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Marie Curie und ihre Töchter

5
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
343 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am19.06.2023Deutsche Erstausgabe
Marie Curie ist eine Kämpferin: Zusammen mit ihrem Mann Pierre revolutionierte sie die Erforschung der Radioaktivität. Doch Pierres Unfalltod macht Marie zur Witwe und alleinerziehenden Mutter. Die beiden Töchter, Irène und Ève, sind ihr Ein und Alles. Marie setzt alles daran, ihnen in einer Zeit von Krieg und politischer Unruhe die bestmögliche Bildung zuteilwerden zu lassen. Die Mädchen wachsen zu interessierten und engagierten jungen Frauen heran: Irène folgt ihrer Mutter in die Wissenschaft und erforscht wie sie Radioaktivität. Ève wird sich als Autorin und Diplomatin für eine bessere Welt einsetzen. Marie Curie und ihre Töchter kämpften für ihre Bildung, ihre Freiheit und wurden dadurch zu Vorbildern für Frauen auf der ganzen Welt. Claudine Monteil porträtiert diese drei außergewöhnlichen Frauen, die mit ihrem Mut, ihrer Intelligenz und ihrem Engagement das vergangene Jahrhundert mitgestaltet haben, mit Wärme und lebendigem Blick.



Claudine Monteil ist eine französische Autorin, Historikerin, Frauenrechtlerin und ehemalige Diplomatin. Sie verfasste zahlreiche Biografien, u.a. über Simone de Beauvoir und Ève Curie.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextMarie Curie ist eine Kämpferin: Zusammen mit ihrem Mann Pierre revolutionierte sie die Erforschung der Radioaktivität. Doch Pierres Unfalltod macht Marie zur Witwe und alleinerziehenden Mutter. Die beiden Töchter, Irène und Ève, sind ihr Ein und Alles. Marie setzt alles daran, ihnen in einer Zeit von Krieg und politischer Unruhe die bestmögliche Bildung zuteilwerden zu lassen. Die Mädchen wachsen zu interessierten und engagierten jungen Frauen heran: Irène folgt ihrer Mutter in die Wissenschaft und erforscht wie sie Radioaktivität. Ève wird sich als Autorin und Diplomatin für eine bessere Welt einsetzen. Marie Curie und ihre Töchter kämpften für ihre Bildung, ihre Freiheit und wurden dadurch zu Vorbildern für Frauen auf der ganzen Welt. Claudine Monteil porträtiert diese drei außergewöhnlichen Frauen, die mit ihrem Mut, ihrer Intelligenz und ihrem Engagement das vergangene Jahrhundert mitgestaltet haben, mit Wärme und lebendigem Blick.



Claudine Monteil ist eine französische Autorin, Historikerin, Frauenrechtlerin und ehemalige Diplomatin. Sie verfasste zahlreiche Biografien, u.a. über Simone de Beauvoir und Ève Curie.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458776512
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.06.2023
AuflageDeutsche Erstausgabe
Seiten343 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9932948
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2

Wissenschaft und Liebe, Hoffnungen und Prüfungen


Es regnet und regnet. Seit Tagen, ohne Unterlass. Marie schließt die Tür ihrer Wohnung am Boulevard Kellermann auf. Sie ist unruhig. Am Morgen war sie Pierre gegenüber gereizt, weil sie sich völlig übermüdet um Irène und Ève kümmern musste. Sie macht sich Vorwürfe, ihren Mann so angefahren zu haben. Schließlich liebt sie ihn, fühlt sich unendlich wohl an seiner Seite. Ist er nicht ein treuer Gefährte, der sie im Privat- und Berufsleben stets unterstützt? Ist das nicht ein Glück, von dem die meisten Frauen nur träumen können: die Freude am Forschen und Entdecken miteinander zu teilen? Vom Mann ihres Lebens für ihre eigenständige Arbeit als Wissenschaftlerin geachtet zu werden? Als sie Warschau verließ, um ihr Leben mit dem seinen zu verbinden, hat sie eine glückliche Wahl getroffen, wie ihr wieder einmal bewusst wird. Am liebsten würde sie ihn sofort in die Arme nehmen, den Streit vom Morgen ungeschehen machen. Sich an ihn schmiegen. Ihn lieben und von ihm geliebt werden. Das ist alles, was zählt.

