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Das Geheimnis der schwarzen Dame

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am07.06.20151. Auflage
Die Restauratorin Julia stürzt sich nach einer gescheiterten Beziehung in die Arbeit. Im Madrider Prado soll sie am Gemälde eines flämischen Meisters aus dem 15. Jahrhundert arbeiten; darauf ein in eine Schachpartie versunkener Ritter und sein Herr, im Hintergrund die edle Dame in schwarzem Samt. Schon bald legt Julia eine geheimnisvolle Inschrift frei, die viele Fragen aufwirft. Fragen nach der Liebe und einer fünfhundert Jahre alten Schuld. Und als ihr Ex-Freund plötzlich stirbt, bleibt Julia keine Wahl: Sie muss - auch um sich selbst zu retten - das Geheimnis der schwarzen Dame lösen ...

Mit gefühlvoller Dringlichkeit erzählt Arturo Pérez-Reverte von der Spurensuche einer jungen Frau. Er verknüpft die Liebe zur Malerei und den sehnsuchtsvollen Glanz einer vergangenen Zeit zu einem unverwechselbaren Spannungsroman.



Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextDie Restauratorin Julia stürzt sich nach einer gescheiterten Beziehung in die Arbeit. Im Madrider Prado soll sie am Gemälde eines flämischen Meisters aus dem 15. Jahrhundert arbeiten; darauf ein in eine Schachpartie versunkener Ritter und sein Herr, im Hintergrund die edle Dame in schwarzem Samt. Schon bald legt Julia eine geheimnisvolle Inschrift frei, die viele Fragen aufwirft. Fragen nach der Liebe und einer fünfhundert Jahre alten Schuld. Und als ihr Ex-Freund plötzlich stirbt, bleibt Julia keine Wahl: Sie muss - auch um sich selbst zu retten - das Geheimnis der schwarzen Dame lösen ...

Mit gefühlvoller Dringlichkeit erzählt Arturo Pérez-Reverte von der Spurensuche einer jungen Frau. Er verknüpft die Liebe zur Malerei und den sehnsuchtsvollen Glanz einer vergangenen Zeit zu einem unverwechselbaren Spannungsroman.



Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458741138
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum07.06.2015
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse12427 Kbytes
Artikel-Nr.1707533
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




I. Die Geheimnisse des Meisters Van Huys




Gott rückt den Spieler, dieser die Figur. Welcher Gott jenseits Gottes eröffnet das Spiel?

J.ââL. Borges

 

Ein verschlossener Umschlag ist ein Geheimnis, das andere Geheimnisse birgt. Dieser Umschlag hier war groß, dick, aus festem Papier, mit dem aufgeprägten Siegel des Labors in der linken unteren Ecke. Julia wog das Kuvert in der Hand, bevor sie es öffnete, suchte dabei einen Brieföffner zwischen all den Pinseln und Fläschchen mit Farbe und Firnis, weit entfernt davon zu ahnen, in welchem Maße dies alles ihr Leben verändern sollte.

Eigentlich wußte sie bereits, was sich in dem Umschlag befand. Oder glaubte es zu wissen, wie sie später erfahren mußte. Vielleicht spürte sie deshalb keine besondere Regung, bis sie die Filme hervorzog und dann auf dem Tisch ausbreitete. Nun aber schaute sie doch irgendwie verwirrt und hielt den Atem an. Sie begriff, Die Schachpartie würde mehr werden als nur ein Routineauftrag. In ihrem Beruf, ob bei Gemälden, Möbelstücken oder Einbänden alter Bücher, waren die unverhofften Entdeckungen nicht selten. Sechs Jahre hatte sie Originalkunstwerke restauriert, das bedeutete viel Erfahrung mit Pinselstrichen, Korrekturen, Retuschen und Übermalungen und Fälschungen. Doch bis zu diesem Tag war sie noch nie auf einen unter den Farbschichten eines Bildes verborgenen Text gestoßen. Hier aber hatten Röntgenstrahlen eine aus drei Wörtern bestehende Inschrift enthüllt.

