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Mein Frühlingsgarten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
127 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am11.03.20191. Auflage
Vita Sackville-West, Schriftstellerin und begnadete Gärtnerin, hat nicht nur den berühmtesten Garten der Welt - Sissinghurst - geschaffen, sondern ihre Liebe zur Natur auch in ihren legendären, weil ebenso kenntnisreich wie charmanten Gartenkolumnen festgehalten, die hier nach Jahreszeiten geordnet vorgestellt werden.
In »Mein Frühlingsgarten« erzählt sie von beliebten Frühblühern und verschiedenen Narzissenarten, die uns nach den dunklen Wintertagen mit einem wahren Blütenmeer beglücken, preist die Vorzüge des unscheinbaren Waldmeisters, gibt praktische Tipps zum Anpflanzen von Anemonen und Clematis u. v. a. m.


Victoria Mary Sackville-West (1892-1962), genannt Vita, publizierte in ihrem Leben über fünfzig Bücher. Für den Observer schrieb sie jahrelang eine erfolgreiche Gartenkolumne. 1930 erwarb sie Sissinghurst Castle in Kent, wo sie zusammen mit ihrem Mann einen der schönsten Gärten Englands entwarf und anlegte.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextVita Sackville-West, Schriftstellerin und begnadete Gärtnerin, hat nicht nur den berühmtesten Garten der Welt - Sissinghurst - geschaffen, sondern ihre Liebe zur Natur auch in ihren legendären, weil ebenso kenntnisreich wie charmanten Gartenkolumnen festgehalten, die hier nach Jahreszeiten geordnet vorgestellt werden.
In »Mein Frühlingsgarten« erzählt sie von beliebten Frühblühern und verschiedenen Narzissenarten, die uns nach den dunklen Wintertagen mit einem wahren Blütenmeer beglücken, preist die Vorzüge des unscheinbaren Waldmeisters, gibt praktische Tipps zum Anpflanzen von Anemonen und Clematis u. v. a. m.


Victoria Mary Sackville-West (1892-1962), genannt Vita, publizierte in ihrem Leben über fünfzig Bücher. Für den Observer schrieb sie jahrelang eine erfolgreiche Gartenkolumne. 1930 erwarb sie Sissinghurst Castle in Kent, wo sie zusammen mit ihrem Mann einen der schönsten Gärten Englands entwarf und anlegte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458762645
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum11.03.2019
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.4692
Seiten127 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4215990
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


April


Ein sehr ansprechender kleiner Busch oder kleiner Baum, den wir in Gärten nicht oft sehen, blüht schon seit Mitte März. Er macht nicht viel von sich her, und die meisten gehen wohl achtlos vorüber, falls sie seinen Duft nicht aufschnappen. Denn der enthält das reinste Vanillearoma.

Die Rede ist von Azara microphylla.

Ich neige eigentlich dazu, ihn nur Gärtnern zu empfehlen, die etwas haben wollen, das ihr Nachbar vermutlich nicht hat; aber schließlich schreibe ich meine Artikel für genau solche Gärtner. Für Gärtner, die sich etwas Außergewöhnliches wünschen, das aber trotzdem leicht anzupflanzen ist. Das ist bei Azara microphylla der Fall. Es ist eine immergrüne Pflanze, seine hübschen glänzenden Blättlein sehen aus wie lackiert; und er hat winzige gelbe Blüten, die ihren Duft jetzt über meinem Schreibtisch und in meinem ganzen Zimmer verbreiten. Ich schnuppere nur noch. Und beim Schreiben umweht mich das Vanillearoma.

Azara microphylla kommt ursprünglich aus Südamerika, aus Chile. Einige Fachleute behaupten, er könne in Großbritannien nur das günstige Klima von Devon oder Cornwall ertragen. Das glaube ich aber nicht. Er gedeiht auch hier bei mir in Kent, und ich habe im eher kühleren Klima von Gloucestershire einen über sechs Meter hohen Baum gesehen. Mein Rat ist also: Lassen Sie es darauf ankommen, und pflanzen Sie!

