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Ein Geheimnis aus Magie und Eis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
410 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am13.02.2023Deutsche Erstausgabe
Ein Fantasy-Abenteuer über zwei unzertrennliche Freundinnen in einer außergewöhnlichen Welt voller Magie, aufregender Balletttänze, zauberhafter Kleider und gefährlicher Intrigen.

Marit und Eve wachsen in einem Waisenhaus auf, Marit ist wie eine große Schwester für die jüngere Freundin. Sie kann mit ihren magischen Fähigkeiten außergewöhnliche, wunderschöne Kleider schaffen. Doch diese Kräfte haben einen Preis: Wer zu viel Magie anwendet, muss um sein Leben fürchten. Als Eve, eine talentierte Ballerina, von der reichen Tänzerin Helene Vestergaard adoptiert wird, nutzt Marit Magie, um als Schneiderin im Haushalt angestellt zu werden und ihre Freundin beschützen zu können. Denn Marits Vater starb einst in den Minen der Familie Vestergaard - ein Unfall? Und warum legt Helene so viel Wert darauf, dass alle ihre Dienstboten magische Fähigkeiten haben? Marit kommt einer Intrige auf die Spur, die bis hinauf zum König reicht. Nur Magie kann sie retten - oder in tödliche Gefahr bringen.


Emily Bain Murphy ist eine US-amerikanische Autorin. Sie wuchs in Hongkong und Japan auf und studierte kreatives Schreiben. Mit ihrer Familie lebt sie heute in San Francisco.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextEin Fantasy-Abenteuer über zwei unzertrennliche Freundinnen in einer außergewöhnlichen Welt voller Magie, aufregender Balletttänze, zauberhafter Kleider und gefährlicher Intrigen.

Marit und Eve wachsen in einem Waisenhaus auf, Marit ist wie eine große Schwester für die jüngere Freundin. Sie kann mit ihren magischen Fähigkeiten außergewöhnliche, wunderschöne Kleider schaffen. Doch diese Kräfte haben einen Preis: Wer zu viel Magie anwendet, muss um sein Leben fürchten. Als Eve, eine talentierte Ballerina, von der reichen Tänzerin Helene Vestergaard adoptiert wird, nutzt Marit Magie, um als Schneiderin im Haushalt angestellt zu werden und ihre Freundin beschützen zu können. Denn Marits Vater starb einst in den Minen der Familie Vestergaard - ein Unfall? Und warum legt Helene so viel Wert darauf, dass alle ihre Dienstboten magische Fähigkeiten haben? Marit kommt einer Intrige auf die Spur, die bis hinauf zum König reicht. Nur Magie kann sie retten - oder in tödliche Gefahr bringen.


Emily Bain Murphy ist eine US-amerikanische Autorin. Sie wuchs in Hongkong und Japan auf und studierte kreatives Schreiben. Mit ihrer Familie lebt sie heute in San Francisco.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458774969
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum13.02.2023
AuflageDeutsche Erstausgabe
Seiten410 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9932872
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1


Marit Olsen

7. November 1866

Karlslunde, Dänemark

da ist blut auf eves kostüm.

Ich drehe meine Hand, gerade als sich ein weiterer purpurner Tropfen an der Fingerkuppe bildet. Auch er fällt auf die Spitze und läuft hinab auf die Lagen von Tüll, die ich in der letzten Woche akribisch aufgeschlagen habe, damit sie aussehen wie fluffiges Baiser.

Ich schreie auf, lasse die Nadel fallen und fluche laut.

Morgen Abend hat Eve den wichtigsten Auftritt ihres Lebens, und ich habe nichts Besseres zu tun, als ihr Kostüm mit meinem Blut zu ruinieren. Schnell sauge ich am Finger und sehe mich verstohlen in Thorsens Schneiderei um. Ausnahmsweise bin ich allein, umgeben von aufwendiger Spitze und Wollknäueln in gedeckten Tönen, Seidenschals voll bunter Vögel und einem Nadelkissen mit unzähligen Nadeln und perlmutternen Knöpfen.