Sie griff nach dem zerknitterten Päckchen filterloser Zigaretten, steckte sich eine an und betrachtete gebannt die Röntgenfilme. Es war wirklich alles zu sehen auf diesen Positiven in der Größe 30 × 40. Die Untermalung dieses flämischen Tafelbilds des fünfzehnten Jahrhunderts, in all ihren Einzelheiten erkennbar, mit verdaccio, ebenso die Holzmaserung und die Fugen der drei Eichenbretter, aus denen die Tafel bestand als Träger für die Grundierung der Farbschichten und die Lasuren, die der Künstler aufgetragen hatte, bis das Werk vollendet gewesen war. Und unten auf dem Bild war da nun jener verborgene Satz, den Röntgenstrahlen fünf Jahrhunderte später an den Tag gebracht hatten. Gotische Lettern hoben sich von dem Weiß und dem Schwarz der Folie klar ab. Zu lesen stand da:

 

QUIS NECAVIT EQUITEM

 

Julia, die in Latein recht beschlagen war, konnte den Text auch ohne Wörterbuch übersetzen. Quis war ein Fragepronomen und hieß Wer; necavit, von necare, töten; und equitem der Akkusativ Singular von eques, Ritter. Also: Wer tötete den Ritter. Eine Frage, eindeutig erkennbar am quis, und das nun verlieh dem Satz etwas Geheimnisvolles:

 

WER TÖTETE DEN RITTER?

 

Gelinde gesagt ein verwirrender Satz. Julia nahm einen langen Zug, hielt die Zigarette zwischen den Fingern der rechten Hand, während sie mit der linken die Folien auf dem Tisch zurechtlegte. Irgendwer, vielleicht der Maler selbst, hatte dem Bild eine Art Rätsel beigegeben und es mit einer Farbschicht übermalt. Oder jemand anderes, später. Das genaue Datum konnte auf eine Zeitspanne von fünfhundert Jahren eingegrenzt werden, und beim Gedanken daran mußte Julia insgeheim lächeln. Die Ermittlung würde ihr nicht allzugroße Schwierigkeiten bereiten. Immerhin gehörte so etwas zu ihrem Handwerk.

Sie nahm die Filme und stand auf. Graues Licht, durch die große Dachluke in den Mansardenraum gefiltert, erhellte das Ölbild auf der Staffelei: Die Schachpartie, von Pieter Van Huys im Jahre 1471 auf Holz gemalt. Julia blieb vor dem Bild stehen, versenkte sich für eine Weile darin. Es stellte eine häusliche Szene dar, im minutiösen Realismus des Quattrocento; es war eines jener Interieurs, bei denen die großen flämischen Meister neue Techniken anwendeten und so die Grundlagen der neuzeitlichen Malerei schufen. Hauptmotiv waren zwei Ritter mittleren Alters und von edlem Aussehen, die sich, in eine Partie vertieft, an einem Schachbrett gegenübersaßen. Etwas im Hintergrund, zur Rechten, vor einem gotischen Fenster, das ein Stück Landschaft einrahmte, saß eine schwarz gekleidete Dame und las in einem Buch, das in ihrem Schoß ruhte. Die Szene war abgerundet durch gewissenhaft ausgeführte Details, wie sie für die flämische Schule typisch waren, festgehalten mit einer ans Manische grenzenden Perfektion: die Möbel und Verzierungen, der Fußboden aus weißen und schwarzen Fliesen, die Musterung des Teppichs, hier und da sogar ein unscheinbarer Riß in der Wand oder der Schatten eines winzigen Nagels an einem der Deckenbalken. Ebenso minutiös dargestellt waren die Figuren auf dem Schachbrett und nicht minder die Gesichtszüge der Personen, ihre Hände und die Bekleidung; all das war erstaunlich realistisch und in auffallend kräftigen Farben gemalt, auch wenn der ursprüngliche Firnis mit der Zeit etwas gedunkelt war.

Wer tötete den Ritter? Julia musterte die Röntgenaufnahme in ihrer Hand und dann das Bild, auf dem man mit dem bloßen Auge von der verborgenen Inschrift nichts sehen konnte. Selbst eingehende Prüfung mit der binokularen Lupe brachte nichts zutage. Julia ließ die große Jalousie des Dachfensters herunter, verdunkelte den Raum, stellte eine auf einen Dreifuß montierte Quarzlampe vor die Staffelei: Fielen deren ultraviolette Strahlen auf ein Bild, brachten sie die älteren Farbschichten und Firnisse zum Fluoreszieren, während neuere Schichten dunkel oder schwarz blieben; so wurden Übermalungen oder nachträgliche Korrekturen erkennbar. Hier aber sah man nur eine fluoreszierende Oberfläche, die sich gleichmäßig über die verdeckte Schrift zog. Sie stammte also vom Künstler selbst, war auf jeden Fall unmittelbar nach Ausführung des Bildes aufgetragen worden.