Dieser Baum fühlt sich in Lauberde wohl. Der Schutz einer Nord-, Ost- oder Westmauer bietet sich an; die Morgensonne sollte ihn nach einer Frostnacht nicht sofort erreichen können. Daran sollten wir immer bei Frost ausgesetzten Pflanzen denken, für die die warme Morgensonne nach der kalten Nacht oft einen zu argen Schock bedeutet. Pflanzen müssen sich langsam umstellen können, es darf keinen zu abrupten Übergang geben.

Ein weiterer empfehlenswerter Strauch ist Osmanthus delavayi, auch Duftblüte genannt. Wie Azara microphylla hat er dunkelgrüne, buchsbaumähnliche Blätter und statt gelber weiße, duftende Blumen. Er blüht im März und April, und wir können ihn beschneiden, soviel wir wollen, je mehr er beschnitten wird, um so besser wächst er. Er hat die Aufmerksamkeit von Gärtnern, die sich etwas Außergewöhnliches wünschen, wirklich verdient.

Wie bezaubernd und wie raffiniert sind doch diese frühblühenden Sträucher! Wir sind alle daran gewöhnt, jedes Jahr in den Gärten Osterglocken zu sehen, aber nur wenige unter uns kommen auf den Gedanken, unsere englische Luft mit Vanille des Azara microphylla oder dem Duft des Osmanthus anzureichern, den Father Davy vor etwa sechzig Jahren in Yünan entdeckt hat.

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit bei allen bedanken, die mir geschrieben haben, daß sich hinter dem Namen Baumprimel kein esoterischeres Geschöpf versteckt als unsere alte Freundin, die Nachtkerze Oenothera biennis. Das hätte ich mir eigentlich denken können. Wie dumm man doch sein kann. Ich bin einfach nicht auf diese Idee gekommen.

Auf jeden Fall möchte ich, wo jetzt schon von Nachtkerzen die Rede ist, diese Pflanze allen empfehlen, die nichts dagegen haben, wenn etwas sich überall aussät, ob es nun erwünscht ist oder nicht. Wir können die unerwünschten Setzlinge immer noch herausziehen und die erwünschten ihrem Wachstum überlassen. Die Nachtkerze ist eine überaus fähige Selbstsäerin, sie gedeiht in Sonne und Schatten, sie macht sich nützlich als Sommerkante oder im wilden Garten, sie wird etwa einen Meter hoch und produziert viele Wochen hindurch eine Generation blaßgelber Blüten nach der anderen, sie ist unordentlich und schlampig und für einen alten Cottage-Garten wie geschaffen.

Die Rede ist hier von der häufigst auftretenden Nachtkerzenart, die zweijährlich blüht, doch weil die selbstgesäten Setzlinge dermaßen großzügig blühen, brauchen wir uns über das nächste Jahr niemals Sorgen zu machen. Oe. perennis sieht ihr sehr ähnlich, wird jedoch nicht ganz so groß. Es gibt außerdem noch Zwergarten, die für sehr warme, trockene Stellen im Steingarten geeignet sind, die zuverlässigste ist vielleicht Oe. missouriensis, eine blaßgelbe Nachtkerze, die manchmal auch macrocarpa genannt wird. Auch sie blüht zweijährlich und kann von jetzt an gesät werden, um dann Ende des Sommers einen Schwung neuer Setzlinge zu liefern. Sie ist von ausschweifender Art und hat zwischen ihren graugrünen Blättern von Juli bis Oktober immer wieder große gelbe Blüten. Sie macht sich sehr gut, wenn sie über einen großen grauen Felsen kriecht.

Meine Bemerkungen über Gloxinien (Sinningia speciosa) vor einigen Wochen haben mir mehrere Briefe eingetragen. Ich würde gern zwei der unterhaltsameren Vorschläge weiterreichen.

Eine Briefschreiberin aus Deutschland teilt mit, daß sie abgefallene Blütenblätter auf die grünen Blätter legt, wo sie noch »zwei Wochen lang frisch bleiben und der Pflanze mehr Farbe geben, als sie ohne die abgefallenen Blütenblätter hätte«. Eine andere Briefschreiberin erzählt, daß sie ihre Gloxinien in »diesen großen Cognacschwenkern, mit sechsunddreißig Zentimeter Umfang und zwanzig Zentimetern Durchmesser« pflanzt, die sie über Nacht mit einem Glasteller bedeckt. Das schützt die Pflanzen vor Zug und Rauch aus dem Kamin.

