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Das Beste, was mir je passiert ist

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
445 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am14.12.2020Deutsche Erstausgabe
So hatten es sich drei junge Mütter nicht vorgestellt: Baby-Blues, karrieregeile Väter und Angebereien, wer das perfekteste Baby hat. Herrlich ehrlich!
Ist eine Wochenbettdepression instagrammable? Was tun, wenn der aufrecht feministische Partner leider doch keine Elternzeit nehmen kann, weil es beruflich gerade so gut bei ihm läuft? Und sind die anderen Kinder im Krabbelkurs echt so perfekt, wie ihre Mütter behaupten?

Drei entnervte junge Mütter und ihre unwahrscheinliche, heilsame Freundschaft



Johanna Schreiber, geboren 1986 in Göteborg, lebt als Autorin und Journalistin mit ihrem Mann und zwei Kindern in Stockholm. Sie hat mehrere Jugendbücher geschrieben.Das Beste, was mir je passiert ist ist ihr erster Roman für Erwachsene.
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Produkt

KlappentextSo hatten es sich drei junge Mütter nicht vorgestellt: Baby-Blues, karrieregeile Väter und Angebereien, wer das perfekteste Baby hat. Herrlich ehrlich!
Ist eine Wochenbettdepression instagrammable? Was tun, wenn der aufrecht feministische Partner leider doch keine Elternzeit nehmen kann, weil es beruflich gerade so gut bei ihm läuft? Und sind die anderen Kinder im Krabbelkurs echt so perfekt, wie ihre Mütter behaupten?

Drei entnervte junge Mütter und ihre unwahrscheinliche, heilsame Freundschaft



Johanna Schreiber, geboren 1986 in Göteborg, lebt als Autorin und Journalistin mit ihrem Mann und zwei Kindern in Stockholm. Sie hat mehrere Jugendbücher geschrieben.Das Beste, was mir je passiert ist ist ihr erster Roman für Erwachsene.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458767244
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum14.12.2020
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.4819
Seiten445 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2763 Kbytes
Artikel-Nr.5139526
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog



Ermina


Ermina pinkelt schnell in den Becher, nimmt dann die drei Teststäbchen und tunkt sie gleichzeitig hinein. Sie macht immer drei Tests. Will es nicht riskieren, sich nur auf einen einzigen zu verlassen. Nachdem sie kontrolliert hat, dass die Streifen auf allen dreien zu sehen sind, reiht sie die Stäbchen auf dem Trockner auf.

»Kako ide?«, ruft Alen aus dem Wohnzimmer.

Obwohl sie nach gut fünfundzwanzig Jahren in Schweden beide fließend Schwedisch sprechen, reden sie zu Hause fast ausschließlich Bosnisch miteinander. Sie kann einen Anflug von Ärger nicht unterdrücken. »Kako ide?« Als ob sie irgendwie beeinflussen könnte, wie es läuft.

Im selben Moment bekommt sie ein schlechtes Gewissen, schließlich weiß sie, dass er sie nicht unter Druck setzen möchte, sondern bloß nervös ist. Und dass er jedes Mal ebenso enttäuscht ist wie sie, wenn die Tests negativ ausfallen.

Es gab eine Zeit, als sie die Verpackung eines Schwangerschaftstests mit einer gewissen Erwartung geöffnet hatte. Eine Zeit vor Temperaturmessungen, monatlichen Besuchen beim Frauenarzt und Hormonspritzen.

Aber an diese Zeit erinnert sie sich kaum noch. Jetzt pinkelt sie an dem Tag, den ihr der IVF-Arzt auf einem Zettel notiert hat, auf die Stäbchen.

