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Orlando

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am20.05.20122. Auflage
Orlando ist jung, gut aussehend - und seine Schönheit soll niemals vergehen. Ein Wunsch, der ihm zum Schicksal wird: Er durchlebt beinahe vier Jahrhunderte und vier verschiedene Lebensentwürfe, ohne merklich zu altern. In diesem furiosen Roman, als Biographie getarnt, geben sich die literarischen Genres ein lustvolles Stelldichein. Sprachlicher Übermut und Stilsicherheit halten sich unübertroffen die Waage. Eine moderne Neuübersetzung, die erstmals den Ton des Originals trifft. Melanie Walz gelingt es, dieses Paradestück der Kunst Virginia Woolfs zu neuem Leben zu erwecken und ein unvergessliches Leseerlebnis zu schaffen.


Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 in London als Tochter des Schriftstellers Sir Leslie Stephen geboren. Mit ihren frühen Romanen Mrs Dalloway und Zum Leuchtturm wurde sie zur führenden Autorin der klassischen Moderne. Neben Romanen verfaßte sie Kurzgeschichten und Essays. Sie wurde zu einer Leitfigur der Frauenbewegung. Am 28. März 1941 nahm sich Virginia Woolf in Lewes (Sussex) das Leben.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
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BuchGebunden
EUR19,80
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TaschenbuchKartoniert, Paperback
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Produkt

KlappentextOrlando ist jung, gut aussehend - und seine Schönheit soll niemals vergehen. Ein Wunsch, der ihm zum Schicksal wird: Er durchlebt beinahe vier Jahrhunderte und vier verschiedene Lebensentwürfe, ohne merklich zu altern. In diesem furiosen Roman, als Biographie getarnt, geben sich die literarischen Genres ein lustvolles Stelldichein. Sprachlicher Übermut und Stilsicherheit halten sich unübertroffen die Waage. Eine moderne Neuübersetzung, die erstmals den Ton des Originals trifft. Melanie Walz gelingt es, dieses Paradestück der Kunst Virginia Woolfs zu neuem Leben zu erwecken und ein unvergessliches Leseerlebnis zu schaffen.


Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 in London als Tochter des Schriftstellers Sir Leslie Stephen geboren. Mit ihren frühen Romanen Mrs Dalloway und Zum Leuchtturm wurde sie zur führenden Autorin der klassischen Moderne. Neben Romanen verfaßte sie Kurzgeschichten und Essays. Sie wurde zu einer Leitfigur der Frauenbewegung. Am 28. März 1941 nahm sich Virginia Woolf in Lewes (Sussex) das Leben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458783503
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum20.05.2012
Auflage2. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1158542
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Cover;1
2;Titel;3
3;Impressum;4
4;Orlando ;5
5;Widmung;7
6;Vorwort;9
7;Inhalt;11
8;Abbildungen;12
9;Kapitel I;13
10;Kapitel I I;58
11;Kapitel I I I;106
12;Kapitel I V;135
13;Kapitel V;198
14;Kapitel V I;230
15;Register;288
16;Nachbemerkung;290
16.1;Eine englische Biographie;290
16.2;Ein biographischer Spleen;292
16.3;Eine spleenige Biographie;295
16.4;Zu den Illustrationen;299
16.5;Zum Text der Ausgabe;302
17;Inhaltsverzeichnis;304
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Leseprobe




Kapitel II




Der Biograph sieht sich nun mit einer Schwierigkeit konfrontiert, die er wohl besser eingestehen sollte, als darüber hinwegzugehen. Bis zu diesem Punkt im Erzählen der Lebensgeschichte Orlandos haben Unterlagen privater wie historischer Natur dem Biographen ermöglicht, seiner vornehmsten Pflicht nachzukommen, die darin besteht, in den unauslöschlichen Fußstapfen der Wahrheit einherzutrotten, ohne nach links oder rechts abzuschweifen, ohne sich von Blumen ablenken zu lassen, ohne auf Schatten zu achten, folgerecht weiter und immer weiter, bis wir ins Grab plumpsen und auf den Grabstein über unserem Kopf das Wort finis schreiben. Doch nun kommen wir zu einer Episode, die quer über unserem Weg liegt und folglich schwerlich zu übersehen ist. Dennoch ist sie verworren, rätselhaft, nicht belegt und somit schwer zu rechtfertigen. Ganze Bände könnten zu ihrer Interpretation verfasst werden, ganze Glaubensrichtungen auf ihrer Bedeutung begründet werden. Unsere schlichte Pflicht beschränkt sich darauf, die Tatsachen, soweit sie bekannt sind, zu verzeichnen und es dem Leser zu überlassen, seine jeweiligen Schlüsse daraus zu ziehen.