Auf was für Ideen manche Leute doch kommen! Was für ein Vorschlag, Gloxinien in einem Cognacschwenker anzubauen!

Noch einmal zurück zu den Show-Aurikeln. Ich spreche hier nicht von den unter freiem Himmel wachsenden Primeln des Cottage-Gartens, sondern von ihren aristokratischeren, intellektuelleren Verwandten, die unter Glas gezogen werden müssen, damit unser rauhes Wetter ihre Anmut nicht molestiert. Mir gefällt dieses obsolete Wort »molestieren«, es bedeutet verletzen, beschädigen, verderben oder auch entstellen und verzerren. Ich bringe gern alte Wörter wieder in Umlauf.

Und dieses Wort läßt sich vor allem auf die Show-Aurikel anwenden, die recht ausdauernd ist, aber vor dem Regen geschützt werden muß, der aus ihrem mehlig-weißen Puder sonst ein breiiges Chaos machen würde. Das reine Weiß der mehligen farina ist ein wichtiger Wesenszug der Show-Aurikel, sie verliert ihre ganze Schönheit, wenn dieses Weiß verdorben wird. Die Pflanzen brauchen jedoch nicht verwöhnt zu werden; ein unbeheiztes, gut durchlüftetes Gewächshaus reicht schon, und wenn sie verblüht sind, können sie ins Freie verpflanzt werden, ihre Töpfe sollten geschützt vor der heißen Sonne bis zum Rand in Sand oder gesiebte Asche gestellt werden.

Ich habe schon angedeutet, daß die Show-Aurikel zu den intellektuellen Pflanzen gehört, und Sie würden mir sicher zustimmen, wenn Sie die viele Literatur gelesen hätten, die sich mit dieser Pflanze und den Problemen Mendelscher Rezession, den Formen von Augen und Feldern und dem unerwünschten weißen Auge befaßt. Nicht alle werden sich über solche Feinheiten den Kopf zerbrechen wollen, sondern diese schöne bunte Pflanze in irgendeiner Farbe und Gestalt anpflanzen.

Die diversen Varianten sind recht teuer, lassen sich aber leicht aus Samen ziehen, und ein Schwung Setzlinge bringt immer ein interessantes Ergebnis. Es ist übrigens eine erstaunliche Tatsache, daß der charakteristische rüschenähnliche Rand, der zu den Blütenblättern zu gehören scheint, in Wirklichkeit ein Blatt für sich ist.

Im 18. und 19. Jahrhundert, als die leidenschaftliche Liebe zu Aurikeln der früheren zu Tulpen gleichkam, vor allem, was ich ziemlich rührend finde, unter den Bergarbeitern und Baumwollspinnern in Lancashire, hatten alle Züchter ihre eigenen Vorstellungen über die richtige Erde. Gänsedung und Maulwurfshügel fanden gleichermaßen ihre Verteidiger. Heute wird John-Innes-Kompost befürwortet: Zwei Teile sterilisierter und gesiebter Lehm, drei Teile Torf, zwei Teile Sand, ein wenig zerstoßene Kohle und auf einen Scheffel ca. 30 Gramm Huf und Horn. Umgetopft werden sollte im Juni, nehmen Sie keinen zu großen Topf, und stellen Sie die Töpfe in den Schatten, bis die Setzlinge neue Wurzeln geschlagen haben.

Wenn wir bedenken, was ich über die mehlige farina gesagt habe,...

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Autor

Victoria Mary Sackville-West (1892-1962), genannt Vita, publizierte in ihrem Leben über fünfzig Bücher. Für den Observer schrieb sie jahrelang eine erfolgreiche Gartenkolumne. 1930 erwarb sie Sissinghurst Castle in Kent, wo sie zusammen mit ihrem Mann einen der schönsten Gärten Englands entwarf und anlegte.