Von außen betrachtet war sie in den letzten Jahren eine Superfrau. Hat Preise auf den Weihnachtsfeiern der Immobilienagentur entgegengenommen, für die sie arbeitet, hat sich jeden Sonntag mit teuren Kostümen und hochhackigen Schuhen für die Besichtigungen in Schale geworfen und so viele Wohnungen verhökert, dass sie von Maklern anderer Firmen angerufen wurde, die von ihr gehört hatten und vorschlugen, gemeinsam ein eigenes Büro zu eröffnen. In ihrem Inneren aber herrschte Chaos, und sobald sie zur Tür hereinkam, warf sie die Stöckelschuhe in die Ecke und rollte sich zu einer kleinen, zitternden Kugel im Arm ihres Mannes zusammen. Fast die Hälfte ihrer sieben gemeinsamen Jahre versuchen sie nun schon Kinder zu bekommen. Nachdem sie es ein Jahr lang vergeblich versucht hatten, folgte ein halbes Jahr voller Tests und Untersuchungen, und in den letzten zwei Jahren wurde ihr Leben von den In-vitro-Behandlungen bestimmt. Seitdem haben sie kaum miteinander geschlafen. Sex ist inzwischen viel zu sehr mit Misserfolg verknüpft. Den Kontakt zu ihren Freundinnen hat sie zunehmend vermieden. Das kann leicht passieren, wenn man es nicht erträgt, auf Kindergeburtstage, Glühweinpartys und Silvesterfeiern zu gehen, auf denen überall goldige Knirpse mit schlabbrigen Strumpfhosen, Schleifchen in den Haaren und zuckerverschmierten Mündern herumspringen. Ihre Freundinnen sagten, sie verstünden, wie sie sich fühle, aber wie sollten sie es verstehen können, wenn sie da alle zusammen mit mindestens einem niedlichen Kind saßen? Phasenweise hatte Ermina es sogar ausgeschlagen, die Wohnungen für Familien mit Kindern zu verkaufen, weil sie es nicht fertigbrachte, die Besichtigungen, bei denen es von erwartungsvollen Eltern mit einem Sprössling im Bugaboo-Wagen und einem zweiten im Bauch der Mutter nur so wimmelte, mit der gewohnten Professionalität durchzuführen.

»Heute habe ich ein gutes Gefühl«, behauptet Alen, ehe er ihr seinen tätowierten Arm um die Schultern legt und sie sanft auf die Stirn küsst.

»Das sagst du jedes Mal.«

Diese zwei Minuten sind das Schlimmste überhaupt. Sie sind gerade lang genug, um eine gewisse Hoffnung in ihr keimen zu lassen. Obwohl sie es seit drei Jahren erfolglos versuchen, empfindet sie jedes Mal die gleiche Enttäuschung, wenn es wieder nicht geklappt hat. Sie hat aufgehört zu zählen, wie oft sie in den vergangenen Jahren auf dem Badezimmerboden zusammengesunken ist, die Hände vors Gesicht geschlagen und bitterlich geweint hat, wenn die Blutflecken im Slip sie wieder einmal voll des Hohnes darüber informiert hatten, dass sie auch dieses Mal keine Mutter werden würde.

Als der Timer endlich piepst, schaut Alen sie fragend an, aber sie schüttelt so heftig den Kopf, dass ihr die langen schwarzen Haare um die Schultern fliegen.

»Ich kann es nicht. Mach du es.«

»Bist du si...?«

»Ja.«

Er lächelt ihr angestrengt zu und verschwindet ins Bad, kommt wenige Sekunden darauf mit den drei Teststäbchen in der geschlossenen Hand zurück und reiht sie eines nach dem anderen vor ihnen auf dem Couchtisch auf. Alle drei zeigen dasselbe Ergebnis: zwei dünne blaue Striche. Hastig zählt sie es an den Fingern ab. April, Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober, November ... Dezember. Ein ganzer Frühling, ein ganzer Sommer, ein ganzer Herbst. In ihren Ohren rauscht es, und sie weiß nicht, ob es ihr eigener oder Alens Atem ist, den sie hört. Ist es wirklich wahr?