Im Sommer nach jenem unheilvollen Winter, der den Frost, das Tauwetter, das Hochwasser, den Tod vieler Tausender und den gänzlichen Ruin von Orlandos Hoffnungen mit sich gebracht hatte - denn Orlando wurde vom Hofe verbannt, in tiefster Ungnade bei den mächtigsten Edelleuten jener Zeit; der irische Zweig des Hauses Desmond war zu Recht erzürnt, und der König hatte schon genug Scherereien mit den Iren, als dass er diese zusätzliche Weiterung hätte vergnüglich finden können -, in jenem Sommer zog Orlando sich in sein großes Haus auf dem Land zurück und lebte dort in völliger Einsamkeit. Eines Morgens im Juni - es war Samstag, der achtzehnte - stand er nicht zu seiner gewohnten Zeit auf, und als sein Kammerdiener ihn wecken wollte, fand er ihn in tiefem Schlaf vor. Er lag da wie in Trance, atmete kaum merklich; und obwohl man unter seinem Fenster Hunde bellen ließ, Becken, Trommeln, Kastagnetten ununterbrochen in seinem Zimmer betätigt wurden, ein Zweig Stechginster unter sein Kissen gelegt wurde und Senfpflaster an seinen Füßen angebracht wurden, wachte er trotz alledem ganze sieben Tage lang nicht auf, nahm keine Nahrung zu sich und gab kein Lebenszeichen von sich. Am siebten Tag erwachte er zur gewohnten Zeit (um Punkt Viertel vor acht Uhr) und warf die ganze Schar kreischender Weiber und dörflicher Wahrsager aus dem Zimmer, was nur zu verständlich war; doch befremdlich blieb, dass er keinerlei Bewusstsein einer Trance zeigte, sondern sich ankleidete und nach seinem Pferd verlangte, als wäre er vom Schlummer einer einzigen Nacht erwacht. Wie jedoch geargwöhnt wurde, musste eine Veränderung in den Kammern seines Gehirns vor sich gegangen sein, denn obwohl er völlig bei Verstand war und gesetzter und ernster wirkte als früher, schien er sich nur in Bruchstücken seines früheren Lebens zu entsinnen. Er hörte zu, wenn andere von dem großen Frost erzählten, vom Schlittschuhlaufen und von den Festlichkeiten, doch abgesehen davon, dass er sich mit der Hand über die Stirn fuhr, als wollte er eine Wolke wegwischen, gab er nie zu erkennen, dass er all das miterlebt hatte. Als die Ereignisse der vergangenen sechs Monate beredet wurden, wirkte er nicht bekümmert, sondern vielmehr ratlos, als verstörten ihn undeutliche Erinnerungen an lange vergangene Zeiten oder als wollte er sich an Geschichten erinnern, die ihm ein anderer erzählt hatte. Es fiel auf, dass er bei der Erwähnung von Russland oder von Fürstinnen oder von Schiffen in unruhige Schwermut verfiel, aufstand und aus dem Fenster sah oder einen der Hunde zu sich rief oder ein Messer ergriff und an einem Stück Zedernholz schnitzte. Doch die Ärzte wussten sich kaum mehr Rat, als es heute der Fall ist, und nachdem sie Ruhe und Ertüchtigung verschrieben hatten, Fasten und Mästen, Gesellschaft und Einsamkeit, dass er den ganzen Tag im Bett verbringen und zwischen Mittags- und Abendmahlzeit vierzig Meilen im Sattel zurücklegen solle, mitsamt den üblichen Beruhigungs- und Anregungsmitteln, abwechselnd versetzt, je nachdem, wie sie es für passend befanden, mit heißer Molke von Wassermolchspeichel beim Aufstehen und einzelnen Dosen von Pfauengalle beim Zubettgehen, ließen sie ihn in Ruhe und verständigten sich auf den Befund, dass er eine Woche lang geschlafen habe.

Doch wenn das Schlaf gewesen war, wie wäre dann - was zu fragen wir uns nicht enthalten können - ein solcher Schlaf beschaffen? Ist so ein Schlaf ein Heilmittel, eine Trance, in deren Verlauf selbst die kränkendsten Erinnerungen, Geschehnisse, die das Leben für alle Zeiten zu lähmen scheinen, von einem dunklen Flügel berührt werden, der alles Schroffe von ihnen abstreift und sie vergoldet, ihnen Glanz und Schimmer verleiht, sogar den hässlichsten und niedrigsten darunter? Muss der Finger des Todes hin und wieder den Tumult des Lebens berühren, damit wir nicht vom Leben zerrissen werden? Sind wir so beschaffen, dass wir den Tod in kleinen Dosen täglich zu uns nehmen müssen, weil wir sonst das Geschäft des Lebens nicht weiter betreiben könnten? Und was sind das für sonderbare Mächte, die unsere geheimsten Eigenheiten erkunden und unsere kostbarsten Schätze verändern, ganz ohne unser Zutun? War Orlando in seiner Ermattung nach seinem unendlichen Leid für eine Woche gestorben und danach wieder zum Leben erwacht? Und wenn dem so war, welcher Natur war dann der Tod und war das Leben? Nachdem wir eine geschlagene halbe Stunde lang auf eine Antwort auf diese Fragen gewartet haben, aber vergeblich, wollen wir mit unserer Geschichte fortfahren.