Doch Pierre ist noch nicht zu Hause. Dafür trifft sie zu ihrem Erstaunen andere Männer in ihrer Wohnung an. Pierres Vater, Doktor Eugène Curie, sowie zwei von Pierres Kollegen. Ihre Mienen sind ernst, um nicht zu sagen versteinert. Was tun sie hier um diese Tageszeit? Langsam wenden sie sich Marie zu, doch alle weichen ihrem Blick aus. Sie senken die Köpfe. Schließlich fasst sich Paul Appell, Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät der Sorbonne, der als Erster von der Polizei informiert wurde, ein Herz. Er geht auf Marie zu und berichtet ihr von dem Unfall, den Pferden, dem Rad.

Möglicherweise hat Pierre nicht achtgegeben, als er unmittelbar vor der Kreuzung Quai des Grands-Augustins und Rue Dauphine die Straße überquerte. Er ist auf dem Rückweg von einem Mittagessen mit Kollegen und noch ganz erfüllt von den anregenden Gesprächen. So denkt er nicht an das vom Regen nasse und glitschige Pflaster und rutscht aus, wobei ihm sein Regenschirm die Sicht auf das herannahende Pferdefuhrwerk versperrt, das nicht mehr in der Lage ist zu bremsen. Pierre stürzt, sein Kopf gerät unter die Hufe der Pferde, sodann unter das Hinterrad. Die aufgebrachte Menge will den Kutscher lynchen, während Pierre leblos auf dem Pflaster liegt. Er ist sechsundvierzig Jahre alt. Der entsetzte Kutscher wird aufs Polizeirevier gebracht, er weint vor Verzweiflung.

Marie traut ihren Ohren nicht. »Pierre ist tot? Wirklich tot?«, stammelt sie. Ihre Stimme versagt, ist plötzlich weg, ebenso wie der Mann, den sie am selben Morgen noch mit Vorwürfen überhäuft hat und dem sie nun nicht mehr sagen kann, wie sehr sie ihn liebt. Am Abend wird der Leichnam in ihre Wohnung gebracht. Die Kinder wurden währenddessen dem Physiker Jean Perrin und seiner Frau anvertraut, die Nachbarn und Freunde der Curies sind. Auch Perrin wird 1926 den Nobelpreis für Physik erhalten. Gemeinsam mit Doktor Eugène Curie steht Marie neben ihrem blutüberströmten Mann und streichelt sein Gesicht. In der Nacht nimmt sie ein Schreibheft zur Hand und beginnt mit Tagebuchaufzeichnungen in Dialogform. Wie könnte sie auch dieses seit Jahren andauernde Gespräch, diesen fortwährenden Austausch, der für sie beide Quelle so vieler Entdeckungen und Freuden gewesen ist, einfach abbrechen? In diesem Tagebuch bewahrt sie sich die Intimität mit ihrem geliebten Pierre, der fortan nicht mehr mit ihr sprechen kann, und sie wird es ein langes und schmerzhaftes Jahr hindurch führen. Solange sie ihm schreibt, ist Pierre nicht wirklich gestorben. Beharrlich klammert sie sich an die Vorstellung, dass noch ein wenig Leben in ihm ist. In jedem Fall ist dieses Tagebuch für Marie ein Rettungsanker. Sie muss tatsächlich ihr Leben und das ihrer Töchter retten.

Bedächtig bewegt sich der Trauerzug in Richtung des von Bäumen umstandenen Friedhofs von Sceaux, wo Pierre an der Seite seiner Mutter die letzte Ruhe findet. Marie hat angeordnet, dass es keine offizielle Zeremonie und keine Reden geben soll. Doch die Nachricht vom Tode Pierre Curies hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet und steht auf den Titelseiten sämtlicher Zeitungen, zusammen mit Berichten über das schreckliche Erdbeben in San Francisco, bei dem ein Teil der Stadt zerstört wurde und den Flammen zum Opfer fiel. Aus der ganzen Welt kommen Beileidsbekundungen, doch Marie will in Ruhe gelassen werden. Was ihr natürlich nicht gelingt, bei der Menge an Schaulustigen, Neugierigen und Wissenschaftlern, die die Friedhofswege bevölkern. Ein Regierungsmitglied ist jedoch anwesend: Aristide Briand, Mitbegründer der französischen Sozialistischen Partei und der Zeitung L'Humanité, der später sechsmal Regierungschef werden und den Friedensnobelpreis erhalten wird.