Sigrid


»Mensch, Sigrid, hast du schon wieder Papier in den Biomüll geworfen?«

Sigrid, die über einem Stapel Grammatiktests sitzt, unterdrückt einen Seufzer. Die Schüler sollen die Arbeiten morgen zurückkriegen, sie muss sie also heute Abend noch fertig korrigieren.

Die letzten Strahlen der Aprilsonne blinzeln durchs Fenster, und sie erkennt an dem großen Ahornbaum draußen, dass jetzt endlich bald Frühling ist. Bei dem Wetter hätten sie wohl einen Abendspaziergang machen sollen, um nach diesem grässlichen Winter so viel Vitamin D wie möglich abzubekommen. Als sie vor drei Monaten von Malmö nach Stockholm gezogen sind, war ihr nicht klar, wie viel früher es hier abends dunkel wird. Aber sie hat keine Zeit für einen Spaziergang. Und sie hat definitiv keine Zeit, zum zehnten Mal in zehn Tagen die Mülltrennungsdiskussion mit Ludvig auszufechten. Eigentlich wäre sie zum Korrigieren am liebsten zu Kian gegangen; Arbeiten zu korrigieren ist sehr viel unterhaltsamer, wenn man es zu zweit macht. Aber Ludvig ist so selten zu Hause, seit er die Stelle als Pressesprecher im Bildungsministerium hat, daher versucht sie, die Abende, an denen er daheim ist, möglichst mit ihm zu verbringen. Auch wenn sich ihr Zusammensein meist darauf beschränkt, dass er auf der Tastatur klappert, während sie über einen Stapel Papiere gebeugt auf dem Sofa sitzt.

Ihr langes blondes Haar hat sie zu einem straffen Pferdeschwanz gebunden. Sie hasst es, wenn ihr die Haare ins Gesicht fallen, während sie mit dem Stift über die Tests fährt. Zur Abwechslung macht es tatsächlich mal den Anschein, als ob alle Schüler gut gelernt hätten. Nichts macht sie glücklicher, als Arbeiten zurückzugeben, bei denen selbst Schüler, die sonst weniger gut abschneiden, ein richtig gutes Ergebnis erzielt haben.

Sigrid reibt sich gereizt das Kreuz. Es ist alles andere als gut für den Rücken, zum Korrigieren auf dem Sofa zu sitzen, aber wenn man bedenkt, wie klein ihre Küche ist, hat sie keine Wahl. Ludvigs Wohnung am Möllevångstorget in Malmö war über achtzig Quadratmeter groß gewesen. Sie hatten schnell gemerkt, dass es unmöglich werden würde, etwas Vergleichbares in Stockholm zu finden, und so mussten sie sich mit zwei Zimmern auf fünfundfünfzig Quadratmetern in einem Haus aus den Vierzigern im Stadtteil Midsommarkransen zufriedengeben. Sie vermisst das dritte Zimmer, in dem sie abends für gewöhnlich saß und lernte, und in dem Ludvigs Mutter Selma auf der Ausziehcouch schlief, wenn sie sie in Malmö besuchte. Sigrid weiß, dass sie dankbar sein sollte. Dass es Zehn-, vielleicht Hunderttausende andere Fünfundzwanzigjährige in Stockholm gibt, die nicht mal einen Untermietvertrag haben. Und Midsommarkransen ist beinahe ebenso idyllisch, wie der Name andeutet. So weit von ihrem Geburtsort Bjuv in der südschwedischen Provinz Schonen entfernt wie nur irgend möglich, aber dennoch wie eine Kleinstadt mitten in der Großstadt. Nein, am Viertel lässt sich nichts aussetzen. Ganz im Gegenteil. Auch nicht an der Wohnung. Aber jetzt, wo Ludvig mit der Pappschachtel, in der der Schwangerschaftstest lag, auf sie zukommt, hat sie das Gefühl,...


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