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Die schönsten Liebesgeschichten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
180 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am21.01.20131. Auflage
Als im Jahr 1348 in Florenz die Pest ausbricht, fliehen zehn adlige Florentiner auf ein Landgut außerhalb der Stadt. Zum Zeitvetreib erzählen sie sich Geschichten, jeden Tag zu einem neuen Thema. So entstehen einhundert Novellen, die im »Dekameron« versammelt sind. Boccaccios Novellensammlung ist ein lebendiges und unterhaltsames Zeugnis der sinnenfrohen italienischen Renaissance und sprüht vor sinnlicher Erotik und Frivolität. Amouröses und Leidenschaftliches begegnet uns ebenso wie wahre Liebe und Betrug. Die vorliegende Auswahl präsentiert die schönsten Liebesgeschichten aus diesem Meisterwerk der Weltliteratur.


Giovanni di Boccaccio, 1313 in Certaldo bei Florenz als unehelicher Sohn eines Kaufmanns und einer adligen Französin geboren, starb dort 1375 auf seinem Landgut. Sein Novellenzyklus Das Dekameron machte den Dichter weltberühmt und beeinflusste maßgeblich die italienische Kunstprosa.
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Produkt

KlappentextAls im Jahr 1348 in Florenz die Pest ausbricht, fliehen zehn adlige Florentiner auf ein Landgut außerhalb der Stadt. Zum Zeitvetreib erzählen sie sich Geschichten, jeden Tag zu einem neuen Thema. So entstehen einhundert Novellen, die im »Dekameron« versammelt sind. Boccaccios Novellensammlung ist ein lebendiges und unterhaltsames Zeugnis der sinnenfrohen italienischen Renaissance und sprüht vor sinnlicher Erotik und Frivolität. Amouröses und Leidenschaftliches begegnet uns ebenso wie wahre Liebe und Betrug. Die vorliegende Auswahl präsentiert die schönsten Liebesgeschichten aus diesem Meisterwerk der Weltliteratur.


Giovanni di Boccaccio, 1313 in Certaldo bei Florenz als unehelicher Sohn eines Kaufmanns und einer adligen Französin geboren, starb dort 1375 auf seinem Landgut. Sein Novellenzyklus Das Dekameron machte den Dichter weltberühmt und beeinflusste maßgeblich die italienische Kunstprosa.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458794004
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum21.01.2013
Auflage1. Auflage
Seiten180 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1235090
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Paganinos Gattin







Zweiter Tag
Zehnte Geschichte




Paganino von Monaco raubt die Gattin Messer Ricciardos di Chinzica; als der erfährt, wo sie ist, begibt er sich dorthin, befreundet sich mit Paganino und verlangt sie von ihm zurück. Paganino verspricht sie ihm, wenn sie wolle; sie will aber nicht mit ihm heimkehren und wird nach Messer Ricciardos Tode die Gattin Paganinos.

 

Die ganze ehrenwerte Gesellschaft pries die Geschichte, die ihre Königin erzählt hatte, als überaus schön, und besonders tat dies Dioneo, der der einzige war, der an diesem Tage noch zu erzählen hatte. Und als er mit seinen Lobeserhebungen zu Ende war, sagte er: Ein Umstand in der Erzählung der Königin hat mich, meine schönen Damen, veranlaßt, von der Geschichte, die ich im Sinne gehabt habe, abzusehn und euch eine andere zu erzählen: und dieser Umstand ist die Dummheit Bernabòs, bei der es nichts ausmacht, daß sie ihm gut ausgegangen ist; so wie er redet sich nämlich mancher Mann ein, daß seine Frau, während er sich auf seiner Reise durch alle möglichen Länder bald mit der einen, bald mit der andern vergnügt, daheim die Hände in den Schoß lege, geradeso als ob wir, die wir ja unter den Frauen zur Welt kommen und aufwachsen, nicht wüßten, wonach ihr Sinn steht. Mit der Geschichte, die ich euch erzählen werde, will ich euch nun zu gleicher Zeit zeigen, wie groß die Albernheit solcher Männer ist und um wieviel größer die etlicher anderer ist, die in der Meinung, sie vermöchten mehr als die Natur, glauben, mit eitelm Gefasel etwas, was ihnen unmöglich ist, möglich machen zu können und sich abmühen, einen andern zu dem zu machen, was sie selber sind, wenn dies auch dem ganzen Wesen dessen, an dem sie sich versuchen, widerstrebt ist.