Ich könnte noch mehr nehmen, denke ich. Thorsen lagert die unsortierte neue Ware in der zweiten Etage. Er würde nicht mal merken, dass etwas fehlt, bevor ich nächste Woche meinen Lohn dafür beiseitelege. Ich stehe auf. Immerhin wollte ich Eve dabei helfen, morgen Eindruck zu machen. Ich habe mir ein mit Glasperlen besetztes Kostüm vorgestellt, in dem sie funkelt wie ein Eiszapfen in der Sonne. Und nicht eins, in dem sie aussieht, als würde sie ihre Arabesken bei Nilas, dem Schlachterjungen, üben.

Morgen kommen Freja und Tomas Madsen zum Waisenhaus in der Mühle. Das Paar möchte ein Kind adoptieren. Allein bei dem Gedanken daran schnürt sich mir die Kehle zu. Ich habe mich umgehört und versucht, jede noch so winzige Information aus der verschwiegenen Waisenhausdirektorin Ness herauszukitzeln. Habe dem Getuschel der Diener gelauscht, wenn sie Stoffe aus der Schneiderei abgeholt haben. Soweit ich weiß, leben die Madsens zwei Städte weiter - also kann ich es mit der Kutsche an nur einem Vormittag hinschaffen -, und vermutlich sind sie Eves beste Chance auf eine Familie.

Wenn ich mich beeile, kann ich noch zusammensuchen, was ich für ihr Tutu brauche, bevor Agnes zurückkommt. Sonst verrät sie mich, noch ehe ich es die Treppe wieder hinunterschaffe.

Doch gerade als ich die erste Etage erreiche, klingelt die Glocke über der Tür und Agnes wirbelt herein, trockenes Laub im Schlepptau. Ich erstarre, die Hand auf dem Geländer.

»Was machst du da?«, fragt sie und zieht sich den Schal vom Hals. Wir arbeiten gemeinsam in Thorsens Laden und teilen uns die kleine Kammer oben, seit ich die Mühle vor drei Monaten verlassen musste, weil ich zu alt geworden war. Agnes ist kaum älter und trotzdem schon so schrullig und neugierig wie eine alte Jungfer. Eigentlich sogar noch schlimmer, denn sie liebt es, herumzuschnüffeln.

»Ich habe nur ...«, setze ich an, doch sie hört mir überhaupt nicht zu.

»Hast du es schon mitbekommen?« Sie schüttelt den Kopf und streicht sich die vom Wind zerzausten Haare glatt. Mein Herz macht einen Satz. Agnes wirkt furchtbar hämisch. So ist sie nur, wenn sie schlechte Nachrichten überbringen darf.

»Was denn?«, frage ich vorsichtig.

»Die Mühle ist in hellem Aufruhr. Das Paar, das sich angekündigt hat, die Madsens - sie kommen doch nicht morgen.« Agnes wirft mir einen Blick zu und verzieht die Lippen zu einem grausamen Grinsen. »Sondern schon heute.«

Mir verschlägt es die Sprache. Eine köstlich selbstsüchtige Stimme in mir flüstert: Vielleicht wählen sie dann doch nicht Eve aus. Sofort verscheuche ich den Gedanken wie eine lästige Fliege, die mir um den Kopf schwirrt.

Agnes beobachtet mich mit wachsendem Vergnügen, und als ich mich umdrehe, folgt sie mir. Ich überlege, wie ich sie loswerde. »Ich glaube, hier oben war letztens eine Maus«, rufe ich über die Schulter. Sie kreischt auf und bleibt für einen Moment unsicher stehen. Bis sie sieht, dass ich nicht in unser Zimmer gehe, sondern weiterlaufe.

»Wo willst du hin, Marit?« Sie steigt hinter mir die Holzstufen hoch. Wir konnten uns noch nie ausstehen, aber ich habe es hoffentlich besser überspielt als sie. Agnes ist schon ein Jahr länger als ich zu alt für die Mühle, und die Verbitterung darüber zerfrisst sie innerlich. Die Art Verbitterung, die einen alle Leute von sich stoßen lässt. Die Art, bei der man niemandem gönnt, was man selbst nicht haben kann. Sei nicht wie Agnes, sage ich mir. Eve verdient eine echte Familie. Auch wenn das bedeutet, dass sie sie mir wegnehmen - den letzten geliebten Menschen, der mir auf dieser Welt noch bleibt.

Vielleicht spinnt mein Hirn die Lügen dieses Mal so gut, dass ich sie selbst glauben kann.