Julia knipste die Lampe aus, zog die Jalousie des Dachfensters auf, und das stahlgraue Licht des Herbstmorgens fiel wieder auf die Staffelei, füllte den Raum, in dem man lauter Bücher sah und Regale mit Farben, Pinseln, Firnissen, Lösungsmitteln, außerdem Schreinerwerkzeug und Waagen, alte Skulpturen, Bronzen, Rahmen und Gemälde, die mit dem Gesicht zur Wand lehnten, auf einem mit Farbe beklecksten kostbaren Perserteppich. In einer Ecke, auf einer Louis-quinze-Kommode, stand eine Stereoanlage, und daneben stapelweise Platten: Don Cherry, Mozart, Miles Davis, Satie, Lester Bowie, Michael Hedges, Vivaldi. Von der Wand warf ein golden gerahmter, stellenweise blinder venezianischer Spiegel Julia ihr Bild zurück. Sie trug das Haar schulterlang, und um die noch ungeschminkten großen dunklen Augen lagen leichte Schatten. Schön wie ein Modell des Leonardo, pflegte César zu sagen, wenn der Spiegel wie jetzt ihr Gesicht einrahmte, ma più bella. Obwohl sich César bei Jünglingen wohl besser auskannte als bei Madonnen, wußte Julia, daß es absolut treffend war. Sie selber betrachtete sich gern in diesem goldgerahmten Spiegel, denn es war ihr dann, als befände sie sich auf der anderen Seite einer magischen Pforte, die, über Zeit und Raum hinweg, ihr Bildnis in der Verkörperung einer italienischen Renaissanceschönheit wiedergab.

Beim Gedanken an César mußte sie lächeln. Das war seit jeher so, seit ihren Mädchenjahren - ein inniges Lächeln, manchmal schelmisch und komplizenhaft. Sie legte die Röntgenfilme auf den Tisch, drückte die Zigarette in einem schweren Benlliure-Bronzeaschenbecher aus, setzte sich vor die Schreibmaschine und tippte:

 

»Die Schachpartie«:

Öl auf Holz. Flämische Schule. Datierung: 1471.

 

Maler: Pieter Van Huys (1415 - 1481).

 

Bildträger: Drei feste Eichenbretter, verleimt, durch Schwalbenschwänze mangelhaft verstärkt.

 

Größe: 60 x 87 cm (drei gleichgroße Bretter à 20 x 87 cm). Dicke 4 cm.

 

Zustand des Bildträgers: Begradigung nicht erforderlich. Keine Spuren von Holzschädlingen.

 

Zustand der Farbschicht: gute Haftung. Keine Farbveränderungen. Alte Kratzer feststellbar; keine Blasen oder Schollenbildung.

 

Firnis: keine Schäden durch Feuchtigkeit feststellbar. Auffallend gedunkelt und blind. Neuauftragen nötig.

 

In der Küche fauchte die Kaffeemaschine. Julia erhob sich, ging hinüber und goß sich eine große Tasse Kaffee ein, ohne Milch und Zucker. Sie trug die Tasse in der einen Hand und trocknete sich die andere Hand an dem weiten Männerpullover ab, den sie über dem Pyjama trug. Ein leichter Druck mit der Kuppe des Zeigefingers, und im Raum ertönten die Klänge von Vivaldis Konzert für Laute und Viola d'amore, schwangen durch das graue Licht des Morgens. Julia schlürfte von dem starken, bitteren Kaffee, der ihr die Zungenspitze verbrühte. Barfuß ging sie über den Teppich, zurück zur Schreibmaschine, um ihren Bericht weiterzutippen:

 

Prüfung mittels UV- und Röntgenstrahlen:

Gravierende Eingriffe, Korrekturen oder nachträgliche Retuschen nicht feststellbar. Die Röntgenstrahlen lassen eine Inschrift aus der Entstehungszeit des Gemäldes erkennen, in gotischen Lettern, erkennbar auf den Positiven. Mit dem bloßen Auge ist die Schrift nicht zu sehen. Die Übermalung kann ohne Schaden für das Gemälde entfernt und so die Schrift freigelegt werden.

 

Julia zog das Blatt aus der Maschine und steckte es mit zwei Röntgenbildern in einen Umschlag. Im Sitzen trank sie den noch warmen Rest Kaffee und steckte sich eine weitere Zigarette an. Ihr gegenüber, auf der Staffelei, saßen vor...

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Autor

Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.
Weitere Artikel von
Horstmann, Gerhard
Übersetzung