Orlando gab sich nun einem Leben in völliger Einsamkeit hin. Zum Teil waren seine Ungnade bei Hofe und die Heftigkeit seines Kummers dafür verantwortlich, doch da er keine Anstalten traf, sich zu verteidigen, und nur selten jemanden zu Besuch einlud (obwohl er viele Freunde hatte, die gern gekommen wären), hatte es ganz den Anschein, als wäre er gern allein in dem großen Haus seiner Vorfahren. Einsamkeit war sein Begehr. Wie er die Zeit verbrachte, hätte niemand zu sagen gewusst. Die Dienstboten, in ungeminderter Zahl von ihm angestellt und hauptsächlich damit beschäftigt, in unbewohnten Zimmern Staub zu wischen und die Bettdecken von Betten zu glätten, in denen nie jemand schlief, beobachteten in der Dunkelheit des Abends, wenn sie bei Kuchen und Bier saßen, wie ein Licht sich durch die Flure bewegte, durch die Festsäle, die Treppe hinauf in die Schlafzimmer, und sie wussten, dass ihr Herr einsam im Haus umherwanderte. Niemand wagte ihm zu folgen, denn eine Vielzahl von Gespenstern suchte das Haus heim, und in seiner Weitläufigkeit konnte man sich leicht verirren und eine verborgene Treppe hinunterstürzen oder eine Tür öffnen, die sich für alle Zeiten schloss, wenn der Wind sie zublies - mitnichten ungewöhnliche Fährnisse, wie die häufigen Funde menschlicher und tierischer Skelette, in großer Pein verkrampft, augenscheinlich machten. Und dann war gar kein Licht mehr zu sehen, und Mrs. Grimsditch, die Haushälterin, sagte zu Mr. Dupper, dem Kaplan, wie sehr sie hoffe, es sei Seiner Lordschaft kein Unfall zugestoßen. Mr. Dupper äußerte dann die Ansicht, Seine Lordschaft sei ganz zweifellos auf den Knien, unter den Grabmälern seiner Vorfahren in der Kapelle, die sich im Billiard Table Court befand, eine halbe Meile entfernt am südlichen Ende der Anlage. Denn sein Gewissen, so fürchtete Mr. Dupper, sei mit Sünden beladen, worauf Mrs. Grimsditch recht schroff erwiderte, dass dies auf die meisten von uns zutreffe; und Mrs. Stewkley und Mrs. Field und die alte Amme Carpenter verwendeten sich daraufhin allesamt für ihren Herrn, und Stallknechte und Aufseher äußerten die Überzeugung, wie bedauerlich es sei, dass ein so vornehmer junger Edelmann im Haus herumlungerte, statt auf die Fuchsjagd zu gehen oder dem Wild nachzustellen, und sogar die kleinen Wäschermädchen und die Mädchen aus der Spülküche, die Judys und Faiths, die Trinkkrüge und Kuchen herumreichten, piepsten das Lob der Artigkeit Seiner Lordschaft, hatte es doch nie einen edelmütigeren Edelmann gegeben, freigebiger mit den kleinen Silbermünzen, mit denen man eine Docke Band oder ein Blumengesteck für das Haar der Liebsten erwerben konnte, bis sogar die Mohrin, die sie Grace Robinson nannten, um sie so zu einem Christengeschöpf zu machen, begriff, worum es ihnen zu tun war, und ihnen darin, dass Seine Lordschaft ein schöner, umgänglicher, bezaubernder Edelmann war, auf die einzige Weise zustimmte, die ihr zur Verfügung stand, indem sie nämlich alle Zähne fletschte. Kurzum, er erfreute sich bei all seinen Dienstleuten höchsten Ansehens, und sie verwünschten die ausländische Fürstin (die sie mit einem wesentlich gröberen Namen bedachten), die ihn in diese Kalamität gebracht hatte.

Doch selbst wenn vermutlich Hasenherzigkeit oder die Liebe zu gewärmtem Bier Mr. Dupper dazu verleitete, Seine Lordschaft zwischen den Grabmälern in Sicherheit zu wähnen, damit er nicht nach ihm sehen musste, kann Mr. Dupper dennoch durchaus recht gehabt haben. Mittlerweile fand Orlando ein eigenartiges Vergnügen an Vorstellungen von Tod und Verwesung, und nachdem er die langen Flure und Ballsäle mit der Kerze in der Hand durchmessen und Bild für Bild betrachtet hatte, als suchte er nach einem Porträt, das er nicht finden konnte, bestieg er den Kirchenstuhl der Familie und beobachtete stundenlang die bebenden Banner und das unstete Mondlicht, wobei ihm eine Fledermaus oder ein Totenkopfschwärmer...

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Kritik
»Man wird süchtig danach, die Freude der Schöpferin daran zu teilen, die Gestalt Orlandos geschaffen zu haben.«mehr

Autor

Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 in London als Tochter des Schriftstellers Sir Leslie Stephen geboren. Mit ihren frühen Romanen Mrs Dalloway und Zum Leuchtturm wurde sie zur führenden Autorin der klassischen Moderne. Neben Romanen verfaßte sie Kurzgeschichten und Essays. Sie wurde zu einer Leitfigur der Frauenbewegung. Am 28. März 1941 nahm sich Virginia Woolf in Lewes (Sussex) das Leben.