»Ich weiß wirklich nicht, warum du dir solche Sorgen machst«, ruft Agnes hinter mir. »Die Madsens können aus so vielen Mädchen wählen. Da hat Eve sowieso kaum eine Chance.«

»Halt den Mund.« Ich habe die zweite Etage fast erreicht. Agnes irrt sich. Ness scheint Eve sogar große Chancen auszurechnen. Nicht umsonst lässt sie die Mädchen tanzen. Eve ist die beste Tänzerin von allen.

»Es sei denn ...«, beginnt Agnes, »Eve hilft ihrem Glück ein wenig auf die Sprünge.«

Auf der letzten Stufe halte ich inne. Sie knarzt laut unter meinem Gewicht.

»Was willst du damit sagen?«, frage ich tonlos.

»Ach, gar nichts. Bloß, dass man so einiges hört.« Sie schnalzt mit der Zunge. »Über Magie.«

Mir wird heiß, und das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich gehe weiter, bis ich vor dem Stoffschrank stehe.

»Sie konnte schon immer gut tanzen«, fährt Agnes fort. »Ist doch ungewöhnlich. Vielleicht sogar unnatürlich.«

»Eve besitzt keine Magie.«

Magie. Von Geburt an auf einem bestimmten Gebiet herausstechen wie sonst nur Gelehrte. Zu Dingen fähig sein, von denen andere nur träumen. Magie - das Geschenk, für das man einen ungeheuer hohen Preis zahlt. Mir läuft ein Schauer über den Rücken, und ich muss an meine Schwester Ingrid denken. An den blauen Frost, der unter der zarten Haut ihrer Handgelenke entlanggekrochen ist.

Agnes zuckt mit den Schultern. »Mit Magie wird sie vielleicht ausgewählt«, trällert sie fröhlich. »Wenn der Firn ihr Blut nicht vorher zu Eis gefrieren lässt.«

Zähneknirschend knie ich mich hin und durchwühle die Kisten. Agnes ist so eine gehässige Schnepfe.

»Eve besitzt keine Magie«, wiederhole ich deshalb. »Sonst wüsste ich das ja wohl.«

Ich schnappe mir eine Handvoll Stoffe und eine Spule mit goldenem Garn, da begreift Agnes plötzlich, was ich vorhabe. »Hey! Dafür hast du nicht bezahlt!«, kreischt sie.

Ich stehe wieder auf und kann an nichts anderes denken als an Eve. Wie sie in der Mühle auf mich wartet. Wie ihr das Herz vor Aufregung bis zum Hals schlägt, während sie nervös mit den Fingern auf den Tisch trommelt. Wie sehr ich mir wünsche, dass die Madsens sie heute auswählen. Wie sehr ich mir wünsche, dass sie es nicht tun.

»Das sag ich Thorsen.« Agnes verschränkt die Arme, stellt sich vor mich und funkelt mich mit ihren eisblauen Augen herausfordernd an. »Dafür wirft er dich raus, dann habe ich das Zimmer endlich für mich allein.«

»Na, wenn das so ist ...« Ich schiebe mich an ihr vorbei und greife nach dem Fläschchen mit den Glasperlen, die ich so unbedingt wollte. »Dann kann ich die hier ja auch noch mitnehmen.«

Ihr entrüstetes Japsen verschafft mir eine gewisse Genugtuung. Ich wirbele herum, sodass wir uns direkt gegenüberstehen. Dieses Mal behalte ich die Oberhand.

»Wie wäre es mit einem Handel, Agnes?«, schlage ich vor. »Was willst du?«

Nachdenklich zieht sie die Brauen zusammen und streicht ihre Schürze glatt. »Ich bekomme für einen Monat jeden Tag deine Mittagspause«, sagt sie. »Und zwar ...« - unten schlägt die große Standuhr gerade zwölf - »... ab sofort.«

Ich strecke ihr die Hand entgegen. Sie schürzt die Lippen, ergreift sie dann aber doch. Die Sache ist abgemacht.

»Pass auf, dass du nicht an deinem Mittagessen erstickst!« Ich winke ihr mit meiner Schmuggelware nach. Ohne eine Antwort lässt sie mich oben an der Treppe stehen.

Gut so, denke ich und...
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