Es war also einmal in Pisa ein Richter, Messer Ricciardo di Chinzica mit Namen, der mehr mit geistigen Kräften als mit körperlichen begabt war; der war vielleicht der Meinung, er werde eine Frau mit derselben Arbeit zufriedenstellen, wie er sie in seiner Gelehrtenstube verrichtete, und so trachtete er, der sehr reich war, mit allem Eifer, eine schöne und junge Dame zur Frau zu bekommen, obwohl er, wenn er sich ebenso gut zu beraten gewußt hätte wie andere, gerade diesen beiden Eigenschaften hätte ausweichen sollen. Und sein Wunsch ging in Erfüllung; denn Messer Lotto Gualandi gab ihm eine seiner Töchter, Bartolommea mit Namen, eines der schönsten und lebhaftesten Mädchen in Pisa, wo es ja überhaupt nur wenige gibt, die nicht den Eidechsen gleichen. Nachdem sie der Richter mit großen Festlichkeiten heimgeführt und eine schöne, prunkvolle Hochzeit gefeiert hatte, unterfing er sich in der ersten Nacht, um die Ehe zu vollziehen, ein einziges Mal, sie zu berühren; und es hätte nicht viel gefehlt, so wäre es auch das eine Mal eine Niete gewesen, und am Morgen mußte er sich, mager und dürr und kraftlos wie er war, mit rotem Weine und stärkenden Latwergen und andern Mittelchen wieder zum Leben bringen. Da der Herr Richter nunmehr seine Kräfte besser einschätzte, als er zuvor getan hatte, begann er seine Frau einen Kalender zu lehren, der Kindern, die ungern in die Schule gehn, wohl getaugt hätte und vielleicht in Ravenna gemacht worden war. Denn nach seinen Erklärungen gab es nicht einen Tag, auf den nicht, von einem gar nicht zu reden, sondern mehrere Feste gefallen wären, die, wie er ihr mit mancherlei Gründen erklärte, dadurch gefeiert werden mußten, daß sich Mann und Frau einer derartigen Vereinigung enthielten; dazu kamen noch die Quatember und die Vigilien der Apostel und tausend anderer Heiliger und die Freitage und die Samstage und der Tag des Herrn und die vierzigtägige Fastenzeit und etliche Mondviertel und viele andere Ausnahmen, weil er vielleicht meinte, mit der Frau im Bette gelte es ebenso Ferien zu halten, wie er sie dann und wann in seinem Richteramte hielt. Und diese Weise hielt er lange ein, nicht ohne großes Mißvergnügen der Dame, auf die es kaum einmal im Monat traf; dabei hütete er sie aber wohl, auf daß sie nicht ein anderer die Werktage kennen lehre, so wie er sie die Feiertage gelehrt hatte. Nun geschah es zur Zeit der großen Hitze, daß Messer Ricciardo Lust bekam, auf ein sehr hübsches Landgut in der Nähe des Monte Nero zu gehn und dort, um frische Luft zu schöpfen, etliche Tage zu verweilen; und dorthin nahm er seine schöne Gattin mit. Um ihr nun in der Zeit, die sie sich dort aufhielten, einige Unterhaltung zu bieten, veranstaltete er einen Fischfang, und er fuhr mit den Fischern in einem Kahne hin und sie mit andern Damen in einem andern; und das Vergnügen lockte sie so, daß sie, ohne es gewahr zu werden, etliche Meilen weit ins Meer hinausfuhren. Und während sie voll Aufmerksamkeit zusahen, kam plötzlich eine Galeere Paganinos da Mare daher, der damals ein berühmter Seeräuber war; und als der die Kähne sah, hielt er auf sie zu, und die konnten nicht so schnell fliehen, daß nicht Paganino den erreicht hätte, in dem die Damen waren. Als er nun die schöne Dame sah, nahm er sie, ohne nach sonst etwas zu verlangen, vor den Augen Messer Ricciardos, der schon gelandet war, auf seine Galeere und fuhr davon. Ob der Herr Richter, der auf jedes Lüftchen eifersüchtig war, bei diesem Anblicke betrübt gewesen ist, das braucht keiner Frage. Es war nutzlos, daß er über die Schändlichkeit der Seeräuber sowohl in Pisa als auch an andern Orten Klage führte, und er wußte auch nicht, von wem und wohin ihm seine Gattin entführt worden war. Paganino aber war ganz zufrieden, als er sah, daß sie so schön war; und weil er keine Frau hatte, gedachte er sie immer bei sich zu behalten und begann ihr, die heftig weinte, mit süßen Worten Trost zuzusprechen. Als dann die Nacht gekommen war, setzte er, dem der Kalender aus dem Gürtel gefallen war und der alle Feste und Feiertage vergessen hatte, seine Tröstungen mit Werken fort, weil es ihn