. Hab ihn im Katalog gesehen und mir sofort gesagt, der ist was für meine kleine Sallie.« Ich sah zu dem Duke hoch. Er betrachtete den Bollerwagen mit lächelnden Augen. »Gefällt er dir?«

Sonst hab immer so viel zu sagen, dass mich keiner dazu bringen kann, den Mund zu halten, aber in dem Moment bekam ich vor lauter Glück kein Wort heraus, deshalb nickte ich bloß, und dann nickte ich noch rund zwanzigmal weiter.

»Hatte selbst so einen, als ich so alt war wie du. War gar nicht mehr aus ihm rauszukriegen. Sollen wir ihn mal ausprobieren?«

»Wir beide?«

Die Alte Ida sagt immer, für mich wäre der Duke mein größter Held, der mir die Sterne vom Himmel holen kann. Vielleicht stimmt das ja. In dem Moment glaubte ich es jedenfalls ganz sicher.

Der Duke zog den Bollerwagen raus auf die Einfahrt und ging daneben in die Knie. Ich hockte mich neben ihn, während er mir zeigte, wie man mit der Metallstange lenkt, wie der Bremshebel auf der linken Seite die Hinterräder stoppt, aber nicht die Vorderräder.

»Was meinst du, warum das so ist?«, fragte er.

Ich schob die Lenkstange hin und her und sah, dass sich die Vorderräder bewegten. »Weil die Vorderräder sich nach links und rechts drehen?«

»Genau. Die Hinterräder sind starr. Du bist ein Naturtalent, Frechdachs. Auf geht´s.«

Er zog den Bollerwagen bis ans obere Ende der Einfahrt und stellte die Bremse fest. Der Duke ist groß, selbst für einen erwachsenen Mann, aber er setzte sich in den Wagen. Ich kletterte zwischen seine Beine und drückte den Rücken gegen seine Brust. Er roch gut, nach Zigarren und dem Zeug, das sie ihm in Clydes Friseurladen ins Gesicht klatschen, wenn sie seinen Bart gestutzt haben. Ich hatte nur ganz wenig Platz, weil die Beine vom Duke rechts und links von mir waren, seine Knie an meinen Schultern wie ein Paar große dunkle Flügel, aber es fühlte sich gut an, als könnte ich alles schaffen, als könnte nichts schiefgehen, als könnte mir nichts etwas anhaben.

Er legte meine linke Hand auf die Lenkstange und meine rechte auf die Bremse.

Zusammen lösten wir die Bremse.

Wir setzten uns in Bewegung, rollten die Einfahrt hinunter, zuerst langsam, holprig über den Kies, dann wurden wir schneller, immer schneller, und wir sausten an den Pferden vorbei, und ich beugte mich vor, starrte den Hügel runter, die großen Pappeln kamen direkt auf uns zu, und die Arme vom Duke waren neben meinen Schultern, während wir beide lenkten, seine Wange an meine gedrückt, sein Bart kitzelig an meinem Hals, seine Stimme in meinem Ohr. »Sachte, Mädchen. Du kannst das. Sachte.«

Als wir durch die Biegung vor der größten Pappel sausten, legten wir uns in die Kurve, dann steuerten wir geradeaus und erreichten den flachen Teil der Einfahrt vor dem Großen Haus. Jane stand mit Eddie auf der Hüfte im Garten und schaute uns zu, und wir winkten ihr, aber nur ganz kurz, wir brauchten nämlich unsere Hände zum Lenken, weil die Einfahrt unterhalb vom Großen Haus wieder bergab geht, unter noch mehr Bäumen hindurch, also wurden wir schneller, der Kies knirschte unter uns, der Wind blies mir ins Gesicht, ins Haar, ließ meine Zöpfe flattern. Am Fuß des Hügels kamen wir zu der kleinen Steinbrücke über den Crooked Run. Direkt daneben steht eine alte Trauerweide, und wir rollten über den dicken Buckel, wo sich eine Wurzel unter dem Weg durchschlängelt. Von dem Stoß zitterten die Räder, und wir flogen hoch, aber wir blieben auf Kurs, und gleich darauf rasten wir über die Brücke auf die Steinpfeiler am Ende der Einfahrt zu, und in dem Moment schrie der Duke: »Jetzt!« Wir rissen an der Bremse - fest - und kamen schlingernd genau auf der Crooked Run Road zum Stehen.

Mein Gesicht kribbelte ganz doll, meine Hände auch, und ich spürte mein Herz wie wild in der Brust pochen. Noch nie in meinem ganzen Leben hab ich je so etwas gefühlt. Wir waren schnell, unglaublich schnell, der Duke und ich. Wir waren geflogen.

Ich fing an zu lachen, einfach so. Es kam so plötzlich aus mir raus, wie wenn Suppe überkocht, und der Duke fing auch an zu lachen. Dann sprang ich aus dem Bollerwagen und machte ein Freudentänzchen, hüpfte herum und reckte die Arme und warf den Kopf hin und her, und das brachte ihn noch mehr zum Lachen.

»Du hast deine Berufung gefunden, Frechdachs«, sagte er. »Bleib dabei, und du wirst das schnellste Mädchen der Welt.«

 

Ich muss immerzu daran denken, was der Duke gesagt hat.

Wenn ich groß bin, kann ich nicht Senator oder Gouverneur werden, und ich kann nicht den Nordpol erforschen oder das Familienunternehmen leiten, wie der Duke sich das von Eddie wünscht. Jane sagt immer, dass Ladys sich nicht mit solchen Dingen beschäftigen. Aber das schnellste Mädchen der Welt werden, tja, wenigstens das kann ich. Sagt sogar der Duke. Er liest uns gern Zeitungsartikel über Automobilrennen vor - Autos, die schneller als zwei Meilen die Minute fahren. So was beeindruckt ihn mächtig - Menschen, die am schnellsten, stärksten, besten sind -, und genau so jemand will ich werden.

Wir haben jetzt Schulferien, und der ganze Sommer liegt vor mir, deshalb übe ich jeden Tag, wenn ich nicht mit dem Duke in die Kaufhalle darf. Der Duke hat mir eine von seinen alten Taschenuhren geschenkt, und die hat einen Sekundenzeiger, sodass ich meine Zeit messen kann, wenn ich durch den »Parcours«...
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