Marie stützt sich auf ihren Schwiegervater, während Bronia und Józef, die beide aus Warschau angereist sind, über jeden ihrer Schritte wachen, aus Furcht, sie könnte zusammenbrechen. Als der Sarg in die Grube hinabgelassen wird, bewahrt Marie Haltung, will bis zuletzt am Grab bleiben, gemeinsam mit ihrem Schwager Jacques. Sie hat ein schlichtes Begräbnis gewollt. Doch hinter den Bäumen und Grabsteinen lauern Journalisten, die sich dort verstecken konnten. Blitzlichter leuchten auf. Verletzen ihre Privatsphäre. Sie hat nicht die Kraft zu reagieren.

Marie möchte ihrer Tochter Irène die traurige Nachricht selbst überbringen. Die Perrins, die sich während der Beerdigung um die Kinder gekümmert haben, konnten sich nur flüsternd unterhalten, damit das Mädchen nicht erfährt, welches Unglück über ihre Familie hereingebrochen ist. Und auch nicht, dass ihr Vater nun unter der Erde ruht. Am Tag nach dem Begräbnis, in Anwesenheit von Bronia und Dr. Curie, nimmt Marie ihre Älteste zärtlich in die Arme. Sie zwingt sich, nicht zu weinen. Irène hört zu, wie vor den Kopf geschlagen. Doch begreift sie wirklich, was es bedeutet, dass ihr Vater tot ist? Sie wirkt geistesabwesend, starrt ihre schwarz gekleidete Mutter an. Dieses Schwarz wird Marie bis zu ihrem eigenen Tod fast dreißig Jahre später niemals ablegen. Marie, die ihre eigene Mutter aus Angst vor der Tuberkulose nie umarmen durfte, lässt Irène bei sich im Bett schlafen, drückt sie liebevoll an sich. In den langen, schlaflosen Nächten denkt sie daran, dass auch ihre Kinder nun schon so früh - viel zu früh - zu Halbwaisen geworden sind, ebenso wie einst sie selbst. Die kleine Ève, mit ihren sechzehn Monaten so fröhlich und verspielt, begreift noch nichts von der Tragödie. Dass sie niemals eine Erinnerung an ihren Vater haben wird, ist ihr natürlich nicht bewusst. Sie wird ihr Leben lang darunter leiden. Marie ist überzeugt, dass sie vor allem ihre Älteste trösten muss. Ihr eigener Schmerz ist kaum zu lindern. Sie schreibt an Pierre, ihren abwesenden Geliebten; das Schreiben ist Balsam für ihre verwundete Seele. Mit ihrer feinen Feder über das Pult gebeugt, erzählt sie ihm in den kleinen Buchstaben ihrer gestochen scharfen Handschrift von der älteren Tochter, gerade so als säße er neben ihr im Zimmer oder als sei er nur kurz verreist. Berichtet ihm, welch eine hervorragende Mitarbeiterin das ernste Mädchen für ihn ganz sicher hätte werden können.

Der Tag geht zu Ende am Boulevard Kellermann. Ihr Liebster ruht nun auf dem Friedhof. Die Kinder schlafen bereits, und Marie bleibt mit ihrer Verzweiflung ganz allein. Vor Kollegen und Freunden kann die neununddreißigjährige Witwe ihren Schmerz nicht äußern. Sie will niemandem zur Last fallen, keine Schwäche zeigen. Für Ablenkung sorgt die kleine Ève, die fröhlich und übermütig durch die Wohnung tollt, sich ankuschelt, Küsschen verlangt und schmusen will, was ihr der gütige Großvater gerne gewährt. Doch in der Dunkelheit der Nacht kommt Marie der Verlust ihres geliebten Mannes wieder so schmerzlich zu Bewusstsein, als würden ihre Haut und ihr Herz von einer Klinge durchbohrt. Also flüchtet sie sich ins Schreiben, es ist ihr einziger Ausweg. Sie erstattet dem Toten Bericht über sein eigenes Begräbnis. Neben ihren zahlreichen Notizheften ist dies das einzige Tagebuch, das sie je führen wird:

»Pierre, mein Pierre, da liegst du bleich wie ein armer Verwundeter, der schlafend mit verbundenem Kopf ruht [...]. Ich habe deine Lider geküßt, die du schlossest, damit ich sie küssen könnte, wenn du mir deinen Kopf mit einer vertrauten Bewegung zuwandtest. [...] Wir haben dich am Samstagmorgen in den Sarg gelegt, und ich habe...
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Claudine Monteil ist eine französische Autorin, Historikerin, Frauenrechtlerin und ehemalige Diplomatin. Sie verfasste zahlreiche Biografien, u.a. über Simone de Beauvoir und Ève Curie.
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