deuchte, die Worte bei Tag hätten nichts gefruchtet; und er tröstete sie auf eine solche Weise, daß sie, bevor sie noch nach Monaco kamen, den Richter samt seinen Gesetzen vergessen und sich freudig in Paganinos Lebensweise geschickt hatte. Und als er sie nach Monaco gebracht hatte, hielt er sie außer den Tröstungen, die er ihr bei Tag und Nacht spendete, auch sonst so ehrlich, wie wenn sie seine Gattin gewesen wäre. Einige Zeit darauf kam dem Herrn Richter zu Ohren, wo seine Frau weilte; und weil er vor Sehnsucht nach ihr glühte, so faßte er in der Meinung, daß kein anderer die Sache richtig anzupacken verstände, den Entschluß, sie selber zu holen. Und er stieg zu Schiffe und fuhr nach Monaco und dort sah er sie und sie ihn; aber sie sagte das am Abende ihrem Paganino und teilte ihm ihre Absicht mit. Kaum hatte Messer Ricciardo am nächsten Morgen Paganino gesehn, so machte er sich auch schon an ihn heran und floß in kurzer Zeit von Beteuerungen einer innigen Freundschaft über, während sich Paganino stellte, als kennte er ihn nicht, und wartete, wo er hinaus wolle; als es dann Messer Ricciardo an der Zeit schien, entdeckte er ihm, so gut und so höflich wie er nur konnte, den Grund seines Kommens, und bat ihn, so viel zu nehmen, wie ihm beliebe, und ihm dafür die Dame zurückzugeben. Paganino antwortete mit freundlichem Gesicht: »Seid willkommen, Messer; und um Euch kurz zu antworten, sage ich Euch folgendes: Es ist wahr, daß ich eine junge Frau im Hause habe; ob sie aber Eure oder eines andern Gattin ist, weiß ich nicht, da ich Euch überhaupt nicht kenne und sie auch nicht länger als seit der kurzen Zeit, die sie bei mir ist. Wenn Ihr, wie Ihr sagt, ihr Gatte seid, so werde ich Euch, weil Ihr mir ein liebenswürdiger Mann scheint, zu ihr führen, und ich bin überzeugt, daß sie Euch erkennen wird: sagt sie, daß es so ist, wie Ihr sagt, und will sie mit Euch gehn, so werde ich mich, Euerer Liebenswürdigkeit halber, mit dem begnügen, was Ihr selber mir als Lösegeld für sie geben wollt; trifft das aber nicht zu, so wäre es garstig von Euch, wenn Ihr sie mir nähmet: ich bin ja ein junger Mann und kann mir so gut wie ein anderer eine Frau halten und sonderlich sie, die die liebenswürdigste ist, die ich je gesehn habe.« Darauf sagte Messer Ricciardo: »Sie ist wirklich meine Frau, und wenn du mich zu ihr führst, so wirst du es sehn; augenblicklich wird sie mir um den Hals fallen. Und darum verlange ich nichts andres, als was du selber bestimmt hast.« - »So wollen wir denn gehn«, sagte Paganino. Als sie daher zu Paganino gegangen waren, ließ Paganino die Dame in den Saal, wo sie waren, rufen, und sie trat alsbald, hübsch gekleidet und geschmückt, aus einem Gemache und ging zu Messer Ricciardo und Paganino; aber sie begrüßte Messer Ricciardo nicht anders, als wie sie jeden Fremden begrüßt hätte, der zu Paganino gekommen wäre. Der Richter, der erwartet hatte, sie werde ihn mit hellem Jubel empfangen, verwunderte sich baß, als er das sah, und sagte bei sich selbst: >Vielleicht haben mich der lange Schmerz, den ich seit ihrem Verluste ertragen habe, und der Gram um sie so verändert, daß sie mich nicht erkennt.< Darum sagte er: »Der Fischfang, Frau, zu dem ich dich geführt habe, ist mir teuer zu stehn gekommen; denn nie noch habe ich einen solchen Schmerz ausgestanden wie den, den ich seit dem Tage, wo ich deiner verlustig geworden bin, gefühlt habe. Und du scheinst mich nicht zu erkennen, so fremd sprichst du zu mir. Siehst du nicht, daß ich dein Messer Ricciardo bin, der hierhergekommen ist, um diesem Edelmanne, in dessen Hause wir sind, alles, was er verlangt, zu zahlen, damit ich dich wiederhabe und mitnehmen kann? Und er gibt dich mir, dank seiner Güte, um eine Summe zurück, die ich selber bestimmen darf.« Die...


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Autor

Giovanni di Boccaccio, 1313 in Certaldo bei Florenz als unehelicher Sohn eines Kaufmanns und einer adligen Französin geboren, starb dort 1375 auf seinem Landgut. Sein Novellenzyklus Das Dekameron machte den Dichter weltberühmt und beeinflusste maßgeblich die italienische Kunstprosa.